(LaudeSProduktenbörse Stuttgart). Bericht vom 10. Okt. Die Stimmung auf dem Weltmarkt war in abgelaufener Woche wesentlich fester, da sowohl Rußland als auch Rumänien ihre Preise beträchtlich erhöhten und auch die amerik. Terminbörsen wieder bessere Kurse verzeichnet««. Die Saatenstandsberichte von Argentinien, wo bekanntlich in den Monaten Dezember und Januar Ernte ist, lauten bisher günstig. Landware ist infolge der Feldarbeiten immer noch spärlich angeboten und die Preise sind höher. — Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack Mehl Nr. 0: 33.— bis 34.— Nr. 1: 82.— «k bis 33.—
Nr. 2: 31.— bis 32.— Nr. 3: 29.50 bis 30.50
Nr. 4: 26.— ^ bis 27. - Kleie 8.50 bis 9 ^ (ohne
Sack netto Kasse).
vermischtes!
Kalenderreform.
Die Einführung eines sogenannten Normalkalenders würde, außer der Aenderung der Monatsrechnung und der Ausscheidung des Neujahrstages aus dieser noch eine Neuerung mit sich bringen, über die in weiteren Kreisen noch keine rechte Klarheit vorhanden zu sein scheint. Soll nämlich das Ziel der Reform — jedes Monatsdatum soll in jedem Jahre auf den gleichen Wochentag fallen — erreicht werden, so ist es selbstverständlich, daß der Neujahrstag auch aus der Wochenrechnung ausscheiden muß, denn das Jahr hat bekanntlich 52 Wochen und einen Tag. Wird die Reform eingeführt, dann fällt der Jahresbeginn nicht mehr auf Sonntag oder Montag usw. den 1. Januar, sondern einfach auf den „Neujahrstag". Dieselbe exklusive Stellung nimmt in dem neuen Kalender auch der Schalttag in jedem vierten Jahre ein; er erscheint dann nicht mehr am 24. Februar, sondern am Beginn der zweiten Jahreshälfte, zwischen dem 31. Juni und dem 1. Juli als besonderer Tag ohne Datumsund Wochenlagsbezeichnung als „Schalttag". Auch wurde schon darauf hingewiesen, daß zur Einführung des Normalkalenders der Beginn des nächsten Jahres 1911 besonders günstig sein würde. Nach unserer jetzigen Zeitrechnung fängt es mit einem Sonntag an. An Stelle dieses Sonntags tritt dann der Neujahrstag, es folgt Montag der 1. Januar usw. Hiermit wäre der Uebergang von der alten zur neuen Einteilung des Jahres bewerkstelligt, ohne daß Verschiebungen in der Wochenrechnung nötig geworden wären. Allerdings würde von diesem Zeitpunkt an nicht nur jedes Vierteljahr, sondern auch die Woche mit Montag anfangen und' mit Sonntag enden, denn man kann doch nach dem Neujahrstag nicht mit einer angebrochenen Woche beginnen; zweckmäßig muß auch der Jahresschluß auf den letzten Tag der Woche und nicht auf den Beginn einer neuen fallen. Diese Aenderung wäre jedoch so belanglos, daß ihr Bedenken kaum entgegenstehen werden. Wird nun das Osterfest auf einen bestimmten Sonntag festgelegt — nach dem v. Hesse - Warteggschen Vorschläge auf den ersten Sonntag nach dem 4. April — so würde von da an in jedem Jahre der 7. April Ostersonntag, der 26. Mai Pfingstsonntag sein. Weihnachten würde dann stets auf Montag und Dienstag, der Heiligenabend auf Sonntag fallen. Aus wirtschaftlichen Gründen dürfte aber die Verlegung des Christfestes auf den 24. und 25. Dezember, das heißt auf Sonntag und Montag vorteilhaft erscheinen. In der Geschäftswelt ist in den Jahren, in denen der Weihnachtsabend auf einen Sonntag fällt, die Geschäftsbeschränkung am letzten Tage vor dem Fest von jeher besonders unangenehm empfunden worden. Ebenso ist die Aufeinanderfolge von Sonntag und zwei gesetzlichen Feiertagen als ständige Einrichtung nicht wünschenswert.
Leopard und Paviane im Kampf. In der „Straßb. Post" veröffentlicht P. Ritter (Okahua) Schilderungen seiner Jagderlebnisse in Deutsch-Westafrika. Unter anderem erzählt er: „Die bekannte Vorliebe des Leoparden für das Fleisch des Pavians, das für ihn einen besonderen Leckerbissen bildet, wird in Drutsch-Westafrika gern zur Köderung des Raubtiers beim Fallenstellen benutzt. Wie teuer aber einst ein Leopard solche Feinschmeckerei bezahlen mußte, konnte ich zufällig beobachten. Im Schatten einer Felswand saß ich über Mittag rastend. Schräg vor mir war eine tiefe Felsspalte, in der, nach dem Ab- und Zufliegen der Vögel zu urteilen, noch Wasser war. Ein kleiner Fluß hatte dort den Weg durch gewaltige Felsbänke gefunden. Mittag war schon fast vorbei, als eine Herde Paviane in flinken Sprüngen brüllend von der mir gegenüberliegenden Höhe herabkletterte, um zu dem Wasser zu gelangen. Ich saß unbeweglich in Deckung. Ein großes Männchen ging vorsichtig sichernd voraus und rief bald in tiefen Tönen der Herde zu, die nun schnell nachkam. Zuletzt kam eine Affenmutter mit zwei
Kleinen, die sie behutsam vor sich hersteigen ließ. Da sprang blitzschnell ein Leopard hinter einem Felsblock vor und schlug mit einem einzigen Griff seiner Pranke den ihm zunächst erreichbaren, kleinen Pavian nieder. Als er mit seiner Beute flüchten wollte, packte die wütende Affenmutter ihn an und nahm, gereizt brüllend, den Kampf auf. Die anderen Paviane stutzten und machten beim Anblick des Räubers sofort kehrt, um sich gemeinsam auf den Feind zu stürzen. Der Leopard war mit seiner Gegnerin eben fertig geworden, als er, von allen Seiten umringt, einen neuen, sehr ungleichen Kampf beginnen mußte. Wohl erlagen noch zwei Paviane der überlegenen Kraft des Raubtiers, doch auch die Affen sind muskulös und haben ein furchtbares Gebiß. Die gewaltige Katze mußte schließlich unterliegen. Nach kurzem wütendem Ringen wurde sie buchstäblich in Stücke gerissen. Die nie gesehene Kampfszene hatte mich in ihrer ursprünglichen Wildheit so gefesselt, daß ich gar nicht selbst eingreifen konnte. Bei der Schnelligkeit des ganzen Auftritts wäre es auch kaum möglich gewesen. Nun ich den Leoparden als unförmige Masse für mich verloren und wertlos sah, mochte ich mit den erregten Affen nichts mehr zu tun haben und entfernte mich. Nie aber habe ich den Mangel eines photographischen Apparats so lebhaft empfunden."
Kaffern-Namen. In der illustrierten Zeitschrift „Der Weltcourier" veröffentlicht Hans Fischer allerlei schnurrige Erlebnisse aus Deutsch - Südwest- afrika, darunter auch folgenden Beitrag zur deutschen Namengebung: Während meiner Abwesenheit auf Okombahe fand die kommissarische Vernehmung mehrerer Eingeborenen in einer Diebstahlsaffäre statt. Die Stationsbesatzung hatte den am Platze ansässigen Bergdamaras oder „Klippkaffern" teils aus dem Bestreben heraus, die deutsche Sprache einzuführen, teils aüs einem Anflug von Humor, den die rasende Langeweile an dem Orte zeitigte, die absonderlichsten Namen beigelegt. Zudem waren aber ihre Nama- Namen, wie: Kaiki, Tfawaffe, Numnawatere usw., mit ihren Schnalz- und Zischlauten fast unaussprechliche Sachen. Ein Gerichtsassessor eröffnete die Sitzung. Acht Kaffem und drei Hottentottenfrauen waren versammelt, und als erster von ihnen wurde der „Dorfschulze" vernommen. „Wie heißt du?" frug der Assessor. „Schafskopp!" antwortete der Kaffer. „Was, Schafskopp?" frug lächelnd der Gerichtsherr. „Heißt du wirklich so und bist du mit diesem Namen zufrieden?" Schafskopp, der Häuptling, warf sich in die Brust und sagte in fließendem Deutsch: „Das ist mein deutscher Name, da jetzt deutscher Kaiser Herr im Lande ist I" Dann folgten die anderen Eingeborenen: „Trampeltier, Penner, Doktor, Penner, Dickwanst, Faultier, Waschweib, Berlin und Fußlappen." Die Namen der Hottentottenschönen lauteten: „Schrulle, Servus und Padde." Es mußte sein; man nahm diese Namen in dem Protokoll auf. Später wurde Remedour geschaffen und die Leute offiziell umgetauft. Indes weiß ich, daß „Schafskopp" und auch die „Schrulle" nie selbst von ihrem „verliehenen" Namen abgingen.
Perlen. Die neu erwachte Vorliebe für Perlenschmuck jeder Art bringt eine französische illustrierte Zeitschrift zu der Feststellung, daß die längste Perlenkette der Welt sich in Deutschland befindet und der „schönsten Frau des Berliner Hofes", der Fürstin v. Pleß, gehört. Die Kette mißt mehr als sieben Meter und besteht aus ungefähr 2000 Perlen. Wenn ihre Besitzerin sie als Perlenkollier tragen wollte, würde sie sie nicht weniger als 20 mal um den Hals legen können. Als Uhrkette oder als Fächerkette angeordnet, müßte die Kette 4 mal zusammengelegt werden, damit sie nicht länger wäre, als die gewöhnlichen Uhrkelten. Sie läßt bei ihrer Länge noch mannigfache andere Verwendungen zu. Auf einer Photographie der Fürstin v. Pleß. oie die Zeitschrift veröffentlicht, hat sich die Fürstin z. B. das Vergnügen gemacht, mit ihr ihr Kleid oberhalb der Knöchel mehrfach zu umwickeln. Sie ist dabei dennoch 2mal um den Hals gelegt.
sNoch besser.) Moritz (der mit seinem Bruder wegen Unfugs ins Bett gesteckt ward und nun seinen Vater vor der Schlafzimmertür hört): „Hans, eben kommt Vater — ich tue, als ob ich schon fest schliefe." — Hans: „Ich nicht — ich stehe lieber auf und ziehe ein ganz dickes Paar Hosen an, das hilft mehr."
jReinfall.j Mann (der verreist war): „Als ich diese Ansichtskarte schrieb, da hatte ich große Sehnsucht nach dir, du siehst noch die Tränenspuren ..." — Frau: „Schweige, Heuchler, ich habe sie vom Chemiker untersuchen lassen, es sind ja . . . Weinflecken!"
Rätsel.
Ich bin ein Dichter, dir bekannt;
Als Werkzeug kennest du mich wieder. Werd' ich mit anderem Kopf genannt, Senk' ich mich kühl zur Erde nieder.
Anflösung des Rätsels in Nr. 161.
Der Hase.
(Blut — Schweiß; Ohren —Löffel; Beine — Läufe). Richtig gelöst von Marie Maisenbacher in Langenbrand.
Epilog r« Gustav Mahlers achter Symphonie.
(Nach der stattgehabten Münchner Uraussührung mit 1000 Mitwirkenden.)
öäsjestoso, animsto, presto, dolce, pirricsto, pisnissimo, kurioso, I^usmMndo, Ismentoso,
Lon soräino, con dolore, ^IleZretto, con amore, — Bierundsechzigstel-Triolen, Bässe, Tuben und Violen, Kanons, Modulationen, Quinten, Variationen,
Lis-Vur, as-moll, Soli, tutti, Chöre, Orgel, tutti frutti, — Pauken, Harfen, Xylophörner, nur Geduld, — es wird noch
schöner:
Trommeln, Becken, Schell'n, Posaunen, Donnerblechzeug
und Kartaunen,
Rathausglockenspielgehämmer, Löwenbrüllen, Schrei der
Lämmer,
Huppenklang, Propellerschwirren, Alphornton und Waffen-
klirren, —
Alles dieses steckt — und wie! — in der achten Symphonie Gustav Mahlers! — O du mein! wie wird erst die „Neunte"
sein!
(„Meggendorser Blätter".)
Kriegschronik von 187M.
11.12. Lltobcr 187«.
Schlacht und Sieg bei Orleans, Gefecht bei Bruyeres. Ueberfall bei Stenay, Orleans erstürmt.
61. Depesche vom Kriegsschauplatz. „Heute nach 9ftündigem Kampfe die Loire-Armee auf Orleans zurückgeworfen. Orleans erstürmt. Mehrere Tausend Gefangene gemacht. Diesseitiger Verlust verhältnismäßig gering. Diesseits engagiert: l.bayr. Korps, 22. Infanterie- und Kavallerie-Division.
Versailles. v. Podbielski."
Die Franzosen waren den Deutschen doppelt überlegen, das Gelände war sehr schwierig. Die französische Artillerie tat ihre Pflicht. Sie zielte gut und demonstrierte 3 deutsche Geschütze. Auch die Infanterie schlug sich gut. Große Tapferkeit zeigten die päpstlichen Zuaven und die Fremdenlegion; letztere wurde fast ganz aufgerieben. Der Kampf war ein sehr erbitterter und zuletzt wurde Haus um Haus gekämpft. — Die französischen regulären Truppen, 25 000 Mann stark, waren aus fast allen Regimentern zusammengesetzt worden. Auf 5 oder 6 Mann traf ein päpstlicher Zuave, die aus dem Kirchenstaate übergetreten sind.
Epernay. In Schloß Boursault wurde der Gutsherr, Graf Chevigny, verhaftet, weil er Leute gedungen hatte, hinter den deutschen Truppen die Eisenbahnen zu zerstören. Viele an 'der Bahn gelegene Orte müssen Geiseln stellen, um die Bahnzerstörungen hintanzuhallen.
Montmedy. Die Besatzung der Festung Montmedy überfiel bei dichtem Nebel den Etappenkommandanten in Stonay, nahmen diesen und mehrere Offiziere, sowie etwa 140 Landwehrleute und Kranke gefangen und schleppten auch die Kasse mit 10 000 Franks mit fort.
Gefecht bei Breteuil und bei Spinal, letzteres lediglich Avantgardengefecht. — In Paris fehlt ab heute Butter.
Versailles. General Senfft von Pilsach vertrieb heute 3000 Mobilgarden aus Breteuil. Vor Paris nichts Neues. — Die französische Flotte ist in die Nordsee zurückgekehrt und hält sich in der Nähe von Helgoland auf.
Französische Soldaten vom Fort Jssy haben auf einer Rekognoszierung gegen Dlermart mit bayerischen Truppen in einer Kneipe gezecht.
Metz. Prinz Friedrich Karl hat dem Marschall Bazaine mitgeteilt, daß Se. Majestät der König ihm auf seine Vermittlung hin den Auftrag gegeben hat, den Adjutanten des Marschalls nach Versailles ins königliche Hauptquartier zu befördern.
Spinal. Das Armeekorps des Generals von Werder vertrieb mit seiner Artillerie den Feind der in eiligster Flucht seine Verwundeten barg und in bereitstehenden Eisenbahnzügen nach Süden entkam.
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Aus den CuMer
RedÄtio«, Druck uud Verla- von L. Meeh tu Neuenbürg.