Stuttgart, 5. Oktbr. Der heurige Herbst­verkehr wird durch verschiedene Umstände ungünstig beeinflußt werden und voraussichtlich nicht den Um­fang des Vorjahrs annehmen. Die Weinernte liefert einen geringen Ertrag, so daß mit einem nennens­werten Versand württembergischen Weins nicht ge­rechnet werden kann. Infolge des reichlichen Obst­ertrags im Inland wird die Einführung fremden Obstes nach Württemberg und sein Weiterverkauf innerhalb Landes nicht sehr erheblich sein. Dazu kommt, daß eine Wiederbelebung der Industrie seit dem wirtschaftlichen Tiefstand der Jahre 1907/08 im allgemeinen noch nicht in dem erwarteten Maße eingetreten ist. Diese Verhältnisse veranlassen die Eisenbahnverwaltung zwingender Notwendigkeit den zur Abwicklung des Herbstgüterverkehrs entstehenden persönlichen und sachlichen Aufwand auf das not­wendigste Maß zu beschränken und namentlich bei der Einstellung von Aushilfen für diesen Verkehr weitgehende Beschränkung zu üben. Schon bei der Einstellung sind die Leute, die nur zur Befriedigung eines vorübergehenden Bedürfnisses erforderlich sind, darauf aufmerksam zu machen, daß sie mit einer dauernden Verwendung nicht rechnen können.

Ende dieses Monats sollen die Probefahrten mit dem achten Zeppelinluftschiff,Ersatz Deutsch- and", in Friedrichs Hafen stattfinden, worauf dann sofort die im Sommer unterbrochenen Passagier­fahrten von Düsseldorf aus wieder beginnen würden. Das neue Luftschiff hat eine größere Tragfähigkeit und kann statt der 20 Fahrgäste derDeutschland" 24 an Bord nehmen. Zur Verhütung neuer Explo­sionen ist das 19 000 Kubikmeter haltende Luftschiff oberhalb der Gondel mit Aluminium bekleidet.

Die landwirtschaftliche Winterschule Leon­berg wird in diesem Jahr, wie aus der Bekannt­machung im heutigen Inseratenteil ersichtlich ist, am 10. November wieder eröffnet. Wir möchten nicht versäumen, darauf hinzuweisen, daß den Söhnen von Landwirten in einer derartigen Schule Gelegen- heil geboten ist, sich die nötigen Fachkenntnisse an- zueignen. Da die durch diesen Schulbesuch erwachsen­den Kosten nur geringe sind, sollte jeder einsichtige Landwirt, dessen Verhältnisse es erlauben, seinen Sohn eine landwirtschaftliche Schule besuchen lassen.

Vom Lande, 6. Okt. Infolge des heurigen Fehlherbstes werden vielfach von Wirten aus­ländische Trauben eingeführt, die gekeltert und

als Getränke in die Wirtskeller eingelegt werden. Man stoßt nun nicht selten auf die Ansicht, als ob solche Weine, wenn sie für den schwäbischen Gaumen zu herb oder zu sauer sind, durch Zuckerzusatz mund­gerechter gemacht werden können. Allein das Wein­gesetz untersagt die Zuckerung ausländischer Weine. Es sind sonach Weine, die aus ausländischen Trauben hergestellt und mit Zucker vermischt sind, keine Wirts­weine, sie sind unverkäufliches Getränk, und ihr Konsum beschränkt sich auf den Wirt und seine Familie. Der Privatmann kann natürlich mit aus­ländischen Trauben oder Weinen anfangen was er will, wenn diese nur als Haustrunk verwendet werden.

Aus StaSt» Bezirk uns Umgebung.

* Neuenbürg, 4. Oktober. Heute wurde die jährliche Diözesansynode hier gehalten. Eröffnet wurde sie mit Predigt von Pfarrer Renz (Otten­hausen) über 1. Kor. 15, 58. Den Verhandlungen im Rathaussaal wohnten außer den 33 Mitgliedern der Synode und 2 unständigen Geistlichen als Gäste an der Vertreter des K. Oberamts, Amtmann Gaiser, der Revident des Diözesanausschusses, Oberamtssparkassier Holzapfel, und Stadtschultheiß Stirn. Aus dem Uebersichtsbericht des Dekans war zu entnehmen, daß neben beklagenswerten Er­scheinungen der Gegenwart, die sich allerwärts fühl­bar machen und auch in hiesigem Bezirk deutlich hervortreten, teils in Gestalt einer rein aufs Sinn­liche gerichteten Lebensrichtung, teils in Gestalt un­nötiger Zersplitterung, doch auch bemerkenswerte Fortschritte verglichen mit dem Stand vor 10 ! Jahren verzeichnet werden dürfen. Verschiedene ! Gemeinden haben sich um zweckmäßigere Einricht- ! ungen für die Pflege des gottesdienstlichen Lebens und der Vereinsarbeit mit Erfolg bemüht (Birkenfeld, Calmbach, Ottenhausen). In 2 Gemeinden sind die i entscheidenden Schritte getan zur Erwerbung eines ' Gemeindehauses (Neuenbürg und Loffenau). In naher Sicht steht die Erbauung einer Kirche in Conweiler. An kirchlichen Kollekten sind im Jahr 1909 eingegangen 14 505 Mk. (gegenüber 10800 Mk. im Jahr 1899). Für die Mission sind, soweit es zur kirchlichen Kenntnis gekommen, gespendet worden 5989 Mk., für den Gustav-Adolf-Verein 1992 Mk., für den Kirchl. Hilfsfonds 210 Mk. Die Zahl der Kinderpflegen im Bezirk beziffert sich

auf 13. Die Krankenpflegestationen haben sich gegenüber dem Vorjahr um zwei weitere (Engels­brand und Schwann) vermehrt; im ganzen sind es jetzt 9, wovon 3 vom altenDiakonissenhaus", 2 vomKarl-Olgahaus", 2 vomHaller Diakonissen­haus" und 2 von badischen Mutterhäusern besetzt sind. Pfarrer Weymüller (Dobel) erstattete der Synode ein eingehendes Referat über Evangeli­sation. Zu Mitgliedern des Diözesan-Aus- schusses wurden für die nächsten 3 Jahre gewählt Stadtpfarrer Rösler von Wildbad und Stadtpfleger Olpp von hier. Bei dem im Gasthof z.Sonne" eingenommenen Mittagsmahl nahm Dekan Uhl Veranlassung, das geplante Reformationsdenkmal in Stuttgart in Erwähnung zu bringen. Es soll seine Aufstellung finden in der Nähe der Hospitalkirche, derjenigen unter den evangelischen Kirchen der Landes­hauptstadt, von welcher die Reformation des Landes zuerst ausgegangen ist. und soll ein Wahrzeichen dessen sein, daß weder die Reformatoren selbst noch die ihnen dankbare evangelische Nachwelt zu den Feinden" desKreuzes Christi" gezählt sein wollen.

Neues Gesangbuch. Laut Beschluß des Kgl. Konsistoriums ist eine neue Ausgabe des Gesang­buchs vor dem Jahre 1913 falls überhaupt eine solche zustande kommt nicht zu erwarten.

ReklameteN.

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ttnulichs Bekanntmachungen unS Privat-Knzeigen.

K. Hberarnt Weuerröürg.

Schlächterei-Anlage.

Der Metzger Emil Garrzhor« in Gräfeuhausen beab­sichtigt, in einem Neubau hinter dem Wohngebäude Nr. 7 am Ortsweg Nr. 1 daselbst eine Schlächterei einzurichten und zu betreiben.

Etwaige Einwendungen gegen dieses Unternehmen sind binnen 14 Tagen, vom Tag nach Ausgabe dieses Blattes an gerechnet, hier anzubringen. Nach Ablauf dieser Frist bleiben Einwendungen, soweit sie nicht auf privatrechtlichen Titeln be­ruhen, unberücksichtigt.

Pläne und Beschreibungen können in der Oberamtskanzlei eingesehen werden.

Den 7. Oktober 1910. Amtmann Gaiser.

Neuenbürg.

Ein sttuM. Logis

mit 4 Zimmern samt Zubehör ! haben auf 1. Januar 1911 zu !vermieten

Warmer L Söhne.

Calmbach.

eüanntmachung.

Am kommende« Donnerstag den 13. Oktober ds. Js.

wird durch den Bezirksgeometer

im Ort, an der Straße nach Schömberg «nd Oberreichen­bach, Brühl u.nd Au eine Grenzbesichtigung vorgenommen.

Die Grundeigentümer werden hiemit aufgefordert, in den zur Besichtigung vorgemerkten Gewenden sämtliche Marksteine bis zu obigem Zeitpunkt aufzudecken.

Den 7. Oktober 1910. Schultheitzeuamt.

Hoernle.

I». Weizenmehl Roggenmehl Nr. 0 u. 1 Gerstenmehl Welschkornmehl Welschkornschrot gz. Welschkorn sämtl. Futtermehle Gerste und Leinmehl.

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Neuenbürg.

Bekanntmachung.

Die bezügl. des Ortsetters der Wildbader­straße verfügte Fuhrwerkssperre ist vom nächsten Dienstag dm 11. ds. Mts. ab

Mss- aufgehoben. "Wg

Den 8. Oktober 1910.

Ortspolizeibehörde.

Stirn.

Die Landwirtsch. Winterschule in Leonberg

wird am 10. November ds. Js., vormittags 9ffs Uhr wieder eröffnet werden. Der Kurs dauert bis Mitte März 1911. Die Aufzunehmenden müssen das 15. Lebens­jahr zurückgelegt haben und gut beleumundet sein. Der Anmeldung sind das letzte Schulzeugnis, ein Geburtsschein und die Einwilligung des Vaters bezw. des Pflegers beizu­schließen.

Die Schüler haben ein Schulgeld von 15 resp. 25 ^ zu entrichten und auch die Kosten für Kost und Wohnung selber zu bestreiten. Der Unterzeichnete wird übrigens den­selben bei der Beschaffung von Kost und Wohnung, welche hier billig erhältlich sind, mit Rat und Tat an die Hand zu gehen.

Der Lehrplan der Schule, sowie Anmeldeformulare können von dem Unterzeichneten Schulvorstande, welcher auch die Anmeldungen zur Aufnahme in die Schule entgegen­nimmt, bezogen werden.

Der Schulvorstand

Landwirtschaftsinspektor Ströbele.