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Neuenbürg, Samstag den 8. Oktober 181».

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RunSichau

Das Kaiserpaar hat am vergangenen Don­nerstag den Aufenthalt in Jagdschloß Rominten wieder beendigt und sich in Begleitung der Prin­zessin Viktoria Luise nach Cadinen begeben, wo die kaiserlichen Herrschaften bis zur Rückkehr in das Neue Palais noch bis zum 10. Oktober zu verweilen gedenken. Doch ist es möglich, daß diese Dispo­sitionen inzwischen eine Aenderung erlitten haben, da nach Berichten von verschiedenen Seilen an diesem Samstag in Schloß Friedberg dem Besuche Kaiser Wilhelms beim Zaren Nikolaus entgegengesehen wurde.

Frankfurt, 7. Okt. Wie derKleinen Presse" von gut unterrichteter Seite aus Berlin gemeldet wird, soll die Begegnung des Zaren mit dem Deutschen Kaiser Ende dieses Monats oder An­fang November bestimmt in Potsdam stattfinden.

Berlin, 7. Okt. Der Vorstand des Deutschen Städtetages beschloß gestern, im Namen des Deutschen Städtetages eine dringliche Eingabe an den Reichskanzler und den Reichstag zu richten um schleunige Maßnahmen zur dauernden Bekämpfung der Fleischteuerung. Insbesondere soll auf Beseitig­ung der überstrengen veterinären Grenzkontrolle, die zurzeit wie eine Grenzsperre wirke und auf Erleich­terung der Einfuhr gefrorenen Fleisches gedrungen werden. Zugleich wurde beschlossen, zusammen mit Vertretern der Kaufmannschaft, die Anlagen in England besichtigen zu lassen, welche der Aufbe­wahrung des eingeführten gefrorenen Fleisches dienen und event. auf Grund der hierbei zu gewinnenden Erfahrungen der Reichsregierung weitere Vorschläge zu unterbreiten.

Der Vertretertag der nationalliberalen Partei in der alten kurhessischen Residenzstadt Kassel, welcher von mehr als 1000 Delegierten besucht war, wird allen denen, die ihn miterleben konnten, unvergeßlich sein und in der Geschichte der nationalliberalen Partei dauernd einen Ehrenplatz behalten. Mit begeistertem Jubel begrüßt, sprach Abgeordneter Bassermann zur Versammlung. Es war eine Rede von einem Glanz und von einer staatsmännischen Größe, wie wir sie nur aus Bennigsens allerbesten Tagen kennen. In seiner Rede legte er den Standpunkt der Partei dar. Ein geschichtlicher Rückblick zeigte die Ursachen des wech­selnden Aufschwungs und Niedergangs der Partei, deren Straffheit und Einigkeit sie in schlimmen Zeiten immer wieder aufwärts geführt habe. Heute gehe eine tiefe Mißstimmung durch das Volk und unauf­haltsam gehe die radikale Welle über alle bürger­lichen Parteien hinweg. Die Schuld daran trägt der schwarz-blaue Block. Der Großblock einschließlich der Sozialdemokratie sei ein Phantasiegebilde; die Sozialdemokratie müsse mit aller Energie bekämpft werden. Mit der Fortschrittlichen Volkspartei werde vielfach ein Zusammengehen herzustellen sein, da sonst der Liberalismus aus der Stichwahl verdrängt werden würde. Die Politik der Konservativen im Verein mit dem Zentrum sei vielfach geeignet, die sozialdemokratische Flut zu stärken. Eine Besserung der Verhältnisse sei nur zu erreichen, wenn der Liberalismus einschließlich des Freisinns Gleich­berechtigung zugestanden erhalte. Die National­liberalen werden ihre volle Selbständigkeit nach rechts und links wahren. Bassermann schloß seine mit jubelndem Beifall aufgenommenen Ausführungen mit einem Appell, einig zu fein in schwerer!Zeit und treu zur Fahne der Partei zu stehen. Mit Jubel wurde daher auch ein Antrag begrüßt, von jeder besonderen Resolution abzusehen und sich ganz auf den Boden des Vertrauens und der Dankbarkeit zu Bassermann zu stellen, in Treue fest! Prinz Schönaich-Calorath begründete diese Resolution, die einmütig angenommen wurde. Damit ist jeder Versuch, Unstimmigkeiten in die Partei zu tragen, gescheitert. Noch nie war die Partei so einig wie

heute. Redner aus allen Teilen des Reiches sprachen ihre volle Zustimmung zu den Ausführungen Bassermanns aus. Für Württemberg sprach Pro­fessor Dr. Kindermann-Hohenheim. Die Schluß­sitzung des Vertretertags wurde ausschließlich der Mittelstandsfrage in allen ihren zahlreichen Aus­läufern gewidmet. Der Parteitag hat die einzig­artige Erscheinung gezeitigt, daß sich die Vertreter von ö/i Millionen Wählern trotz ihren verschieden­artigen Voraussetzungen, trotz der mancherlei Be­schwerden und Klagen, mit deren Erledigung man sie daheim beauftragt hatte, unter Verzicht auf alle Einzelwünsche einmütig um einen Mann scharten und ihm ihr Vertrauen mit einer solchen Rückhalt­losigkeit aussprachen, daß sie darauf verzichteten, ihm in der Form einer Resolution oder eines besonderen Programms den Weg vorzuschreiben, den er zu gehen habe. Ein Vertrauensvotum von dieser Uneinge­schränktheit ist auf den Tagungen unserer politischen Parteien bisher nicht dagewesen, weshalb man rechts wie links, ebenso aber auchoben" gut täte, den hochbedeutsamen Vorgang als einen Faktor von be­sonderem Gewicht in alle weiteren Berechnungen einzustellen.

Der Führer der nationalliberalen Partei Badens, Landgerichtsdirektor Dr. Obkircher, hat diesen seinen politischen Posten niedergelegt, um sich fortan nur noch seinem juristischen Berufe zu widmen. Als künftiger Führer der badischen National­liberalen gilt allgemein Landtagsabgeordneter Reb­mann, der bereits auf dem nationalliberalen Partei­tag zu Cassel die Großblockpolitik der badischen Nationalliberalen kräftig vertrat.

Berlin, 7. Okt. Der Magistrat beschloß vor­behältlich der Zustimmung der Stadtverordneten- , Versammlung, dem Platz am Opernhaus den Namen Kaiser Franz Josephsplatz zu geben.

Breslau, 7. Okt. Von der russischen Grenze wird gemeldet: In Studzianna brach während des Vespergottesdienstes in der Nähe der Kirche Feuer aus, durch das 8 Gebäude eingeäschert wurden.

5 Kinder fanden den Tod in den Flammen. In der Kirche entstand eine furchtbare Panik. Alles strömte zu dem Ausgang, wobei mehrere Personen schwere Verletzungen erlitten.

Bonndorf i. bad. Schwarzwald. 7. Okt. In dem Dorf Fützen brach ein Brand aus. Sechzehn Anwesen wurden zerstört, darunter drei Gasthäuser. Das Vieh konnte größtenteils gerettet werden, wäh-' rend von den Fahrnissen nur wenig geborgen wurde. Das Feuer war in dem Gasthaus zumHirsch" entstanden.

Madrid, 7. Oktbr. Nach einer Depesche der ZeitungManana" soll sich König Manuel in die englische Gesandtschaft geflüchtet haben. Die Re­publik ist in Oporto, Coimbra, Mafra und Estre- maz ausgerufen worden. Bernardi Machado bereist die Städte und Landgemeinden und mahnt zur Ruhe.

Gibraltar, 7. Oktober. Heute früh 8 Uhr flaggten die im Hasen liegenden englischen Kriegs­schiffe, sowie der amerikanische Kreuzer Des Moines und schossen den Königssalut zu Ehren der kgl. Familie von Portugal. Ein Offizier vom Stabe des Gouverneurs begab sich an Bord der portu­giesischen Dacht, um König Manuel zu begrüßen. Man glaubt, daß die kgl. Familie an Land gehen wird.

Lissabon, 7. Oktober. Die provisorische Regierung hat bereits für sämtliche Provinzen die Zivilgouverneure ernannt. Marschall Hermes da Fonseca hat gestern eine Automobilfahrt durch die Straßen von Lissabon gemacht. Die provisorische Regierung hat den fremden Gesandten die Prokla- mierung der Republik notifiziert. Ein Teil der Truppen in Lissabon und die Streitkräfte, die be­festigte Lager bezogen haben, stehen nicht alle auf Seiten der neuen Regierung.

Madrid, 7. Okt. In der Kammer erklärte

der Republikaner Azcarate, Spanien sei mehr als jede andere Nation verpflichtet, Portugal gegenüber neutral zu bleiben. Er verlange von der Re­gierung Aufklärungen über die Entsendung von Truppen an die Grenze und die Beorderung von Kriegsschiffen nach Lissabon. Nach Azcarate ergriff der Ministerpräsident Canalejas das Wort.

London, 7. Oktbr. Die Regierung ist davon benachrichtigt worden, daß jetzt in Lissabon Ruhe herrscht. Die Drahtlinie nach Lissabon ist wiederhergestellt.

Laurenco Marques, 7. Okt. Der General­gouverneur von Mosambique, de Andrade, hat gestern im Gouvernementsrat ein Telegramm mit der Nachricht von der Proklamierung der Re­publik Portugal verlesen und darauf sein Amt niedergelegt. Die Mitglieder des Gouvernementsrats begaben sich dann zum Versammlungsort der Re­publikaner, wo die Nachricht mit Hochrufen aus­genommen wurde. Abends fanden Festlichkeiten statt. Ein Manifest der Republikaner tritt für eine versöhnliche Haltung gegenüber den politischen Gegnern ein.

Nach einem Telegramm des Gouverneurs in Windhuk revoltierten bei Wilhelmstal (Süd­westafrika) am 4. Oktober Transkaykaffern der Baufirma beim Umbau der Strecke Karibib-Wind- huk. Die Revolte ist sofort mit Hilfe von Militär unterdrückt worden. 12 Eingeborene sind getötet und 10 verwundet worden. Für ausreichenden mili­tärischen und polizeilichen Schutz ist gesorgt. Der nähere Tatbestand ist noch unbekannt, eine eingehende Untersuchung ist eingeleitet.

Petersburg, 7. Okt. Hauptmann Mazic- witsch unternahm mit einem Farmanapparat einen Aufstieg. In tausend Meter Höhe zerbrach aus einem unbekannten Grunde der Apparat. Der Aviatiker stürzte ab und war sofort tot.

Aus Dauville kommt die Nachricht: Das Kohlenbergwerk von Hartshorn steht in Flammen. 150 Bergleute befinden sich noch unter Tage.

Württemberg.

Stuttgart, 7. Okt. Gestern, am Todestag des Königs Karl, ließen die seinen Namen tragen­den Regimenter durch Offiziersabordnungen Kränze am Sarkophag des Königs in der Gruft des alten Schlosses niederlegen. Auch Herzogin Wera und Herzog Philipp ließen Kränze niederlegen.

Stuttgart, 6. Okt. Der württ. Volksschul­verein hält am nächsten Dienstag hier seine Jahres­versammlung ab. Auf derselben wird der Reichs­tagsabgeordnete Professor Wetzel (Eßlingen) ein Referat erstatten über:Was soll und kann die Volksschule und die Fortbildungsschule für die Bildung und Erziehung des angehenden Staatsbürgers tun?"

Stuttgart, 5. Okt. Eine' sonderbare Ansicht bekundeten beim Cannstatter Volksfest zuweilen wieder Reisende über die Pflichten der Eisenbahn, zuvorderst ihr vermeintliches Recht auf Beförderung mit einem bestimmten Zug. Ein derartiges Recht steht Niemanden zu. Durch solche Ansprüche würde der ganze Fahrplan über den Haufen geworfen und der Betrieb überhaupt lahm gelegt. Vielfach zeigte sich auch der Anspruch auf einen Sitzplatz. Er ist ebenfalls hinfällig. Nur soweit Platz vorhanden, steht dem Reisenden das Recht darauf zu. Kein Reisender besitzt einen Anspruch, in einer bestimmten Klasse oder in einem bestimmten Abteil befördert zu werden. Ein Recht, sich in einer höheren Klasse Platz verschaffen, wenn die niedrigen besetzt sind, besteht vollends nicht. Dagegen kann beispielsweise bei Platzmangel vom Zugpersonal erklärt werden: Es ist in I., II. und III. Klasse alles besetzt und nur noch Platz in IV. Klasse vorhanden. Es steht nun bei dem Reisenden selbst, ob er diese Klasse benützen will. Cr kann dann Rückvergütung der Fahrpreisdifferenz beantragen.