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einigen Friseurgehilfen auf der Straße in Wortwechsel, der dahin ausartete, daß zunächst der Kaufmann einem seiner Gegner mit der Hand ins Gesicht schlug. Dies ließ sich der Geschlagene und seine Kameraden nicht gefallen, sie bearbeiteten den Kaufmann mit ihren Stöcken derart, daß dieser sich in das Krankenhaus begeben mußte.
Ravensburg, 2. Okt. Das Mörderpaar, welches von der K. Staatsanwaltschaft Ravensburg verfolgt wird, weil dasselbe sein 1'/-- jährigeS Kind in dem Weiher bei Roßberg auf so scheußliche Weise ersäuft hat, ist nunmehr lt. „Anz. vom Oberland" in Münsingen verhaftet worden. Bei der Vernehmung sollen die 2 noch vorhandenen Kinder geäußert haben, es fehle noch ein Schwesterchen. Hoffentlich gelingt es, auch hierüber Klarheit zu schaffen und die Scheusale der verdienten Strafe zuzuführen.
Ulm, 2. Okt. Das Schwurgericht verhandelte gestern gegen den 18 Jahre alten Schmiedgesellen Peter Duckeck von Langenau wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Der Angeklagte lebte mit dem verheirateten Söldner Hermann von Langenau auf gespanntem Fuße. Als er am 9. August nachts 12 Uhr die Wirtschaft verlassen hatte und in der Achslraße einem Mädchen pfiff, kam Herrmann daher und wollte wie der Angeklagte angab, ihn wahrscheinlich stellen. Es kam zum Streit und Hermann gab dem Angeklagten mehrere Ohrfeigen. Duckeck gab nun seinem Angreifer einige Stöße, so daß dieser auf der mit spitzem Schotter belegten Straße ausglitt, mit dem Kopfe auf die Straßenkandel fiel und sich den Schädel zerschmetterte, so daß nach kurzer Zeit der Tod eintrat. Die Geschworenen verneinten die Schuldfrage, weshalb Duckeck freigesprochen wurde.
Augsburg, 26. Sept. Der Privatier Friedrich Kurier aus Dürrmenz, welcher seit sechs Jahren in Emskeim bei Neuburg a. D. wohnte, ist am 22. März d. I. auf der Jagd erschossen und beraubt worden. Die Leiche wurde eine Woche später in einem verlassenen Steinbruch aufgefunden. Als Täter wurde der kaum 20 Jahre alte Bader und Försterssohn August Pauckner von Giggelberg verhaftet. Er gestand nach längerem Leugnen, den Kurier, welcher ihn öfters zur Jagd mitgenommen hatte, erschossen zu haben, aber nach vorausgegangenem Streit. Dagegen bestritt Panckner, die Leiche beraubt zu haben. Nach zweitägiger Verhandlung wurde er vom Schwurgericht des Raubmords schuldig befunden und zum Tode verurteilt.
München, 2.Okt. Der Kronprinz traf heute Vormittag 10'/« Uhr von Köln' kommend hier ein und kurz darauf Prinz Eitel Friedrich von Berlin. Beide Prinzen, die von dem zahlreich erschienenen Publikum lebhaft begrüßt wurden, nahmen auf dem Zentralbahnhof ein Frühstück ein
und reisten mittags nach Tegernsee weiter, um, einer Einladung des Herzogs Karl Theodor folgend, an den Jagden in Bad Kreuth teilzunehmen.
Darmstadt, 2. Okt. Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen sind heute Vormittag 10 Uhr zu den Vermählungsfeierltchkeiten hier eingetroffen. -
Frankfurt a. M., 2. Okt. Heute Morgen wurde in einem Gasthause an der alten Mainzergasse der in den 30er Jahren stehende Bierbrauer Georg Fleischhauer aus München mit durchschnittenem Halse im Bett gefunden. Er starb auf dem Transport nach dem Spital. Das Motiv zur Tat ist unbekannt.
Berlin, 1. Okt. In der Kaiserinsel- Angelegenheit ist ein neuer Termin zur Hauptverhandlung gegen die beiden Vorwärtsredakteure auf den 16. Oktober anberaumt worden. — Anscheinend von Personen, die mit den Lokalitäten genau bekannt waren, ist in die Kaiser Friedrich Gedächtniskirche ein Einbruch verübt worden. Es wurden wertvolle Gerätschaften gestohlen, die durchweg aus Silber waren und einen Wert von etwa 2000 repräsentieren.
Berlin, 1. Okt. Zum Streik der Omnibusangestellten teilt die Direktion der Gesellschaft mit, daß sich bereits gestern Abend gegen hundert Angestellte, die länger als 10" Jahre bei der Gesellschaft beschäftigt waren, zur Medereinstellung in den einzelnen Depots gemeldet haben und auch sofort wieder angenommen worden sind.
Berlin, 1. Okt. Das Berliner Tageblatt meldet aus Köln: Hier ist nunmehr auch sin Aerzte streik ausgebrochen. Sämtliche Kassenärzte verlangen ein Mindesthonorar von 3 ^ pro Mitglied und Jahr mit der Bestimmung, daß Beschwerden nur durch eine Kommission, die aus Aerzten- und Kassenmitgliedern besteht unter Leitung von unparteiischen Sachverständigen beigelegt werden. Nachdem die Kaffen-Vorstände das Verlangen der Aerzte abgelehnt haben, haben sämtliche Aerzte ihre Kündigung eingereicht.
Berlin, 1. Okt. Im Tiergarten fand heute Mittag 12 Uhr die Enthüllung des Richard Wagner Denkmals in Anwesenheit des Prinzen Eitel Frredrich und des Kultusministers vr. Studt statt. Eingeleitet wurde die Feier mit einem von Professor Rostberg dirigierten und von mehreren Militärmusikkapellen ausgeführten Kaiscrmarsch. Hieran schloß sich ein Chorgesang des Berliner Sängerbundes aus den Meistersingern., Alsdann erfolgte diellebergabe desDenkmals durch eine Rede des Vorsitzenden des Denkmals-Comites, Kommerzienrat Leichncr, in welcher derselbe Richard Wagner feierte. Mit einem Ho ch auf den Kaiser schloß, unter den Klängen der Nationalhymne die Feier. Alsdann fiel die Hülle des Denkmals. Eine Reihe
von Deputationen legten Kränze am Denkmal nieder. Mit einem Chor aus Tannhäuser schloß die etwa halbstündige Feier.
Berlin, 2. Okt. Im Saale des Wintergartens fand gestern Abend das Festmahl aus Anlaß der Enthüllung des Wagnerdenkmals statt. Die vielhundertköpsige Gesellschaft, die an dieser geselligen Zusammenkunft teilnahm, war aus Vertretern ausländischer Kunstinstitute und wissenschaftlichen Körperschaften und aus den Angehörigen der Berliner Gesellschaftskreise zusammengesetzt. Unter Anderen nahm an dem Diner Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, Kultusminister Dr. Studt, Minister Budde und Staatssekretär v. Richthofen teil. Die Angehörigen der Kunst waren in großer Zahl erschienen, unter ihnen der Schöpfer des Wagnerdenkmals Prof. Eberlein. Die Reihe der Festreden eröffnete Prinz Friedrich Heinrich mit einem Trinkspruch auf den Kaiser, worauf Kommerzienrat Leichner in längerer Rede die Notwendigkeit begründete, daß das Wagnerdenkmal im Herzen des Reiches, in Berlin errichtet werden mußte. Minister Studt begrüßte die auswärtigen Gäste im Namen der Staatsregierung. Dann folgte eine große Anzahl offizieller Tischreden, darunter auch diejenigen der ausländischen Delegierten. Den Schluß des Festmahles bildeten musikalische Vorträge verschiedener Künstler.
Berlin, 2. Okt. Wie die Nationalzeitung aus Stuttgart meldet, kam es in einer dasselbst abgehaltenen zweiten sozialdemokratischen Versammlung zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen Revisionisten und den Freunden Bebels. Letztere waren in der Mehrheit. Ihre heftigen Angriffe führten schließlich zu der Erklärung des Reichstags- Abgeordneten Hildenbrandt, daß er nicht gewillt sei, sein Mandat bei einer so frivolen Discreditirung weiter zu führen. Trotzdem wurde eine Resolution angenommen, die von den Revisionisten strikte Respektierung der Mehrheitsbeschlüsse verlangt.
Berlin, 2. Okt. Eine große Anzahl von Strafbefehlen wegen Spielens in verbotenen außerpreußischen Lotterien sind in letzter Zeit ergangen. Es wurden die Geschäftsbücher einer Reihe von Kollekteuren beschlagnahmt, die einen schwunghaften Handel mit solchen Losen betreiben und daraus die Namen der Abnehmer ermittelt, die nun ebenfalls die Folgen ihrer ungesetzlichen Handlungen tragen müssen.
Berlin, 2. Okt. Ueber eine Polizei- Attacke meldet der „Vorwärts": In später Abendstunde hatte auf dem Nettelbeckplatz, dem Halteplatz zweier Omnibuslinien eine Menschenansammlung stattgefunden. Eine Anzahl junger Leute pfiff und johlte bei Ankunft und Abfahrt der Omnibusse und bald erschien ein größeres Aufgebot von Schutzleuten zu Fuß und zu Pferde. Die Polizei soll rücksichtslos
des Parkes verschwunden. Frau de Marange schaute ihnen eine Weile sinnend nach. Ihr Antlitz nahm einen ernsten Ausdruck an. Dann erhob sie sich, schüttelte wie ihre eigenen Gedanken mißbilligend, das Haupt und murmelte: „Nein, nein, man kann dem Fräulein volles Vertrauen schenken. Es ist ein braves, ehrliches Mädchen."
In diesem Augenblicke ertönte von der Straße her lustige Musik. Der Oberst kam eilig aus dem Haufe.
„Hörst du die Musik, Josefine? — Die Einquartierung kommt. Ah, wären doch diese Tage erst vorüber!"
„Nun, nun, mein lieber Mann," entgcgnete Frau de Marange lächelnd, „ist es denn gar so schlimm, einige Tage mit Kameraden zusammen zu sein?"
„Kameraden?"
„Nun ja, hast du nicht oft selbst gesagt, daß alle Soldaten der Welt Kameraden seien.
„Ah, das verstehst du nicht!"
Ein schalkhaftes Lächeln glitt über das schöne Gesicht der Schloßfrau.
„Gieb mir deinen Arm und laß uns unseren Gästen entgegengehen, wie es sich für das gastfreie Haus von Hauconcourt geziemt," sagte sie freundlich.
Des Obersten ritterlicher Sinn erwachte.
„Du hast recht," entgegnete er. „Ich bin recht töricht. Sind unsere Gäste auch Deutsche, so sind es doch immerhin unsere Gäste.
„So gefällst du mir, mein Lieber! Und du wirst dich im Kreise der Kameraden schon wohl fühlen. Sind es doch Soldaten wie du und dienen ihrem Kaiser?"
„Ja, und nicht einem Haufen von Advokaten wie wir in Paris! — Komm, du hast recht!"
Er reichte seiner Gattin den Arm und führte sie in das Schloß, auf dessen Hof eine Kompagnie Soldaten soeben die Gewehre zusammensetzte, um die letzten Anordnungen für die Quartiere zu empfangen.
VI.
Die Truppen waren sehr erschöpft vmi dem Manöver und dem langen Marsch an dem heißen, sonnigen Septembertage. Die Mannschaften wurden sofort in die Quartiere entlasse», die sich in den Nebengebäuden des Schlosses befanden, während die Offiziere in dem Schloß selbst ihr Quartier erhielten. Außer den Kompagnieoffizieren, dem kleinen dicken Hauptmann Brandt und zwei Leutnants, war das Schloß noch mit dem Bataillonsstab, Major von Auer, seinem Adjutanten und dem Stabsarzt Doktor Weniger, belegt. Der Adjutant des Major v. Auer, war seit einigen Wochen Konrad ». Holtensen, der als guter Reiter und wissenschaftlich gebildeter Offizier für diese Stellung wie geschaffen schien. Konrad erfreute sich in der oftmals zu mancherlei Rücksichten nötigenden Stellung als Adjutant nicht nur des Wohlwollens seines Kommandeurs, sondern auch der besonderen Zufriedenheit der Hauptleute und vorzüglich der Herren Leutnants seines Bataillons. Sein freundliches, zuvorkommendes Wesen, sein echt kameradschaftlicher Sinn hatten ihm schnell die Freundschaft der Offiziere des Regiments erworben, dem er doch kaum einige Monate angehörte. Das Bataillon Major Auers genoß in dem Regiment wie in der ganzen Division einen gewissen Ruf, der sich in manchen Neckereien der Kameraden kund gab. Man nannte das Bataillon „das unverheiratete", weil sowohl Major von Auer, wie sämmtliche vier Hauptleute unvermählt waren und unter den Leutnants nur ein verheirateter sich befand, Premierleutnant v. Schütze, welcher bei der Kompagnie des Hauptmanns Brandt stand. Major Auer war ein Hagestolz reinsten Wassers; er liebte die verheirateten Offiziere nicht und hatte auch gegen die Versetzung des Premierleutnants v. Schütze in sein Bataillon Verwahrung eingelegt, freilich vergeblich, da kein anderer Premierleutnant zur Verfügung stand und die Stelle doch besetzt werden mußte.
(Fortsetzung folgt.)