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m.

Neuenbürg, Mittwoch den 17. August MV.

68. Jahrgang.

Run-schau.

Pontarlier, 15. August. Dem Präsidenten Fallieres wurde auf dem hiesigen Bahnhof folgendes Telegramm des deutschen Kaisers zugestellt: Von der schrecklichen Katastrophe in Saujon lebhaft bewegt, bitte ich Eure Exzellenz mein aufrichtigstes Mitgefühl mit den zahlreichen Opfern und der Trauer ihrer heimgesuchten Familien entgegen­zunehmen." Fallier es sandte vom Bahnhof Verrieres folgendes Danktelegramm an den Kaiser: Ich bin auf das tiefste von der Teilnahme gerührt, welche Ew. Majestät gütigst an der Trauer ge­nommen haben, die zahlreiche Familien Frankreichs betroffen hat und danke Ew. Majestät auf das auf­richtigste, daß Sie den zartsinnigen Gedanken gefaßt haben, sich unserer Trauer anzuschließen."

Berlin, 16. August. Das 1. Garderegiment feierte heule vormittag die 40jährige Erinnerung an die Schlacht von Mars la Tour. Der Verein ehemaliger 1. Gardedragoner wohnte der Feier bei; darunter 33 alte Krieger, die an dem Todesritt teilgenommen haben. Der Regimentskommandeur und der Vereinsvorsitzende hielten Ansprachen. Dann wurden am Kriegerdenkmal Kränze niedergelegt.

Das französische Kriegsministerium bemüht sich lebhaft, die Aeroplane für die Zwecke der Landesverteidigung möglichst nutzbar zu machen. U. a. soll eine besondere Aviattkertruppe in der Armee geschaffen werden, über welche General Rocque das Kommando erhalten soll; der Aviatiker­truppe werden sechs Uebungsplätze überwiesen werden.

London. 16. Aug. Am Samstag wird in Portsmouth der neueste britische Dreadnought Orion" vom Stapel gelassen werden. Das Schiff wird mit lOzölligen Geschützen ausgestattet sein. Mit 22 500 Tonnen ist es der größte britische Dreadnought. Alle Geschütze sind in der Mittelaxe in 5 Türmen plaziert. DerOrion" wird eine Länge von 584 Fuß und 87 Fuß Breite haben, die Maschinenstärke beträgt 27000 8k., die Geschwindig­keit 21 Knoten.

Madrid, 14. Aug. Ein bestialisches Verbrechen ist hier begangen worden. Ein Heilkünstler namens Franzisko Leon«, der von dem brustkranken Pächter Franzisko Ortega zu Rate gezogen wurde, verschrieb ihm warmes Blut eines gesunden Knaben. Er selbst mit einer Nachbarin und ihren beiden Söhnen erboten sich, gegen ein Honorar von 750 Pesetas einen solchen Knaben zu beschaffen. Der 17 Jahre alte Bernardo Gonsalez wurde beim Baden überrumpelt, in einen Sack gesteckt und ihm der Bauch aufgeschlitzt. Ortega trank das warme Blut/ worauf die Leiche in eine nahe Schlucht geworfen und vorher noch verstümmelt wurde. Einige Hirten hatten die Entführung des Knaben beobachtet, wo­durch die Täter entdeckt wurden. Sie wurden ver­haftet, mit Ausnahme des Leona, der geflüchtet ist.

Vom Brand der Brüsseler Weltausstellug.

Die Weltausstellung in Brüssel ist, wie schon im letzten Blatt gemeldet, von einem furcht­baren Brande heimgesucht worden, der am Sonn­tag abend gegen 9 Uhr ausbrach. Das Feuer ver­breitete sich außerordentlich rasch und zerstörte einen großen Teil der Ausstellung. Die Brüsseler Feuer­wehr erwies sich bei der Bekämpfung der Feuers­brunst als gänzlich unzulänglich; sie erschien erst 18 Minuten nach Ausbruch des Feuers auf der Brandstätte und war in ihrem Vorgehen geradezu kopflos; auch die Löschvorrichtungen erwiesen sich als in keiner Weise ausreichend. Dieser bedauer­liche Umstand hat offenbar die rasche Ausbreitung des Brandes besonders begünstigt. Die Ausstellung war gerade am Sonntag ungewöhnlich stark besucht, es sollen etwa 200 000 Personen in der Ausstellung gewesen sein. Die gesamte Garnison Brüssels be­teiligte sich zusammen mit zahlreichen anderen Hilfs­

kräften an dem Versuche, dem gewaltigen Brande Einhalt zu tun; Hunderttausende von Menschen sahen dem furchtbar-prächtigen Schauspiele, das der Riesen­brand gewährte, zu. Die Brüsseler Katastrophe erinnert an das gleiche Schicksal, welche die in den neunziger Jahren veranstaltete Weltausstellung zu Chicago traf, doch war dort wenigstens besser für das Feuerlöschwesen gesorgt, als auf der Brüsseler Ausstellung. Ferner erinnert das schwere Brandunglück an die Katastrophe, von der am 3. August 1906 drei der schönsten Abteilungen der Mailänder Weltausstellung zerstört wurden. In weniger als einer Stunde wurde damals ein Gebäudekomplex von 12 000 Quadratmeter durch das Flammenmeer dem Erdboden gleich gemacht. Eine Anzahl unersetzlicher Werte ging damals in den Flammen zugrunde, so z. B. einige Original­kartons von Raffael. Die Brüsseler Ausstellung sollte noch bis Ende Oktober dauern und u. a. auch den Besuch des deutschen Kaiserpaares erhalten, mit welchen Plänen es nun nichts mehr sein dürfte.

Brüssel, 15. August. Innerhalb des Aus­stellungsterrains sind 13 Häuser eingeäschert worden. Die Trümmer werden vom Militär scharf bewacht, da sich unter ihnen Diamanten und goldene Gegenstände aus der französischen und belgischen Abteilung befinden. Einige wertvolle Gobelins, so­wie andere Kostbarkeiten und 100000 Franken konnten rechtzeitig gerettet werden. Bon den von der englischen, belgischen und einem Teil der französischen Abteilung ausgestellten wertvollen Juwelen und Bronzen konnte nur sehr wenig gerettet werden, in einer Abteilung sind für Millionen Juwelen und Diamanten zugrunde gegangen. Die wilden Tiere, die aus der Menagerie des Kirmeß - Parkes ent­sprungen waren, wurden getötet. Das Terrain der Ausstellung ist in weitem Umkreise durch Militär abgesperrt.

In der belgischen Galerie und der Alt- Brüsseler Stadt, die einen sehr beliebten Ver­gnügungsort bildeten, befanden sich bei Ausbruch des Brandes etwa 20 000 Menschen; daß es ge­lungen ist, diese aus dem Labyrinth ungefährdet herauszubringen, war das reinste Wunder und es gelang auch nur dadurch, daß man in aller Eile nach außen hin die aus leichtem Fachwerk errichteten Häuser niederschlug und so nahezu ein Dutzend Not­ausgänge schuf, durch die die erschreckten Massen flüchten konnten.

Brüssel, 15. Aug. Auf Befehl des Gerichts wurde die Ausstellung heute abend um 6 Uhr geschlossen und alle Ausgänge durch Truppen und Gendarmerie besetzt. Man hatte heute nach­mittag das Publikum zugelassen. Es waren außer den Abonnenten 93 000 Menschen, die Eintritt be­zahlt hatten, auf dem Ausstellungsterrain anwesend. Als Ursache des Brandes, dessen die Feuerwehr nach Blättermeldungen gegen 2'/s Uhr morgens Herr wurde, wird immer noch Kurzschluß angegeben, was aber von verschiedenen Seilen bezweifelt wird.

Brüssel, 16. Aug. Als Ursache des Brandes nimmt man noch Kurzschluß im Telegraphenamt an. Vielfach werden jetzt Klagen über die mangelhafte Feuersicherheit der Gebäude laut. Im Gedränge wurden über 100 Personen verletzt. König Albert sandte auf die Nachricht von dem Brande ein langes Telegramm an den Bürgermeister von Brüssel. Cr wird wahrscheinlich heute aus Tirol eintreffen.

Brüssel, 16. Aug. Der gestrige Zudrang zu der Ausstellung war noch viel stärker als in den letzten Tagen. Die Meldung von der Zerstörung der Papiere der Jury hat unter den Ausstellern große Enttäuschung hervorgerufen. Glücklicherweise aber sind Duplikate im Besitz des Generaldirektoriums vorhanden, so daß die Aussteller doch zu ihren Diplomen und Auszeichnungen kommen. Zahlreiche Personen machen sich die Gelegenheit zunutze und " stehlen, was das Feuer verschont hat. Eine große '

Anzahl der Diebe wurde auf frischer Tat ertappt; allein am gestrigen Nachmittag wurden über 30 verhaftet.

Berlin. 16. Aug. Die deutsche Regierung hat aus Anlaß der Katastrophe ein in herzlichen Worten gehaltenes Beileidstelegramm abgesandt.

Unzweifelhaft ist der Schaden, der durch den Brand der Brüsseler Weltausstellung entstanden ist, enorm. Wie hoch er ziffernmäßig ist, läßt sich gegenwärtig noch nicht übersehen. Die gesamten, zur Ausstellung gelangten Objekte sind gegen Feuers­gefahr versichert gewesen, sodaß die betroffenen Versicherungsgesellschaften zur Deckung der Verluste sehr große Summen flüssig zu machen haben werden und aus diesem Geschäfte jedenfalls große Einbußen für die in Mitleidenschaft gezogenen Assekuranzinstitute entstehen werden.

London, 16. Aug. Die Verluste Englands beim Brande der Brüsseler Weltausstellung werden bis jetzt auf 3 Millionen Pfund geschätzt. Ein Vertreter der englischen Regierung ist mit der Ver­tretung der Interessen der britischen Aussteller be­auftragt und soll gegen die Ausstellungsleitung be­reits einen Anspruch von 2 800000 Pfund ange­meldet haben. England hatte in Brüssel sich zum erstenmal entschlossen, sich an einer Weltausstellung zu beteiligen. Man fürchtet, daß das System der staatlichen Ausstellungen, wenigstens in England, den Todesstoß erhalten hat. Die Versicherungspolice für die englische Abteilung beläuft sich auf 2 Millionen Mark. Die Verluste, die die englischen Gesellschaften zu tragen haben, werden diese allein treffen, da die belgischen Gesellschaften Policen auf die Ausstellung abgelehnt haben. Sie sind nur mit 4 Millionen Franken interessiert.

Brüssel, 16. August. Wie verlautet, hat die Genossenschaft belgischer Juweliere festgestellt, daß ihre Kassengewölbe, in denen Schätze von Juwelen im Wert von 15 Millionen untergebracht sind, da­runter die Krondiamantenkollektion der Debeers- gesellschaft, unversehrt geblieben sind. Die Aus­stellung wird in einem anderen Gebäude wieder eröffnet werden. Wie die Blätter melden, werden 2 Angestellte der Menagerie Bostock, die in Alt- Brüssel untergebracht war, vermißt. Die schwersten Verluste erleiden die kleinen Aussteller. Der Wert der zerstörten Objekte bewegt sich zwischen 5000 und 3000 Franks und ist nicht versichert. Die Teilnahme der ganzen Welt gibt sich erfreulicherweise kund. Alle Gesandtschaften in Brüssel haben die Teilnahme ihrer Souveräne übermittelt.

Württemberg.

Seine Majestät der König hat dem Direktor v. Schlebach beim Statistischen Landesamt die er­betene Erlaubnis zur Annahme und Anlegung des ihm von Seiner Majestät dem Kaiser und König von Preußen verliehenen Königlich Preußischen Kronenordens 8. Klasse erteilt.

Der Beirat der Verkehrsanstalten erfährt durch eine K. Verordnung eine veränderte Zusammen­setzung. Er wird künftighin aus 30 Mitgliedern und ebensovielen Ersatzmännern bestehen. 6 Mit­glieder und je 1 Ersatzmann werden vom König ernannt, die übrigen 24 Mitglieder und deren Ersatz­leute werden gewählt, und zwar 8 Mitglieder durch das Gesamtkollegium der Zentralstelle für die Land­wirtschaft, weitere 8 Mitglieder durch die Handels­kammern, von welchen jede ein Mitglied zu wählen hat und 4 Mitgliedern durch die Handwerkskammern, von welchen gleichfalls jede Kammer ein Mitglied wählt. Die übrigen 4 Mitglieder und ihre Ersatz­männer werden durch die in einem Arbeitsverhältnis stehenden Vertreter der Versicherten im Ausschuß der Versicherungsanstalt Württembergs gewählt in der Art, daß auf die vier Kreise des Landes je 1 Mit­glied entfällt. Wählbar sind in Württemberg an­sässige, zur Bekleidung des Schöffenamts fähige