der Arbeitgeber befürchtet man, daß 70 Arbeiter umgekommen sind.

Gerolstein, 14. Juni. Im Eifeldorf Behm stieg das Wasser in den Straßen infolge eines Wolkenbruchs einen Meter hoch. Zwei Arbeiter sind ertrunken.

Garmisch, 14. Juni. In vergangener Nacht ging über Garmisch und Partenkirchen ein schweres Unwetter mit wolkenbruchartigem Regen nieder; die Loisach und die Partnach sind über ihre Ufer getreten. Die niedriger gelegenen Teile beider Orte sind überschwemmt. Der Bahnhof steht unter Wasser. Eine amtliche Bekanntmachung besag!: Der gesamte Verkehr auf der Strecke Murnau-Garmisch mußte heute früh eingestellt werden. Auch Ober­ammergau wurde heute von einem Unwetter be­troffen. Der Bahnverkehr ist laut Mitteilung der Bahnstation infolge Hochwassers unterbrochen. Große Wassermassen durchfluten den Ort, doch ist das Wasser infolge Aufhörens des Regens rasch abge- floffen.

Kaiserslautern. 13. Juni. Ein furchtbares Gewitter mit Wolkenbruch hat am Samstag abend die Ernte in weitem Umkreis völlig vernichtet.

Berlin, 14. Juni. Der Umfang des von den Unwettern im Ahrtal und in der Eifel ange­richteten Schadens läßt sich noch nicht übersehen, doch steht bereits fest, daß die betroffene Bevölker­ung, soweit sie den wirtschaftlich schwächeren Schichten angehört, staatliche Unterstützung in Anspruch neh­men muß.

Durch einen Hagelschlag mit hühnereigroßen Schloßen wurden in Tiflis in Gärten und Feldern große Verwüstungen angerichtet. In der Stadt wurden mehrere Häuser von den Fluten fortgerissen, wobei mehrere Menschen verunglückten.

Aus vielen Teilen Nordtirols laufen Hiobs­posten über Hochwasser und Muhrbrüche ein. Alle Flüsse sind in rapidem Steigen begriffen. Die Stubaitalbahn hat wegen eines Erdrutsches beim Innsbrucker Elektrizitätswerk den Verkehr eingestellt. Der Regen dauert an.

Ahrweiler, 15. Juni. Nachdem das Hoch­wasser der Ahr langsam zu fallen begonnen hat, läßt sich erst einigermaßen ermessen, welches unsäg­liche Unglück die Hochflut über das schöne Ahrtal gebracht hat. Einzelne Dörfer sind völlig ver­nichtet. Zahlreiche Städte sind ohne Beleuchtung. Die Zahl der vermißten Personen wird jetzt auf 200 angegeben.

Berlin, 15. Juni. Ein furchtbares Unwetter, Gewitter und Wolkenbruch, zogen gestern abend in der siebenten Stunde über Berlin und seine Um­gebung hin. Der Regen stürzte mit solcher Heftig­keit nieder, daß sofort ganze Stadtviertel überflutet waren. Der Ansturm auf die Feuerwehr war so groß, daß immer nur ein Wagen zur Hilfeleistung entsandt wurde. Im ganzen liefen auf den Berliner Feuerwachen über hundert Alarmierungen ein.

Württemberg.

Stuttgart, 14. Juni. DerStaatsanzeiger" veröffentlicht heute die Besetzung der im Hauptamt zu versehenden evangelischen und katholischen Be­zirksschulämter. Die evangelischen Aufsichtsstellen in Hall, Rottweil, Stuttgart-Amt und Waiblingen wurden bisherigen Oberlehrern bezw. Volksschul­rektoren übertragen, während die Aufsichtsstellen in Ludwigsburg und Stuttgart II bisherige geistliche Bezirksschulaufseher erhalten haben. Die katholischen Aufsichtsstellen in Heilbronn und Rottweil I haben ein Oberlehrer und ein Volksschulrektor erhalten, die in Stuttgart und Ulm zwei bisherige geistliche Bezirksschulaufseher.

Stuttgart, 13. Juni. Der Bericht der Kom­mission der Ersten Kammer zu den abweichenden Beschlüssen des anderen Hauses über den Entwurf einer Bauordnung ist jetzt im Druck erschienen und von Staatsrat von Mosthaf als Bericht­erstatter und Geheimrat von Heß als Mitbericht­erstatter verfaßt. Die Kommission hat in der Mehr­zahl der Fälle Zustimmung zu den Beschlüssen des anderen Hauses beantragt, aber gerade zu Artikel 3, einem der strittigsten Artikel, beschlossen, auf ihrem früheren Beschlüsse zu beharren, wonach bei Ge­nehmigung von Ortsbausatzungen ausschließlich das Ministerium des Innern zuständig sein soll. Die Zuständigkeit des Bezirksrates und die Vollziehbar­keitserklärung des Ministeriums sind somit wieder gestrichen.

Stuttgart, 11. Juni. Wie derStaatsanz." mitteilt, ist von der Regierung vorgesehen, die durch die Beförderung des Professors Dr. Hieber zum Direktor des Evang. Oberschulrat nötig gewordene Ersatzwahl im zweiten Reichstagswahlkreis erst

Ende August vornehmen zu lassen. Bestimmend für diese an sich unerwünschte Hinausschiebung des Wahltermins ist die Absicht, die Wahl und event. Stichwahl sowie die Wahlvorbereitungen in dem vorzugsweise landwirtschaftlichen Wahlkreis nicht in die Zeit der Erntegeschäfte zu verlegen. Es ent­spricht eine solche Hinausrückung des Wahtermins auch den aus den beteiligten Bezirken selbst ge­äußerten Wünschen, und sie erscheint mit Rücksicht darauf unbedenklich , daß der Reichstag bis zum 8. Nov. vertagt ist. Die Festsetzung eines Zeit­punkts, bei dem die Wahl und eine eventuelle Stich­wahl vor den Beginn der Erntegeschäfte gefallen wäre, war im Hinblick auf die Fristbestimmungen des Wahlgesetzes und auf den Umstand nicht möglich, daß die zur Einleitung der Wahl erforderliche amt­liche Mitteilung des Reichskanzlers erst am 30. Mai bei dem Ministerium des Innern eingelaufen ist.

Ludwigsburg. 14. Juni. Mit gemischten Gefühlen hat man hier die weite Hinausschiebung des Wahltermins ausgenommen. Auf die er­regte Gemeinderatswahl am Dezember v. I. folgte die Landtagsersatzwahl und man hätte es deshalb allseitig mit Freuden begrüßt, wenn für die Reichs­tagswahl ein möglichst kurzer Termin angesetzt und damit auch der Wahlkampf auf einen knapperen Zeitraum beschränkt geblieben wäre. Statt dessen eröffnet sich jetzt die unerfreuliche Aussicht auf ein Wahlgeschäft, das sich, wenn eine Stichwahl nötig wird und damit ist ziemlich sicher zu rechnen bis in den Herbst hinauszieht.

Stuttgart, 14. Juni. In dem am 1. Juni abgelaufenen Wettbewerb für das Gebäude der Generaldirektion der K. Württ. Staatseisenbahnen in Stuttgart sind rechtzeitig 82 Arbeiten und ver­spätet 2 Arbeiten eingelaufen. Das Preisgericht wird am 21. d. M. zusammen treten.

Brackenheim. 13. Juni. Im Alter von nahezu 79 Jahren ist hier gestern Privatier Robert Winter. Ehrenbürger der Stadt, gestorben. Winter war früher Gutsbesitzer und bekleidete die Stelle des Vorstands des landw. Bezirksvereins lange Jahre. Seit 1861 gehörte er fast ununter­brochen den bürgerlichen Kollegien an und hat von 1876 bis 1882 und dann wieder von 1889 bis 1894 das Oberamt Brackenheim im Landtag ver­treten. zuletzt als Mitglied der Volkspartei. Von 1883 bis 1889 wurde er in der Vertretung des Bezirks abgelöst durch den Kaufmann Liomin von Schwaigern. Seit 1895 vertritt bekanntlich Staatsrat von Balz deu Bezirk. Ehrenbürger der Stadt wurde Winter, als er im Januar ds. Js. seines hohen Alters wegen auf das Gemeinde­ratsamt verzichtete. (Änm. d. Red. Der Ver­storbene. Vater von Frau Dekan Uhl. war in Neuenbürg eine wohlbekannte, gerngesehene und geschätzte Persönlichkeit.)

Tuttlingen. 13. Juni. Gestern war Reichs­und Landtagsabgeordneter Storz-Heidenheim hier, um mit dem Fabrikantenverein über die Frage der Aussperrung Beratung zu pflegen und event. eine Einigung herbeizuführen. Von den christlichen Ge­werkschaften würde ein Teil der Arbeiterschaft die Arbeit aufnehmen, im Falle Gewährung der In­ständigen Mittagspause und Fortsetzung der Arbeits­zeit um N Stunde. Wie verlautet, sollen die von Storz angeregten Einigungsverhandlungen ein Er­gebnis nicht gehabt haben.

Gmünd, 13. Juni. Der Polizeiamtmann Stadelmaier hier wurde durch deu Untersuchungs­richter des Landgerichts Ellwangen verhaftet. Die Verhaftung des verheirateten Beamten, der sich schon lange in städtischen Diensten befindet, erregt hier großes Aufsehen. Wie die vorläufige Untersuchung ergab, hat Stadelmaier schon seit Jahren polizeiliche Strafgelder unterschlagen. Er beging die Unter­schlagungen, indem er das Strafdiarium fälschte und die Zahlungsverzeichnisse an die Stadlpflege un­richtig beurkundete. Wie man hört, soll Stadel­maier mit seinem Gehalt wegen kostspieligen Ver­kehrs in Damenkreisen nicht ausgekommen sein.

Vaihingen a. C., 13. Juni. Heute morgen wollten zwei hiesige Mädchen, deren Vater vor etwa 6 Wochen starb, und die von ihrer Stiefmutter grob behandelt wurden, nach Mannheim in Stellung. Sie arbeiteten bisher in der Kammgarnspinnerei Bietigheim, packten aber gestern ihre Sachen und wollten heute um die Zeit, wo sie sonst zur Arbeit gingen, abreisen. Dies erfuhr die Stiefmutter und ging den zwei Mädchen nach. Sie holte sie bei Bissingen ein und traktierte diese auf offener Straße, wobei die eine der Töchter, die 17 jährige Marie Möhle, so aufgebracht wurde, daß sie den Tod in der Enz suchte. Die Leiche ist geländet. Die Frau wird dem Gerichte vorgeführt werden.

Stuttgart. ILaudeSProduktenbSrse.l (Bericht vom 13. Juni 1910.) Die Stimmung auf dem Weltmarkt war anfangs der abgelaufenen Berichtswoche recht fest und wurden größer« Posten Weizen und Mehl zu erhöhten Preisen umgesetzt. In den letzten Tagen trat jedoch wieder eine Abschwächung ein, hervorgerusen durch große Welt- Verschiffungen und billigere Offerten von Rußland und Argentinien. Bei uns in Siiddeutfchland war auch diese Woche die Witterung für den Saatenstand sehr günstig, während vom Norden Klagen über große Dürre ge. meldet werden. Mehl preise per 100 Kilogramm inkl Sack: Mehl Nr. 0: 31 Mk. Pfg. bis 32 Mk. Pf».' Nr. 1: 30 Mk. - Pfg. bis 31 Mk. - Pfg., Nr 2- 28 Mk. SO Pfg. bis 28 Mk. 50 Pfg., Nr. 3: 27 Mk. Pf», bis 28 Mk. Pfg., Nr. 4: 23 Mk. 50 Pfg. bis 24 Mk 50 Pfg. Kleie 8 Mk. 50 Pfg. bis 9 Mk. Pfg. (ohne Sack).

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Seine Majestät der König hat die Post­sekretäre Fink in Neuenbürg und Schmid bei dem Postamt Nr. 1 in Heilbronn auf Ansuchen gegenseitig versetzt.

L Neuenbürg. (Aus der Bezirksrats­sitzung vom 13. Juni 1910.) Aug. Toussaint jr., Koch in Wildbad erhält die Erlaubnis zum Betrieb des Toussaint'schen Restaurants auf dem Kurplatz daselbst. Das seitherige Schankwirtschafts­recht wird in ein Gastwirtschaftsrecht umgewandelt. Karl Kaiser, Bierdepotbesitzer hier bittet wiederholt um die Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirtschaft in seinem Neubau beim Haltepunkt Engelsbrand. In mündlicher Verhandlung wird beschlossen, weitere Erhebungen über die Bedürfnisfrage anzustellen. Gleichfalls in mündlicher Verhandlung wird das Gesuch des Metzgers und Wirts Richard Dörrer in Breiten um die Erlaubnis zum Betrieb der Mane- val'schen Schankwirtschaft in Birkenfeld abgewiesen. Der Bezirksrat konnte sich nicht davon überzeugen, daß ein Bedürfnis zum Weiterbetrieb dieser Wirt­schaft als allgemeine öffentliche Wirtschaft besteht. Das Wirtschaftsrecht des Karl Kunzmann in Birkenfeld wird auf die bei seinem Anwesen liegen­den Gartenparzellen ausgedehnt. Der Betrieb der dinglichen Gastwirtschaft zumLöwen" in Schwann wird dem Fr. Ahr, Metzger in Gräfenhausen ge­stattet. Desgleichen dem A. Großmann z.gold. Löwen" in Wildbad die Ausübung des Schankwirt­schaftsrechts in dem neu erbauten Kurhausgebäude daselbst. Die Kaminfegergebühren wurden vorbehältlich der Zustimmung der Gemeinderäte neu geregelt. Der Gebührentarif wird später bekannt gegeben werden. Die Lieferung der Brenn­materialien für das Bezirkskrankenhaus wurde vergeben und zwar die Kohlenlieferung an Kaufmann Pfister hier, die Kokslieferung an die Syndikats­freie Kohlenvereinigung in Mannheim. Einige ab­handen gekommene Sparbüchlein werden für kraftlos erklärt.

Neuenbürg. 15. Juni. Gewitterregen ab­wechselnd mit sommerlichwarmer Temperatur sind seit 14 Tagen an der Tagesordnung. In den letzten zwei Tagen waren aber diese Gewitterregen Tag und Nacht unaufhörlich und so reichlich, daß auch bei uns im oberen Enztal Hochwasser zu befürchten ist, wenn es so auch nur kurze Zeit noch fortgehen sollte. Schon sieht sich auch das Oberamt veranlaßt, in einer Bekanntmachung aus die mögliche Hoch­wassergefahr hinzuweisen. Von vielen Gegenden im Reich wie besonders vom Ahr- und Ruhrtal, von Bayern und Tirol kommen betrübende Nachrichten über verheerende Unwetter. Bei uns ist gerade jetzt, in der Zeit der Heuernte, dies Regenwetter besonders mißlich. Dabei steht das Barometer so günstig, wie seil lange nicht mehr, ein Umstand, der doch auf baldiges Nachlassen der Niederschläge schließen lassen dürfte.

/X Wildbad, 14. Juni. Infolge Ablebens des Vorstandsmitglieds Hrn. Fr. Treiber, Kauf­mann hier, beschloß der Aufsichtsrat der Vereins­bank Wildbad in seiner letzten Sitzung, Hrn. Fritz Rath als stellvertretendes 3. Vorstandsmit­glied bis zur nächsten ordentlichen Generalversamm­lung zu bestellen. Seine definitive Wahl untersteht der Entscheidung der Generalversammlung. In der Besetzung der zwei anderen Vorstandsstellen (Hr. Stadtschultheiß Bätzner und Hr. Kassier Ulmer) tritt selbstverständlich eine Aenderung nicht ein, nur die Geschäftsverteilung wird dahin geregelt, daß die Kontrolleurfunktionen künftig durch Hrn. Rath und die Direktorfunktionen durch Hrn. Stadtschultheiß Bätzner vorgenommen werden, was für letzteren eine Geschäftsentlastung bedeutet.

Höfen a. E., 13. Juni. (Korr.) Ein seltenes Fest wurde am Sonntag hier gefeiert. Es beging der ehemalige Oberflößer Jakob Fr. Großmann und seine Ehefrau Marie, geb. Kiefer, das Fest der goldenen Hochzeit. Der Jubilar ist noch