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147. Amts-

und KnzeigeßlaLt für den Aezirk Galw. 78. Jahrgang.

kkrscheinungStage: Dtenätag» Donnerstag» Sams­tag» Sonntag. JnsertionSpreiS 10 Psg. pro Zeile für Stadt nnd VrzirkLocte; außer Bezirk 12 Psg.

Samstag» den 19. September 1903.

AbonnementSpr. in d. Stadt pr. Viertels. Mk. 1.10 incl. Trägerl. Vierteljährl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ortsverkehr 1 Mk.» f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10» Bestellgeld 20 Pfg.

Amtliche KeLsNtttmachurrgen.

Verfügung des Ministeriums -es Innern, vetr. das Verbot des Feilbieteus von Schweinen im Umherziehen.

Vom 15. September 1903.

Im Hinblick auf die in den letzten Tagen er­folgte Einschleppung der Maul- und Klauenseuche in verschiedene Gemeinden des Landes durch den Hausierhandel mit Triebschweinen wird auf Grund des 8 56 d Abs. 3 der Gewerbeordnung (N.-G.-Bl. von 1900 S. 871) Nachstehendes verfügt:

8 1 .

Das Feilbieten von Schweinen im Umher- zichen ist bis zum 31. Oktober d. Js. einschließlich verboten. ^

8 2 .

Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot unter­liegen, soferne nach den bestehenden Gesetzen nicht eine höhere Strafe verwirkt ist, der Strafbestimm­ung des 8 148 Ziff. 7 a der Gewerbeordnung.

8 3-

Gegenwärtige Verfügung tritt sofort in Kraft.

Die von einzelnen Oberämtern auf Grund des ß 9 der Ministerialverfügung vom 21 . Febr. 1896, betr. Maßregeln zur Bekämpfung der Maul­und Klauenseuche (Reg.-Bl. S. 35), erlassenen weitergehenden Anordnungen werden durch diese Verfügung nicht berührt.

Vorstehende Verfügung wolle durch die Ober- ämter alsbald im Bezirksamtsblatt veröffentlicht und' von de« Ortsvorstehern zur Kenntnis der be­teiligten Händler gebracht werden.

Stuttgart, den 15. Scpt. 1903.

K. Ministerium des Innern.

Pischek.

Die Ortsbehörden für die Arbeiter- Derficherung

werden unter Hinweis auf 88 57 der Ministerial­verfügung vom 18. Juni 1891 (Reg.-Bl. S. 154)

aufgesordcrt, die Listen über die fingierte« Steuerkapitalien längstens bis t. Oktober

hierher vorzulegen.

Calw, den 16. September 1903.

K. Oberamt.

I. V.:

Fahr, stv. Amtmann.

Tagesnemgkeiten.

* Calw, 18. Sept. Infolge der regnerischen Witterung konnte die Haber- und Oehmdernte noch nicht beendigt werden. Auf dem Wald und auch im Gäu liegt viel Haber und Oehmd auf dem Felde. Der Haber fängt an auszuwachsen und das Oehmd wird kaum noch brauchbar sein, da cs zu lange dem Regen ausgesetzt war. Es ist dies um so mißlicher, als es überhaupt wenig Oehmd in diesem Jahr gab. Der Wert des Heues dürfte sich im Laufe des Winters ziemlich steigern, wenn auch kein eigentlicher Futtermangel eintreten wird. Auch für die Kartoffeln ist . das Regenwetter nicht gut. Dagegen werden die Felder nun von den schädlichen Mäusen größtenteils gesäubert werden, was für die kommende Wintersaat von großem Nutzen sein wird.

* Calw, 18. Sept. Auf dem Bahnhof sind 2 Wagen saure hessische Mostäpfel zu­geführt; der Preis stellt sich aus 5.50 per Ztr.

Stuttgart, 17. Sept. Gestern früh kam auf dem Güterbahnhof ein Ankuppler durch Aus­rutschen auf einer eisernen Schwelle zu Fall, wobei ihm der rechte Fuß abgefahren wurde. Dem Ver­unglückten, der ins Katharinenhospital überführt wurde, mußte der Fuß am Knie abgenommen werden.

Mettingen-Eßlingen, 16. Sept. Die Gurkenernte, welche für unfern Ort und die weiter abwärts im Neckartal gelegenen Gemeinden eine Haupieinnahmcquelle bildet, wurde durch die Ungunst der Witterung rasch abgebrochen. Die

Pflanzen, die bei uns vor wenigen Tagen noch ge­sund waren (neckarabwärts sind sie schon längere Zeit abgestorben), zeigten noch reichen Blüten- und Früchte-Ansatz und versprachen noch lohnende Ein­nahmen. Nun sterben alle Pflanzen rasch ab: heute ist der letzte sogen. Brechtag, an dem die Früchte eingesammelt werden, um als (Eßlinger) Essiggurken über die ganze Erde zu wandern. Viele Millionen Früchte werden bei günstigen Ernten aus unserem Gebiet weggeschickt. Wenn nun Heuer auch die Erntezeit kurz war, so sind unsere Produzenten doch niit den Einnahmen wohl zufrieden. Sie übertrafen ihre Erwartungen. Infolge der verstärkten Nachfrage und weil in einzelnen Gemeinden die Pflanzen schon frühe cingingen, hielten sich die Preise von Anfang bis Ende in gleicher Höhe und zwar wurden, was bisher nicht der Fall war, im Durchschnitt 45 c). für das Hundert bezahlt. (Im letzten Jahre z. B. sank der Preis bis auf 15 9 ..) Nach einer zuverlässigen Zusammenstellung wurden im vorigen Jahre in den Bezirken Eßlingen, Mettingen, Ober­und Unterkürkheim, Hedelfingen, Wangen, Cannstatt, Fellbach, Rothenberg und Uhlbach für 150 000 Gurken gezogen. Wenn Heuer in einigen dieser Ortschaften die Ernte nicht zu früh aufgehört hätte, so wäre der Gesamterlös Wohl ein weit höherer ge­worden.

Waldsee, 16. Sept. Heute nachmittag schlich sich einStr 0 mer in den Laden des Metzgers Philipp Strobel, erbrach die Ladenkasse und entnahm dieser 97 Auf der Tat ertappt, suchte der Ein­brecher zu entfliehen, wurde aber verfolgt und fest- genommen.

In München wurde vor einigen Tagen über die Schuhwarenhandlung D. Mayer u. Co. am Karlsplatz das Konkursverfahren eröffnet, während gleichzeitig der eine Teilhaber, Kaufmann David Mayer, flüchtig ging. Es hat sich nun herausge­stellt, daß dieser Wechselfälschungen und B etrnger-

S-nisteto«.

Nach zwanzig Jahren.

(Clariffa.)

Roman von O. Elster.

Nachdruck verboten.

Es war im Jahre 1890. Auf der Esplanade von Metz konzertierte die Militärmusik. Ganz Metz hatte sich zu dem Konzert eingefunden, das Offizier­korps mit den Damen, die Beamten, der deutsche Bürgerstand, der sich in der Zeit seit demgroßen Kriege" in der Hauptstadt Lothringens ongesiedelt hatte, und auch viele französische Familien, deren Damen namentlich die künstlerischen Leist­ungen der deutschen Militärmusikkorps wohl zu schätzen wußten. Freilich mußte man in der bunten Menge, welche von dem Kaiser Wilhelms-Platz, der früheren Place d'Ärmes, bis zu der schroff zur Moselebene abfallenden Bastionsmauer unter den schattigen Kastanien auf und ab flutete, doch aufmerksamen AugeS suchen, wenn man die französischen Damen herausfinden wollte. Sie mischten sich nur selten in die fröhlich plaudernde Menge, sondern suchten mehr die ScitenalleeN aus bder saßen auf den zierlichen Bänken und Stühlen, welche halh versteckt an einem der vielen herrlichen Boskets aus Flieder und Jasmin standen.

^Üioch immer herrschte ja zwischen der einheimischen Bevölkerung und der deutschen

''"Militär- und Beamtengesellschaft eine steife Zurückhaltung, welche» von der ein­heimischen Gesellschaft ausgehend, durch die Deutschen schwer durchbrochen werden konnte. Von einer eigentlichen Feindschaft konnte dabei Nicht mehr die Rede sein; man begegnete sich gegenseitig mit der ausgesuchtesten Höflichkeit, aber gerade diese schloß jede vertrauliche Annäherung aus.

Dieses Verhältnis mußte aufrichtig bedauert werden. Denn unter den einheimischen Vornehmen, welche meistens in Lothringen und Elsaß reich begütert waren, fand man die liebenswürdigsten, unterrichtetsten Männer, alte Soldaten zumeist, deren Väter unter Napoleon I gekämpft, und die selbst sich auf den Schlachtfeldern der Krim, Italiens und Algiers das Kreuz der Ehrenlegion ver­dient hatten. Die Damen waren hochgebildet und von wirklich vornehmer Ge­sinnung und die jungen Mädchen . . . nun, die jungen Offiziere der elsässischen und lothringischen Garnisonen sprachen von ihnen mit dem größten Entzücken und man wird zugestehen, daß die Fähnrichs, Leutnants, Rittmeister und Haupt­leute in dieser Beziehung dis kompetentesten Richter sein dürften.

Man konnte ziemlich sicher sein, daß ein jeder der jungen Offiziere, welche dort an den kleinen Tischen des Kaffehauses, gerade dem neuerrichteten Reiter­standbild Kaiser Wilhelms gegenüber, lebhaft plaudernd saßen, ein Jdcül im Herzen trug, das der schlanken, dunkeläugigen, braunlockigen, jungen lothringischen Dame glich, die soeben am A,m eines alten, weißbärtigen, s^datisch aussehenden Herrn daS Kaiserdenkmal betrachtete.

Die junge Dame gehörte aber auch entschieden zu den reizendsten ihres Geschlechtes. Schlank und biegsam wie die Gestalt einer Gazelle, mit schmalen Händchen und Füßen, großen nachtdunklen Augen, halboerschleiert durch die fast schwarzen Wimpern, die einen Schatten auf die Wangen warfen, daS dunkle Haar zu einer einfachen und doch geschmackvollen Frisur geordnet, mit feingeschnittenen purpurroten Lippen, die eigentümlich abstachen gegen den leicht gelblichen Teint deS reizenden, ovalen GesichtchenS trug die Französin die neueste Pariser Pro­menadetoilette mit einer Anmut, welche jedes Auge entzücken mußte. Die Blicke der Offiziere verfolgten daher auch aufmerksam den alten Herrn und seine junge