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und Anzeigeölait für den Bezirk Galw. 78. JührM-z.
rrfcheinungStags: Dienstag. Donnerstag. Samstag. Sonntag. JnserttonspreiS 10 Pfg. pro Zeile für Stadt «nd JezirkSorte; außer Bezirk 12 Psg.
Samstag, den 12. September 1903.
Abonnementspr. in d. Stadt pr. Viertclj. Mk. 1.10 inci. Träger!. Vierteljührl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbarortsverkehr 1 Mk., s. d. sonst. Berkehr Mk. 1.10. Bestellgeld W Pfg.
Amtliche ^ekarrntmachuttgen-
Bekanntmachung,
Unter dem Viehbestände der Daniel Ruf Wwe. in Dill-Weissenstein ist der Milzbrand ausgebrochen ; über die Stallung wurde Stallsperre verfügt. Calw, den 8. September 1903.
K. Oberamt.
V o e l t e r.
Die Ortsbehörden
werden beauftragt, die Bollzugsberichte über die vom Bezirksfeuerlösch-Inspektor bei der letzten Visitation des Feuerlöschwesens gemachten Ausstellungen -innen 8 Tagen dem Oberamt vorzulegen, soweit solches noch nicht geschehen sein sollte. Calw, 11. September 1903.
K. Oberamt.
Vo elter.
TagesnemgkZiten.
Calw, 10. Sept. Infolge Warmlaufens eines Lagers war heute Vormittag in der Bäckermühle Feuer ausgebrochen. Die Feuerwehr war rasch zur Stelle und unterdrückte den Brand im Entstehen. Der angerichtete Schaden ist nicht von Belang.
Stuttgart, 8. Sept. (Ferienkammer). Angeklagt eines Vergehens der versuchten Nötigung und wider ß 153 des Gewerbeordnung war der 30- jährige verheiratete Maschinenschlosser Gustav Jakob Haug von Gaisburg. Während des Schlosseraus- stands, anfangs Juli, traf er einen diesem nicht beigetretenen verheirateten Schlosser namens Weinmannineiner dortigen Wirtschaft und machte ihm darüber Vorhalle, daß er weiter arbeite. Als Haug dem letzteren einige Lage später auf der Straße
begegnete, faßte er ihn an der Brust, schüttelte ihn derart, daß Ihm der Hut vom Kopfe fiel, und gab ihm mit beiden Fäusten Stöße in den Rücken, unter Beifügung von Drohungen. Das Gericht berücksichtigte die bisherige Unbescholtenheit des Angeklagten und verurteilte ihn zu zweimontlicher Gefängnisstrafe.
Ellwangen. Nach der in Neudorf (Oberelsaß) erfolgten Festnahme des jetzt in Ellwangen inhaftierten Mörders des Landjägers Schmid Emil Fink ist die für dessen Ergreifung ansgefetzte Belohnung von 300 an Zirkusdirektor Jeannet, seine Frau und den Gendarmen Krüger in Hüningen zu gleichen Teilen vergeben worden.
Heubach, 9. Sept. Die ganze Umgegend war in den letzten Tagen der Schauplatz großer Truppen- Bewegungen und Hebungen. Am Sonntag war der kommand. General v. Hugo auf Schloß Hohenroden zu Gast, von wo er am Montag die Truppen auf dem Aalbuch besichtigte und dann nach dem Härtsfeld sich begab. Die umfangreiche Fel d- bäckerei in Aalen wird von vielen besucht. Ein besonders interessanter Anblick war es, als am Montag abend im Tal zwischen Rosenstein und Lauterburg ein ganzes Infanterieregiment biwakierte. Daß die große Hitze nachgelassen hat, wird -allgemein als Wohltat empfunden.
Riedlingen, 8. Sept. Dank der schon eine Woche andauernden äußerst günstigen Witterung ist in unserer Gegend das Getreide der Hauptsache nach unter Dach gebracht und es freuen sich unsere Landwirte des reichen Erntesegens. Das Ergebnis der Ernte ist in Hinsicht auf Quantität wie auf Qualität ein recht befriedigendes. Insbesondere ist in den letzten heißen Tagen die Gerste recht gut
eingebracht worden und giebt gute Brauergerste, so daß unsere Bierbrauer keinen Anlaß haben, auswärts zu kaufen.
Frankfurt a. M., 9. Sept. Das Attentat a u f d e n v - Z u g bei Mülh eim a. M., wo dieser Tage Abends eine 10 Zentner schwere Schiene über das Geleise gelegt wurde, hat sich jetzt durch die Untersuchung der Staatsanwaltschaft dahin aufgeklärt, daß der Hilfsbahnwärter Kaiser, der die Tat entdeckte, selbst der Urheber des Attentats ist. Er hat die Tat begangen, um feste Anstellung und eine hohe Belohnung zu erhalten. Der Mann wurde gestern Abend in Haft genommen.
Saarbrücken, 10. Sept. Heute früh 6 Uhr wurde der am 15. April ds. I. vom hiesigen Schwurgericht wegen Gattenmordes zum Tode verurteilte Bergmann Trouvain aus Buprich mit dem Fallbeil hingerichtet. Die Hinrichtung vollzog der Scharfrichter Engelhardt aus Magdeburg. Trouvain hatte am 1. Dezember v. I. seine Frau mit einem Beile erschlagen, um seine Geliebte heiraten zu können, mit der er bereits zwei Kinder hatte. Der Mörder verbrachte seine letzten Stunden reuig und unter großer Unruhe.
Berlin, 9. Sept. Wie die Blätter melden, ist nunmehr das offizielle Programm für den Besuch Kaiser Wilhelms in Wien, der nach den Jagden auf den Besitzungen des Erzherzogs Friedrich in Bellye erfolgt, gestellt. Darnach wird der Kaiser bei seiner Ankunft am 18. September Vormittags auf dem Südbahnhofe durch Kaiser Franz Josef, die Erzherzoge, die Spitzen der Behörden empfangen werden. Auf dem Wege vom Bahnhof bis zur Hofburg bilden Truppen Spalier. Um 6 Uhr findet Galadiner, Abends Besuch der Hofoper
Nachdruck verboten.
Gveus.
Original-Roman von Irene V. Hellmuth.
(Fortsetzung.)
Bei solchen Gedanken fühlte Jsa ihr Herz in freudiger Erregung wallen, fühlte, wie es dem Jugendfreunde entgegrnschlug in inniger Liebe. Dann durch- strömte ihr ganzes Wesen eine ruhige Sicherheit und Zuversicht. Wenn Kurt sie liebte, dann konnte ja noch alles gut werden. Er würde doch endlich kommen und sie holen und sie an sein treues Herz drücken. Jubelnd und dankbar wollte sie ihm folgen in das traute Hius am Waldesrand, und sich wieder verwöhnen, zu lasten wie einst als Kind, wo Tante Martha ihr jeden Leckerbisten zuerst zusteckte ehe Kurt und Susanne etwas davon erhielten, und sie ihren Lubling nannte und das Haar aus ihrer Stirne strich. O, was waren das für schöne Stunden gewesen, — und sie sollten wiedsrkommen, herrlicher noch als damals? Fast meinte Jsa, das wäre zuoiel des Glücks. Aber wenn Kurt doch nicht kam? Wenn sie sich selbst täuschte? Oder wenn er auf seiner Reise, die schon mehr einer Flucht glich, eine andere lieb gewonnen hätte, wenn er gar nicht mehr an das kleine Mädchen dachte, das auf ihn wartete in Sehnsucht und Qual. Jsa wußte es, Kurt war ihre einzige Hoffnung, betrog sie diese, dann gab es keinen Ausweg mehr.
Oder wollte Kurt am Ende, wie Hans von Uttrecht, nichts mehr von ihr wissen, — weil — der Vater,-
Bei solchen Gedanken stieg Jsa das Blut siedend heiß zu Kopf. Damals, als Uttrecht die kaum bekannt gewordene Verlobung so rasch wieder löste, war cs blos ihr Vater gewesen, an dem er Anstoß nahm. Was würde er wohl sagen,
wenn er erführe, daß sie, — sie selbst jetzt im Zirkus auftrar? Und Kurt, — was wird dieser tun ? — Aber war es denn ih- e Schul), daß all.s so glommen ? Konnte man sie verantwortlich machen, daß sie gezwungen drnch die V 'rüälmiste, um den Vater nicht darben zu lassen, irgend einen Beruf ergriff, gl ichoiel welchen, — um nur Geld zu verdi-nen? Würde Kurt sie deswegen aufgeben?
Bei dieser Frage schüttelte Jsa heftig den Kopf, und ein leises, kaum wahrnehmbares Lächeln irrte um den schöngeformten, kleinen Mund. Sie lag jetzt mit offenen Augen da. Silbern flutete das Mondlicht zwischen dem Vorhang in das kleine Zimmer und füllte cs mit magischem Glanz.
„Wo Kurt wohl jetzt weilen mag," dachte das junge Mädchen, „ob er wohl noch lange auf der Reise bleibt?"
Einmal mußte er doch wkd rkommen, und dann — daun nahte die Erlösung, die Befreiung von einem Leben, das kaum noch zu ertragen war, und doch mit lächelndem Gesicht ertragen werden mußte, um des Vaters willen. Auch an Susanns dachte Jsa in dieser Stunde. Wie glücklich die Freundin jetzt sein mußte, da sie dem Manns angehören durfte, den sie liebte, und der sie auf den Händen trug.
Die Briefe Susannens, deren jeder die innige Bitte enthielt, Jsa möge doch endlich zurückkehren, atmeten Wonne und Seligkeit. So oft Jsa so ein Schreiben erhielt, fühlte sie, wie ein freudiger Schreck ihr Herz durchbebte, weil die Hoffnung, der Brief werde die Nachricht von Kurts Heimkehr bringen, dann in ihr lebendig wurde. Doch jedesmal wiederholte Susanne den Satz:
„Von Kurt noch immer keine Nachricht, wir wissen nicht wo er sich aufhält."
Seit dem letzten Brief vor etwa acht Tagen, wo Susanne so herzlich bat, Jsa möge doch zu ihrer Hochzeit nach Buchecke kommen, war keine Nachricht mehr eingelaufen. Ob es Susanne gekränkt, daß ihre Bitte unerfüllt blieb?