DermischiLs.
Wenn der Kaiser krank ist. Kaiser Wilhelm II. ist niemals ernstlich krank gewesen. Auch jetzt leidet er nur an einer leichten Erkältung, einem Katarrh der Bronchien. Der Kaiser legt sich indessen, wenn er erkältet ist. sofort ins Bett, denn er weiß, daß auf diese gründliche Weise eine Heilung am schnellsten zu erreichen ist. Seine Lebensweise ändert sich bei solchen Gelegenheiten wenig; nur fallen dann diejenigen Nummern des Tagesprogramms aus, die sich außerhalb der kaiserlichen Wohnung abspielen sollten. Die damit erübrigte Zeit widmet der Kaiser dem Lesen oder seiner Familie, wenn er nicht Regierungsgeschäfte abmacht, die er sonst erst einige Tage später erledigt haben würde. Auch die laufenden Vorträge finden wie gewöhnlich statt. Der Kaiser empfängt die Minister und Kabinettschef im Bett oder im Hausanzug in seinem Arbeitsraum und vollzieht, wie immer, Unterschriften. Er sucht eben in diesen Tagen möglichst viel Zimmerarbeit hinter sich zu bringen. Die Kaiserin und die Kinder des Kaiserpaares nutzen die Tage natürlich aus, um recht viel von dem Gatten und Vater zu haben, mehr als für sie in den gesunden, allzu reich besetzten Tagen abfällt.
Sonderbare Gesetze. Das Parlament von Maryland steht vor einer gewichtigen Entscheidung; ein Gesetzentwurf ist eingebracht, der den Töchtern des Landes Bitternis und Trübsal bringen wird: jede Frau, die künftig in Maryland in der Oeffent- lichkeit mit einem Hute erscheint, der mehr als zehn Zoll Durchmesser hat, soll fortan wegen groben Unfuges bestraft werden. Denn die Modedamen von Maryland sind in ihrer Leidenschaft für mächtige, große „Lustige-Witwen-Hüte" zu weit gegangen: ihre Kopfbedeckungen haben Dimensionen angenommen, die auf den Straßen den öffentlichen Verkehr behindern, und durch Strafe von 40—300 ^ soll diese Störung von Handel und Wandel im Staate Maryland geahndet werden. Dieser neue Gesetzentwurf ist ein Gegenstück zu anderen Leistungen amerikanischer Gesetzgebung. In Nebraska z. B. werden alle Hotelbesitzer durch das Gesetz gezwungen, nur Bettücher von mindestens 8 Fuß Länge zu benutzen. das Gesetz befiehlt ihnen an. täglich neue Handtücher zu geben, und einmal im Jahr muß alle Leinenwäsche des Hotels desinfiziert werden. In Kolorado macht das Gesetz das Geben oder Empfangen von Trinkgeldern zu einem Vergehen, das vom Staatsanwalt verfolgt wird; nur eine einzige Ausnahme ist erlaubt: den Kellnern der Schlafwagen darf Trinkgeld gespendet werden. In Oregon wird jede Frau bestraft, die mit einer Hutnadel von über 9 Zoll Länge auf der Straße sich blicken läßt; ist die Nadel länger, so gilt sie als tödliche Waffe, und die Modedame wird wegen unbefugten Waffentragens polizeilich in Strafe genommen! In Delaware besteuert ein Gesetz alle Junggesellen und Zigeuner als lästige Bürger. In Uta gilt es als ein Vergehen gegen das Gesetz, wenn ein Staals- bürger nicht wenigstens wöchentlich einmal badet; vernachlässigt jemand diese Bürgerpflicht, so schreitet der Staatsanwalt ein. In Texas besteht ein Gesetz, das jedes Fluchen durch das Telephon zu einem Vergehen macht, das vom öffentlichen Ankläger verfolgt wird. Die meisten dieser wunderlichen Gesetzesbestimmungen werden in den einzelnen Staaten streng durchgeführt. Aber der Ehrgeiz des Staates Maryland ist mit dem Plane, die umfangreichen Hüte zu besteuern, anscheinend nicht erschöpft; denn schon ist ein neuer Gesetzentwurf vorgesehen, der alle Frauen mit Strafe bedroht, die im Theater, im Konzertsaal und in öffentlichen Vergnügungslokalen nicht freiwillig sofort ihren Hut abnehmen . . .
Der Mann mit dem Marmorgesicht. Ein eigenartiger Krankheitsfall beschäftigt zurzeit die englische Aerztewelt. In dem Krankenhause für Hautleidende zu Birmingham wurde ein junger Mann untergebracht, der vor kurzem an einer heftigen Lungenentzündung erkrankt war. Beim Genesungsprozeß veränderte sich die Haut allmählich an den Händen, den Füßen, der Brust und dem Gesicht und gewann schließlich ein Aussehen, das täuschend an weißen Marmor, erinnert. Ihre Dehnungsfähigkeit ist verschwunden, sie fühlt sich kalt an und gemahnt an die eines Toten. An den Gliedern haben sich die Gewebe versteift, so daß der Kranke sich kaum noch bewegen und nur mit großer Anstrengung den Mund öffnen kann. Die Aerzte suchen die rätselhafte Erscheinung durch eine Art Lähmung der Arterien und der Lymphdrüsen zu erklären, die wahrscheinlich von einer Störung des Nervenzenlrums
ausgeht. Aas elektrische Radium-Institut, das dem Birminghamer Krankenhaus angegliedert wird, soll in den nächsten Tagen fertig sein. Man hofft durch elektrische Radium-Behandlung dem Kranken Linderung seines Leidens bringen zu können.
Das große Los durch Hypnose. Einem sonderbaren Betrüge ist man in London vor wenigen Tagen auf die Spur gekommen. Der seit Jahren als Rentier lebende Louis O'Flanagan, eine Ire von Geburt, der seinerzeit das große Los der Dub- liner Stadtlotterie im Betrage von 50000 Pfund (— 1 Mill. Mark.) gewonnen hatte, wurde wegen Betruges verhaftet. Wie man schreibt, melden Londoner Blätter folgende Einzelheiten über den Fall: O'Flanagan lebte bis zum Jahre 1893 in Dublin ohne eigentlichen Beruf, er nannte sich „Zauberkünstler" und Hypnotiseur und pflegte in kleineren Städten Vorstellungen seiner Kunst zu geben, erzielte jedoch meist nur geringe Einnahmen und litt ständig an Geldmangel. Auch hieß es, daß er verschiedene Betrügereien verübt habe, die man ihm jedoch niemals Nachweisen konnte, so daß es keine gesetzliche Handhabe gab, gegen ihn vorzugehen. Da fiel ihm im Mai des genannten Jahres das große Los der von der Stadt Dublin regelmäßig veranstalteten Lotterie zu. er war mit einem Male ein reicher Mann, verließ seine Heimat und ließ sich in London nieder. Niemand schöpfte Argwohn. Vor einiger Zeit geschah es nun, daß der städtische Beamte von Dublin Dinsmore sich an die Polizei wendete und vor dem Untersuchungsrichter, vor den er sich selbst führen ließ, das Geständnis ablegte, jener O'Flanagan habe ihn vor nunmehr 18 Jahren in seine Wohnung gelockt und da der Zauberkünstler wußte, daß ihm die Funktion obliege, bei der Ziehung die Nummern aus der Urne zu holen, habe er ihn gegen seinen Willen hypnotisiert und dadurch gezwungen, mittelst Gedankenübertragung, jene Nummer aus der Urne zu holen, welche auf das Los des O'Flanagan stimmte. Dadurch sei jenem der Treffer zugefallen. Der Verhaftete suchte anfangs zu leugnen, allein in die Enge getrieben, legte er ein umfassendes Geständnis seiner Schuld ab. Sein Vermögen wird an die Stadt Dublin zurückfallen und an die Armen verteilt werden.
Frühjahrshüte. In den neuen Frühjahrshüten, die soeben in Paris auftauchen, scheint sich der Erfindungsgeist der Modeschöpserinnen einmal gründlich ausgetobt zu haben. Schon die Namen geben einen ungefähren Begriff von ihrem Aussehen, j Rosenbusch, Napoleonshut, Franzosenhut. neuer Glockenhut und neuer Bienenkorb hören sich in der Tat sehr anschaulich an. Nur beim Napoleonshut ist nicht einzusehen, wie er zu seinem Namen kommt. Er ähnelt eher einer alten Sturmhaube, besteht aus einem Strohgeflecht, das vorne einen schmalen, ganz umgeschlagenen Rand hat, der beinahe am Kopfe des Hutes anliegt, fällt ganz in den Nacken hinab. Den einzigen Besatz bilden Chiffonstreifen, die bogenförmig von einer Seite zur anderen gespannt sind und etwas unterhalb der Ohrgegend durch eine große Rose zusammengehalten werden. Der „Franzoienhut" hat die Form einer unsymmetrischen Schüssel. Er besteht aus einem Drahtgestell, das mit Chantillyspitze überzogen ist. Seinen Namen hat er von dem Fransensaum, der allseitig vom Rande herunterhängt. Den einzigen Besatz bilden zwei oder drei Rosen. Der „neue Bienen- i korb" hat die Form eines Herrenkuppelhutes mit j sehr schmalem Rand. Natürlich ist er aber viel > größer als ein Herrenhut, denn er reicht vorn tief ! in die Stirn und hinten tief in den Nacken und umspannt dabei die ganze Frisur. Er besteht aus butterfarbenem Stroh, um das ein goldfarbenes Band herumgelegt ist; zuweilen wird er außerdem mit ein paar Mohnblumen geschmückt. Die „neue Glocke", meistens aus grünem Stroh, hat wirklich die Form einer Glocke oder eines Blumenkelches. Von der Spitze, die mit einer einzigen Rose besetzt ist, laufen zum Rande hinab zahlreiche, verschieden lange Sammtbänder, deren jedes am Ende eine ganz kleine Rosenknospe trägt. Auch der Rand ist mit winzigen Rosenknospen besetzt; sonst trägt der Hut nur eine einzige Schleife. Alle diese Hüte zeigen überhaupt wenig Besatz, so daß die eigentliche Form unverdeckt bleibt. Demgegenüber ist der „Nosen- busch" ein richtiger Hut. der beinahe einem Rosenstrauche gleicht. Nur der breite Strohrand ist sichtbar. Auf dem Kopfe türmen sich, nach oben zu an Größe abnehmend, sehr viele Rosen, zwischen denen wenige Blätter sichtbar sind. Zu dielen Exzentrizitäten gesellt sich sodann noch ein altes Modell, der „Kiepenhut" der viktorianischen Epoche. Jener
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eimerförmige Hut also mit dem aufwärts ragenden Rande, der einen Rahmen für das Gesicht bildet. Der moderne Kiepenhut besteht aus lohbraunem Stroh, das mit Valenciennespitzen umwunden und mit Paradiesvogelfedern geziert ist.
Nervosität und Schlaf. Die stetig wachsende Unruhe, welche in und um den heute lebenden Menschen wogt, teils bedingt durch die enorme Entwicklung der Verkehrsmittel, teils durch die hohe Anspannung aller Kräfte im Konkurrenzkampf, hat das Wort „nervös", das vor wenigen Jahrzehnten allein das kokette Beiwort weniger in Wohlhabenheit und Nichtstun dahinlebenden Frauen war, auf den größten Teil aller Menschen, besonders auch auf die Männer, und leider in ernster Weise, ausgedehnt. Eine Geschwindigkeit, die vor 20 Jahren angestaunt wurde, gilt heute als langsam und längst überwunden, die Straßen aller großen und mittleren Städte werden durchsaust von elektrischen Bahnen mit lärmendem Geräusch, 80 Kilometer Fahrzeit die Stunde für die Eisenbahn genügt nicht mehr, und so ist Unruhe und Hasten an allen Orten, sowie in allen Geschäften und Unternehmungen, wo noch unsere Väter in ruhiger Behaglichkeit leben konnten. Daß bei solchem Anreiz und solcher fortwährenden Anspannung des Nervensystems dieses allmähliche nachläßt und nach und nach versagt, ist wahrlich kein Wunder. Es sollte jeder darauf bedacht sein, die Schäden eines solchen aufregenden Tageslebens möglichst sofort wieder bei sich zu beseitigen; da das allein durch ein entsprechendes Ausruhen geschehen kann, so wird es eine Notwendigkeit besonders für die Bewohner der Großstadt, den Schlaf, für den einst ein physiologisches Bedürfnis von sieben Stunden angenommen wurde, auf acht bis neun innerhalb 34 Stunden zu erhöhen und bei besonders reizbaren Persönlichkeiten selbst über diese Zeit hinauszugehen. Wer gesund und arbeitskräftig bleiben und sich nicht vor der Zeit aufreiben will, wird dieser Forderung unter allen Umständen Nachkommen müssen, und zu keiner Zeit ist weniger als in der gegenwärtigen der Hinweis gebracht, daß bedeutende Männer nur einer Schlafenszeit von wenigen Stunden bedurft haben. Abgesehen davon, daß diese Ausnahmen niemals einen bestehenden Wert halten, so ist ihnen heute noch weniger Bedeutung beizumessen, und manchen vergeblichen Gang zum Arzt, manche erfolglose Kur wird der ersparen, der durch die Vermehrung seines Schlafes für die Erhaltung seiner Gesundheit sorgt!
Ein bequemer Beruf. Man erzählt der „Tgl. Rdsch.: Der kleine Otfried ist ganz begeistert, als sein Onkel in seiner Uniform als Marine- Assistenzarzt der Reserve ins Zimmer tritt. „Wenn ich groß bin, werde ich auch Soldat bei der Marine, wie mein Onkel!" Man entgegnet ihm, daß sein Onkel in seinem wirklichen Beruf ja Frauenarzt sei. Aber er läßt sich nicht irre machen. „Dann werde ich auch Frauenarzt, aber bei der Marine!"
sEntgleist.s Bei einem Hochzeitsmahle erhebt sich einer der Gäste, ein alter Herr, und regt eine Sammlung für die Opfer einer kürzlich eingetretenen Bergwerkskatastrophe an. „Besonders an die Herren Junggesellen möchte ich mich wenden." sagte er mit Betonung; „die Glücklichen haben heute die meiste Veranlassung, in den Beutel zu greifen!"
Br»chstaber».Rätsel.
Mit 4—8 fängt die Geschichte an.
Das wanderte so hin und her die Bahn;
Mit 1, 2. 3, 4, 7, 8 ging's fort In schild'rungsvollem, wohlgefügtem Wort;
Und 5. 6, 7 — 2, 3, 4 gedacht Hat alles sich nach jedes Sinn gemacht.
Die Krönung, 5—7, war gescheh'n —
Wie wird die Sache nunmehr weitergeh'n? — Ach, sie ging so, wie leider 5—8 So oft Han arge Täuschungen gebracht;
Man mußte 2—8, nach wenig Zeit:
Ein 1—8 war's, bitter jetzt bereut.
Auflösung des Logogriphs iu Nr. 31.
Würde — Bürde — Hürde.
Richtig gelöst von Walter Kübler, Helene Mayer, Klara Mayer und Luise Keck in Neuenbürg; Eugen Schaible in Dobel; Otto Schweizer in Herrenalb; Frau Maria Hölzle in Herrenalb, G. UlShöfer in Schwann und Frln., Marie Toussaint in Wildbad.
Brauereien und Brennereien brauchen eine mehh- reiche Malzgerste. Damit die Gerste nicht zu eiweißreich wird. ist es nötig, dem Stickstoffvorrat im Boden durch eine starke Thomasmehl- und Kainit- düngung das Gleichgewicht zu halten.