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Neuenbürg, Samstag den 26. Februar MV.
68. Jahrgang.
Der deutsche Reichstag stand in der ablaufenden Woche teilweise im Zeichen der Trauer um seinen verewigten Präsidenten Grafen Stolberg- Wernigerode. Am Montag wie am Dienstag 'fielen die Sitzungen des Hauses aus diesem Anlasse aus. Am Mittwoch nahm der Reichstag seine Verhandlungen wieder auf. Vor Eintritt in die eigentliche Tagesordnung verlas der 1. Vizepräsident Dr. Spahn eine größere Anzahl von Beileidskundgebungen, die dem Präsidenten wegen des Ablebens des Grafen Stalberg zugegangen sind. Dann trat das Haus in die erste Lesung des Entwurfes eines Reichs- kontrollgesetzes ein; nach ganz kurzer Debatte wurde die Vorlage der Budgetkommission überwiesen. Darauf setzte das Haus die Spezialberatung des -Etats des Reichsamtes des Innern fort; nicht weniger als 50 Anträge und Resolutionen liegen bislang zu dem Etat vor. Der konservative Abgeordnete Graf Karmer brachte als neueste dieser Resolutionen eine Resolution wegen Vorlegung eines -Gesetzentwurfes betreffs der Versicherung der Privat- angestellren möglichst noch im Laufe der Session ein. Im übrigen betraf die Mittwochsdebatte vorwiegend die deutsche Handelspolitik und die vom Reiche in den letzten Jahren abgeschlossenen Handelsabkommen und Tarifverträge, die Syndikatsfrage, die Mühlenumsatzsteuer. den Stahlwerksverband, die Frage der Pensionsversicherung der Privatbeamten, die preußische Polenpolitik, die Mittelstandsfrage und noch sonstige Themata. Am Donnerstag setzte der Reichstag diese allgemeine Debatte fort. — Die Budgetkommission des Reichstages führte am Mittwoch die Vorberatung des Marineetats weiter.
In der Mittwochssitzung des preußischen Abgeordnetenhauses kam es zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen dem Sozialdemokraten Liebknecht und dem Minister v. Moltke über die jüngsten Wahlrechtsdemonstrationen in verschiedenen preußischen Städten. Liebknecht wandte sich aufs schärfste gegen das Vorgehen der Polizei und des Militärs bei diesen Demonstrationen. Der Minister verteidigte demgegenüber energisch die Haltung der Polizei und des Militärs.
Berlin, 25. Febr. Anläßlich des Geburtstages des Königs von Württemberg fand bei den Majestäten im kgl. Schloß Frühstückstafel statt, bei der der Kaiser zwischen dem Gesandten Staatsrat Dr. Frhr. v. Varnbüler und dem württem- bergischen Militärbevollmächtigten Oberst v. Dorrer saß; die Kaiserin saß gegenüber zwischen dem Reichskanzler und dem Generaloberst v. Lindequist. An der Frühstückstafel nahm Prinzessin Viktoria Luise teil. Geladen waren ferner außer den Umgebungen und den Chefs der drei Kabinette Staatssekretär v. Schön, kgl. württ. Ministerialrat Dr. v. Köhler, kgl. württ. Ministerialrat Schleehauf, kgl. württ. Oberstleutnant v. Schröder.
München, 25. Februar. Der heute früh hier eingetroffene österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen Graf Aehrenthal wurde heute vormittag nach einem vorausgegangenen Besuch bei dem Ministerpräsidenten Frhr. v. Podewils vom Prinzregenten empfangen. Wenn auch der Besuch Aehrenthals zunächst nur als eine besondere Aufmerksamkeit für den Münchener Hof aufzufassen ist, so werden doch auch sehr reale Angelegenheiten besprochen werden, wie z. B. der Konflikt wegen der Grenzflußfrage. Oesterreich beansprucht nämlich das Recht, die in seinem Gebiet entspringenden Flüsse abzuleiten, während Bayern dies als völkerrechtswidrig bezeichnet. Auch die Frage der Naturalisation soll zur Besprechung gelangen.
London, 25. Februar. Im Laufe der Tarif- debatte im Unterhaus wies Balfour auf die Wich tiqkeit der Tarifreform als Mittel gegen die Arbeitslosigkeit hin, insofern, als durch die Tarif
reform die produktive Tätigkeit Englands gesteigert werde. Minister Runcimann erklärte, die Opposition habe das Volk grausam enttäuscht, indem sie den Glauben erweckte, daß die Tarifreform allem Elend ein Ende mache. Die Tarifreform werde die Preise in die Höhe treiben und die Produktionskosten steigern, sowie den britischen Erzeugnissen für den neutralen Markt Nachteil bringen. Nach weiterer Debatte wurde der von Chamberlain eingebrachte Zusatzantrag zugunsten der Tarifreform abgelehnt. Die Nationalisten enthielten sich der Abstimmung. Die Arbeiterpartei stimmte für die Regierung.
London, 25. Februar. In Schiffahrtskreisen erzählt man sich, daß das neue Schiffsbauprogramm 4 Schlachtschiffe, 4 kleine Kreuzer, sowie 20 Torpedozerstörer enthalten soll. Man nimmt an, daß die Gesamtauslagen sich auf 60 Millionen Pfund beziffern werden.
König Ferdinand und Königin Elenora von Bulgarien sind am Mittwoch nachmittag zu dem angekündigten offiziellen Besuche am Zarenhofe in Zarskoje Szelo eingetroffen. Dieser Besuch ist zweifellos von besonderer politischer Bedeutung, da das bulgarische Herrscherpaar von mehreren Mitgliedern der bulgarischen Regierung begleitet ist.
Aus Kalkutta wird die Flucht des Dalai- Lama, des obersten Priesters der Buddhisten und zugleich weltlichen Herrschers von Tibet, gemeldet, der mit mehreren tibetanischen Notabeln aus Lhasa geflohen ist und die indische Grenze überschritten hat. Der Grund zur Flucht soll in dem Vorgehen chinesischer nichtbuddhistischer Truppen liegen, welche die tibetanischen Kckster geplündert hätten. Die Expedition hat offenbar auch den Zweck, die wackelige Oberherrschaft Chinas über Tibet wieder zu befestigen.
Peking, 25. Febr. Durch ein kaiserliches Edikt ist der Dalai Lama unter Aberkennung der geistlichen Vorrechte wegen der Flucht aus Lhasa seines Amtes enthoben worden. Die Wahlen für den Nachfolger sind bereits angeordnet.
In Philadelphia ist durch die dortigen Streikunruhen eine sehr ernste Situation geschaffen worden. Die Straßenkämpfe der Polizei und der aufgebotenen Miliz mit den Streikenden dauern fort, es sind bisher 3 Personen getötet und gegen 100 verwundet worden. Die Streikenden gehen mit Dynamit vor.
Paris, 25. Febr. Von dem Kriegsgericht in Chälons sur Marne wurde der Unteroffizier Faraco vom 8. Husarenregiment in Verdun, der in die Suppe seiner Kompagnie Cyankali geworfen hatte, um einen Soldaten, der ihm 300 Franken geliehen hatte, aus dem Wege zu räumen, zu 20 Jahren Zwangsarbeit und Degradation verurteilt.
Paris, 24. Febr. Auf Ersuchen des Gemeinderats von Sinpueux wurde gestern der mit dem Einsturz drohende Glockenturm der Kirche von einer Abteilung Genie Soldaten mittelst Mellinit gesprengt. Zahlreiche Katholiken versammelten sich unter Führung des Pfarrers auf dem Kirchplatz, um gegen die Maßnahme zu protestieren. Der Pfarrer erklärte, daß er den Ort, an dessen Spitze ein solch gottloser Gemeinderat steht, binnen 48 Stunden verlasse.
New-Uork, 25. Febr. Hiesige Blätter behaupten, der Fleischtrust habe versucht, durch Bestechung die drohende gerichtliche Verfolgung von sich abzuwenden. Agenten des Fleischtrusts hätten den Staatsanwalt Gorson wissen lassen, daß der Trust bereit sei, eine Million zu zahlen, wenn der Staatsanwalt die Strafverfolgung einstelle. Dieser erwiderte jedoch darauf, daß wenn die leitenden Personen des Trusts den Vorladungen nickt Folge leisten würden, das Gericht ihre zwangsweise Vorführung verfügen werde.
Mann keim, 25 Febr. Aus Anlaß des 50- jährigen Jubiläums der Firma Heinrich Lanz hat die Firma Heinrich Lanz, Kommerzienrat Röchling
und Rittmeister Seubert der Stadtgemeinde eine Million Mark zur Verfügung gestellt, deren Zinsen für wissenschaftliche Zwecke der Handelshochschule Verwendung finden sollen. Mit dieser Stiftung erreichen die Stiftungen der Familie Lanz für öffentliche Zwecke den Betrag von 4 Mill. Mark.
Baden-Baden, 22. Febr. In der heutigen Sitzung des Bürgerausschusses unter dem Vorsitze des Oberbürgermeisters Fieser wurde die Einführung der Kurtaxe auf Grund der vom Stadtrate gestellten Anträge einstimmig genehmigt. Als Zeitpunkt für das Inkrafttreten der Taxe ist der 1. März bestimmt. Jeder Fremde, der länger als vier Tage (einschließlich des Tages der Ankunft) hier verweilt, ist zur Zahlung der Kurtaxe verpflichtet. Die Kurtaxe beträgt: für die ersten 10 Tage und die nächsten 10 Tage des Aufenthaltes Vollkarte 8 -4L, Teilkarle 4 -4L, für eine Beikarte 4 -,-L, bezw. 2 -^, bei einem Aufenthalte bis zu einem Monat Vollkarte 20 -^!l, Teilkarte 12 Beikarte 10 und 6 -4L, für drei Monate Vollkarte 30 Teilkarte 24 usw. Zum Besuche des Kurhauses und der regelmäßigen Konzerte werden Tageskarten ausgegeben.
München, 25. Februar. Ein Riesenmeteor wurde gestern abend beobachtet. Er tauchte kurz nach 7 Uhr im Sternbild des Orion auf, im Kern war er von blauer Farbe und verbreitete einen goldgelben. wunderbaren Glanz. Er bewegte sich in scheinbar geringer Höhe langsam nach dem nordwestlichen Horizont zu, wo er etwa nach 25 Sekunden verschwand. Der Meteor hatte einen blendendhellen Schweif von 10 bis 15 Grad und war kugelförmig. Der Durchmesser betrug anscheinend ein Viertel des Monddurchmeffers. Der Meteor wurde auch in Augsburg und Nürnberg beobachtet.
Niedermichelbach (Kreis Mülhausen), 24. Febr. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag geriet hier eine Frau mit 4 Kindern durch ausströmendes Kohlengas in schwere Lebensgefahr. Morgens fand man Mutter und Kinder bewußtlos in den Betten liegend; die Frau liegt heute hoffnungslos darnieder.
Württemberg.
Der Geburtstag Seiner Majestät des Königs brachte den üblichen Ordensregen. Durch Verleihung des Großkreuzes des Ordens der Württ. Krone wurden Kultminister v. Fleischhauer, Kriegsminister v. Marchtaler und Graf Reinhard v. Neipperg ausgezeichnet. Das Kom- menturkreuz 1. Klasse des Friedrichsordens erhielt Präsident v. Payer, Generalintendant v. Putlitz und der Präsident der Generaldirektion der Posten v. Majer. Der Vizepräsident des Landtags, Oberlandesgerichtsrat v. Kiene bekam das Kommentur- kreuz des Ordens der Württ. Krone; v. Stieler, Präsident der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, das Kommenturkreuz 2. Klasse des Friedrichsordens. Von den Stuttgarter Gemeinderatsmitgliedern wurde der besoldete Gemeinderat Dr. Rettich mit einer Auszeichnung bedacht und zwar mit dem Ritterkreuz des Ordens der Württ. Krone. Diesen Orden erhielten u. a. auch Oberstaatsanwalt Dr. Cleß in Tübingen und Oberregierungsrat Krack bei der Zentralstelle für Gewerbe und Handel. Der Vorstand dieser Zentralstelle Präsident v. Mosthaf erhielt den Staatsratstitel. Baurat Gugenhan bei der Min.-Abt. für Straßen- und Wasserbau erhielt den Titel und Rang eines Oberbaurats. Den Titel und Rang eines Oberforstrats erhielten die Forsträte Müller. Nagel und Dr. Haug. Das Ritterkreuz des Ordens der Württ. Krone erhielt Böhringer, Oberstleutnant z D. und Kommandeur des Landwehr- besirks Calw; den Charakter als Oberst der Obeist- Ie»l„-u t z. D. Frhr. v. Gemmingen-Guttenbertj, zuletzt Kommandeur des Ulanen-Regts. König Karl Nr. 19, K. Badkommissär in Wildbad. Die große