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und Knzeigeökatt für den Mezirk Galw. 78. IlchrglW.
SrlcheinungStoge: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. JnserttonSprei« 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Nezirktorte; außer Bezirk 18 Pfg.
Dienstag, den 8. September 1903. !
Abonnementspr. in d. Stadr pr. Viertels. Mk. 1.10 incl. Trägers Vierteljahr!. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar. Ortsverkehr 1M?., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg-
Amtliche NeLarmtmüchimgert.
Bekanntmachung, Straßensperre betr.
Wegen Straßenbauarbeiten ist die Straße von Oberrievt bis Altburg auf ungefähr 4 Wochen lang gesperrt und können dieselbe nur noch ganz leichte und kleine Fuhrwerke befahren.
Die größern müssen den Weg über Welten- fchwann fahren.
Calw, 7. September 1903.
K. Oberamt.
V o e l t e r.
Tagesneuigkeiten.
Schömberg, 3. Scpt. Sedansfeier. Im Sanatorium Schömberg (der ältesten Lungenheilanstalt Württembergs), wurde der 2. September in besonders feierlicher Weise begangen. Von den Dächern und Türmen der verschiedenen Häuser der Anstalt wehten schon in den frühesten Morgenstunden die schwarz-weiß-roten und die schwarzroten Flaggen, während in dem schönen Wintergarten zwischen reichem Pflanzenschmuck die Büste Sr. Majestät des Kaisers aufgestellt war. Der Speisesaal vereinigte die gegenwärtig große Zahl der Patienten des Sanatoriums mittags 1 Uhr zu einem Festessen. Nicht die Gesunden allein, auch die Kranken und Genesenden wollen diesen Tag würdig begehen, und es war überraschend, wie die Lungenleidenden, die sonst von dem Bewußtsein ihrer Krankheit niedergedrückt, von der Festesfreude des Tages mächtig ergriffen, all ihres Leids vergaßen, und zum Gelingen des schönen Festes das Ihrige beitrugen. Beim Festessen in dem großen, prächtigen Speisesaal mit dem daran stoßenden geschmückten Wintergarten feierte Hr. Direktor Römpler in schwungvollen
Worten die Bedeutung des Tages und schloß mit einem dreimaligen „Hoch" auf Se. Majestät den Kaiser sowie mit einem dreimaligen „Hoch" aus Se. Majestät den König von Württemberg, in das die Patienten, Deutsche und Ausländer, begeistert einstimmten. Nach dem Festessen fuhren die Gäste der Anstalt in bekränzten Wagen nach der reizend gelegenen, und ebenso wie die Anstalts-Gebäude selbst, festlich geschmückten Wald-Liegehalle, wo bei den Klängen der Liebenzeller Kurkapclle sich ein reges Leben, entfaltete, das dem Beschauer den Eindruck, Kranke vor sich zu haben, nicht aufkommen ließ. Abends zogen die Patienten sodann mit klingendem Spiel in das Sanatorium zurück, das in einem Meer von tausend Lichtern einen entzückenden Anblick bot. Den Schluß des festlichen Tages bildete, während die Musik in den Park-Anlagen ihre munteren Klänge ertönen ließ, ein brillantes Feuerwerk, das viele Schaulustige in den großen Park des Sanatoriums lockte, die gemeinsam mit den Patienten den Abend in vergnügtester Stimmung verbrachten.
Herrenberg, 4. Sept. Die Pflücke der Frühhopfen und des gewöhnlichen Hopfens an warmen Abhängen begann schon im Laufe dieser Woche; in die allgemeine Hopfenernte wird man am nächsten Montag eintreten. Die Hopfengärten stehen bei uns recht schön; auch scheint der Preis ein annehmbarer zu werden.
Böblingen, 4. Sept. Unter dem Vorsitz des Kommissärs der Kreisregierung Ludwigsburg, Amtmann Schüller, tagten gestern die Bäckermeister des hiesigen Oberamtsbezirks und erhoben den Antrag zum Beschluß, eine Zwangsinnung zu gründen.
S u l>z a. N., 3. Sept. Dem heute hier abgehaltenen Vieh- und Krämermarkt wurden zugeführt: Ochsen 15 Stück, Stiere 106 Stück, Kühe 49 Stück. Kalbinnen 88 Stück, Kleinvieh 104 Stück, Pferde 21 Stück, Schweine 190 Stück. Bezahlt wurde für Stiere 400 bis 780 pro Paar, Kühe 180 bis 390 Kalbinnen 200 bis 400 Kleinvieh 90 bis 190 ^., Pferde bis 180 pro Stück, Milchschweine bis 26 pro Paar. Der Handel ging etwas flau.
Mettin gen, 4. Sept. Der Feldwächter Hermann Clauß wurde heute mittag darauf aufmerksam gemacht, daß sich ein Pärchen oberhalb des Steges, der nach Brühl führt, auf den Baumwiesen und an den Ufern des Neckars herumtreibe. Clauß verwies demselben den Aufenthalt. Nach kurzem Wortwechsel fiel der junge Mensch mit einem großen Messer über den Feldwächter her und brachte ihm trotz energischer Gegenwehr 7 Stiche in die Brust und Arme bei, so daß er hilf- und lautlos niederstürzte. Herbeigeeilte Einwohner, die in unmittelbarer Nähe waren und das Ringen mitansahen, brachten die erste Hilfe, Doktor Knosp-Obertürkheim, der auf dem Brühl weilte, legte Notverbände an. Polizei, Landjägerschaft und Privatpersonen verfolgten die Entflohenen in das nahe Weiler Wäldchen, bis jetzt leider ohne Erfolg. Der Schwerverwundete wurde im Sanitätswagen in das Krankenhaus gebracht. Zwei Wunden sind bedenklich, doch hofft man das Leben des Clauß, der Familienvater ist, zu retten.
Frankfurt a. M., 5. Sept. Gestern Nachmittag wurden im Stadtwalde bei Oberrad im Gebüsch zwei nebeneinander liegende Leichen
Nachdruck verboten.
Treue.
Original-Roman von Irene v. Hellmuth.
(Fortsetzung.)
Jsa schüttelte heftig den Kopf.
„Sprich nicht so, Vater," sagte sie sanft, mit rührender Stimme, die ihm ins Herz schnitt. „Mir fehlt nichts, ich entbehre ja auch nichts, und bin glücklich, für dich sorgen zu können. Ich tue doch alles gern, wenn du nur zufrieden bist. Das Bewußtsein erfüllter Pflicht ist doch eine schöne Sache, Vater, es wird auch später wieder bester mit dir werden."
„Jawohl, aber das kann sich sehr in die Länge ziehen, mein Kind, und ich fürchte, du hältst das anstrengende Leben nicht aus. Wenn ich nicht immer die Sorge um dich hätte, daß du dich zuschr aufopferst, ich wollte ja gern geduldig sein und warten, bis cs besser wird."
„Um mich sorge dich nicht, Vater," lächelte Jia, „ich bin ganz gesund, und das bischen Arbeit strengt mich nicht sihr an.
Tennewitz schüttelte seufzend den Kopf.
„Wenn du mir das auch hundertmal versicherst, ich glaube es dir nicht. Du siehst schlecht aus, wo ist Deine frühere Heiterkeit, deine rosige Frische geblieben, du bist verändert, Jsa, gestehe cs doch ein, du hast irgend einen Kummer, ein großes Leis."
Als das Mädchen schwieg, fuhr er fort: „Ich denke immer, cs sitzt dir einer im Herzen, so recht tief, sonst würdest du doch nicht allen Bewerbungen ein hartnäckiges „Nein" entgegensetzen. Das kann doch nicht aus Eigensinn geschehen.
Was hast du nicht schon für ausgezeichnete Partien in dm Wind g-schlagen. Du könntest eine der reichsten Frauen des Landes sein. Ich will ja nicht von Gros Dornbusch reden-"
Er hielt erschrocken inne, ein Blitz aus Jsas Augen ließ ihn verstummen. Sie wandte dem Vater ihr von Zorn und Abscheu entstelltes Gesicht zu und rief heftig: „Wie oft habe ich dich schon gebeten, dieses Thema nicht mehr zu berühren, kannst du noch immer hoffen, mich umzustimmen? Kannst du von einer Verbindung mit diesem Menschen ein Glück für mich erwarten, — mit diesem Menschen, den ich haste, wie die Sünde? Blos um des elenden Geldes willen, soll ich mich an ihn ketten lasten?"
„Er würde dich auf den Händen tragen, Jsa —"
„Eine Zeit lang vielleicht, aber das würde sich ändern, glaube mir, er ist keiner Treue fähig. Und ein ganzes langes Leben neben diesem Menschen hergehen zu müssen, dünkt mir gräßlicher als der Tod. Lieber wollte ich schon heute mein Leben beschließen. Nur das Eine quält mich, daß es mir bisher trotz allem nicht möglich war, die Summe, die er dir geliehen, zurückzuzahlen, daß wir diesem Menschen etwas schuldig sind und ihm infolgedessen nicht die Türe weisen können."
„Er will das Geld ja gar nicht mehr haben, er mahnt mich nie mit einem Wort daran. Wenn du ihm nur gestattest, von Zeit zu Zeit bei uns vorzusprechen. Und im Vertrauen gesagt, er kann die Summe gar nicht rechtlich fordern, weißt du, es liegt da etwas vor, übcr das ich mir heute nicht ganz klar bin. Dornbusch ließ an jenem Abend reichlich Sekt auffahren, nötigte mich immer zum Trinken, und als ich schon nicht mehr ganz klar im Kopfe war, wo ich natürlich hohe Summen verlor. Er hat freilich damals nicht ganz korrekt gehandelt —"
„Sage lieber schlecht hat er gehandelt!" unterbrach ihn Jsa heftig, „er wollte dich um jeden Preis zu seinem Schuldner machen, um damit einen gewissen