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Hausen (Württemberg) verhaftet. Weinmann, ein wegen Raubs und Mordversuchs vorbestraftes Individuum, war aus dem Amtsgerichtsgefängnis in Göppingen ausgebrochen und hielt sich hier unter falschem Namen auf.

Wien, 31. Aug. (König Eduards Ankunft.) Die Straßen sind festlich geschmückt und von vielen Menschen umsäumt. Um 3'/- Uhr nachmittags kündigten brausende Hochrufe an, daß der Kaiser die Hofburg verlassen habe, um sich nach dem Bahnhof zu begeben. Der Kaiser trug die Oberstuniform eines englischen Dragoner-Garde­regiments. Am Bahnhof war eine Ehrenkompagnie aufgestellt. Die Herzöge und die Spitzen der Be­hörden hatten sich dort eingefunden. Punkt 5 Uhr traf der Hofsonderzug ein. Unter den Klängen des 6oä 8LVS rlls entstieg König Eduard in

der Oberstuniform seines 12. Husarenregiments dem Salonwagen. Der Kaiser eilte auf den König zu und die Monarchen umarmten sich aufs herzlichste. Nach der Begrüßung der Erzherzöge und Würden­träger bestiegen die Monarchen einen ä lo, vMinont bespannten Wagen zur Fahrt nach der Hofburg. Die Menschenmenge empfing König Eduard auf dem ganzen Wege mit Hochrufen. Der König dankte freundlich grüßend für die Huldigungen. Um '/-6 Uhr langte der Zug in der Hofburg an, wo die Standarten beider Herrscher gehißt wurden. In der Hofburg waren zum Empfang versammelt die Erzherzoginnen, der Minister des Aeußern, beide Ministerpräsidenten und mehrere Hofwürdenträger. Nachdem der König die Erzherzoginnen begrüßt und die Vorstellung der übrigen Persönlichkeiten cntgegen- genommen hatte, zog er sich in seine Gemächer zurück.

Wien, 1. Sept. König Eduard hat heute Vormittag in der kaiserlichen Gruft der Kapuziner auf den Särgen der Kaiserin Elisabeth und des Kronprinzen Rudolf Kränze niedergelegt. Darauf gab der König seine Karte bei den Erzherzögen ab und nahm das Frühstück auf der englischen Bot­schaft ein, zu dem auch Kaiser Franz Joseph geladen war.

Wien, 1. Sept. Bei dem Prunkmahl in der Hofburg führte König Eduard die Erzherzogin Maria Josefa, die Gemahlin des Erzherzogs Otto, der Kais er seine Tochter, Erzherzogin Maria Valeria, zur Tafel. König Eduard saß zwischen dem Kaiser und der Erzherzogin Maria Josefa. Während des Essens brachte der Kaiser folgenden Trinkspruch auf König Eduard aus:Ich bin hoch erfreut, Ew. Mas. bei mir begrüßen zu können und erblicke in diesem Besuch, den ich herzlich willkommen heiße, ein neues Unterpfand für den Fortbestand der so innigen und vertrauensvollen Beziehungen, die von Atters her zwischen unseren Familien und unseren

Ländern bestehen und die auf um so festerem Boden fußen, als keinerlei politische Interessen­gegensätze zwischen uns vorhanden sind, die dieses erfreuliche Verhältnis der Gefahr einer Trübung aussetzen würden. In der zuversichtlichen Hoffnung, daß auch die Zukunft keinen Wechsel in dieser Hin­sicht herbeiführen werde, danke ich Ew. Mas. für die vielfachen Beweise der Freundschaft, die Sie mir bei verschiedenen Anlässen geboten haben, indem ich dieses Glas auf das Wohl Ew. Mas. mit dem Ruf erhebe: Seine Mas. König Eduard lebe hoch! König Eduard erwiderte:Gestatten Ew. Mas., daß ich Ihnen für Ihre Freundlichkeit danke und Ihnen sage, daß der Empfang, der mir in dieser Weltstadt zu teil geworden ist, mich tief gerührt hat. Ew. Mas. können gewiß sein, daß die Gefühle, die mir von meiner hochseligen Mutter für Ew. Mas. HauS überkommen sind, stets die wärmsten bleiben werden. Gestatten Ew. Mas., daß ich heute, da ich seit der Thronbesteigung das erstemal Gast Ew. Mas. bin (mit erhobener Stimme), Ew. Mas. zum Feldmarschall meines Heeres ernenne. Ich trinke auf das Wohl Ew. Mas. des Kaisers und Königs, Ew. Mas. lebe hoch!" Nachdem die Tafel aufge­hoben war, hielten die Majestäten Cercle. Die Londoner Blätter sind geneigt, an den Besuch ihres Königs in Wien politische Betrachtungen zu knüpfen. Der Daily Telegraph führt aus, es gebe nur eine Frage von hervorragender Bedeutung, bei der Eng­land und Oesterreich-Ungarn in hohem Grade interessiert seien, das sei die orientalische. Anspie­lend auf die Fortschritte, die Bosnien, Herzegowina in östreich. Verwaltung gemacht haben, schreibt das Blatt weiter, für die Bewohner der noch übrigen europ. Provinzen der Türkei würde cs gut sein, wenn sie unter dieselbe führende Hand gebracht werden könnten, und wenn Oestreich und Rußland mit einer gewissen Vollmacht in diesem Sinne be­traut würden. Die meisten Engländer würden es gern sehen, daß diese Vollmacht für Oestreich be­deutend erweitert werde, so lange dieses in der Lage sei, seine Rechte und Ansprüche zu wahren und einen gleichen Druck auszuübcn, wie sein Kollege und Rivale.

P a ris, 31. Aug. In Florentine kam eS gestern zu ernsten Wahlunruhen. Gendar­merie hatte die Tür der Bürgermeisterei geschlossen, um zu verhindern, daß die Wahlurne, wie dies be­reits schon einmal vorgekommen, erbrochen wurde. Hierauf begaben sich etwa 50 Wähler mit Sensen und Heugabeln bewaffnet vor die Bürgermeisterei, um dem Bürgermeister den Eintritt, dem er versagt wurde, zu erzwingen. Inzwischen sammelte sich vor dem Rathaus eine zahlreiche Menge an. Bei dem wiederholten Versuch die Menschenmenge zu zer­

streuen, kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Bei der vorgenommenen Zählung der Stimmzettel stellte es sich heraus, daß mehr Zettel abgegeben waren als Wähler vorhanden gewesen sind. Einer der Beisitzer vernichtete hierüber außer sich, die Wählerliste. Hierüber entstand unter der Volks­menge ein neuer Tumult und die Gendarmerie mußte mit blanker Waffe Vorgehen, wobei mehrere Personen schwer verletzt wurden.

London, 1. Sept. Die Blätter kommen­tieren lebhaft den Empfang König Eduards in Oesterreich. Sie heben den Takt hervor, mit welchem der König es verstanden habe, die Sympathien für England zu erneuern. Dagegen drücken sie die Ansicht aus, daß die Reise keinerlei politische Ver­änderungen Hervorrufen würde.

Sofia, 31. Aug. Fürst Ferdinand kommt nicht direkt hierher. Er reist nach Constanza und von dort mit seiner Jacht nach Varna. Hierauf wird er im Schlosse Euxinograd Aufenthalt nehmen und dort die weitere Entwicklung der Er­eignisse abwarten.

Newyork, 1. Sept. Präsident Roosevelt ist infolge des Irrtums des amerikanischen Gesandten in Konstantinopel betreffs des Zwischenfalles in Beirut verstimmt. Er hat beschlossen, den amerikani­schen Gesandten in Konstantinopel, der den Irrtum verschuldet hat, abzuberufen. Er soll geäußert haben, ein solcher Mann sei nicht fähig, die Vereinigten Staaten bei einer anderen Regierung zu vertreten.

Shanghai, 1. Sept. Ein Eisenbahnzug der chinesischen Bahn entgleiste am 29. v. M. mehrere hundert Werst von der Stadt Charbin entfernt infolge Einsturzes eines Brückenpfeilers. Zwei Bahnangestellte wurden getötet, 6 Reisende schwer verletzt.

Vermischtes.

Zweierlei Tuch. Die Vorliebe des schönen Geschlechtes für daszweierlei Tuch" ist in Meißen während der 4tägigen Einquartierung von Manövertruppen in so aufdringlicher Weise hervorgetreten, daß sich das dortige Amtsblatt zu folgender zarten Ermahnung veranlaßt sieht: Daß sich die Mädchen und Frauen sehr für das Militär interessieren, kann wohl nicht schaden, nur müßte dieses Interesse nicht in unpassende Zudring­lichkeit ausarten. Gerade gestern konnte man bei dem Marsche nach dem Uebungsgelände mehrfach junge Mädchen bemerken, deren Betragen viel an Tugend­haftigkeit zu wünschen übrig ließ. Sie drängten sogar zwischen die Kolonnen hinein und mußten sich dann von Offizieren beschämende Verweise gefallen lassen. Wo bleibt da Anstand und gute Sitte?"

Amtliche und Primtaiytigm.

Althengftett»

Oberamt Calw.

Verakkordierung von Bauarbeiten.

Die vorkommenden Arbeiten bei

u) der Einfriedigung der Vergrößerung des Begräbnisplatzes und d) bei der Renovierung der Umfassungsmauern des bestehenden Friedhofs

werden im Wege des schriftlichen Angebots vergeben.

Die Ueberschlagssummen betragen:

all. a) I. Grab- und Chaussierungsarbeit 330

II. Maurerarbeit . 4967

. b) Maurerarbeit.144 ^

Gipser-Hand-Arbeit. 72

Pläne, Kostenvoranschläge und Bedingungen liegen auf dem Rathaus hier zur Einsicht auf, woselbst auch die bezüglichen Offerte bis

Montag, den 7. September d. Z., nachmittags 5 Nhr,

versiegelt und kostenfrei eingereicht werden wollen.

Den 29. August 1903.

Schultheißenamt.

Flik.

Die hiesigen

Gebäudeeigentümer

werden aufgefordert, diejenigen im Laufe des Jahres vorgekommenen Aende- rungen, welche für die Einschätzung der Gedäude zur Brandver­

sicherung in Betracht kommen, soweit dies nicht bereits erfolgt ist, längstens bis 15. Sept. 1SVS beim Stadtschult­heißenamt anzumelden.

Calw, den 31. August 1903.

Stadtschultheißenamt.

Conz.

Forstamt Stammheim.

SLeinöeifuhrakkord.

Am Freitag, den 4. Sept., nach­mittags 6 Uhr, wird imRößle" in Stammheim die Lieferung und Zer­kleinerung der für die Wege in den Staatswaldungen erforderlichen Kalk­steine im Akkord vergeben.

Nächste Woche backt

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Eduard Psrommer,

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in jeder Höhe eventl. auch gegen Schuld­schein besorgt und erbittet Briefe

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