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^ 138. ZMts- und AnzeigeökaLt für den Bezirk Gakw. 78. JühkMs.

DrschiinungStags: Dien-tag. Donnerstag, Sams­tag, Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stabt and vezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Donnerstag, den 3. September 1903.

Abonnementspr. in d. Stadt pr. Diertelj. Mk. 1.10 incl. Träger!. Dierteljährl. PostbezugSpreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ortSoerkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Psg

Amtliche NeLarrrttmachrmgerr.

Berichtigung zu der Bekanntmachung des K. Medizinalkollegiums, Tierärztliche Abteilung, betreffend die Abhaltung von Unterrichtskursen für Fleischbeschauer vom 25. August 1903:

Auf der dritten Zeile von oben muß cs statt „einwöchige" „vierwöchige" Unterrichtskurse u. s. w. heißen. fStaatsanz.s

Tagesnmigkeiten.

^Simmozheim. Die Ernte ist jetzt nahe­zu beendet; sogar der Haber kann, günstige Witte­rung vorausgesetzt, Ende dieser Woche ganz eingeheimst worden. Im allgemeinen sind die Landwirte mit den Erträgen sehr zufrieden. Weniger günstig sind die Oehmderträge infolge der Mäuseplage. So ungünstig das Regenwetter der ersten Erntewoche für den Fortgang der Erntearbeiten war, so wohl­tuend war der ausgiebige Regen für die Hackfrüchte^ die jetzt sehr schön stehen und gleichfalls hohe Er­träge versprechen.

sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.s Tie Abiiurientenprüfung am Realgymnasium in Ulm hat bestanden und die damit verbundenen Be­rechtigungen sich erworben: Staudenmeyer, Erwin, Sohn des Berwalt.-Aktuars in Calw.

Stuttgart, 31. August. Anläßlich der Wiederkehr des Todestages des Ehrenpräsidenten des württ. Kriegerbundes, Prinz Hermann von Sachsen-Weimar, begab sich heute früh 8 Uhr das Bundespräsidium an dessen Grab auf dem Pragfriedhof. Bauinspektor , Dobel legte unter ehrenden Worten einen Lorbeerkranz am Grabe nieder. Der schlichten Feier wohnten Abordnungen der militärischen Vereine von Stuttgart bei. Der

Kavallerieverein Prinz Weimar veranstaltete gestern Abend vor der Grabstätte eine Gedächtnisfeier. Graf Leutrum gab ein Lebensbild des Verewigten und legte einen Kranz nieder.

Stuttgart, 31. Aug. In der Charlotten- straße hat sich am Samstag ein junger Mensch mit einem Revolver in die Brust geschossen und wurde nicht unerheblich verletzt ins Katharinen­hospital verbracht. — Bei der Benützung eines Haar­brennapparats, dessen Spiritus Feuer fing, hat sich am letzten Freitag ein Mädchen sehr schwere Brand­wunden zugezogen.

Stuttgart, 31. Aug. Heute begann der von jetzt ab jeden Montag im städtischen Lagerhaus stattfindende Hopfenmarkt. Dem heutigen Markt waren 15 Ballen zugeführt. Preis 150 bis 170 per Ztr. Alles verkauft.

Stuttgart, 1. Sept. Heute Mittag fftL^z-LL Heim Einfahren eines Zuges auf der Station Zuffenhausen der verheiratete Güter­schaffner Schließer aus einem Gepäckwagen und zog sich schwere, wenn auch nicht lebensgefährliche Ver­letzungen an Kopf und Schulter zu. Der Verun­glückte wurde ins Katharinenhospital nach Stuttgart verbracht.

Stuttgart, 1. Sept. In Anwesenheit von Vertretern aus Belgien, Deutschland, Frank­reich, Holland, Oesterreich-Ungarn und Rußland fand heute im Landes-Gewerbe-Museum ein Kon­greß zur Gründung eines internationalen Verbandes zum Studium der Verhältnisse des Mittel­standes statt. Nach längerer Beratung wurde die endgültige Konstituierung des Verbandes beschlossen, der es sich zur Aufgabe macht, unter Ausschluß aller konfessionellen und politischen Fragen und unter

Verzicht auf jede Propaganda zu Gunsten eines Reform-Programmes, sowie auf jede Beeinflussung der bestehenden Jnteresscntengruppen die Interessen des gesamten Mittelstandes in einem Zentralausschuß und einem in Brüssel zu errichtenden ständigen Se­kretariat durch Sammlung, Sichtung und Verar­beitung des auf den Mittelstand bezüglichen Materials zu fördern. Das Präsidium des Verbandes wechselt alle drei Jahre unter den dem Verbände angehören­den Ländern. Für die nächsten drei Jahre wurde dasselbe Deutschland übertragen, nachdem die bel­gischen Vertreter abgelehnt hatten.

Cannstatt, 31. Aug. Heute früh wurde eine weibliche Leiche aus dem Neckar gezogen. Dieselbe dürfte einige Tage im Wasser gelegen haben und machte den Eindruck, als sei es ein Dienst­mädchen oder eine Arbeiterin. In den Kleidern der Verlebten, die etwa 25 Jahre alt sein dürfte, befinden sich die Buchstaben k. 1l.

Eßlingen, 31. Aug. Durchgebrannt mit 2700 ist am Samstag Abend ein 14jähriger Bursche. Derselbe sollte den Betrag, der als Zahltag benützt werden sollte, nach Obercßlingen bringen.

Rohrdorf, OA. Horb, 31. Aug. Gestern wurde hier der erste Hopfen kauf perfekt. Adler­wirt Alois Lohmüller verkaufte seinen Hopfenertrag an Bahnhofrestaurateur Weil in Eutingen per Zentner zu 120 ^

Ludwigsburg, 1. Sept. (Schweine­markt.) Zufuhr: Milchschweine 321 St., Läuser- schweine 39 St. Preis für ein Paar Milchschweine 16—24 für ein Läuferschwein 25—40 Die Zufuhr von Milchschweinen war heute eine starke, Läufern eine schwache. Der Verkauf ging schwach und wurden Milchschweine zu zwei Drittel, Läufer zur Hälfte verkauft.

AOUÜkSSrtW» Nachdruck »rrboi-n.

Treue.

Original-Roman von Irene v. Hellmuth.

(Fortsetzung.)

„Ja! — Ja ist eS denn möglich, — ich traue meinen Augen kaum!" rief Gras Lennewitz erschrocken. „Bist du es denn wirklich! Wo in aller Welt kommst du denn her?"

Im nächsten Moment lag sie an der Brust des Vaters und weinte und lachte in einem Atem. Die ganze heftige Erregung der letzten Stunden kamen zum Ausbruch. Der zarte Körper bebte in den Armen des Vaters, der sein Kind fest umschlungen hielt und nicht wußte, was das alles bedeuten sollte, t

„Aber Jsa, — erkläre mir doch,-- ich denke, du sitzest wohlgeborgen

in Buchecke, unterdessen stürmst du daher, und so mitten in der Nacht."-

„Später werde ich dir alles erklären, Vater, jetzt kann ich nicht mehr, ich bin so müde und — hungHg^"

Tennewitz schüttelte den Kopf. Er konnte sich gar nicht denken, was Jsa veranlaßt haben könnte, Buchccke so plötzlich zu verlassen. Doch jetzt war keine Zeit, der Sache näher nachzuforschen. Der Kutscher, der mit Jsa gekommen war, stand noch immer mit abgezogenem Hut da und wartete, bis der erste Sturm sich gelegt haben würde.

„Bitte, lieber Papa, gieb dem Manne ein reichliches Trinkgeld, er hat eS wahrhaftig verdient," sagte Js«.

Graf Tennewitz griff in die Tasche und reichte dem Kutscher ein Geldstück, das dieser unter vielen Bücklingen in Empfang nahm.

Jsa fühlte sich glücklich, aus all der Angst erlöst zu sein und schmiegt- sich innig an den Vater.

„Wann reisest du?" fragte sie.

„O, wir haben immer noch fast eine halbe Stunde Zeit, mein Kind. Aber waS gedenkst du zu tun, was hast du denn eigentlich vor?"

„Bei dir will ich bleiben, Vater, für dich sorgen, damit du nicht mehr so allein dastehst. Ich habe mir das klar gemacht, als ich erfuhr, daß du gezwungen bist, für deinen Unterhalt zu arbeiten. Dabei will ich dir helfen, wie eS die Pflicht von einem Kinde erfordert. Deshalb bin ich hier und du wirst sehen, daß ich dir mit der Zeit eine Stütze werde!"

„O, — du, wie willst du denn das anfangen?" lachte Tennewitz auf, aber man merkte cs ihm doch an, er war im tiefsten Herzen gerührt über die Worte seines Kindes.

„Wie ich es anfangen werde, weiß ich im Augenblick selbst noch nicht, aber arbeiten will ich, arbeiten für dich, mein Vater. Bin ohnehin viel zu lange auf der faulen Bärenhaut gelegen, nun soll das alles anders werden. Ich hatte ja keine Ahnung, daß es lo schlimm um dich steht! Tu hättest mir das gleich sagen sollen, warum tatest du es nicht?"

„Ich wollte dir schon an jenem Abend, da du mich zuerst im Zirkus Con- radty sähest, Mitteilen, warum ich dort auftrat, wollte dir alles klar machen! — Aber Kurt v. Wallbrecht ließ das nicht zu. Er bat und flehte so lange, bis ich nachgab und schwieg.

„Also er," sagte Jsa und in ihren schönen Augen schimmerte eS feucht, „er ist so gut, so treu und wahr. Er wußte also, daß wir nichts mehr besitzen?"

Der Graf nickte und blickte halb erstaunt, halb gerührt auf das junge Mädchen.