Der Kaiser als Manöverkritiker. Die großen Herbstübungen, die alljährlich unter den Augen des obersten Kriegsherrn vor sich gehen, bringen Orden, Beförderungen aber auchblaue Briefe". Mancher geht voll Hoffnung ins Kaiser­manöver, das ihm Gelegenheit geben soll, sich her­vorzutun und vielleicht einen tüchtigen Sprung vorwärts zu machen, um derart aus der Ochsentour herauszukommen, wie man in der Armee mehr an­schaulich als schön den gewöhnlichen Gang der militärischen Laufbahn zu nennen pflegt. Mancher dagegen hat sich mit der liebenden Gattin, bevor er ausrückt, schon dahin geeinigt, daß ein Bezirks­kommando doch eigentlich auch ein ganz hübscher Posten ist. Im Kaisermanöver werden eben die höchsten Anforderungen gestellt, und sie bieten daher mehr als andere Manöver die Möglichkeit, Talente und Schwächen zu erkennen. Die am meisten ge­fürchtete Kritik ist die, die am letzten Manövertage stattfindet. Sie ist zugleich eine der schwierigsten und interessantesten militärischen Leistungen. An ihr nehmen nur die Offiziere bis zum Regiments­kommandeur oder selbständigen Bataillonskommandeur abwärts teil. Zunächst entwickeln die Führer der beiden großen kämpfenden Parteien die Gründe ihres Handelns und ihrer Maßnahmen. Der Chef des Generalstabs der Armee ergänzt dann diese Angaben vom Standpunkt der Leitung aus. Nun ergreift der Kaiser, unter der gespanntesten Auf­merksamkeit aller, das Wort. Er bespricht die einzelnen Manövertage vom ersten bis zum letzten in zusammenfassender Darstellung. Sachlich ist der Kaiser als Kritiker sehr scharf, er läßt niemals einen Fehler durchgehen, und kein kommandierender General, mag er dem Monarchen sonst auch noch so freundschaftlich nahestehen, kann nach der Kritik noch im Zweifel darüber sein, wie der Kaiser ihn in dienstlicher Hinsicht einschätzt. Bemerkenswert ist es, daß der Kaiser meistens ohne irgend eine Karte kritisiert und doch von vielen wechselnden Schlacht­bildern der drei oder fünf Manövertage kein einziges vergißt, und die Dutzende von Ortsnamen, Straßen, Flußläufen, die in Frage kommen, stets im Kopfe hat. Das ist ein Beweis eines außerordentlichen Gedächtnisses und des nie aussetzenden Interesses, mit welchem der Kaiser von früh bis spät die Manöver verfolgt. Auch für die Leistungen der einzelnen Truppenkörper hat der Kaiser ein gutes und sicheres Auge. Nur sehr selten gelangt bei diesen Kaiserkritiken, wo Lob und Tadel so folgen­schwer verteilt werden, der Humor zu einem be­scheidenen Rechte. Einem unserer Kriegsminister es war, wenn wir nicht irren, Hr. v. Kaltenborn- Stachan gelang es indessen doch einmal, freilich durchaus unbeabsichtigt, eine Kaiserkritik sehr lustig ausklingen zu lassen. Das geschah in den neunziger Jahren, beim dritten Armeekorps. Der Kaiser, der sich unerwartet angesagt hatte, hielt nach Beendigung der Uebung eine ausgezeichnete Kritik, in der er in großen Zügen von Führung und Führergaben sprach, also von den höchsten soldatischen Tugenden. Zum Schluß wandte er sich an seinen Kriegsminister. Doch der war im Hintergründe vor Hitze und

Und Ihr habt Euch furchtbar lieb?" :

Ja, Großpapa!" s

Und könnt gar nicht von einander lassen? Wollt ; Euch heiraten?"

Ja, Großpapa!" ?

Mädel, kannst du denn gar nichts anderes >

mehr sagen?" ?

O ja, Großpapa!"

Na, warte jetzt wirst du aber gleich ge- ! sprächig werden willst du den Oberförster auch s dann noch wenn ich dir sage daß er mein s Enkel, der Erbe von Riedheim ist?" ,

Ja, Großpapa!" jubelte Marianne und schlang ? stürmisch die Arme um den Hals des Barons,wie s könnte denn so etwas möglich sein? Du scherzest ; wohl ich fasse es nicht!" -

Es dauerte lange, bis Marianne begriff, was ^ eigentlich geschehen war. j

Marianne weinte, aber es waren Tränen des i reinsten Glückes. Der Alte streichelte zärtlich ihr ^ lockiges, blondes Haar und sie schmiegte sich an ihn i wie ein Kind. -

Gott sei Dank," sagte Baron Egon,daß ich '

meinen Enkel als Ehrenmann wieder finde, ich er- ; trüge es nicht, wenn ich mich seiner schämen müßte." !

Auf ihn kannst du stolz sein, Großpapa," ver- i sicherte Marianne mit glänzenden Augen und ihre Wangen glühten vor Eifer.Er ist sicher einer der besten Menschen. Wir beide wollen uns bemühen, dir einen heiteren und zufriedenen Lebensabend zu bereiten. Du warst lange genug einsam und freud-

Müdigkeit auf seinem Pferde sanft eingeschlummert, und als die Frage des Kaisers:Hat der Herr Kriegsminister noch etwas zu bemerken?" ihn jäh aus seinen Träumen riß, schreckten Roß und Reiter sichtlich zusammen und der Herr Kriegsminister gab die merkwürdige Antwort:Die Kartoffeln könnten noch etwas mehr geschont werden, Majestät!" Dieser glänzende strategische Gedanke rief die allgemeinste Fröhlichkeit hervor, von der auch der Kaiser sich nicht ausschloß.

Von der Schwäbische Eisebah! Man schreibt derFrkft. Ztg." aus Württemberg: Wo anders flucht man über Zugverspätungen, im gott­gesegneten Schwaben fluchen nurPreußen" und ähnliche Leute, denen jeder Sinn für das Idyllische fehlt. Bessere Menschen amüsieren sich, freuen sich über die zahlreichen idyllischen Zustände. So müssen Sie einmal von Nürtingen nach Neuffen fahren. 9 Kilometer lang ist die Strecke, die zu­rückzulegen man laut Fahrplan eine halbe Stunde braucht. Darüber ärgert man sich beileibe nicht, warum denn? Links und rechts der Bahn eine reizende Landschaft, Berge, die Hänge endlos mit Wein bewachsen, auf den Gipfeln mancher Burg­überrest, am schönsten der Hohenneuffen mit seiner auch in Trümmern noch imponierenden starken Feste, wo man dem schwäbischen Dichter Paulus eben ein einfaches Medaillondenkmal errichtet hat. Ein ge­segnetes Stückchen Land, jedem Schwaben teuer. Und die Eisenbahn hat's auch dem Fremden zu­gänglich gemacht. Langsam pustet die Maschine die mäßige Steigung hinan. Bald geht ihr der Atem aus, und auf den drei Zwischenstationen muß sie gehörig verschnaufen. Kein Mensch wird sich über 5 oder 8 Minuten Aufenthalt erregen. Bekommt man doch ganz interessante Aufschlüsse über das Leben auf so einer Station. Heute z. B. hat die Frau Stationsvorstand große Wäsche. Eilig eilt die Magd, eilt die Hochmögende selbst mit dem Zuber zur Maschine und zapft ihr das nötige heiße Wasser ab. Oder am Samstag liefert das Bähnle das Badewasser, so hochkulturelle Arbeit verrichtend. Aber auch dem einfachsten Arbeiter hilft das Wasser zum Sieden der Rotwurst. Und gelt, da wird man doch nicht schimpfen oder fluchen, wegen der paar Minuten Verspätung? Der Hohenneuffen wartet und hier kann man auch warten.

Ein kostbarer Operationssaal. Aus London wird derInf." geschrieben: Den kost­barsten Operationssaal, der sich in irgend einem Krankenhause findet, hat das neue Londoner Hals- und Ohrenhospital aufzuweisen. Der Saal besteht ganz aus Marmor. Der Boden ist mit Mosaiken aus Marmor belegt, die Wände sind mit Hellem sizilischem Marmor bekleidet. In dem ganzen Raume sind keine Ecken und Winkel, in reiner fleckenloser Fläche wirkt das schöne Material. Alle Vervollkommnungen, die je für operative Zwecke ersonnen wurden, sind hier angebracht. Die elek­trische Heizung kann auf jeden beliebigen Temperatur­grad gebracht werden. Durch geräuschlos arbeitende Fächer wird jede Feuchtigkeit ferngehalten und für gute Ventilation gesorgt. Damit der Anblick der

los, nun wird das alles anders. Frohsinn und Freude sollen wieder hier einziehen. Der große Fest­saal stand allzu lange unbenützt."

Ich fürchte," meinte Baron Egon wehmütig, es wird nicht mehr lange dauern mit mir."

Sprich nicht so, Großpapa!" bat Marianne.

Ich will zufrieden sein, wenn ich mich an Eurem Glücke freuen darf sollte es auch nur für kurze Zeit sein."

Marianne durchfuhr plötzlich ein heftiger Schreck.

Wo ist Herr von Saldern weiß er es schon?" fragte sie und auf ihrem schönen Gesicht lag ein fast ängstlicher Ausdruck.

Saldern war dabei, als Marie Burghardt mir die sonderbare Geschichte erzählte. Doch dann war er plötzlich verschwunden. O Gott, Kind wenn er dem Oberförster jetzt im Walde begegnete, dann ! könnte es ein Unglück geben. j

Um Gottes Willen, Großpapa, du machst mir § Angst," sagte Marianne bebend.Klaus wollte, als wir uns trennten, noch einen Gang durch das Re­vier machen."

Beruhige dich, mein Kind, Saldern ist doch kein Meuchelmörder."

Aber er ist in seiner rasenden Leidenschaft zu allem fähig, ich kenne ihn. Er hat keinen guten Charakter. Ich begriff es nie, weshalb du mich zu einer Heirat mit ihm zwingen wolltest."

Weil ich ein alter Egoist bin, Marianne!"

»Ja, ja, ein Egoist. Weil ich wußte, daß Sal­dern dich liebt, so hoffte ich, daß er sich aus Liebe

scharfen und seltsam gestalteteten Operations­instrumente, sowie die große Schar der Assistenz­ärzte und Studenten dem Kranken nicht Furcht ein­flößen, befindet sich vor dem eigentlichen Operations­saale ein prächtig ausgestattetes Vorzimmer, in dem die Betäubung des zu operierenden Kranken vor­genommen wird. Auf einem fahrbaren Operations­tische wird dann der Kranke schnell und geräuschlos in den Marmorsaal gebracht. Der große Vorzug, den die ausnahmslose Verwendung von Marmor zu Wand- und Fußbekleidung sowie die Vermeidung von Winkeln und Ecken hat, besteht darin, daß sich im Operalionsraum kein Staub ansammeln kann. Die Pracht ist hier also nicht zur Erhöhung des Luxus angewendet, sondern hat ihren Grund in sanitären Maßregeln.

Aus dem Bienenleben macht ein Mitarbeiter der WochenschriftEnglish Mechanik" eine interessante Mitteilung. Er erwähnt die Tatsache, daß eine Biene, die noch keine Blüte besucht, also noch keinen Ballast zu tragen hat, mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 65 Kilometer in der Stunde zu fliegen, also mit der Durchschnittsschnelligkeit eines Eilzugs gleichen Schritt zu halten vermag. Hat sie aber so viel Blütenstaub ausgenommen, wie sie zu tragen imstande ist und kehrt mit dieser Ladung nach ihrem Bienenstock zurück, so kann sie nicht schneller als höchstens 20 Kilometer in der Stunde fliegen. Immerhin verbringt das Insekt auch damit noch eine gewaltige Leistung, wenn man sie mit der Tat­sache vergleicht, daß schon ein recht tüchtiger Fuß­gänger sich mit sechs Kilometern in der Stunde begnügen muß.

Alte Glühstrümpfe werfe man nicht fort! Man zerreibe sie fein, so daß sie ein Pulver ergeben, das eines der besten Putzmittel für Silbersachen, Nickel-, Tee- und Kaffeegeschirr und andere empfind­liche Metallgegenstände abgibt. Die Zuhilfenahme irgend eines anderen Putzmittels ist unnötig; man braucht nur den üblichen Lederlappen, mit dem man das außerordentlich feine Pulver trocken auf das zu putzende Stück aufreibt; irgend welche Schrammen können nicht entstehen, auch wird das Metall sonst in keiner Weise angegriffen. Mit einem weichen wollenen Tuche reibt man tüchtig nach.

Die Künstler. Zwei Pudelhunde waren aus einer Jahrmarktsbude entlaufen und prahlten nun bei einem gewöhnlichen Pudel mit ihren Künsten. Ich kann seiltanzen," sagte der eine.Und ich nach Noten bellen," so der andere.Gut," sagte der ungelehrige Hund,wir drei halten zusammen und ziehen in die Welt hinaus. Wir sind Künst­ler!"Wiel" riefen die beiden,was für eine Kunst willst denn du denn ausüben?"Ich werde von dem, was ihr beide verdient, leben!"

sArge Enttäuschung.^ Aeltliches Fräulein:Ist nichts da unter ,Holde Jungfrau, Nr. 20'?" Schalterbeamter:Nein aber unter: ,Alte Schachtel, Nr. 40'!"

zu dir ändern würde, wenn du sein Weib würdest. , Ich dachte nur an mich selbst bei der Sache. Jetzt l weiß ich es und ich schäme mich fast vor mir."

' In diesem Augenblick kam Marie Burghardt mit allen Zeichen einer schrecklichen Aufregung zur Türe hereingestürzt.

Herr Baron," jammerte sie zitternd,ein furcht­bares Unglück ist geschehen, man hat den Oberförster, Ihren Enkel, soeben erschossen im Walde gesunden! Ein paar Holzfäller hoben ihn auf und trugen ihn ins Forsthaus l Wildschützen sollen es getan haben! Man hat einen Menschen im eiligen Lauf quer durch den Wald daher kommen sehen. Der soll ihn er­schossen haben! Aber er ist entkommen!"

Marianne stieß einen markerschütternden Schrei aus und sank ohnmächtig zu Boden. Als sie wieder zum Bewußtsein kam, beugte sich Egon liebevoll über sie.

Großpapa," klagte das Mädchen weinend,ich ertrage es nicht, daß Klaus von mir ging!"

Mein liebes Kind," entgegnete der Baron mit einem traurigen Kopfnicken,man erträgt gar viel im Leben."

Tief aufstöhnend sank er in einen Sessel. Sein ganzer Körper zitterte.

Wie konnte ich auch glauben, daß mir noch ein solches Glück beschieden sein würde!" seufzte er traurig. Der Hoffnungsstrahl, der in mein ver­düstertes Dasein fiel, ist wieder jäh erloschen.

(Schluß folgt.)