jähriger Abwesenheit tritt er wieder vor uns in seiner tüchtigsten Eigenschaft alsHerzog der Deutschen", der Spitze des Heersbanns. Seine hohen militärischen Leistungen, seine rastlose Arbeit um die Entwicklung der Wehrmacht sind Verdienste, die von keinem ernsten Beurteiler angefochten werden. Und so wird es denn ein stolzer Tag für unsere schwäbischen Soldaten werden, wenn sie vor dem Auge des obersten Kriegsherrn in Parade erscheinen, um später im Manöver eine Probe ihres Könnens abzulegen. Besonders lieb und wert ist uns der Besuch der Kaiserin, jener sympathischen Frauen­gestalt, die als musterhafte Gattin und treubesorgte Mutter längst jedem guten Hausstand zum Vorbild geworden ist.

Stuttgart, 4. Sept. Der König und die Königin sind heute mittag gegen 1 Uhr wieder hier eingetroffen. Sofort nach der Ankunft nahm der König auf dem Bahnsteig den Vortrag des Generaladjutanten entgegen. Nachdem vor einigen Tagen der Generalinspekteur Generaloberst v. Bock und Polach hier eingetroffen, ist heute auch General­oberst von Lindequist in Stuttgart angekommen und hat im Reitzenstein'chen Palais in der Königstraße Wohnung genommen. Während am gestrigen Abend eine Probebeleuchtung sämtlicher Schloßräume vor­genommen wurde, fand am heutigen Vormittag unter Leitung des Obermusikmeisters Sonntag die Probe für die Musikaufführung sämtlicher Musik­kapellen des württ. Armeekorps im inneren Schloß­hof statt, zu der sich eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden hatte. Auch das bunte militärische Treiben tritt schon auffallend in die Erscheinung. Fahrzeuge des freiwilligen Automobilkorps jagen mit höheren Offizieren durch die Straßen und auch eine größere Anzahl Beamte des kaiserlichen Marstalls sind aus Berlin hier eingetroffen. Herzogin Wera ist aus St. Moritz auf der Villa Berg eingetroffen.

Stuttgart, 4. Sept. Der König wird als Gast des Großherzogs von Baden am 11. ds. der Kaiserparade über das XIV. Armeekorps auf dem Forchheimer Exerzierplatz bei Karlsruhe beiwohnen.

Stuttgart, 3. Sept. Zu Ehren des Kaisers wird am Abend des großen Zapfenstreichs das Hotel Marquardt festlich beleuchtet werden.

Stuttgart, 37 Sept. Prinz Johann Georg von Sachsen ist gestern abend hier eingetroffen und bei seinem Schwager, dem Herzog Albrecht, im Kronprinzenpalais abgestiegen.

Stuttgart, 4. Sept. Wie mitgeteilt wurde, werden zu Ehren des Kaiserbesuchs am Dienstag den 7. September, abends 8 Uhr rings um Stutt­gart Höhenfeuer abgebrannt und zwar am Hasen­berg, bei der Doggenburg, auf dem Bismarckturm, über dem Kriegsberg, am Burgholzhof, auf der Gänsheide und auf der Vorhöhe von Degerloch. Es werden Feuer verschiedener Art sein, die einen schönen Kranz auf Stuttgarts Höhen bilden werden. Veranstalter sind der Verein für Fremdenverkehr, der Grundbesitzerverein Azenberg - Feuerbacherheide und die hier in Betracht kommenden Bürgervereine.

Friedrichshafen, 4. Sept. Noch im Laufe des gestrigen Abends waren die Fahrtteilnehmer an den heutigen Aufstiegen des 2 III bestimmt worden. Jede vertretene Fraktion bestimmte zwei Teilnehmer, das Zentrum als stärkste Partei drei, im ganzen sind 75 Fahrgäste vorgesehen mit fünf­maligem Passagierwechsel. Friedrichshafen hat heute seinen größten Tag, der vom herrlichsten Wetter begünstigt ist. Die Stadt prangt in reichem Flaggen­schmuck, alle ankommenden Züge und Schiffe waren überfüllt. Die Zeppelingesellschast ließ drei Extra­dampfer abgehen und die fünf Bodenseeuferstaaten stellten neun Extradampfer, sämtlich bewimpelt und beflaggt. Voller Erwartung waren die Abgeordneten heute morgen und voll Freude heute mittag, beson­ders diejenigen, die mitfahren durften. Das Luft­schiff war im Lauf des gestrigen Tages gründlich nachgesehen worden und über Nacht war das Wunder geschehen: Zwei gleichmäßige Paare Propeller und eine Loge inmitten des Laufgangs, die zur Auf­nahme von etwa zehn Passagieren diente, einmontiert. Auf dem DampferWürttemberg" undFriedrichs­hafen" befanden sich die Reichstagsmitglieder und der Bundesrat, während für die Gäste und Jour­nalisten der DampferMeersburg" zur Verfügung stand, auf dem auch die Kapelle untergebracht war. Von den 6 Aufstiegen, die 2 III heute unter­nahm. erfolgten zwei vom WerftplatzRiedlepark" und je einer von Manzell, Langenargen und Lindau aus. Das Luftschiff war 7fft Stunden in der Luft, abgerechnet die Zeit für die blitzschnell und sicher erfolgten Landungen. Im ganzen sind 96 Teil­nehmer mit ausgestiegen. Bei der Verlosung der Teilnehmer an den sechs Aufstiegen waren u. a. fol­

gende Herren vom Glücke begünstigt worden: In der ersten Gruppe: Bassermann, Clöhner, Eickhoff, Dr. Erlanger, Heine, Dr. Hieb er, Liebermann v. Sonnenberg, Dr. Naumann, Dr. Spahn, Schweickhardt, Dr. v. Savigny. In der zweiten Gruppe: Schultz, Preiß, Rohl, Spethmann, Feldmann, Dr. Böhme, Zimmermann, Raab, Lehmann, Rören, Ulrich, Hilpert. In der driiten Gruppe: Boden, v. Borscht, Glaser, Erbrinz zu Hohenlohe, Just, Ledebour, Frhr. v. Podewils, v. Vollmar, Frhr. v. Wöllwarth, Dr. Stresemann, Kopsch und Stadt­schultheiß Mayer. In der vierten Gruppe: Staats­minister Delbrück, Staatssekretär Dernburg, Minister­präsident Dr. v. Weizsäcker, K. Haußmann, Herold, Dr. Höffel, der Direktor des Reichstags­bureaus Geheimrat Jungheim, Graf Kanitz, Müller- Meiningen, Dr. Schädler, Hofrat Schützinger und Vizepräsident Dr. Paasche. In der fünften Gruppe: Behrens, Becker, v. Praun, Fürst zu Salm, Frhr. v. Richthofen u. a. m. In der sechsten Gruppe: v. Marchtaler, Schwarz, Bauermeister, Götz v. Olenhusen, Dr. Vorderscheer, Wommelsdorf, Sachse, Hug, Dr. Fischer. Ersatzleute für etwaige zurücktretende Teilnehmer waren nach dem Ergebnis der Verlosung: Huber-München, Dr. Heim, Gersten­berger, Hufnagel, Paulig, Stupp, Speck und Dr. Will. Die meisten der Herren machten die Auf­stiege mit, andere hatten Ersatzleuten Platz gemacht. Ueber die überwältigenden Eindrücke der ohne jede Störung verlaufenen Fahrt herrschte nur eine Stimme. Der Fremdenverkehr am See hat Dimensionen an­genommen, wie man sie noch nicht gesehen hat. Nun beginnt der Schwarm wieder sich zu verlaufen. Um 7 '/t Uhr wurde das Luftschiff wieder in die schwimmende Halle bei Manzell gebracht. Die Teil­nehmer an den Fahrten begaben sich in Dampfern nach Konstanz, wo am Abend ein Festmahl stattfand.

Konstanz, 5. Sept. Auf dem gestern abend vom Grafen Zeppelin im Jnselhotel veranstalteten Festmahl zu Ehren der Vertreter des Bundesrates und Reichstages herrschte von Anbeginn eine äußerst freudige Stimmung. Nach ff-10 Uhr stieg der erste Trinkspruch. Der bayerische Ministerpräsident Frhr. v. Podewils toastete auf den Kaiser, dessen Herz mit dem Herzen des deutschen Volkes schlage. Das Hoch fand einen donnernden Widerhall in dem hoch­gewölbten, zum Festsaale gewandelten Refektorium des aus einem einstigen Kloster erstandenen Hotels, dessen historische Malereien der Veranstaltung ein würdiges Relief gaben. Staatssekretär Dr. Delbrück führte aus, das deutsche Volk brauche Tage wie den heutigen, an dem es an die hohen einigenden Ziele der Nation erinnert werde. Wie Graf Zeppelin, sagte der Redner, wollen auch wir den Bundes­fürsten in Treue dienen. Der Staatssekretär schloß mit einem Hoch auf die deutschen Bundesfürsten. Der Vizepräsident des Reichstags, Geheimrat Paasche, feierte den Grafen Zeppelin als den heute popu­lärsten Mann des Volkes. Redner sagte: Wir alle, die wir die heutigen Veranstaltungen sehen und den Flug in die Lüste mitmachen konnten, sind beseelt von den Gefühlen aufrichtiger Dankbarkeit und Bewunderung. Es eröffnen sich für die Zu­kunft weite ungeahnte Perspektiven und wenn zu ihrer Verwirklichung Forderungen an den Reichstag herantreten sollten, so wird er sich trotz der Finanz­misere gern bereit finden lassen, unsere große Kultur­aufgabe zur Ehre und zum Ruhme des deutschen Volkes zu fördern. Mögen Ew. Exzellenz zu den bisherigen Erfolgen neue große hinzufugen und das Erreichte noch lange genießen I Redner schloß unter anhaltendem Beifall mit einem Hoch auf den Grafen Zeppelin, das sich zu enthusiastischen Ovationen der Festteilnehmer gestaltete. Als der Jubel verrauscht war, erhob sich der Gefeierte in gewohnter Frische, der auch von den Strapazen dieses Tages nichts anzumerken war. Der Held, führte Graf Zeppelin aus, sei das Volk, das für ihn eingesprungen sei und ihn aus der Asche herausgeholt habe. Der heutige Tag habe, so glaube er, wieder einen Fort­schritt gezeigt. Darum trinke er, hochbeglückt von dem Besuch, auf das Wohl der erschienenen Gäste. Die schlichten, bescheidenen, mit sichtlicher Rührung vorgetragenen Worte des greisen Bezwingers der Lüfte wurden stürmisch applaudiert. Auch der nächste Redner, der württembergische Minister­präsident-Dr. v. Weizsäcker, fand ein begeistertes Echo, als er ausführte, Graf Zeppelin habe den schlummernden nationalen Drang des Volkes aus­gelöst, das ihn als Symbol betrachte. Ein Hoch dem deutschen Volke! Geheimrat Hergesell, der bewährte Freund des Grafen und seiner Familie, gab einen Ueberblick über die Entwicklungsgeschichte des Zeppelinschen Werkes und seiner Versuche seit dem Jahre 1900. Er gedachte dabei des Miß­

geschicks, das den tapferen Grafen wiederholt so hart betroffen. Wenn es Graf Zeppelin möglich gewesen sei, trotz aller unsäglichen Widrigkeiten immer wieder Herr seines Schicksals zu werden, so gebühre der Dank dafür auch den treuesten und bewährtesten seiner Genossen, der Gattin, Gräfin Zep­pelin und der Tochter, Gräfin Hella v. Brandenstein- Zeppelin. Redner trank auf das Wohl dieser beiden Damen. Unter den weiteren Toasten sind noch die des Direktors Colsmann und des Vertreters der Stadt Konstanz zu erwähnen, die die Teilnehmer einlud, am heutigen Sonntag ihre Gäste zu sein. Das Fest fand erst zu später Nachtstunde seinen Abschluß. Die in Friedrichshafen wohnenden Teilnehmer kehrten um '/s2 Uhr dahin zurück. Leider hat das wunder­volle Herbstwetter, das die Feier am Samstag un- gemein begünstigte, nicht standgehalten. Der See liegt heute trübe im Regenwetter und wo gestern goldener Sonnenschein sich in den spiegelplatten Fluten flimmerte, hängen heute graue Wolken fast bis zu den weißen Wellenköpfen der unruhigen Wasserfläche herab. Um so nachhaltiger sind die Eindrücke, von denen alle Teilnehmer des gestrigen herrlichen Festtages noch erfüllt sind.

Schwäb. Hall, 3. Septbr. Der Militär- BallonGroß II", der in der großen Wellblech­halle des Luftschifferbataillons in Berlin demontiert worden ist, wurde gestern mit der Bahn nach Schwäbisch Hall übergeführt, um an den diesjährigen Kaisermanövern teilzunehmen. Die Führung des Luftschiffes im Manöver haben Major Sperling, Hauptmann George und Oberingenieur Basenach. Major Groß wird im Hauptquartier des Kaisers verbleiben. Sonntag abend trifft die transportable Luftschiffhalle auf der Station Gailenkirchen ein. Gleichzeitig kommen 15 Offiziere und 108 Mann der Luftschifferabteilung, die für längere Zeit in Gailenkirchen einquartiert werden. Am Montag früh 6 Uhr beginnt der Transport der Halle nach dem Aufstellungsorte beim Gliemenhof. Vom Mittwoch an sollen jeden Tag Aufstiege und Fahrten des Groß II" stattfinden.

Crailsheim, 4. Sept. Vom Kaisermanöver. Das Manöverleben hat begonnen. In den letzten Tagen hat sich hier eine bayerische Proviantier- ungsstation etabliert und auf dem westlichen Lade­platz des Bahnhofs bei der Militärkochküche eine Feldbäckerei eingerichtet, in der Tag und Nacht das Brot für die in der Gegend manövrierenden Truppen gebacken wird. Dieses kommt teils nach auswärts zur Versendung, teils am Platze selbst durch das Proviantamt zur Verteilung. Für die Aufbewahrung des Mehls und der fertigen Laibe, sowie zur Zubereitung des Teigs sind eigene Zelte vorhanden, auch wird das in der Nähe befindliche Fruchtmagazin hierzu benützt.

Ulm, 4. Sept. Der frühere Gouverneur der Festung Ulm, General v. Zingler, der wegen seiner Verdienste bei der Aufhebung der inneren Umwallung zum Ehrenbürger Ulms ernannt wurde, hat anläßlich seines 70. Geburtstags von der Stadt Ulm als Angebinde einen goldenen Münstertaler erhalten. Die sehr seltene Münze, die zum Münster­fest hergestellt wurde, hat etwa die Größe eines Fünfmarkstücks und einen Geldwert von 150 Mark.

Reutlingen, 4. Septbr. Bahnhofverwalter Wagner vom Südbahnhof wurde wegen schweren Unterschlagungen im Amt verhaftet und in das hies. Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert.

Freuden st adt, 2. Sept. Etwa 160^00 Schuß wurden von 149 Schützen bei dem außerordentlich gut verlaufenen 13. Verbandsschießen des Württ. Schwarzwald-Schützenverbandes abgegeben. Gleich­zeitig fand das Schützenfest, verbunden mit einem Armeegewehrschießen der hiesigen Schützengilde statt. Am Sonntag vormittag 10ffs Uhr begann im Hotel Post, von Oberschützenmeister Reißing eröffnet, der Schützentag, zu dem die Brudergesellschaften aus dem ganzen Lande Vertreter entsandt hatten. Zum Gauvorsitzenden wurde Oberschützenmeister Sont- Heimer-Tübingen gewählt, der auch die Verhand­lungen leitete. Tübingen wurde als nächster Fest­ort bestimmt. Bei dem Mittagessen in derPost" dankte der Gauvorstand für die Begrüßungsworte des Ehrenvorsitzenden, Stadtschultheiß Hartranft. Abends fand eine gelungene Feier im Sternensaal statt, wobei wiederum Stadtschultheiß Hartranft die Festrede hielt, auf die der Gauvorsitzende erwiderte. Vorträge vonLiederkranz" undMännerchor", Schützenquartett" und städt. Kurkapelle sorgten für angenehme Abwechslung und fanden lebhaften An­klang bei den zahlreich versammelten Festgästen. Am Montag wurde wieder eifrig geschossen. Nach der Preisverteilung fand noch ein glänzender Fest­ball im Hotel Herzog Friedrich statt.