Jnf.-Regiments Kaiser Wilhelm in die Gemächer des Kaisers, als des höchsten Regimentschefs, ver­bracht. Den Dienst als Ehrenposten vor den Ge­mächern des Kaisers und der Kaiserin übernehmen je 6 Unteroffiziere des Kaiser Wilhelm-Regiments und des Gren.-Regiments König Karl. Abends 6ffr Uhr ist Familientafel im Speisesaal des Resi­denzschlosses, für das Gefolge und den Ehrendienst Marschallstafel in den unteren Freskozimmern. 8 Uhr abends folgt Galavorstellung im Hoftheater. Am Dienstag den 7. September begeben sich die Herrschaften mit Gefolge, wie die übrigen Gäste des Königs in zwei Sonderzügen zur Kaiserparade nach Cannstatt und kehren nach der Parade in Sonder­zügen wieder zurück. Nach der Rückkehr findet ein Familienfrühstück bei dem Herzog Albrecht im Kron­prinzenpalais statt. 6ffr Uhr Paradetafel im Weißen Saal des Residenzschlosses. Daran anschließend 8ffs Uhr Großer Zapfenstreich, dem die allerhöchsten und höchsten Herrschaften auf dem Balkon des Mittelbaues des Residenzschlosses anwohnen.

Stuttgart, 3. Sept. Im Gemeinderat wurde schon vor einiger Zeit die Frage erörtert, ob anläß­lich der Stuttgarter Kaisertage nicht auch seitens der Gemeindevertretung eine Einladung an das Kaiser­paar gerichtet werden soll, mit der Vertretung der Stuttgarter Bürgerschaft im Rathaus zusammen­zukommen. Sämtliche bürgerlichen Mitglieder des Gemeinderats stellten sich auf den Standpunkt, daß es als selbstverständliche Pflicht der Höflichkeit gegen­über dem Oberhaupt des Reiches zu betrachten sei, das Kaiserpaar anläßlich seiner Anwesenheit in Stutt­gart zu einem Besuch auf das Rathaus einzuladen. Der Kaiser wird dieser Einladung Folge leisten, und zwar voraussichtlich am Montag, den 6. Sept., einige Stunden nach seiner Ankunft in Stuttgart. Am Portal des Rathauses wird das Kaiserpaar von einer Abordnung der bürgerlichen Kollegien mit Ober­bürgermeister v. Gauß an der Spitze empfangen und sodann in den Festsaal (den großen Sitzungs­saal) geleitet werden. Der Besuch wird einen durch­aus zwanglosen Charakter tragen. Außer einer Be­grüßungsansprache werden keine Reden gehalten, es wird jedoch ein Ehrentrunk gereicht Das Rathaus wird zur Feier des Tages reichen festlichen Schmuck erhalten. Die Ausschmückung soll auch im Innern sehr geschmackvoll ausgeführt werden und namentlich auf das Treppenhaus und den Festsaal sich erstrecken. Es ist das erstemal, daß der Deutsche Kaiser dem hiesigen Rathaus einen Besuch abstattet. Seit dem Jahre 1904, dem Jahr der Fertigstellung des Stuttgarter Rathauses, war der Kaiser bekanntlich nicht in der württembergischen Landeshauptstadt. Bei dem kaiserlichen Besuch werden die Kollegial­mitglieder der bürgerlichen Parteien annähernd voll­zählig anwesend sein. Dagegen werden sämtliche Mitglieder der sozialdemokratischen Rathausfraktion sich fernhalten.

Friedrichshafen, 3. Sept. Das Luftschiff hat in den letzten Stunden eine überraschend gute Fahrt gemacht. Auf die letzten Nachrichten aus Ulm und Biberach herrschte fieberhafte Erregung. Der Menschenstrom war wieder einmal lawinenartig gewachsen. Viele sind zum Teil aus weiter Ferne hergekommen und sind natürlich beglückt, daß sie das Luftschiff sehen dürfen. Nach 7tägiger sturm­bewegter Fahrt ist das Luftschiff nun endlich heim­gekommen. Daß einer der Propeller, mit dem 2 III von der denkwürdigen Fahrt zurückgekehrt, dreiflügelig ist, die anderen drei zweiflügelig, ist ein Schönheitsfehler, den man bei dem Größenvsrhältnis des Schiffes nicht so leicht bemerkt. Mit einem herzlichen Willkomm begrüßt Graf Zeppelin mit donnernder Stimme seine wackeren Leute. Aber er hat ihnen noch eine besondere Ehrung zugedacht: Dem Oberingenieur Dürr überreicht der Graf einen Lorbeerkranz mit Schleife in württ. Farben, jedem anderen der Mannschaft einen großen Lorbeerzweig mit schwarz-roter Bandzier. In derWürttemberg" hatte der Graf zwei stattliche Thermoflaschen mit warmem Wein und andere Erfrischungen mit­gebracht, damit sich seine Leute gleich nach der An­kunft etwas zur Stärkung zuführen können. An alles denkt sein väterliches Herz. Die Heimkehrenden sind übrigens frisch und guter Dinge. Auch ihnen merkt man kaum etwas von den überstandenen Strapazen an. Freilich, die Ohren sind stark mitgenommen. Das konstatieren sie alle.Ich werde noch ein paar Tage lang die Tourenzahl der Propeller in den Ohren spüren und nachzählen können", meinte Ober­ingenieur Dürr. Graf Zeppelin lud seine brave Mannschaft zu sich ins Boot ein und in sausender Fahrt ging es zurück nach Friedrichshafen. Freudige Zurufe schallen hier und dort von begegnenden Booten zurWürttemberg" herüber und schier keine

Grenzen findet die jubelnde Huldigung, mit der man den Grafen und seine brave Mannschaft bei der Ankunft am deutschen Haus empfängt. Dort haben sich wieder viele Hunderte eingefunden, die wohl eine halbe Stunde lang in Hoch- und Hurrarufen schwelgten und immer nochDeutschland, Deutsch­land über alles" sangen, während der Graf längst seine Getreuen zu einem wohlverdienten Mahl um sich versammelt hatte. DerSchwäb. Merkur" schreibt: Glück auch im Unglück das hat Zeppelin von jeher sein eigen nennen können. Von seinem Erkundigungsritt an, der die Grundlage seiner Popularität bildete, bis zum Tag von Echterdingen, der für ihn zum Wendepunkt geworden ist und weiterhin bis zum Birnbaum in Göppingen, der Anlaß zu der glorreichen Fahrt auf der Wrack über die Alb wurde. Und nun gilt es auch für die Ber­liner Fahrt. Das Wagestück mit dem ungeprüften Luftschiff drohte auf der Hinfahrt und in erhöhtem Maße auf der Herfahrt übel auszugehen. Der Besuch des Reichstags kam in Gefahr, das Luft­schiff selbst hätte bei der Landung in Bülzig ein Opfer des wilden Sturmes werden können. Aber unversehrt ist es davongekommen, zuerst in lang­samer, dann in stolz beflügelter Fahrt glücklich wieder in die Heimat geflogen. Und nun kann es am morgigen Samstag vor Reichstag, Bundesrat und Städtevertretern bestehen. Dessen freut sich ganz Deutschland und wir Schwaben doppelt.

Friedrichshafen, 3. Sept. Die letzten Vor­bereitungen für den morgigen Empfang des Reichs­tags und des Bundesrats werden getroffen und alles zum festlichen Empfang in Stand gesetzt. Die Abfahrt der Pressevertreter findet Samstag früh von Friedrichshafen aus bereits um 11'/. Uhr mit dem badischen DampferStadt Meersburg" statt, auf dem sich auch eine Musikkapelle befindet.

Friedrichshafen, 3. Sept. In den Straßen und Gasthöfen hat das Vorspiel für morgen schon begonnen. Besonders das Zentrum und die Sozialdemokratie wird stark vertreten sein. Es sind 5 Landungen vorgesehen. In jedem Aufstieg sollen 16 Gäste mitgenommen werden. Insgesamt sollen 70 bis 80 Gäste an einem Aufstieg teilnehmen. Der erste Personenwechsel soll um 1 Uhr erfolgen. Außer den Mitgliedern des Reichstags haben sich schon zahlreiche Gäste des Bundesrats rc. einge­funden. So u. a. der württembergische und der bayerische Ministerpräsident, der Minister des Innern von Baden, der Minister Delbrück und Breitenbach, Staatssekretär v. Dernburg rc.

Waiblingen, 31. August. Einen recht un­gebetenen und unliebsamen Besuch erhielt gestern abend ein hiesiger Kaufmann. Ein starkes Rind, das vom Metzger ins Schlachthaus geführt wurde, scheute plötzlich, riß sich los und rannte zu der offenstehenden Türe eines Spezereiladens hinein. Erschreckt flohen die zahlreich anwesenden Kunden zu einer anderen Türe hinaus. Nur mit Mühe gelang es dem Metzger und einigen handfesten Männern, das Tier rücklings aus dem Laden herauszubringen, ohne daß es allzugroßen Schaden angerichtet hatte.

Schw. Hall, 1. Sept. Ein falsches 5 Mark- Stück wurde beim hiesigen Postamt in Zahlung ge- gegeben. Das Falschstück trug das Kopfbild des Königs von Württemberg mit dem Münzzeichen l? und der Jahreszahl 1898. Es war aus Zinn­legierung gegossen und nur schwer von einer echten Münze zu unterscheiden.

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Neuenbürg, 3. Sept. Die gestrige Versamm­lung des Gewerbevereins zur Vornahme der Handelskammerwahlen nahm die von der Gauver­sammlung aufgestellten Vorschläge einstimmig an. Die Namen sind: Mitglieder: 1. Benz, Karl, Drechslermeister in Reutlingen; 2. Diem, Karl, Kupferschmiedmeister in Rottweil; 3. Gollmer, Friedrich, Seilermeister in Neuenbürg; 4. Manz, Martin, Schreinermeister in Metzingen; 5. Mest, Anton, Buchdruckereibesitzer in Horb; 6. Müller, Karl, sen., Schreinermeister in Freudenstadt. Ersatz­männer: 1. Essig. Heinr., Flaschnermeister in Calw; 2. Krauß, Heinr., Bildhauer in Tübingen; 3. Serrer, German, Bäckermeister in Oberndorf. Im Anschluß daran berichtete Kaufm. Mart. Lutz in eingehender Weise über die Beschlüsse des am letzten Sonntag in Rottweil stattgehabten Verbandstags württ. Ge­werbevereine. Wir können uns eine Wiederholung der Ausführungen ersparen, indem wir auf unfern in der Mittwochsausgabe (Nr. 140) ds. Bl. ent­haltenen Bericht Hinweisen. Eine stärkere Beteiligung der Mitglieder wäre wieder wünschenswert gewesen.

Neuenbürg, 3. Sept. Am letzten Sonntag machte unser allezeit rühriger Schwarzwaldverein wieder einen schönen Ausflug, programmgemäß den letzten vor dem zum 20. ds. bevorstehenden festlichen Besuch des Hauptvereins. Die frohe Schar der Teilnehmer und Teilnehmerinnen war auf ihrer Wanderung begleitet vom herrlichsten Weiter. Von hier aus führte der Gang zunächst über den Zickzack­weg am Schießhaus vorbei den dicht bewaldeten Berg hinan zurWaldenburg" und von da über die Mißebene durch den prächtigenArnbacher Wald" zum Schwabstichweg und hinauf zumStrauben­hardt", welche historische Stätte mit besonderem Interesse besucht wurde, hatte doch unserEnztäler" gerade tags zuvor zur Geschichte ausAlter Zeit" dieser ehemaligen Ritterburg einen dankenswerten Beitrag gegeben und damit das besondere Interesse für dieses Stück Romantik erweckt. Von da aus galt der Besuch dem freundlich am Berge gelegenen Bezirksort Dennach, allwo im Saal des Gasthauses zumHirsch" Einkehr gehalten wurde. Hier hatte sich auch noch eine Anzahl Mitglieder aus Höfen eingefunden. Bei einem guten Schoppen und Vesper erhielt sich die frohe Stimmung der Gesellschaft. Abends nach 6 Uhr gings wieder durch den Wald der heimischen Stadt zu, wo man überaus befriedigt von dem erquickenden Spaziergang, dem unermüd­lichen Vorstand für seine wiederum gelungene Veran­staltung dankbar, gegen ffr8 Uhr eintraf.

Neuenbürg, 3. Sept. Heute nachmittag bald nach 5 Uhr sah man mitten über der Stadt, von der Sonne glänzend beleuchtet, einen Luftballon hoch in den Lüften schwebend. Der Ballon, vermut­lich von der Internat. Luftschiffausstellung Frankfurt kommend, war längere Zeit zuerst in südöstlicher, dann in direkt südlicher Richtung sichtbar. Er erregte das lebhafte Interesse besonders unserer Schuljugend, welche ihn mit lautem Jubel verfolgte. Wenn es auch nicht 2 III war, der in diesen Tagen die ganze Phantasie auch der Jugend für sich in Anspruch nimmt, so war doch für sie gerade jetzt der Ballon eine willkommene Erscheinung. DerLuftkreuzer" verschwand schließlich hoch oben über dem Stadtwald enztalaufwärts.

Neuenbürg, 4. Sept. Aus Dobel-Eyach­tal wird uns über den hier gestern abend zwischen 5 und 6 Uhr gesichteten Ballon mitgeteilt, daß der BallonGroß" mil seinen Insassen, 2 Herren aus Frankfurt, um 6.30 Uhr abends im Eyachtal, etwa 4'r Stunde oberhalb der Eyachmühle, gelandet ist. Bei der Landung drohte der Ballon an einem Baum hängen zu bleiben; herbeigeeilte Personen griffen aber rechtzeitig ein, so daß die Landung sich noch glatt vollzog. Der Ballon ist am Donnerstag in Frankfurt aufgestiegen, hatte sehr schöne Fahrt und wurde überall mit lebhaftem Interesse verfolgt. Freitag abend 6 Uhr befand sich der Ballon in einer Höhe von 3000 Meter nordöstlich vom Dobel. Die beiden Insassen entschlossen sich zur Landung im Eyachtal, weil vollständige Windstille herrschte, bei der zu befürchten war, daß sie nicht weiter über die Berge kommen werden.

** Pforzheim, 3. Sept. Der Stadtrat ent­sandte heute eine Abordnung von 6 Stadträten an Hrn. Oberbürgermeister Habermehl, um ihm als Anerkennung für seine 20jährige Tätigkeit als Ober­bürgermeister hier eine prächtige Blumenspende zu überreden. Das dienstälteste Mitglied des Kollegiums; Stadtrat Veltman, hielt eine Ansprache, welche vom Gefeierten dankend erwidert wurde.

** Pforzheim, 3. Septbr. Architekt Theod. Preckel hier hat das von ihm erbaute Geschäftshaus weftl. Karlfriedrichstr. 46 an die Huthandlung Karl Haas in Heilbronn um 46 000 Mk. verkauft.

Voraussichtliche Witterung. »

Die Macht des Luftwirbels ist gebrochen. Aus dem Westen dringt ein kräftiger Hochdruck vor. Für Samstag ist daher größtenteils trockenes aber immer noch kühles Wetter zu erwarten.

Auf Brachschlägen und frisch geschälten Getreidestoppeln schadet es nichts, wenn das Thomasmehl nicht gleich untergeeggt oder unterge­pflügt werden kann. Von den Nährstoffen im Thomasmehl geht auch bei längerem Lagern auf der Oberfläche des Feldes nichts verloren. Wird dann das Thomasmehl durch Regen in den Boden ein­geschlämmt, so trägt dies zur Schaffung einer vor­züglichen Ackergare bei. Die Thomasmehldüngung der vor Winter gepflügten Felder, auf denen die Frühjahrssaaten zum Anbau kommen, sollte auch aus diesem Grunde schon im Herbst erfolgen.

MW" Hiez« zweites Blatt. "MU