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127. Amts-

und AnzeigeßsaLt für den Bezirk Kalw. 78. Jahrgang.

IkrschernungStage: DienStag, Donnerstag, Sams- ; tag, Sonnrag. JnsertionspreiS 10 Pfg. pro Zeile für Stadt and vezirttorte; außer Bezirk 13 Pfg. ^

Samstag, den 15. August 1903.

Abonnementspr. in d. Stadt pr. Viertelst Mk. 1.10 incl. Trägerl. Dierteljährl. PostbezugSpreis ohne Bestellg. f. d. LrtS- u. Nachbar­ortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

Tagesneuigkeiten.

s:s Nagold, 13. Aug. Nächsten Sonntag nachmittags 4'/» Uhr findet in der hiesigen Stadt­kirche die Aufführung des Kirchenoratoriums Isaaks Opferung" von Hermann Franke unter Mitwirkung der Herren Konzertsänger Sauter- Ludwigsburg und Reusch-Ulm statt. Ganz ab­gesehen von den musikalischen Feinheiten des wohl- kdurchdachten, tiefempfundenen Werks wird hier zum erstenmale einer Anregung des Prof. Zimmer statt­gegeben, die Zuhörerschaft auf den Höhepunkten der Handlung selbst in die Ausführung eingreifen zu lassen durch einen entsprechenden Choral, der der durch das Vorausgehende erzeugten Stimmung Aus­druck gibt. Freunden edler kirchlicher Musik dürfte ein hoher künstlerischer Genuß zuteil werden.

Stuttgart. (Neubau.) Der stattliche Neubau des christlichen Vereins junger Männer in der Furtbachstraße beim Paulinen- berg geht rasch seiner Vollendung entgegen. An !der inneren Ausstattung und Einrichtung wird emsig gearbeitet, daß die Einweihung und Eröff­nung des Hauses anfangs Oktober möglich wird. Das Heim, welches dem Wohls der Jugend nach den verschiedensten Seiten dienen soll, macht schon durch seine Größenverhältnisse einen bedeutenden Eindruck. Bei einer Frontlänge von 58 m, einer Tiefe von 30 w läßt sich denken, daß der Bau weitgehenden Anforderungen genügen soll. Es können in demselben gegen 100 junge Männer voll­ständige Pension finden. Viele Eltern, deren Söhne nach Stuttgart zu gehen haben, um die Schule zu besuchen, eine Stellung anzutreten rc., werden das mit lebhaftem Interesse vernehmen; ist cs doch bekannt, daß manche Eltern mit nicht geringer Sorge ihre Söhne nach der Großstadt mit ihren gefährlichen sittlichen Versuchungen ziehen lassen. In diesem trefflich eingerichteten Hause ist für gute Versiegung nach Leib und Seele Sorge getragen. Die Zimmer sind einfach, aber angenehm und wohnlich eingerichtet, ebenso die Speiselokale, daß ein junger Mann die Heimat so gut als es eben möglich ist ersetzt finden kann. Eine vorzügliche Ladeeinrichtung soll insbesondere dem körperlichen Wohle dienen. Die Versammlungsräume des christlichen Vereins junger Männer mitLese-, Schreib- undMusik- zimmer sind jedem Bewohner des Hauses offen und werden ihm gute Dienste leisten, wie überhaupt die Veranstaltungen des Vereins für jeden jungen Mann zum größtem Nutzen werden können. Der große Saal des Hauses kann gegen 1500 Per­sonen aufnehmen zu Vorträgen und Versammlungen aller Art. Das Anwesen liegt nahe den Hauptver­kehrsadern der Stadt und hat doch den Vorzug einer gewissen Abgeschlossenheit, so daß es sich mitten in dem Lärm der Großstadt still und ruhig daselbst wohnen läßt. Vom Bahnhof kann es zu Fuß oder mit der Straßenbahn Schloßplatz- Paulinenberg bequem erreicht werden. Von den offenen Zimmern ist eine Anzahl bereits besetzt. Anmeldungen für Miete ab 1. Okt. Anfragen rc. werden am besten au Herrn Sekretär EIsäßer, Stuttgart, Furtbachstraße 8 gerichtet, welcher bereit­willigst darüber Aufschluß geben wird.

Tübingen. In der Sache betreffend den Raubmord an dem Privatmann Jakob Krauß in Tübingen hat nach langem hartnäckigen Leugnen heute abend nunmehr auch der zweite Beschuldigte, Wilhelm Räpple aus Ohmden, ein umfassendes Geständnis abgelegt.

Von den Fildern, 11. August. Mit dem Getreideschnitt wurde gestern allgemein begon­nen. lieber den schönen Stand des Getreides herrscht nur eine Stimme des Lobes, insbesondere der Haber steht so üppig wie seit Jahren nicht. Aufmasten" Acckern hat sich die Frucht infolge der häufigen Regenfälle gelagert, was die Erntearbeit bedeutend verzögert. Mit Ausnahme der Kartoffeln, welche fast durchweg von der Nässe gelitten haben, zeigen sämtliche Hackfrüchte einen befriedigenden-Stand. Die Krautfelder stehenzu schön", so daß Zweifel laut werden, ob der reiche Ertrag auch Abnehmer findet. Mehrere Krautfabriken liefern bereits neues Sauerkraut. Von Futtermangel ist keine Rede mehr, da die feuchtwarme Witterung dem Wachs­tum der Futtcrkräuter sehr günstig war. Die Viehpreise sind demgemäß in den letzten Wochen nicht unmerklich gestiegen, wogegen die Schweine gegenwärtig im Preis sehr nieder stehen. Die Obst- ausstchtcn haben sich neuerdings etwas gebessert.

Köngen, 13. August. Gestern abend Uhr ertrank beim Baden im Neckar ein des Schwimmens unkundiger, 21jähr., aus Weilheim u. T. gebürtiger Schreinergcselle, der hier in Arbeit stand. Die Rettungsversuche eines Kameraden und eines des Wegs kommenden Fabrikarbeiters blieben leider erfolglos, da sie den Ertrunkenen nicht mehr finden konnten. Als derselbe endlich herausgezogen wurde, konnte der Arzt nur noch seinen Tod fest­stellen.

Frankfurt a. O., 12. Aug. Der frühere Reichstagspräsident, Wirkl. Geheimrat v. Levetzow, ist, wie die Oderzeitung meldet, in der vergangenen Nacht 1 Uhr auf seinem Gut Gossow bei Königs­berg in der Neumark gestorben.

Kassel, 11. August. In Bad Wildungen richtete eine B enz i n exp lo s i o n in der Stadt­apotheke großen Schaden an. Der Provisor und ein Hausbursche, welche in den Lagerräumen be­schäftigt waren, sind schwer verletzt. Eine Stein­platte im Gewicht von einem Doppelzentner wurde auf das gegenüberliegende Haus geschleudert und durchschlug das Dach.

Berlin, 13. Aug. Ein allgemeiner Aus - stand der hiesigen Marmor- und Granit- arbeiter beginnt mit dem heutigen Tage. Nachdem die Berliner Marmor-Industriellen den Lohntarif, der am 1. September abläuft, gekündigt aber jede Verhandlung zur Vereinbarung eines neuen Tarifs abgclehnt haben, faßte eine stark besuchte Versamm­lung der Arbeitnehmer gestern Abend den Beschluß, daß von heute auf allen Arbeitsstellen die Arbeit ruhen soll.

Berlin, 12. August. Wie aus Straß- burg i. E. gemeldet wird, verwundete sich der Oberst Kaufmann aus Queuleu bei Metz durch

drei Revolvcrschüsse und trank daraus Laudanum. Der Lebensmüde wurde schwer verletzt ins Hospital gebracht.

Berlin, 13. Aug. DerLokalanzeiger" meldet aus Konstantinopel: Das Regierungs- Communiquä, welches scharf die Ermordung des russischen Konsuls in Monastir verurteilt, die Ab­setzung des Vali und anderer Beamten sowie strengste Bestrafung des Mörders zusichert, findet in türkischen Kreisen eine höchst inißfällige Aufnahme, da man überzeugt ist, daß der Täter sich im Rechte befand, nachdem er von dem russischen Konsul tät­lich angegriffen worden war. Das Communiqu« wird als eine neue Erniedrigung der Türkei vor Rußland ausgefaßt, wodurch der Haß gegen Ruß­land nur geschürt wird. Es bestätigt sich, daß der Konsul Rostkowsky den Täter zunächst mit den ge­meinsten Schimpfworten belegte, die es für einen Türken giebt, und daß dieser einige Schimpfworte zurückgab.

Berlin, 12. August. In Westindien hat nach einem Newyorker Telegramm des Lokalanzeigers ein Orkan riesigen Schaden angerichter. Der Konsul in Portorico meldet, daß in Martinique viele Tote und 5000 Obdachlose gezählt wurden. Namentlich die nach dem Ausbruch des Mont Pelö neu geschaffenen Dörfer sind in Mitleidenschaft gezogen.

Berlin, 12. August. Von der gräßlichen Brand-Katastrophe in der Pariser Stadtbahn werden dem Berliner Tageblatt noch folgende Einzelheiten aus Paris telegraphirr. Die Direktoren der Metropolitan-Bahn bemühen sich, die ganze Verantwortung für die Katastrophe auf den Zugführer Chauvin zu wälzen, der mit seinem brennenden leeren Zuge noch die nächste Siation erreichen wollte, anstatt anzuhalten. Der Brand und damit die Nauchentwickelung hätten aber schließ­lich genau so gut entstehen können, wenn Chauvin den Zug angehalten hätte. 46 Familien sind von dem Unglück betroffen worden. Von der Familie des Arbeiters Delavatte sind die Mutter und zwei Kinder, von mehreren anderen Arbeiterfamilien gleichfalls drei Mitglieder umgckommen. 23 Familien sind brotlos geworden. Natürlich wird die Metro­politan-Gesellschaft zu Unterstützungen herangezogen werden. Das von der Arbeiterbevölkerung bewohnte Ouartier Charonnes weist die größte Totcnliste auf. Den ganzen Tag über fuhren die Leichenwagen durch die Straßen, welche die Särge mit den Ge­töteten aus der Morgue in die Wohnungen brachten. Zwei junge Mädchen, die zur Hochzeit nach Paris gekommen waren, sind ein Opfer der Katastrophe geworden, als sie von der Hochzeit zu ihren Ver­wandten fahren wollten. Bis gestern spät abends waren nur zwei Frauenleichen nicht agnosziert. Bei der einen fand man ein Retourbillet nach Edinburg. Die andere scheint eine Bäuerin aus der Gegend von Trouville zu sein.

Berlin, 12. Aug. Aus Paris wird dem Berliner Tageblatt" über das Unglück auf der Metropolitanbahn telegraphiert: Gestern Nachmittag wurden noch zwei Leichen aufgefunden, sodaß die Zahl der Verunglückten jetzt 86 beträgt.