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HS 120.

Rtuen bürg. Mittwoch den 28. Juli 1909.

67. Jahrgang.

Berlin, 24. Juli. Der neue Reichskanzler wird sich, wie mit Bestimmtheit in Bundesrats­kreisen verlautet, demnächst zu einer persönlichen Vorstellung an eine Anzahl von Höfen der deutschen Bundesfülsten begeben. Die erste Reise geht nach den bisherigen Dispositionen nach Dresden, München, Karlsruhe, Darmstadt und Weimar. Für später ist eine gleiche Fahrt an die norddeutschen Höfe von Mecklenburg, Oldenburg usw. und ein Besuch bei den Bürgermeistern und dem Senat der drei freien Städte geplant.

Der Leiter des Reichsluftschiffes, Hauptmann George, ist zum Reichskommissar bei der Abnahme des2 II" ernannt worden. Er wird zusammen mit dem Ingenieur Müller die Fahrt des2 II" nach Köln mitmachen. Vom Resultat der Ueber- führung nach Köln wird die Uebernahme dieses Luftschiffes durch das Reich abhängen.

Vom Bodensee, 25. Juli. Wie dieN. Fr. Pr." nach einer Berliner Meldung berichtet, wird Kaiser Franz Josef gelegentlich seiner Anwesenheit bei der Tiroler Jahrhundertfeier in Bregenz am 30. August von dem König von Württemberg, dem Großherzog von Baden und dem Prinzen Lud­wig von Bayern in Vertretung des Prinzregenten begrüßt werden. Auch der schweizerische Bundesrat wird sich voraussichtlich dieser Aufmerksamkeit der Oberhäupter der Bodenseeuferstaaten anschließen. Graf Zeppelin wird dem Kaiser Franz Josef bei dieser Gelegenheit sein Luftschiff vorführen.

Der schon wiederholt angekündigte und dann immer wieder abgesagte Besuch des Königs Eduard beim Kaiser Franz Josef in Ischl wird jetzt in einer neueren Wiener Meldung noch­mals dementiert. Als Grund für das Unterbleiben des gewohnten Erscheinens des englischen Monarchen bei dem greisen österreichischen Herrscher in Ischl in diesem Sommer wird angegeben, daß dem Kaiser die Strapazen eines großen Empfanges erspart werden sollen. Dabei aber hat der Kaiser gerade in der letzten Zeit mehrfach immerhin anstrengende Hochgebirgsjagden unternommen.

London, 27. Juli. In der weiteren Debatte des Unterhauses wird ein Antrag eingebracht, den Schiffsbauvoranschlag herabzusetzen. Premierminister Asquith wies auf die Bemühungen hin, während der letzten drei Jahre die Rüstungen einzu- schränken. Auch jetzt noch sei die Regierung eifrig bestrebt, mit den anderen Mächten zu einer Ver­ständigung zu kommen. Sie habe aber das Reich gegen Gefahren zu sichern. Würde sie in dieser Hinsicht ihre Pflicht nicht tun, Frieden und gegen­seitiges Verständnis unter den Menschen zu fördern, so würde sie allgemein als vertrauensunwürdig be­zeichnet werden. In einer eingehenden Kritik der Reden der Minister erklärte Balfour, die Regier­ung hätte von der aufgespeicherten Kraft der Marine gezehrt. Die Regierung rede,' als ob sie gegen ge­wisse Gefahren alles in der Notdsee konzentriere und das Mittelmeer und die englischen Handels­straßen außer Acht lassen könne. Nun wiederholte Dillon (Nationalist) seine Fragen wegen Beobacht­ung der deutschen Zusagen. Ueber Deutschland sei eine schamlose und verwerfliche Sprache geführt worden, und diese Sprache habe die deutsche Regierung veranlaßt, ihrerseits riesige Anstrengungen für ihre Marine zu machen. Barnes (Arbeiterp artei) spricht seine Freude darüber aus, daß uikter den deutschen Arbeitern eine Bewegung zugunsten der Herabsetzung der Rüstungen bestehe. Nach weiterer Debatte führt Balfour aus, er würde für die Re­gierung stimmen, weil er die Vermutung nicht auf- kommen lassen könne, daß die Opposition einen Parteisieg auf Kosten der Flotte wünsche. Der An­trag, den Schiffsbauetat herabzusetzen, wurde dann mit 280 gegen 98 Stimmen abgelehnt.

Kaiser Nikolaus von Rußland befindet sich nunmehr, begleitet von seiner Familie, auf der Fahrt nach Frankreich und England, um dem Präsidenten Falliöres und dem König Eduard den herkömmlichen Gegenbesuch abzustatten. Unterwegs machten der Zar und seine Gemahlin ihren erlauchten Ver­wandten, dem hessischen Großherzogspaare und dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Preußen, einen Besuch auf Schloßgut Hemmeimark, der Be­sitzung des Prinzen Heinrich. Der Aufenthalt der russischen Herrschaften in Hemmark trug einen voll­ständig privaten Charakter.

Barzelona, 26. Juli. Da hier als Kund­gebung gegen den Feldzug in Marokko der all­gemeine Ausstand erklärt wurde, ist über Barzelona der Belagerungszustand verhängt worden.

Madrid, 26. Juli. Die Regierung gibt die Verluste in den Kämpfen bei Mellila zögernd und nur stückweise an. Heute erfährt man, daß in den schweren Kämpfen von gestern früh nicht 200, sondern 400 Mann verwundet worden sind. Die Zahl der Toten ist noch nicht bekannt gegeben. In Malaga sind die Hospitäler überfüllt. Viele Ver­wundete werden auch nach den Chafarinas - Inseln gebracht. Die Höllenhitze ist der bei weitem größte Feind für die Kranken wie für die Gesunden. Die Kabylen verfügen bereits über eine Streitmacht von 16 000 Mann. Sie erhalten Zuzug selbst aus Tanger und Tetuan. Die spanische Regierung er­klärt, daß General Marina, der gegenwärtig nur über 20 000 Mann verfügt, am 1. August 50 000 Mann befehligen wird. Seit 1898 hatte Spanien keine so aufgeregte Zeit mehr wie jetzt.

New-Dork, 26. Juli. Aus Peking wird gemeldet: Der amerikanische Geschäftsträger teilte dem englischen Gesandten und den englischen Finanz­leuten mit, daß, wenn die Jntriguen eine Aenderung in dem ursprünglichen Anleiheabkommen für die Hankau - Szechuan Eisenbahn herbeizuführen, nicht aufhörten, die Vereinigten Staaten dieses Vorgehen in dem Sinne auffassen würden, daß die Jntriguen von England gebilligt werden.

Petersburg, 25. Juli. Seit gestern sind an Cholera 69 Personen erkrankt und 29 gestorben. Die Gesamtzahl der Cholerakranken beträgt 755.

Am heutigen Mittwoch nehmen die Festlichkeiten anläßlich der 500jährigen Jubelfeier der Uni­versität Leipzig mit dem abends stattfindenden Empfang der zahlreichen Ehrengäste und einer da­rauf nachfolgenden erstmaligen Versammlung aller zu dieser Frist bereits in Leipzig eingetroffenen Fest­teilnehmern ihren Anfang. Die Teilnahme an der Jubelfeier der altehrwürdigen alma water am Pleißesstrande ist eine außerordentliche. Die Kultur­staaten der gesamten Welt haben ihre Vertreter zu dem selten-schönen Leipziger akademischen Feste ent­sandt, das aber auch im breiteren Publikum den lebhaftesten Sympathien begegnet. Eine ganze Reihe von Fürstlichkeiten wohnen an der Spitze der tausende von Festgästen der Jubelfeier bei, vor allem natür­lich König Friedrich August von Sachsen selbst, als der erlauchte Rektor Magnifizentissimus der Univer­sität Leipzig.

Auf dem Friedhofe zu Altrahlstedt erfolgte am Sonntag nachmittag die Beerdigung des Dichters Detlev Frhr. v. Liliencron in Anwesenheit vieler literarischer Persönlichkeiten.

Württemberg»

Stuttgart, 27. Juli. Die Zweite Kammer erhöhte in ihrer heutigen Sitzung den Holzertrag für 1909/10 um insgesamt 951000 Mk., genehmigte ferner eine Reihe von Bauforderungen, darunter 50000 Mk. für ein Bildhaueratelier an der Tech­nischen Hochschule, außerdem den ersten Nachtrags­etat betreffend Aenderungen der Vorschriften über den Bezug des Wohnungsgeldes, den Etat für Wildbad und den zweiten Nachtragsetat, der für

den neuen Kursaalbau in Wildbad 250 000 Mk» Sodann wurde nach zweistündiger Beratung abge­brochen, da die Fraktionen Sitzungen abhalten wollen. Morgen wird das Notgesetz beraten und dann gönnt sich das Haus wieder einige Tage Ruhe. Volks­schul- und Finanzkommission sollen inzwischen ihre Arbeiten erledigen. Am nächsten Montag tritt das Plenum wieder zusammen, um, wie Präsident Payer meinte, in rascher Reihenfolge zu erledigen, was noch zu erledigen ist.

Stuttgart, 24. Juli. Ueber die Vorschläge der Volkspartei zur Balanzierung des württem- bergischen Etats erfährt dieFranks. Zeitung" folgendes: Statt der von der Regierung vor­geschlagenen allgemeinen 12°/oigen Steuererhöhung wird vorgeschlagen, für die Einkommenbesteuerung der physischen Personen eine progressive Erhöhung eintreten zu lassen und zwar sollen Einnahmen bis 2000 Mk. von der Erhöhung vollständig verschont bleiben. Die Progression der Erhöhung beginnt mit 5°/» bei Einkommen über 2000 Mk. und steigt bis 25°/o für Einkommen von über 30 000 Mk. Auf diese Weise würden 518477 Personen von der Erhöhung überhaupt nicht betroffen werden. Weniger als der Regierung vorgeschlagen hätten zu zahlen 87 473 Personen. Annähernd so viel als von der Regierung vorgeschlagen 5163 und mehr als nach dem Regierungsvorschlag 13 585 Personen. Bei den nichtphysischen Personen wird eine ähnliche Pro­gression vorgeschlagen, jedoch werden hier die kleinen Einkommen zugezogen. Bei den Ertragssteuern will man alle diejenigen Steuerpflichtigen, bei denen die Erhöhung um 12°/o.nicht mehr als 1 Mk. aus- macht, von einer Erhöhung verschonen. Die Steuer­erhöhung ist nur als vorübergehende Maßregel gedacht, um das Defizit des Etats zu decken. Mög­licherweise kann sogar im ersten Jahr von einer Steuererhöhung ganz abgesehen werden, da die Erhöhung des Ausgleichsbetrags, den Württemberg für die Brausteuer an das Reich zu zahlen hat, erst am 1. April 1910 in Kraft tritt, dagegen nach dem den Ständen kürzlich zugegangenen Gesetzentwurf betr. die Biersteuer, did Erhöhung der Biersteuer schon am 1. Oktober ds. Js. in Kraft tritt. Auf diese Weise werden etwa 2 Millionen Mehrein­nahmen für das erste Etatsjahr zur Verfügung stehen. Die zur Balanzierung des Etats vorgeschlagene Erhöhung des Tarifs für die 4. Wagenklasse von 2 auf 2,3 Pfg. würde dem Etat nur zum Teil zu gute kommen, auf Grund gesetzlicher Bestimmungen müßte der größte Teil dem Reservefonds zugeschrieben werden. Die Mehreinnahmen aus der Tariferhöhung sind auf jährlich Iff- Millionen veranschlagt. Davon würden im ersten Etatsjahr 812 900 Mk. und im zweiten Etatsjahr nur 36 400 Mk. dem Etat zu gut kommen.

Friedrichshafen, 27. Juli. Das bei Göp­pingen schwer beschädigte Luftschiff 2 II ist heute früh, nachdem es beinahe zwei Monate in Reparatur war, vollends mit Gas gefüllt worden und heute nachmittag 3 Uhr 15 Min. aus der Reichsballon­halle zu Manzell aufgestiegen. Graf Zeppelin und Oberingenieur Dürr haben in der vorderen Gondel Platz genommen, während in der Hinteren Gondel Ingenieur Stahl die Aufsicht führte. Der Reichskommissar Geheimrat Lewald und Professor Hergesell sind auch im Laufe des Nachmittags eingetroffen und wohnten dem Aufstieg bei. Der Fremdenzustrom war wieder ein ziemlich starker; da der Aufstieg schon 10 Uhr vormittags erwartet wurde, so gab es wieder viele lange Gesichter. Man darf sich eben das Warten nicht verdrießen lassen. Die Dampfschiffahrtsverwaltung hatte um 1 Uhr 45 Min. den Neugierigen einen Sonderdampfer zur Verfügung gestellt, der nach Manzell fuhr. Es herrscht wunderschönes Weiter bei mäßigem West­wind. Das Luftschiff ist um 3 Uhr 30 Min. über die Stadt gefahren. Nach 3'/r ständiger Fahrt ist