Landschaft mit liebevollstem Eingehen zu studieren. Nun lobi aber auch das Werk selbst den Meister. Von der Hornisgrinde bis zum Mahlberg, von der sanften Einbuchtung des Murgtals bis zu den fernen Konturen des Wasgenwaldes können wir nicht nur die Namen bestimmen, sondern auch die ungefähre Entfernung feststellen. Um das Zustandekommen des mühevollen Unternehmens hat sich vornehmlich auch der Vorsitzende des Herrenalber Bezirksvereins ein Verdienst erworben: Hr. Aufsichtslehrer Fuchs war die treibende Kraft, die bis zum guten Ende alles wohl zu einigen und zu ordnen verstand. Auch Hrn. Schmiedmeister Messerschmied dürfen wir nicht vergessen: Unter seinem Hammerschlag erhielt das gelungene Werk gesicherte Festigkeit für hoffent­lich recht ferne Zeiten. Und damit kommen wir zu einer dringenden Bitte! Mutwillige Zerstörungslust möge sich von einem Objekt fernhalten, das mit so viel warmherziger Kunst geschaffen wurde, das so viel Hingebung erforderte und das, als im Dienst der Allgemeinheit stehend, doch ohne Zweifel auf jeden Schutz berechtigten Anspruch erheben darf!

Pforzheim, 24. Juli. Gestern abend fand eine große Maurerversammlung statt, die ihrem Unmut Ausdruck gab, daß der Maurerstreik noch zu keinem Ergebnis geführt habe. Nach der Versamm­lung verfolgte eine Menge von 200 Personen den Bauunternehmer Schäfer von Eutingen, der unter den Zuhörern gewesen war. Die Menge belagerte das Gasthaus zumAnker", in das sich der Unter­nehmer flüchtete. Die Leute erklärten, nicht eher zu gehen, als bis man ihnen den Mann ausgeliefert habe. Der Bauunternehmer begab sich schließlich mit polizeilicher Bedeckung nach dem Bahnhof. Viele Personen fuhren ihm jedoch nach und verfolgten ihn bis nach seinem außerhalb des Dorfes gelegenen Anwesen, das er nur mit Hilfe eines Polizisten unversehrt erreichen konnte.

OermiLchiLS.

Weißdornhecken mit Birnen veredelt. Im praktischen Ratgeber im Obst- und Gartenbau (Frankfurt a. Oder) wird berichtet über eine Weiß-* dornhecke, auf die vor 25 Jahren Birnen gepfropft wurden, die zum Teil heute noch prächtige Früchte tragen:Sämtliche Psropfveredelungen sind damals gut angewachsen, haben schon nach 3 bis 4 Jahren reichlich getragen und seitdem jährlich weiter. Die Birnen waren stets völlig ausgewachsen und tadellos von Geschmack, nicht zu entscheiden von Birnen gleicher Sorte, die auf Birnenunterlage gezogen waren, auch nicht rissig und nicht mit Fusikladium behaftet. Das fragliche Veredeln kann im allge­meinen keineswegs für Spielerei erachtet werden, namentlich nicht, wenn es an Raum für Obst­bäume fehlt."

Ein Haus in elf Stunden erbaut, das ist der Rekord, den ein junger amerikanischer Architekt W. C. Carl in St. Louis jetzt aufgestellt hat. An seinem Hochzeitstage wollte er mit diesem raschen Hausbau seiner jungen Frau eine Ueberraschung bereiten. Noch am andern Morgen um 6 Uhr war kein Stein und kein Brett auf dem Platze, wo der Bau sich erheben sollte. Punkt 7 Uhr fuhren die Wagen an, die alles Material herbeischleppten, Sandstein, Backsteine, Pfosten und Bretter. Die Arbeitsverteilung war vorher bis ins Einzelne organisiert, die Teile des Gerüstes zurecht gelegt und abgepaßt, die Fensterfüllungen fertig, so daß alles nur auf dem soliden, steinernen Untergrund aufgebaut werden mußte, der sofort in Angriff genommen wurde. Nach anderthalh Stunden war das Fundament fertig. Rasch erstand dann das Holzgerüst, die Mauern wurden verkleidet und wäh­rend mittags um 12 Uhr die Dachdecker ihre Arbeit begannen, arbeiteten bereits im Inneren die Schreiner und der Elektrotechniker, der die elektrischen Leitungs- drähte legte. Während die Tischler noch am Treppen­haus beschäftigt waren, kamen die Maler, um die holzbekleideten Wände der Außenseite in Grün und Weiß zu tünchen. Punkt sechs Uhr legten alle Arbeiter ihr Gerät beiseite und verließen den Platz: die kleine Villa stand völlig gebrauchsfertig. Sie besteht aus einem komfortablen Baderaum, einer Empfangshalle und zwei Hellen geräumigen Zimmern. Kaum waren die Arbeiter verschwunden, so fuhren die Möbelwagen vor und eine Stunde später empfing das junge Ehepaar im fertig eingerichteten Hause seine Freunde zu einem festlichem Einweihungsessen. Bei der Errichtung des Hauses wurden 75000 Nägel verwendet, 11000 Fuß Bauholz, 12 000 Dach­schindeln befestigt, die Wände mit 6000 Holzlatten verschalt. Außer den Maurern waren 25 Tischler am Werke, 12 Dachdecker, ein Elektrotechniker. Der

aus Backstein errichtete Schornstein wurde von vier Arbeitern in 4 Stunden 45 Minuten fertig gestellt.

Die Großmutter als Abiturientin. Eine seltsame Examenskandidatin meldete sich vor Beginn des letzten Abiturientenexamens an einem Gymnasium in Paris. Die Kandidatin zählte etwa 65 Jahre und schrieb in dem Lebenslauf, den die Examinanden einreichen müssen, daß sie bereits Mutter einer:Dame sei, die den Doktorgrad vor fünf Jahren erworben habe, und daß eine Enkelin von ihr sich soeben in dem Gymnasium, in dem sie (die Examinandin) ihre Prüfung ablegen wolle, sich zur Aufnahme gemeldet habe. Frau Jeanne Duprös ist die Frau eines Professors der Sorbonne, der vor etwa 10 Jahren das Zeitliche gesegnet hat. In den 40 Jahren ihrer Ehe ist Frau Dupros von dem Studium ihres Mannes so mit Interesse erfüllt worden, daß sie sich keiner anderen Beschäftigung mehr widmen wollte. Sie nahm Privatunterricht bei einem Studenten und hat die verschiedenen Disziplinen des Unterrichts spielend bewältigt. Mathematik erfaßte sie mit einer Leichtigkeit, um die sie mancher Schüler, der sich im völligen Besitz seiner Jugendfrische befindet, beneiden könnte. Nur die griechische Sprache verursachte ihr einige Schwierigkeiten. Frau Dupräs hat das Abi- turientenexamen bestanden und will sich nunmehr dem Studium der Medizin widmen. Sie hofft sogar, mit ihrem Schwiegersohn, einem verdienten Frauenarzt, noch einmal eine Klinik aufmachen zu können. Frau Duprös ist übrigens nicht die einzige Dame, die sich zum Abiturientenexamen vorbereitet, obgleich sie bereits Enkelkinder ihr eigen nennen kann. Auch Berlin weist eine solch lernbegierige Frau im Silberhaar auf, es ist dies die Schwester der be­kannten Schriftstellerin Ricarda Huch, eine rüstige, jugendfrische Frau, der das Lernen das größte Ver­gnügen ist, obgleich auch sie bereits eine Tochter hat, die sich den Doktorgrad erworben, und obgleich sie von mehreren Enkeln bereits Großmutter genannt werden kann.

DasStuttgarter Tagblatt" bringt folgendes Gedicht, welches bei der gegenwärtigen Reisezeit von Interesse sein dürfte:

Da nun endlich doch das Wetter Wärmer, freundlicher und netter,

Eilen viele Menschenserien Auf die Berge, m die Ferien.

Auf dem Bahnhof wächst der Trubel

Reise-Fieber! Reise-Jubel!

Und die Jugend und das Alter Drängen sich am Kartenkchalter.

Liebespaar und Junggeselle Zahlen lächelndBagatelle"!

Seufzend zahlt und wortberaubt Das Familienoberhaupt!

Auf dem Bahnsteig, an den Zügen Schau ich immer mit Vergnügen Die verschiednen Abschiedsszenen Mit und ohne Kuß und Tränen.

Immer wieder es erschallt:

Gute Reise!"Schreibe bald!"

Schönes Wetter!"Bleib gesund!"

Bleib mir treu!"Treib's nicht zu bunt!" Kneipe nicht die halbe Nacht!"

Nimm vor Autos dich in acht!"

Gute Betten, gutes Essen!"

Laß dich nicht von Mücken fressen!"

Stürze nirgends ab!"Ich b:tt:

Bring' mir auch was Schönes mit!"

sJn der Hochsaison.)Wollen S' a Zimmer für drei oder vier Mark?"Wie unterscheiden sie sich denn?"Bei denen um vier Mark is noch a Mausfall'n im Zimmer."

Letzte Nachrichten u. Telegramme

Paris, 24. Juli. Briand hat heute nach­mittags 3ff- Uhr dem Präsidenten Fallieres die Aktenstücke über die Konstituierung des Kabinets zur Unterschrift unterbreitet und um 6 Uhr seine Mitarbeiter im Elysee vorgestellt.

Malaga, 25. Juli. Hier angekommene Reisende erzählen, in Melilla herrsche Panik. Die gestrigen Kämpfe sollen furchtbar gewesen sein. Die Zahl der Gefallenen und Verwundeten auf Seite der Spanier übersteigt 280, die Mauren hatten die dreifachen Verluste.

Dover, 25. Juli. Bleriot ist heute um 4.30 Uhr früh von Calais aufgestiegen und bereits um 4.53 Uhr auf einer Wiese hinter Dover-Castell mit seinem Aeroplan gelandet, hat also nur 23 Minuten zu dem Flug über den Kanal gebraucht. Wäh­rend der Aeroplan bei der Landung ganz unbe­schädigt blieb, hat sich Bleriot selbst eine Verletz­ung am Fuß zugezogen, die einen Verband und die Ueberführung Bleriots im Automobil nach einem Hotel nötig machte. Der französische Torpedoboots­zerstörerEscopette" mit Frau Bleriot an Bord

kam erst um 6.50 Uhr hier an. Bleriot erzählte nach seiner Landung einem Berichterstatter: Das Wetter schien heute günstig für den Flug, obgleich ein starker Wind wehte. Als die Begleitschiffe ab- fuhren, stieg ich auf. Die Geschwindigkeit, mit der ich der Küste Englands zusteuerte, betrug 40 Meilen in der Stunde. Nach 10 Minuten war die fran­zösische Küste außer Sicht. Ich ließ den Zerstörer bald ein gutes Stück hinter mir. Minutenlang sah ich weder die französische noch die englische Küste, fand aber bald die genaue Richtung auf Dover, als ich das Kastell und dann den Hafen von Dover auftauchen sah. Bleriot flog über die dort ankernden Kriegsschiffe und mit dem Wind, der aus Süd­west wehte, in östlicher Richtung über das Kastell hinweg, wo er zwei Kreise beschrieb und auf dem Rasen landete. Die Pariser Blätter feiern in warmen Worten den heutigen Flug Bleriots als eine der glänzendsten und kühnsten Fahrten. DerTemps" sagt: Der Tag, an welchem ein Aeronaut zum ersten Mal den Aermelkanal überquerte, hat ein geschicht­liches Datum, das unauslöschliche Spuren in den Annalen der Wissenschaft und der Zivilisation zu­rücklassen wird.

Paris, 26. Juli. Die Flugzeit Bleriots wird von den französischen und englischen Blättern sehr verschieden angegeben. Daily Mail nennt 1 Stunde 5 Min., der Temps 1 Stunde 15 Min., die Liberte 38 Min., während die erste 23 Min. lautete.

Darmstadt, 24. Juli. Abends 8 Uhr brach in der Schreinerwerkstätte der Darmstädter Möbel­fabrik Großfeuer aus, das die Werkstätte, sowie die darunter liegenden Maschinenräume vollständig vernichtete. Erhebliche Vorräte in Möbeln und Polsterwaren verbrannten.

Neudorf, 24. Juli. In Schmigen sind 60 Wohnhäuser mit Nebengebäuden, sowie die Kirche und Schule abgebrannt. Ein Mann fand den Erstickungstod, ein Knabe ist in den Flammen um- g ekommen. _

In der Sommerfrische, auf dem Lande überhaupt, ist frisches Fleisch oft schwer zu erhalten. Da helfen Maggi's Bouillon-Würfel aus mancher Verlegenheit. Denn nur mit kochendem Wasser überbrüht, gibt jeder Würfel zu 5 Pfg. sofort Liter vorzüglicher Fleischbrühe. Kocht man dann in die so erhaltene Bouillon eine Einlage wie Gries, Reis, Nudeln, Gemüse rc. gar, so hat man rasch und billig die beste Fleischbrühsuppe. Auch alle Gemüse schmecken besonders kräftig, wenn man sie statt in Wasser, in Bouillon aus Maggi's Bouillon- Würfeln kocht. Ein Maggi-Bouillonwürfel in die Sauce gerührt und mit dem Fleisch gekocht, macht Fleisch und Sauce unvergleichlich wohlschmeckend und erspart das Kräutersträußchen.

Literarisches.

Loreuz Spezialkarte vom Schwarzwald.

Verlag von Fr. Paul Lorenz, Freiburg (Baden).

Nun ist auch das letzte Blatt dieser guten Touristen- und Spezialkarle vom Schwarzwald (1 : 75 000) erschienen, es ist Blatt IBaden-Baden-Wildbad. Vor uns liegt das große Blatt, in seiner Ausdehnung von 74 auf 64 cm, es bringt das ganze Gebiet von nördl. Karlsruh e- Bretten bis südl. Hornisgrinde.Schönmünzach und westl. Rasta tt-Ä ch ern bis östl. Maulbronn- Hirsau-Calw. Es zeigt die Umgebung von Karlsruhe und Baden-Baden, das Murgtalbis Schönmünzach, das Bühlertal mit Badener-Höhe, das Alb-, Enz- und Nagoldtal mit Herrenalb, Neuenbürg, Wildbad, Liebenzell, Hirsau, Calw usw., kurz und gut dieses große, schöne Wandergebiet. Die graphische Ausstattung des neuen Blattes ist gleich vorzüglich, wie die der anderen 6 Blätter, in mancher Hinsichr eher noch vollendeter, das gilt auch namentlich iür die (5) schönen Farben, ferner die Beschriftung. Eine Karte, welche dieses große Gebiet in dieser Zusammenfassung bringt, gab es bis jetzt nicht. Sie wird nicht nur als Wanderkarte, sondern auch für staatl. und kaufmännische Bureaus gute Dienste leisten und sie kann in jeder Weise hierfür empfohlen werden. Das Blatt ist zum Preise von Wk. 2.25 auf Leinen aufgezogen, Taschenformat für Mk. 3.25 durch alle Buch­handlungen, sowie vom Verlag direkt zu beziehen.

Briefkasten d. Red.

L. 4,. hier. Sie sind im Unrecht. Tatsächlich ist schon heute auf Grund des kürzlich ergangenenGesetzes betr. die Sicherung der Bauforderungen" jeder Baugewerbe­treibende ohne Ausnahme, also jeder Bauunternehmer, Baugewerksmeister, Architekt, Maurer-, Zimmermeister usw. verpflichtet, über jeden Neubau oder Umbau ein den gesetzlichen Bestimmungen entsprechendesBaubuch" zu führen und zwar gesondert für jedrs Bauwesen. Aber auch jeder private Bauherr ist zur Führung eines Baubuchs ge- zwungen, wenn er zu dem Bau fremde Gelder benötigt und verwendet, was wohl in den weitaus meisten Fällen zutreffen wird. Die Unterlassung der Baubuchführung oder die unordentliche Führung ist mit hoher Strafe (Gefängnis bis zu einem Jahr und Geldstrafe bis zu 3000 bedroht. Praktische, gesetzlich geschützte Vordrucke zum Baubuch können Sie übrigens von der Geschäftsstelle dieses Blattes preiswert beziehen. Wir verweisen Sie auf das Inserat in der letzten Nummer.