bis vor kurzem auch einen Vertreter in Stuttgart hatte, wird im Stuttgarter Städtischen Amtsblatt öffentlich gewarnt. Nach den dem Polizeipräsidium Kassel als Aufsichtsbehörde vorgelegten Rechnungsabschlüssen stellen sich die Verwaltungskosten der Kasse im Jahre 1907 auf rund 76°/o und im Jahr 1908 auf rund 62°/o der reinen Jahreseinnahme und bestehen sie vorwiegend in Ausgaben für die Bezüge der Vorstandsmitglieder, der Leiter der örtlichen Verwaltungsstellen und der übrigen Kassenvertreter. Die Beiträge der Mitglieder finden nur zum kleineren Teil zur Erfüllung des Kassenzwecks Verwendung. Privatbeamte, kaufmännische Angestellte, Handwerker, Arbeiter usw. werden also gut tun, wenn sie einer solchen Kasse nicht beitreten.
Neuenbürg, 7. Juli. Gegenwärtig ist die Hauptschwärmezeit der Schaben oder der Kleiderund Pelzmotten, überall in den Wohnungen sieht man sie, besonders zur Abendzeit umherflattern. Die kleinen Schmetterlinge suchen ein geeignetes Plätzchen, wo sie ihre Eier ablegen können. Der Schmetterling der kleineren Art. die bei uns besonders häufig vorkommt, ist gelblich seidenglänzend, und seine Vorderflügel tragen in der Mitte ein oder zwei dunkle Pünktchen. Es ist bekannt, daß sie in unseren Wohnungen an Plätzen, wo sie nicht gestört werden, arg wirtschaften, in Kleiderschränken, gepolsterten Stühlen und Sofas, in Schubladen, die mit wollenen Stoffen gefüllt sind, auch in Naturaliensammlungen. Die größere Art hält sich mehr an Pelzwerk und die Felle ausgestopfter Tiere. Die Raupen der schädlichen Schmetterlinge zernagen die Stoffe und verfertigen daraus kleine Säckchen, um sich darin zu verpuppen. Wo sich Schmetterlinge zeigen, sollten sie alsbald gefangen und vernichtet werden, ehe sie ihre Eier in die Kleiderstoffe ablegen. Je nach den Wärmeverhältnissen dauert die Schwärmezeit sehr lange, doch beobachtet man in gegenwärtiger Zeit besonders viele der kleinen Schädlinge.
Das Feilbieten verdorbener Eier ist strafbar. Die Mehrzahl der Händler und Landwirte steht noch immer in dem Glauben, daß sie beim Verkauf von Eiern nicht verpflichtet seien, verdorbene Eier wieder zurückzunehmen. Zur Belehrung und zum Schutze des Publikums sei bemerkt, daß das Feilbieten und Verkaufen derartiger Ware auf Grund des Nahrungsmittelgesetzes strafbar ist.
Neuenbürg, 10. Juli. Auf dem heutigen zugeführt waren, kostete das Paar 38—42 Mk. Schweinemarkt, welchem 24 Stück Milchschweine
Pforzheim, 10. Juli. Der heutige Schweinemarkt war mit 93 Stück Milchschweinen befahren, welche das Paar zu 38—48 Mk. verkauft wurden.
vermischtes»
Lebendig begraben. Vom Krankenlager des 10 Tage und 10 Nächte beim Zusammenbruch des Bruggwaldtunnels verschütteten italienischen Arbeiters Giovanni Pedersoli, der bekanntlich noch gerettet wurde, wird aus St. Gallen folgendes ge-
Jakob beiseite schaffen, war also die beste Maßregel, die er ergreifen konnte, um ferneren Nachforschungen zu entgehen und gleichzeitig den Erpressungen der Alten ein Ziel zu setzen. Offenbar betrieb der Diener die Sache aus einem sicheren Versteck. Es war klar, daß Marode ihn nicht eher verraten würde, als bis sie einen erheblichen Preis erhalten. Eine entschiedene Weigerung mußte sie erbittern und zum Aeußersten treiben.
Selbst wenn man annahm, daß knapp das Geschworenengericht aus Mangel an Beweisen ihn freisprechen würde, so durfte er doch keinen Anspruch mehr auf Anna machen, die in der Reihe ihrer Verehrer wohlhabende und angesehene junge Leute zählte. Würde sie einen von der Anklage des Mordes knapp Freigesprochenen den andern Bewerbern vorziehen? Und er hatte ihr nicht das Geheimnis seines Reichstums anvertraut? Konnte sie nicht zur Zeugin gegen ihn werden? Mit dem Gedanken, dem Mädchen zu entsagen, vermochte er sich nicht vertraut zu machen.
Ein Wort Marodes zerstörte" seine schönsten Pläne. War es nicht besser, mit einem schweren Opfer ihre Verschwiegenheit zu erkaufen, als sie in das Lager des gefährlichen Jakob übergehen zu sehen? Schon bei dem Namen des Mannes erbebte der Verbrecher. An ihn knüpfte sich in seiner Phanthasie eine furchtbare Prozedur, die Verurteilung durch das Gericht — im Hintergründe das Schafott.
Marode durchschaute seinen ganzen Gedankengang und sprach nun kein Wort mehr, um den Entschluß,
meldet: Pedersoli ist ein 22jähriger Mann, schmächtig und klein, aber, wie seine Arbeitskollegen erzählen, allezeit fröhlich und ein guter Kamerad. Jetzt liegt er still und teilnahmslos in seinen Kissen, nur die Augen scheinen zu leben, die schwarzen, brennenden Augen, die ruhelos umherwandern und sich zu wundern scheinen, daß sie das Licht des Tages Wiedersehen dürfen. Dort unten aber war's fürchterlich. Mit müder, leiser Stimme, kaum vernehmlich, erzählt Pedersoli uns einiges von der fürchterlichen endlosen Nacht, die er in Qualen des Todes verbringen mußte, bis der erste Laut der Rettungskolonne zu ihm drang, die sich in lebensgefährlicher, mühevoller Arbeit zu ihm durchrang. Zuerst war er längere Zeit bewußtlos gewesen. Dann kam er zu sich und erkannte bald die ganze schreckliche Hoffnungslosigkeit seiner Lage. „Ich tastete um mich" — so erzählt Pedersoli — „und versuchte, mich zu erheben. Aber das ging nicht. Meine Beine waren eingeklemmt, große Balken lagen darüber, die mich anfangs schrecklich drückten; später konnte ich mit den Händen Sand unter den Beinen hervorkratzen, um dieselben in eine bequemere Lage zu bringen. Den Oberkörper konnte ich zum Glück aufrichten. Ueber mir waren wieder Balken vorgeklemmt, die eine Höhlung bildeten, sonst wäre ich von den herabstürzenden Erdmassen erschlagen worden. Das erste war, daß ich meine Kameraden rief. Aber niemand antwortete mir, ringsum war es totenstill. Ganz gleichmäßig rieselte Wasser herab, Tropfen um Tropfen hörte ich aufschlagen, es sammelte sich unter mir, so daß meine Beine bald ganz im Wasser lagen. Hu, war das kalt! Aber ich glaube, es war doch meine Rettung; denn ich trank unaufhörlich davon, und dann hatte ich nicht mehr so fürchterlichen Hunger. Zum Essen hatte ich nichts in den Taschen; nicht die kleinste Brotkrumme; aber eigentlich hatte ich nur die ersten zwei Tage unter dem Hunger zu leiden, und dann wieder die letzten, als die Rettungskolonne der Kameraden immer näher kam, und ich glaubte, sie würde mich doch nicht erreichen. Was ich getan habe in dieser langen Zeit? Zuerst versuchte ich meine Lage zu verbessern, und das ist mir auch mit vieler Mühe gelungen. Dann habe ich viel, viel geschlafen, und wenn ich wach war, Lieder gesungen, alle die schönen Lieder meiner Heimat. Und dabei mußte ich an meinen Vater denken und an meine Mutter, die ich vielleicht nie Wiedersehen würde. Aber jetzt ist ja alles gut." Er ist noch sehr schwach und hat eine schwere Bronchitis aus dem Tunnel mitgebracht; es wird viele Mühe kosten, ihn wieder auf die Beine zu bringen.
Ein zeitgemäßer Rat an unsere Hausfrauen ist der, gerade auch beim Einkauf von Nahrungsund Genußmitteln auf die Kennzeichen der Echtheit zu achten. Heutzutage suchen so mancherlei Nachahmungen von dem Vertrauen zu profitieren, das altbewährte Erzeugnisse, wie z. B. die von Maggi, dank ihrer stets gleichmäßigen Güte seit langem genießen. Hier gilt das alte wahre Wort: „Für den Magen ist das Beste gerade gut genug."
der ihren Wünschen entsprach, herbeizuführen. Er ergab sich aber nur langsam, weil es ihm schwer wurde, sich von einem so beträchtlichen Teil des Blutgeldes zu trennen, und weil er seiner gefährlichen Freundin die Besorgnis, die ihre Drohungen ihm einflößten, zu verbergen Ursache hatte. Als er endlich das Opfer zu bringen sich vornahm, beschloß er gleichzeitig, die ganze Angelegenheit zu einer ihn sichernden Entscheidung zu führen. Der alte Jakob mußte durch Marodes Vermittelung in einen Hinterhalt gelockt und aus dem Wege geräumt werden. Dann war er vor den Verfolgungen des treuen Dieners befreit, ebenso vor den weiteren Erpressungen Marodes gesichert, die, an dem Verbrechen beteiligt, zu schweigen genötigt war.
* >!«
*
Münch hatte bis dahin, in tiefes Nachsinnen versenkt, sein Gesicht mit beiden Händen verdeckt gehalten. Jetzt ließ er sie sinken und sagte, mit erheuchelter Aufrichtigkeit in die Augen der Alten blickend:
„Ich will auf das Geschäft eingehen, jedoch nur unter gewissen Bedingungen. Weiß ich, ob du es ehrlich mit mir meinst? Davon muß ich mich zuerst überzeugen. Sage mir also zusörderft, wer den Jakob beauftragt?"
„Der Advokat Schwinger ist sein Ratgeber."
„Wer liefert ihm Halt zu den Nachforschungen?"
„Das weiß ich nicht. Es ist aber wohl auch Nebensache. Jakob allein ist es, der die ganze Sache mit Nachdruck betreibt, er allein ist ein ge-
Letzlc Nachrichten u. Telegramme
Berlin, 11. Juli. Beim Reichskanzler Fürsten Bülow fand am Samstag ein Diner statt, zu dem Staatssekretär v. Schön, die Unterstaatssekretäre, sowie die Herren des Auswärtigen Amts Einladungen erhalten hatten. Im Verlauf des Mahles erhob sich Staatssekretär v. Schön zu einer Ansprache an den Fürsten Bülow und seine Gemahlin, in der er dem fürstlichen Paar dafür dankte, daß es seinen Gästen die Ehre erwiesen habe, noch ein letztes Mal in diesem so gastlichen Hause seine gütige Gastfreundschaft zu genießen. Der Staatssekretär schloß mit der Versicherung warmer Dankbarkeit und mit herzlichen Wünschen für das fürstliche Paar. Fürst Bülow antwortete, er habe die Herren gebeten, sich noch einmal um seinen Tisch zu versammeln, weil es ihm ein Bedürfnis sei, ihnen bei seinem Scheiden aus dem allerhöchsten Dienst persönlich zu danken für die treue und treffliche Unterstützung, die er während seiner Amtsführung bei ihnen gefunden habe. Er bat die Anwesenden, ihm ein freundliches Andenken zu bewahren und sagte ihnen Lebewohl mit dem Wunsche und der Zuversicht, daß das Auswärtige Amt, den Blick gerichtet aus die mahnende Gestalt des größten deutschen Mannes, des ersten deutschen Reichskanzlers, der ihm seinen Stempel aufgedrückt habe, stets auf dem Posten bleiben werde für Deutschlands Interessen, für die Ehre und die Wohlfahrt des Volkes, für Kaiser und Reich.
Hamburg, 11. Juli. Aus Anlaß des XVI. deutschen Bundesschießens fand heute ein Festzug statt, der die Entwicklung Hamburgs von der Urzeit bis zur Jetztzeit in 30 prächtigen Abteilungen schilderte. Der Festzug, an dem ungefähr 5000 Schützen teilnahmen, bewegte sich durch die Hauptstraßen der Stadt nach dem Rathaus, wo Magistratsrat Schlicht-München das Bundesbanner mit einer Ansprache, die in einem Hoch auf das XVI. deutsche Bundesschießen schloß, übergab. Senator Holthusen brachte ein Hoch auf Deutschland aus. Vom Rathaus bewegte sich der Zug dem Hafen entlang nach dem Festplatz, wo seine Auflösung erfolgte. Nach dem Eintreffen des Zuges auf dem Festplatz begann das Bankelt, an dem ca. 4000 Personen teilnahmen. Bürgermeister Dr. Burchard hielt eine längere Ansprache, die mit einem Hoch auf den Kaiser schloß.
Ems, 11 . Juni. Bei der heutigen 34. Kaiser- Regatta wurde der Wanderpreis Kaiser Wilhelm I. im Viererfahren von dem Mainzer Ruderverein gegen die Frankfurter „Germania" errungen.
Budapest, 12. Juli. Auf den Hofzug. der den österreichischen Thronfolger nach Sinaja führte, wurde beim Passieren der von Rumänien bewohnten Gemeinde Danos ein faustgroßer Stein geschleudert, wodurch im Speisewagen ein Fenster zertrümmert wurde.
Petersburg, 11. Juli. Seit gestern sind 11 Neuerkrankungen an Cholera und 36 Todesfälle zu verzeichnen. Die Zahl der Kranken beträgt 797.
. fährlicher Feind. Ohne seine Teilnahme hört alles weitere Forschen auf —
„Weißt du das sicher?"
„Man weiß nichts in der Welt ganz sicher!" rief die Alte, „nicht einmal, ob man in feinem Bette sterben wird!"
„Eben deswegen will ich auch meine Vorsichtsmaßregeln ergreifen. Ich werde dem Alten das Lebenslicht ausblasen. Auf diese Art bin ich ihn los und wir beide haben dann ein gemeinschaftliches Geheimnis!"
„Das geht mir zu weit." sagte Marode, „auch ist es gefährlich. Das Verschwinden des Alten könnte Aufsehen machen!"
„Das laß nur meine Sorge sein. Er muß scheinbar eines natürlichen Todes sterben!"
„Ich werde mich nicht darum kümmern, ob dem Alten das Lebenslicht ausgeblasen wird, oder nicht. Doch ich verspreche dir, zu schweigen. Du wirst niemals mehr von mir hören. Ein freundliches Häuschen steht in meinem Heimatsdorfe, dort lebte ich die Tage meiner Kindheit, war harmlos und unschuldig. Unter dem Namen der schönen Julie war ich später im ganzen Städtchen bekannt. Dies Häuschen, das inzwischen alt, verwittert und elend geworden ist. wie ich, werde ich ankaufen und meine Tage darin beschließen. Ich werde dich niemals aufsuchen, ebensowenig, wie du ein Verlangen tragen wirst, mich wiederzusehen.
— Fortsetzung folgt. —