Fuß eingerichtet. Die junge Mannschaft schläft auf Stroh und als Essen wird geboten: Morgens Schokolade oder Kaffee mit Brot, mittags: Suppe, Fleisch und Gemüse. Kein alkoholisches Getränk. Dis Kosten der Reise, die 14 Tage dauern wird, sind auf 36 Fr. für jeden Teilnehmer berechnet.
Rom, 1. August. Heute vormittag schreitet das Konklave zur ersten Abstimmung, woran 62 Kardinäle teilnehmen. Es fehlen nur zwei: der Erzbischof Moran von Sidncy und der Erzbischof Celesia von Neapel, der durch sein hohes Alter (er ist bald 90 Jahre alt) an der Reise nach Rom gehindert ist. Von den 62 Kardinälen sind 39 Italiener (mit dem Jesuiten Steinhuber) und 23 Ausländer, 7 Franzosen, 5 Spanier, 5 Oesterreicher und Ungarn, 2 Deutsche, je 1 Portugiese, Belgier, Engländer und Amerikaner.
Paris, 2. August. In Bordeaux fand gestern Abend in der Alhambra ein großes sozialdemokratisches Meeting statt. Die Abgeordneten Dejeante, Constans und Jules GueSde hielten Reden. Letzterer entwarf ein Bild des revolutionären Sozialismus und forderte das Proletariat auf, sich von der Ausbeutung seitens der Kapitalisten zu befreien. Am Schluß seiner Rede richtete er heftige Vorwürfe gegen diejenigen Sozialdemokraten, welche sich kompromittiert hätten, indem sie einen M i n i st er p o st e n angenommen hätten oder einen Vicepräsidentensitz in der Kammer angenommen haben. Dieser letztere Teil der Rede wurde durch laute Kundgebungen begleitet. Die Anwesenden brachten Hochrufe auf Jaures und Millerand, welche mit dieser Anspielung gemeint waren, aus. Andere brachten Hochrufe auf Guesde aus. Die Ruhe konnte erst nach geraumer Zeit wieder hcrgestellt werden.
Kerrrnschies.
— Wie die „Konst. Abend-Ztg." berichtet, hat ein Hr. R. Kühlwein aus Stuttgart ein neues lenkbares Luftschiff erdacht, bei dem angeblich alle Mängel der Systeme Zeppelin und Santos Dumont vermieden werden sollen. Das Kühlwein- 'sche Luftschiff besteht aus 2 miteinander verbundenen großen Aluminiumzylindern, die mir Wasserstoffgas gefüllt werden. Unterhalb dieser Zylinder sind 2 fest mireinauder verbundene Gondeln angebracht. Ebendaselbst erhalten zwei Daimler-Motoren und die Luftschrauben ihren Platz. Tie letzrerrn sind von einer neuen, noch nie angewendeten Instruktion. Sie entwickeln angeblich bei halbem Antrieb mehr Kraft als alle bis jetzt angewendete Systeme bei vollem Antrieb, derart, daß sie auch einen stärkeren Luftwiderstand zu überwinden vermögen. Eine ganz neue, aber bereits erprobte Einrichtung ermöglicht es dem Luftschiffer, sein Fahrzeug ohne Gasverlust fallen zu lassen, und dieselbe Einrichtung setzt ihn in den Stand, ohne Ballastauswerfen wieder höher zu gehen. Das Luftschiff soll in Amerika gebaut werden und bei der Weltausstellung
in St. Louis die entscheidende Probe seiner Leistungsfähigkeit ablegen.
— Ein Hausierer „in Regenschirmen" welcher vorzugsweise die Provinz Pommern unsicher macht, bietet einem dortigen jovialen Gutsbesitzer ein Exemplar seines Warenbestandes zu einer Mark fünfzig Pfennig, „echter feinster Alpacka, zwölfteilig, billig, dauerhaft und elegant" zum Kauf an. Der Gutsherr besieht das Regendach mit prüfenden Blicken, schüttelt bedenklich den Kopf, kauft aber schließlich das Ding als Kuriosität. Nachdem er seine anderhalb Mark entrichtet, klopft er dem Händler lachend auf die Schulter und sagt: „Nanu segg' mal, mein Jong, aberft upprichtig: wielang meenst du nu Wohl, dat dit Ding da in Wahrheit uthollen ward?" Ernsthaft richtet der Hausierer seinen Blick zu dem klaren Sonnenhimmel empor und erwidert dann treuherzig: „Wenn wir so'n Wetter behalten, Herr Baron, garantiere ich für den Schirm mindestens auf'n Woche- ner sechse bis achte!"
— Die Findigkeit der Kurpfuscher läßt dieselben trotz allen Eiferns gegen ihr Treiben immer noch ihr Schäfchen scheeren. Da lebt z. B. in Leipzig ein „Schriftsteller", der diese Findigkeit aus dem „ff" sein eigen nennt. Infolge vorübergehend gehabter Beschäftigung in einer homöopat- ischen Apotheke fühlte sich der junge Mann berufen, der leidenden Menschheit auch seinerseits Erleichterung vom — Gelde zu verschaffen und zwar auf rech? originelle Art; so nahm er die zahllosen Mitmenschen, welche von Hämorrhoiden geplagt waren, aufs Korn, schrieb aus diSersen medizinischen Werken eine schauerlich-schöne Broschüre über die „Hämorrhoiden und ihre Heilung" heraus und pries in derselben einen von ihm selbst „erfundenen" Mischmasch als „Hofrat vr. X's Hümorrhoidal-Pillen" und einziges Universalmittel gegen die Peiniger der Menschheit an. Ein mit weitem Gewissen ausgestatteter Buchhändler, dessen unschön klingenden Namen wir auch nicht nennen wögen, übernahm Drucklegung und Vertrieb der mit einem „vr." als Verfasser verzierten Broschüre und auch ein Apotheker, der den Verkauf der Pillen, welcher bekanntlich Laien nicht gestattet ist, besorgte, war bald gefunden. Durch flotte Insertion kam das Geschäft schnell in Gang und der flotte Absatz der „Hofcat vr. L'schen Hämorrhoidal-Pillcn" würde wahrscheinlich noch wesentliche Steigerung erfahren haben, wenn der ingeniöse „Schriftsteller" nicht in übermütiger Laune vor einiger Zeit einem kleinen Kreise weinfrohcr Zecher das Geheimnis seiner erfolgreichen Manipulationen verraten hätte und unklugerweise auch noch binzugefügt hätte, daß seine eigenen so hochgcpriesenen Pillen ihm selbst wider sein eigenes hartnäckiges Hämorrhoidalleiden nichts hälfen, wohl aber ein sehr behagliches Wohlleben verschafften. Da die Gesellschaft, in der dieser edle Hämorrhoidol-Hofrat von eigenen Gnaden sein Geheimnis preisgab, nicht seines zynischen Sinnes war, so wird dem Vernehmen nach ihm und seinen Helfern Gelegenheit gegeben werden, das betrügerische Verfahren vor dem
Richter zu vertreten und damit ein weiterer Zweig von dem arg wuchernden Giftbaume des Kurpfuschertums beseitigt werden.
— Emile Zola, der verstorbene französische Romandichter, und Jules Claretie waren einmal gute Freunde; sie bildeten eine Klique und lobten sich gegenseitig in den ihnen zur Verfügung gestellten Journalen. Jules Claretie vom „Temps" erhielt sogar eines Tages einen Brief, in welchem ihm Zola schrieb „ . . . . Tun Sie für mein Buch, was Sie können, Sie wissen ja, eine Hand wäscht die andere!" Claretie zog sich dann aber Zolas Gegnerschaft zu, und eines Tages erschien in einem Journal ein gegen Claretie gerichteter Artikel von Zolas Hand. Clarerie war wütend, aber er heuchelte Ruhe und veröffentlichte in seinem Journal obigen Brief Zolas und darunter dessen Angriff. Er selber schrieb nichts dazu als: „Es scheint demnach, daß ich Herrn Zolas Hände nicht genügend gewaschen habe. Jules Claretie."
— Ein vernünftiger Vorschlag. Ein Amerikaner wurde von jemandem auf Pistolen gefordert, und antwortete schriftlich: „Ich stelle mich nicht, aus zwei Gründen. Ich könnte Sie, Sie könnten mich erschießen. Aus beiden würde nichts Gutes entstehen. Gehen Sie in den Wald, und suchen Sie einen Baum meiner Korpulenz. Stellen Sie sich in die Duellschußweite. Treffen Sie den Baum, so will ich zugeben, daß ich Sie beleidigt habe und Abbitte tun; treffen Sie ihn nicht, so soll das Unrecht auf Ihrer Seite sein."
Wie viel Fische leben im Meere? Wir meinen natürlich nicht, wie groß die Zahl der Fischindividuen ist, die in stummer Lust das nasse Element beleben, sondern, wie groß die Zahl der Fischarten ist. Die meisten Menschen begnügen sich allerdings damit, den Rheinlachs in Mayonnaise, den Aal in Gelee, die Sardinen in Oel, die Schleie mit Butter, den Hering mariniert, die Sprotte geräuchert, den Karpfen polnisch u. s. w., oder alles in allem etwa ein bis zwei Dutzend Fischarten zu kennen. Nichtsdestoweniger ist ja wohl für den Leser und die Leserinnen dieses Blattes die Zahl der Fischarten mir jener prakiischen Reihe bei weiteqr nicht erschöpft, namentlich wenn sie sich die Mühe genommen haben, zuweilen in Brchms Tierlebcn zu blättern oder in einem Aquarium oder zoologischen Museum herumzuwandern. Diesen Lesern und Leserinnen dürfte unsere Frage vielleicht nicht ganz überflüssig und uninteressant erscheinen. Ter alte römische Naturgeschichtsschreiber Plinius hatte es durch seinen Sammelfleiß dahin gebracht, daß ihm 94 Fischspezies bekannr waren. Der große schwedische Naturforscher Linne, der die umfassendste Naturkenntnis seiner Zeit repräsentiert, bezifferte die Zahl der bekannten Fischarten auf 478, so daß also die 17 Jahrhunderte, die zwischen Plinius dem Aclreren und Linus liegen, zu den alten noch nicht ganz 300 neue Arten kennen gelernt hatten. Demgegenüber muß es erstaunlich genannt werden, was während des 19. Jahrhunderts erreicht worden ist. Die Fahrten der Expeditionsschiffe zur Untersuchung im Meere haben die Zahl der uns bekannten Fisch- artcn auf etwa 13 000 vermehrt.
diese Liebs ist stärker als mein Wille. Vergebens rief ich die Gründe der Vernunft zu Hilie, und versuchte mir immer wieder klar zu machen, daß der Unterschied des Standes zu groß ist zwischen uns, — alles umsonst. Wen die Liebe einmal so gewaltig gepackt hat, den laßt sie so leicht nicht mehr los. Da war es doch das beste, ich ging, — möglichst weit fort, damit ich vergessen lernte- Nur einmal wollte ich diejenige noch sehen, nach der mein Herz so stürmisch verlangte. Deshalb kam ich heute hierher mit dem Vorsatze, nicht eher fortzugehen, bis ich sie irgendwo erblickt hätte. Wie ich das fernere Leben ertragen sollte, wußte ich freilich nicht, es giebt hier nur Arbeit, — viel Arbeit!" —
Kurt hatte den Ellenbogen auf den Tisch gestützt und das Gesicht in die Hand gelegt.
„Ach Heßfeldt, — Sie sind wirklich töricht." sagte er sinnend. „Warum wollten Sie so rasch die Flints ins Korn werfen? Warum versuchten Sie nicht das Aeußersie, die Geliebte zu erringen?"
„Ich fürchtete, das würde mir nicht gelingen. Wie konnte ich, der Untergebene es wagen, meine Augen zu ihr zu erheben? Der Unterschied deS Standes."
„Ach was, gehen Sie mir doch mit Ihrem ewigen Stande srnierschied!" rief Kurt dazwischen. „Mensch ist Mensch, wenn er nur sonst ein braver, ehrlicher Kerl ist! Heßfeldt, Sie sind ein Ehrenmann, — ich weiß, bei Ihnen ist Susanne gut aufgehoben. Sie werden Sie schützen in den Stürmen des Lebens, und wenn das Mädchen einwilligt, — Ihnen gebe ich meine Schwester von Herzen gern! — Soll ich sie rufen?"
In dem Ton, mit dem er diese Worte sprach, klang eine tiefe Bewegung, kr streckte dem Inspektor beide Hände entgegen, die dieser mit festem Druck faßte.
„Sie sind zu gütig, Herr Baron," stammelte er verwirrt, „aber das gelobe ich Ihnen feierlich. Sie sollen es nie bereuen! Was in meiner Macht liegt, soll geschehen, um Ihrer Schwester das Leben so angenehm als möglich zu machen!"
Kurt schritt zur Türe, und wäre dort beinahe mit Susanne zusammen- gestoßsn. „Aha, die kleine Neugier hat wohl ein wenig gehorcht?" sagte er lächelnd und drohte ihr mit dem Finger. „Na, ich nehme es dir ja nicht übel, bei einer für dich so hochwichtigen Verhandlung."
Damit schob er das erglühende Mädchen vollends ins Zimmer, und blieb eine Weile lauschend stehen. Drinnen regte sich vorerst gar nichts. Kurl lächelte leise vor sich hin.
„Am Besten ist's, man läßt die Beiden jetzt allein," murmelte er, „sie werden sich manches zu sagen haben."
Tann seufzte er ein paar Mal tief auf und suchte die Tante, um sie über das Vorgefallene zu unterrichten.
Als er etwa eine Stunde später wieder an der Türe stand, hörte er drinnen ein Helles, glückliches Lachen; er öffnete vollends das Zimmer. Da saßen die Beiden, hielten sich an den Händen und schauten sich mit solch verklärtem Ausdruck in die leuchtenden Augen, daß Kurt unwillkürlich wieder einen tiefen Seufzer ausstieß.
Susanne flog ihm an den Hals.
„Wie bin ich glücklich, Kurt," flüsterte sie ihm ins Ohr, „jetzt will ich nicht mehr ruhen und rasten, bis auch du das ersehnte Ziel erreicht hast. Gleich hellte werde ich selbst noch mit Jsa sprechen." (Forts, folgt.) j