Menschen, der sich ihm in den Weg stellte, ange- griffen. Nach viertelstündigem Ringen vermochte Schlumberger den Burschen, der vergeblich Schlag- .ring und Messer zu gebrauchen suchte, abzuschütteln, ,worauf der Unbekannte unter Drohungen die Flucht ^ergriff. Mittwoch nacht wurden zwei Lehrlinge aus .Hürden, die hier die Fortbildungsschule besuchen ^und nach Schluß derselben gegen 10 Uhr nachts ,Heimradellen, offenbar von dem gleichen Menschen überfallen, doch glückte es ihnen zu entkommen. ^ Die Unsicherheit auf den Landstraßen nimmt immer zwehr zu.
i Von der oberen Kinzig, 31. Juli. Die iHeidelbeer ernte lieferte Heuer einen nur mittleren Ertrag. In weniger geschützten Lagen, wo idie Blüte durch Nässe und Kälte im April schwer ^gelitten halte, waren so wenig Früchte zu finden, Haß sich das Sammeln nicht lohnte. Die Preise .der Beeren stellten sich daher Heuer auch höher; für das Pfund geriffelter Früchte wurden 6 A, für ge-' brochene 8—10 A bezahlt. Die meisten Beeren .wurden für Haushaltungszwecke verwendet oder Zon Händlern zum Versandt aufgekauft. Ein Aufkauf seitens der Brenner fand diesmal wegen zu Hoher Preise nicht statt. Neuer Heidelbeergeist wird Deshalb Heuer eine Rarität bleiben. — In dieser ,Woche wurde in den Talorten mit dem Roggen- .schnitt begonnen. Sowohl der Stroh- als der ^örnerertrag befriedigt allgemein. Leichte und minderwertige Lagerfrucht gibt cs nur wenig, da 'die Flüchte meistens erst nach der Körnerbildung sich lagerten.
- Mannheim, 31. Juli. Ein neuer G e - ^n er a l a u s st a n d der Arbeiter der Maschinenfabrik von Heinrich Lanz dahier droht auszu- orechen. Wie noch erinnerlich sein wird, bestand zschon vor Jahresfrist die Gefahr, daß die sämtlichen -nach mehreren Tausenden zählenden Arbeiter der Äanz'schen Fabrik in einen Streik eintreten würden. rTamals handelte es sich um die Einführung von ^Kontrolluhren, durch die sich die Arbeiter benachteiligt fühlten. Die Meinungsverschiedenheiten wurden damals dadurch beigelegt, daß die Fabrik in Hie Abschaffung der. Kontrolluhren willigte. Bei Hem diesmal drohenden Ausstand dreht eS sich um ^Lohndifferenzen der Schmiedearbeiter der Fabrik. .Die Schmiedearbeiter behaupten, daß sie durch die zin den letzten Wochen vorgenommene Neuordnung Her Akkordsätze in ihren Bezügen so gekürzt worden Heien, daß ihnen trotz der angestrengtesten Tätigkeit Sein auskömmlicher Verdienst nicht mehr möglich sei. "Nachdem die Schmiedearbeiter deswegen schon vor ^einigen Tagen in den Ausstand getreten sind und ,die zwischen ihnen und der Fabrikleitung gepflogenen -Verhandlungen bisher ergebnislos verliefen, fand -gestern im Saalbau eine Versammlung der gesamten -Arbeiterschaft der Lanz'schen Fabrik statt, in der es .sehr lebhaft zuging. ES wurde folgender Antrag Kangenommen: „Die heute im großen Saale des "Saalbaus versammelten Arbeiter der Fabrik des Geb. Komm.-Rals Lanz erklären sich mit der For
derung der streikenden Schmiede des Geh.-Rats Lanz solidarisch. Sie erklären sich bereit, im Notfall, ihren vollen Verdienst mit den streikenden Arbeitern zu teilen, und verpflichten sich auf Ehrenwort, keine Streikarbeit zu machen."
St. Goar. Der bereits gemeldete größere Mauereinsturz an der Ruine des Schlosses Rheinfels ob St. Goar erfolgte vormittags gegen 10 Uhr, ohne daß vorher Risse sich zeigten oder Steine herabfielen. Ein Wunder, daß keine Menschen verletzt sind, da die gewaltigen Trümmer den Fahrweg nach Biebernheim völlig sperrten. Glücklicherweise ist die Vorderansicht der Ruine, wie man sie vom Rhein aus sieht, nicht zerstört, da diese Mauer an der Hinterfront lag, als äußerste Verbindung de: alten Brückenturms, in dem heute der Burgwart wohnt, mit dem um 1661 erst erbauten Vorwerk Scharfeneck. Die Ursachen des Einsturzes sind noch nicht näher bekannt; man vermutet, daß Regen und auch übermäßiges Böllern bei der neulichen Beleuchtung der Ruine mit daran Schuld tragen. Die Wiederherstellungskosten fallen der Privatschatulle des Kaisers zur Last.
B e r l i n, 1. August. Der Kaiser hat der Kreuzzeitung zufolge für die durch die Uebeischwem- mung in der Provinz Brandenburg Betroffenen 2000 gespendet.
Berlin, 1. August. Der Lokal-Anzeiger meldet aus Kiel: Die Königin-Witwe von Italien Margherita traf abends 7 Uhr 45 Min. bier ein. In der Begleitung der Königin, die tiefe Trauer trug, befanden sich mehrere Hofdamen und Kammerherrn. Die Königin begab sich an Bord der englischen Dampfyacht Aalanthe, um die Fahrt nach der norwegischen Küste anzutreten.
Berlin, 1. August. Aus Petersburg wird dem Berliner Tageblatt telegraphiert: Nachdem Rußland das umfangreiche Flottenprogramm von 1898, für welches 90 Millionen Rubel ausgc- worfen wurden, so gut wie vollendet har, ist nunmehr ein neues Flortenprogramm vom Zaren bestätigt worden. Darnach sollen 6 weitere Geschwader- Panzer und 3 große Panzer-Kreuzer, sowie eine Reihe von Torpedobooten gebaut und bis zum Jahre 1906 fertig gestellt sein. — Wie in gut unterrichteten militärischen Kreisen verlautet, hält der kürzlich aus Ostasien zurückgekehrte Kriegsminister Kuropatkin vor der Hand einen Zusammenstoß für ausgeschlossen.
Berlin, 1. Aug. Wie sich die „Morgenpost" aus Wien berichten läßt, soll nach dort eingetroffenen Nachrichten Fürst Ferdinand von Bulgarien dem Familienrat des Hauses Koburg die Frage vorgclegt haben, ob er auf den bulgarischen Thron verzichten soll. Doch wurde beschlossen, er solle vorläufig von einem Verzicht absehen.
Berlin, 1. Aug. Wie dem Lokalanzeiger aus Washington gemeldet wird, ist daS Staatsdepartement über Castro 's Verhalten beunruhigt und erwartet neue Komplikationen. Seine Haltung wird immer frsmdenfeindlicher. Der Präsident der
Orinoco-Dampfer-Gesellschaft, ein New-Aorker Bürger, konnte seine Forderungen vor keinem Gericht Carracas anbringen, weil Castro den Anwälten die Vertretung verboten hat. Auch liegt ein Konflikt mit der französischen Kommission und Gesandtschaft vor.
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Bochum, 1. Aug. Der „Westfälischen Volkszeitung" zufolge ist heute Vormittag in einer hiesigen Kohlendestillation ein Kessel Teer explodiert. 6 Arbeiter wurden dabei schwer verletzt. Der Schaden ist sehr bedeutend. Der Teer wurde viele hundert Meter weit geschleudert.
Berlin, 1. August. Der „Lokalanzeiger" meldet aus Rom: Unter den Kardinälen, die gestern ins Konklave gingen, waren vier kranke: Cretoni, der an großer Schwäche mit Fiebererscheinungen laboriert, Perraud, der von Verdauungsstörungen geplagt ist, Richard und Lerroo ^ LsMosa, die herzletdend sind. Heute früh 8 Uhr begaben sich die Kardinäle in die Paulinische Kapelle und nahmen alsdann das Abendmahl ein. Den Kranken wurde es in ihrer Wohnung gegeben. Hierauf folgte das Frühstück und gegen 10 Uhr gingen sie einzeln und paarweise in die sixtinische Kapelle. Es folgte die Wahl derer, welche die Stimmen der kranken Kardinäle in deren Wohnung abholen müssen. Jeder Kardinal, der in die Urne sein Veto legt, spricht eine Formel, die auf deutsch lautet: „Ich schwöre bei dem Herrn, der mich dereinst richten wird, daß ich den wählen werde, den ich nach Gottes Willen als den Würdigsten wählen zu müssen glaube.
Berlin, 2. August. Aus Rom wird über diePapstwahl gemeldet: Auch der 2. Wadigang verlief resultatlos. Tausende waren auf dem Petersplatze versammelt. Als kurz nach 6 Uhr aus dem Kamin der sixtinischen Kapelle Rauch aufstieg und zufällig wegen des Peterfestes die-Glocken läuteten, glaubte man, der Papst sei bereits gewählt, aber bald merkte man, daß man sich getäuscht hatte. Aus dem abermaligen negativen Resultat zieht man den Schluß, daß im Konklave scharfe Gegensätze bestehen. Man bezweifelt sogar, ob heute oder morgen eine Wahl zu Stande kommt. Gerüchtweise verlautet, Rampolla habe bei der ersten Abstimmung 20 Stimmen erhalten und auch der Nachmittags- Wahlgang habe ein ähnliches Resultat gehabt. Vielfach spricht man davon, die Kardinäle würden sich auf den von Gibbon vorgeschlageuen Kompromiß-Kandidaten Martinelli einigen. Die Spannung der Menge ist eins sehr große. Auf dem Petersplatz sah man alle Stände vertreten, vom Bettler bis zum vornehmen Nobile.
Basel. Eine praktische Schülerfahrt machen gegenwärtig Schüler von der Realschule zu Basel. Sie durchwandern, 150 Mann stark, den Jura. Sie führen zwei Wagen mit sich, einen für das Gepäck und den anderen für Proviant und Küche. Die Reise führt über Lützental, Chaux-de-Fonds, Areuseschlucht, Colombier, Averdon, Murten, Freiburg, Bern nach Basel. Alles ist auf militärischem
-guten Augen wohlgefällig auf dem hübschen, jungen Mann ruhen, der in peinlichster Verlegenheit seinen Hut hin- und herdrehte.
^ „Was sagst du denn dazu, Susanne?"
Kurt wartete die Antwort der Schwester nicht ab, ihr lächelndes, rosig ^angehauchtes Gesicht zeigte ihm den Weg, den er gehen mußte.
6 „Ich denke," fuhr er fort, diese Angelegenheit bedarf einer längeren Erörterung, die wir doch unmöglich hier in dem feuchten Grase stehend abmachen können. Der Nebel beginnt bereits zu sinken, er übersprüht einen ja förmlich, ^deshalb kommt ins Haus, wir wollen dort weiter mit einander reden und sehen, -db Herr Heßfeldt unbedingt fort muß."
„Erlaffen Sie mir weitere Erörterungen, Herr Baron'" bat der Inspektor 2mit verschleierter Stimme, wenn Sie gestatten, ziehe ich mich jetzt zurück."
„Ach was," sagte Kurt ermunternden Tones, „machen Sie doch nicht so Sviels Umstände und kommen Sie mit; man wird ja kalt in diesem Nebel. Mein Schwesterchen sieht einstweilen nach, ob wir schon etwas Warmes zu frühstücken ^bekommen, ich denke, Sie werden mir das nicht «bschlagen, inzwischen erzählen oSie mir auf Ihrem Zimmer, was Ihr Herz bedrückt."
Damit schob Kurt ohne weiteres seinen Arm in den des Inspektors, und log ihn mit sich fort, während Susanne vorauseilte, um einige Anordnungen zu treffen. In dem hallenden Treppenflur traf sie Tante Martha, die, — ein schwarzes Spitzenhäubchen auf dem leicht ergrauten Haar, — das sehr aufgeregt scheinende llMädchen verwundert betrachtete.
-5 „Warst du schon im Garten, Susanne? Wie kommst du mir denn vor, du scheinst ja ganz aus dem Häuschen zu sein?"
Die Angeredete schlang einen Augenblick in überquellendem Gefühl die Arme um den Hals der geliebten, alten Frau, die dergleichen an dem besonnenen, sanften Mädchen gar nicht gewohnt war. Und noch mehr erstaunte sie, als Susanne sich fest an sie schmiegte und einen innigen Kuß auf ihren Mund preßte. Dann riß das glückliche Mädchen sich los und verschwand eiligst durch die nächste Türe.
„Wunderliches Ding," lächelte die Matrone, „was sie nur haben mag?"
In diesem Augenblick sah sie Kurt, Arm in Arm mit dem Inspektor, eintreten. Die Herren grüßten, und Tante Martha fragte ihren Neffen: „Was ist nur mit Susanne? Sie kommt mir so ausgewechselt vor, sie lachte und weint« zugleich, und küßte mich eben ganz stürmisch, das tat sie sonst niemals."
„Haben Sw gehört," wandte sich Kurt an seinen Begleiter, „merken Sie nun endlich, daß Sie nicht fortzugehen brauchen, Sie törichter Mensch?"
Die Tante verstand nicht, was diese Worte zu bedeuten hatten, sie schüttelte dsy Kopf, und Kurt rief ihr lachend zu: „Ja, wundere dich nur, Tantchen, frag' doch Susanne selbst."
Dann verschwanden die Herren im nächsten Zimmer.
„So, und nun wird gebeichtet," sagte Kurt, nachdem beide Platz genommen. „Also frischweg, Heßfeldt, so kommen wir am ehesten zum Ziel! — Sie lieben meine Schwester?"
Heßfeldt nickte.
„Ja, Herr Baron, — es giebt ja nun nichts mehr zu leugnen. Ich lieb« das gnädige Fräulein schon fast so lang-, als ich hier bin, — schon rom ersten Sehen an. Ich kämpfte mutig gegen meine wachsende Leidenschaft, ich wehrte mich mit aller Kraft dagegen. Es half nichts. Ich unterlag doch; denn die Macht