strömte ihm ein starker Verwesungsgeruch entgegen. Er untersuchte nun die Urne genau und entdeckte zu seinem Entsetzen ein Stück verwesten Fleisches, das an der Oberfläche mit einer schwarzen Blutkruste überzogen war. Voll Schreck rief er einige Nachbarsleute herbei, und diese machten ihn darauf aufmerksam, daß das Fleisch nichts anderes wäre als ein — menschliches Herz, das offenbar einem Leichnam entnommen und in der luftdicht verschlossenen Urne aufbewahrt worden war. Die Polizei stellte fest, daß der Verfertiger der Urne Christian Sander hieß. Es soll nun aus Sterbematrikeln der damaligen Zeit konstatiert werden, wessen Herz die Urne enthalten haben dürfte.
70 Jahre Dienstmädchen in einer und derselben Familie. Diesen Rekord hat das Londoner Dienstmädchen Marianne Stammers in der Familie des Bankiers Hoare zu verzeichnen. Als Sechzehnjährige trat sie ein; mehrere Generationen hat sie groß gezogen und ihren ersten Brotgeber sah sie sterben. Sie zog zu einer unverheiratet gebliebenen Tochter. Sie sah Enkel und Urenkel der Familie groß werden und hat nach der „Dienstbotenzeitung" vor kurzem viel geehrt im Alter von 86 Jahren dieses Jubiläum gefeiert.
Der neueste Reklametrick. Der „Kunst- Mart" veröffentlicht folgendes ihm zugegangene Rundschreiben : „Sehr geehrte Frau! Gestatten Sie uns. Ihnen die herzlichsten Glückwünsche zu dem freudigen Ereignisse in Ihrer Familie zu übersenden. Wir haben aus ähnlichem Anlasse eine hochfeine, echt goldene Brosche mit echter Perle und Steinen anfertigen lassen, welche auf der Rückseite die Inschrift trägt: „Zur Erinnerung an mein Jüngstes." Wir senden Ihnen dieses Schmuckstück gern frei zur Ansicht zu und stellen nur die Bedingung, es unfrankiert zurückzusenden, wenn dasselbe nicht Ihren Beifall findet. Diese Brosche, deren Wert über 16 Mark beträgt, liefern wir im Interesse unserer Bestrebungen zu etwa des reellen Wertes. Diese Brosche wird auf unsere Anregung in den feinsten Kreisen getragen. Hochachtungsvoll Direktor Otto R., Bureau für Vertiefung des Familienlebens, Berlin 8>V." Irren wir uns nicht, dann hat derselbe Herr, der jetzt nur im Interesse der „Vertiefung des Familienlebens" bei jeder Brosche ein Viertel des reellen Wertes zulegen will, vor einiger Zeit vor den Gerichten eine höchst merkwürdige Rolle gespielt als der Leiter eines angeblichen Fundbureaus, das außer der Einkassierung von Vorschüssen wenig praktische Erfolge aufzuweisen hatte. Daß er sich jetzt „im Interesse seiner Bestrebungen" gerade auf die „Vertiefung des Familienlebens" geworfen hat, ist immerhin nicht ohne Humor. Ob er auf diesem Gebiet aber mehr Erfolg haben wird?
Gerüchte. In den alten römischen und griechischen Schriftstellern schon kann man davon lesen, welch schwer schädigenden Einfluß unter Umständen Gerüchte auf Menschenschicksale haben können. Der
Eine hört sie, ohne vielleicht etwas Böses dabei zu denken, malt er in seiner Phantasie noch etwas hinzu, gibt es in dieser Fassung weiter, bis aus dem Eiskügelchen eine Lawine geworden ist, die den Tod bringt. Schleiermacher sagt einmal: „Sage nichts von einem Menschen, wenn du es nicht genau weißt, und wenn du es gewiß weißt, dann frage dich: ,Warum erzähle ich es weiter?" Das müßte allen den Klatschbasen und müßigen Schwätzern tagtäglich zugerufen werden, denn die meisten verbreiten irgend etwas, was sie mit halbem Ohr erlauscht haben, sehr oft aus reiner Gedankenlosigkeit und Luft am Tratsch weiter. Ueberhaupt würde man auch in vielen andern Dingen mit dem schönen Wort Schleiermachers weiter kommen, würde vieles, was unnütz und wertlos ist, unter den Tisch fallen lassen, wenn man sich stets die Frage vorlegen würde: „Wozu tue ich es!" oder wie der Lateiner in lapidarer Kürze es ausgedrückt hat: Cui bono?" — Insonderheit muß das von (serüchten gelten. Denn was wird oft nicht alles über einen Menschen zusammengetragen, vornehmlich wenn irgend jemand dem Betreffenden nicht wohl will. Gerade bei Menschen, die uns vielleicht aus dem oder jenem Grunde wenig sympathisch sind, müßte man sich, wie es taktvollen Leuten ziemt, mehr als bei jedem andern mit der Weiterverbreitung von Gerüchten zurückhalten. Wem kommts zu Gute? Dir vielleicht? Doch nicht? Oder soll es zur Befriedigung deiner Schadenfreude beitragen? Das wäre mindestens unschön, um nicht zu sagen, auf einen niedrigen Charakter,' hinweisend. Von diesem Standpunkt aus sollte man Gerüchte hören und bewerten. Dann wird manches besser in der Welt stehen.
Wieder hat die Bockbiersaison begonnen; mit großen Lettern verkünden es die Inserate in den Zeitungen, und in den Fenstern der Restaurants prangen mehr oder minder künstlerisch ausgeführte Plakate, welche die vollendete Tatsache den Vorübergehenden kundtun und zu einem erquickenden Trünke einladen. Da liegt wohl nun die Frage nahe, wie der würzige braune Trank zu dem rätselhaften Namen „Bockbier" gekommen ist. Es darf heute als ausgemacht gelten, daß der als Griff auf den Deckeln der Bierseidel oder als Reklame bei Inseraten und auf Plakaten prangende neckische Bock, der drohend zum Stoße ausholt, auf die Ehre verzichten muß, diesem edelsten der Gerstensäfte Pate gestanden zu haben. Unter allen Erklärungen des seltsamen Namens erscheint die von der Stadt Einbeck in der Provinz Hannover, die schon im Mittelalter und auch später noch neben Torgau wegen ihres vorzüglichen Bieres weit und breit berühmt war, abgeleitete als die wahrscheinlichste. Erwähnt doch beispielsweise Luther mehrfach, welche Freude es ihm machte, wenn sein gnädiger Landesherr oder die biederen Stadtväter Wittenbergs ihm ein Fäßlein „Eimbeckisch Bier" verehrt hatten. Dieses Bier, das weithin versandt wurde, nannte man kurz „Aimbockbier",
d. h. der Volksmund legte sich scherzweise den Namen „Aimbockbier" so zurecht, wohl mit leiser Anspielung auf die Wirkung des starken Getränkes, die in ihrer Aeußerung den Folgen einer etwas unsanften Berührung mit dem erwähnten munteren Vierfüßler ähnelte. Derartige scherzhafte Umnennungen gewisser Namen in ähnlich klingende waren im Mittelalter sehr beliebt und wurden selbst in Predigten nicht verschmäht. Der Name „Aimbockbier" wurde dann gewöhnlich in „Bockbier" verkürzt, besonders als der Ruf dieses vortrefflichen Einbecker Gerstensaftes auch nach Bayern gedrungen war, wo seit alters her das Brauereigewerbe in hohem Ansehen stand. Hier adoptierte man gern für das stärker eingebraute, an Alkohol und Extraktivstoffen (Würze) reichere sogen. Doppelbier den' so bezeichnenden Namen „Bockbier", der, abgesehen von seiner Zweideutigkeit, den Vorzug hatte, an jenes vorzügliche, damals allgemein beliebte Einbeckbier zu erinnern. Seitdem ist der Ausdruck „Bockbier" für das nur einmal im Jahre zum Ausschank kommende stärker eingebraute Bier gebräuchlich geworden.
sDer Verliebte.s Bursche: „Der Herr Leutnant läßt bitten, das gnädige Fräulein möchte ihn für heute entschuldigen; er hat wieder so sehr das Reißen." —Fräulein: „Kann er denn nicht gehen?" — Bursche: „Ja, gehen kann er wohl noch, aber nicht knien!"
Letzte Nachrichten u. Telegramm«
Köln a. Rh., 7. Febr. Der Rhein ist hier, wenn auch langsamer als an den beiden letzten Tagen, weiter gestiegen. Der Pegel zeigte nachm, um 2 Uhr einen Wasserstand von 5,79 Meter, gegen 5,05 Meter gestern vormittag.
München, 7. Febr. Eine amtliche Meldung über das Hochwasser besagt: Im Main wird in Würzburg der Höchststand eingetreten sein. In Aschaffenburg wird der Höchststand morgen mittag eintreten. Im Donaugebiet meldet Regensburg ein Fallen um 60 Centimeter; Passau erwartet den höchsten Stand morgen mittag. Die Seitenflüsse sind allgemein etwas gefallen. Minister v. Bretreich ist in das Hochwassergebiet abgereist und hat sich zunächst nach Nürnberg begeben.
Lissabon, 7. Febr. 80 Infanteristen, die zur Aufrechterhaltung der Ordnung von Madeira nach den von der Pest betroffenen Azoreninseln entsandt worden sind und nach Madeira zurückzukehren wünschten, drangen in das bakteriologische Laboratorium der Insel Terzeira ein und verlangten von den Aerzten, sie sollten die Pestepidemie binnen 14 Tagen zum Erlöschen bringen. Die Vermittlung eines Militärarztes verhinderte größere Ausschreitungen. 60 Meuterer wurden verhaftet.
amtlich« Bekanntmachungen unS Privat-Knzsigan.
Kekarmtmachung.
Einstellung von Dreijährig - Freiwillige« für Valn. Seebataillo« in Tsingtau (China).
Einstellung: Oktober 1909, Ausreise nach Tsingtau: Januar 1910, Heimreise: Frühjahr 1912. Bedingungen: Mindestens 1,65 m groß, kräftig, vor dem l. Oktober 1890 geboren (jüngere Leute nur bei besonders guter körperlicher Entwicklung). Bauhandwerker (Maurer, Zimmerleute, Dachdecker, Tischler, Glaser, Töpfer, Maler, Klempner usw.) und andere Handwerker (Schuster, Schneider, Gärtner usw.) bevorzugt.
In Tsingtau wird außer Löhnung und Verpflegung täglich 0,50 Teuerungszulage gewährt.
Meldungen mit genauer Adresse sind unter Beifügung eines vom Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission ausgestellten Meldescheins zum freiwilligen Diensteintritt auf drei Jahre zu richten an:
Kommando des III. Stammseebataillons, Wilhelmshafen.
Hedaratmiching.
Auf der Schweinezuchtstation in Sindlingen sind wieder angekört worden 15 männliche und 12 weibliche Ferkel.
Bestellungen seitens der Mitglieder des landw. Bezirks- Vereins nimmt Hr. Vcreinskassier Oberamtstierarzt Böpple entgegen. Der Preis pro Zwei-Monat-Alter und pro Stück beträgt 36 für die männlichen und 30 für die weiblichen Tiere. Neuenbürg, den 4. Februar 1909.
Der Vorstand des landwirtsch. Bezirks Vereins: Hornung.
K. Forstamt Liebeuzell.
SWtLerdhch-Vnkws
am Samstag, den 13. Februar
vormittags 10 Uhr im „Schwanen" zu Unter- haugstett aus Staatswald Eichelgarten, Forchenhau, Hochholz, Ällmand, Bickhau, Simoz- heimerwald, Bruch, Härdtle, Eisengrund:
Rm.: eichen: 6 Prügel; birken: 1 Prügel; Nadelholz: 8 Roller (forchen), 19 Scheiter, 190 Prügel, 164 Anbruch.
Formulare
zu
Uebergabsfcheine in die Christenlehre, Auszug aus dem Tauf- register,
Auszug aus dem Fa- milieuregister
u. a. m. empfiehlt
O. Älvvl».
ergebung voll BamMen.
Für die Errichtung des Haltepunkts „Neuen- bürg-StaVI" bei Posten 14 der Enzbahn werden folgende Arbeiten vergeben:
Erd arbeiten.
740 Mk
Betonier- und Maurerarbeiten
4178
Chausfierungsarbeit ....
1722
Dachdeckerarbeit.
554
Zimmerarbeit.
2236
Schindelschirm.
182
Gipserarbeit.
168
Schreinerarbeit.
764
n
Schmied- und Schlofferarbeit .
225
Glaserarbeit.
121
„
Flaschnerarbeit.
271
Anstricharbeit.
368
an einen Unternehmer
Die Unterlagen sind auf dem Bureau der Bauinspektion in Pforzheim, Luisenstraße Nr. 2, zur Einsichtnahme aufgelegt. Etwaigen Anfragen ist Rückporto beizusügen. Angebote sind bis
Dienstag den 16 . Februar ds. Fs.
vormittags 10 Uhr
einzureichen, um welche Zeit die Oeffnung der Angebote in Gegenwart der Unternehmer stattfindet. Zuschlagsfrist 3 Wochen. Pforzheim, den 4. Februar 1909.
Kgl. mSrtt. Gisenbahnbauinspektisrr.