Gesinnungen des Ministers gegen die Monarchie er­weckt hätten. Diese Erklärungen bedeuten einen vollständigen Rückzug.

Das amerikanische Flottenprogramm, das der Marinesekretär dem Marinekomitee des Kon­gresses unterbreitet hat, sieht außer dem Bau mehrerer Kreuzer und anderer Kriegsschiffe den von vier Schlachtschiffen mit 25 000 Tonnen Raum­gehalt vor. Das Programm fordert 75 Millionen Dollar.

Berlin, 8. Jan. Das unter dem Protektorat der Kaiserin stehende deutsche Hilfskomitee ersucht nochmals alle Landes- und Provinzial­komitees, nur in Verbindung mit dem deutschen Hilfskomitee vorzugehen, weil nur so eine wohl­organisierte Hilfstätigkeit durchführbar sei.

Die Königin Margherita von Italien hat ihr Palais in eine große Arbeitsstätte verwandelt, iu der Nähmaschinen aufgestellt sind, um Wäsche für die Geretteten herzustellen. Auch sind auf Anweisung der Königin ein Waggon wollener Decken und ein Waggon mit Wollzeug an das Rote Kreuz abgegangen.

London, 8. Jan. Zur Erdbebenkatastrophe wird aus London gemeldet: Der gesamte Menschen­verlust in Messina beträgt 108 000, in Reggio 3700, in Mileto 4300, in San Giovanni 3700, in Cilli 1800. Die Sammlungen auf der ganzen Welt er­geben die Summe von 30 Millionen. Der Kor­respondent derTimes", der seinerzeit beim Erd­beben in San Franzisko war, sagte, daß im Vergleich Messina viel schwerer betroffen sei.

DieTribuna" veröffentlicht ein Schreiben einer Dame vom Roten Kreuz, worin die Auf­opferung, der Heroismus und die wunderbare Dis­ziplin der deutschen Seeleute bei dem Rettungs- wert beschrieben wird.

Geestemünde, 8. Jan. Der in letzter Nacht von einer Fangreise zurückgekehrte Fischdampfer Orion hat am 6. Januar die Leiche des bei dem Gordon-Bennet-Rennen der Lüfte (10.12. Oktober) mit dem BallonHergesell" verunglückten Leut­nants Förtsch in der Nordsee treibend aufge­funden. Die Leiche war schon stark in Verwesung übergegangen und wurde, nachdem aus den Vor­gefundenen Papieren die Persönlichkeit festgestellt worden war, im Meere bestattet.

München, 7. Jan. Der Reichsrat Graf Georg Fugger zu Kirchberg und von Weißenhorn, Senior des Fugger'schen Gesamthauses, ist heute hier im 59. Lebensjahr gestorben. Er hinterläßt außer der Witwe 2 Söhne, von denen der jetzt 12 Jahre alte Graf Hans der Nachfolger in den in Bayern, Württemberg und Ungarn gelegenen großen Standesherrschaften und den damit verbundenen persönlichen Rechten und Würden geworden ist.

Ein Brauer in Gotha, der auf dem Hofe einer Brauerei auf einen andern Brauer schoß und sich dann der Polizei stellte, gab an, daß er mit voller Ueberlegung die Tat verübt habe, da er wegen seiner Nichtzugehörigkeit zur sozialdemo­kratischen Organisation keine Arbeit habe finden können. Im ganzen Reich, wie ein Wild umher­gehetzt, habe er auf den Mann geschossen, den er als Ursache der Hetzerei ansehe.

Im Oberelsaß zeigen sich wieder Wölfe. Aus Ueberstraß wird derStraßb. Post" gemeldet, daß am Sylvesterabend vor der Haustür der Lehrer­wohnung auf der obersten Treppenstufe ein großer Wolf erblickt wurde. Am Neujahrstag, abends */-8 Uhr, wollte er dem Schafstall eines gegenüber wohnenden Landwirts einen Besuch abstatten, wurde aber von einigen jungen Burschen mit Knütteln und Schaufeln vertrieben. Die Leute halten ihre Hof­hunde nachts im Innern der Häuser. Auch vor einigen Tagen schon wurde ein Wolf von verschie­denen Personen auf freiem Feld erkannt.

Aus der Pfalz, 7. Jan. In dem Weinbau­gebiet der Unterhaardt, dessen Mittelpunkt Deidesheim ist, hat man einen sehr wichtigen Erfolg erzielt. In diesem Winter werden in den Weinberglagen Schwärme von Meisen gesehen, wie sie früher in dieser Stärke nie beobachtet wurden. Sie suchen Stock für Stock nach den Puppen des Sauerwurms ab, der in den letzten Jahren iu den Wingerten geradezu verheerend auftrat. Schwärme von 70 bis 90 Blaumeisen und Kohlmeisen wurden zum Bei­spiel am 29. Dezember in der Weinbergslage im Tal bei Deidesheim und ebenso im Kieselberg und Hassert, lange Zeit beobachtet. Es bestätigt sich hier der Satz des bekannten Fachmanns v. Berlepsch: Je nach Abnahme der Spatzen steigt die Zunahme aller andern Vögel. Vom 1. April bis 31. Dez. 1907 wurden beim Bürgermeisteramt in Deidesheim 1058 Spatzen (a 2 Pfg.), vom 1. Januar bis 31. Dezember 1908 1225 Spatzen (ä 3 Pfg.) abgeliefert.

Vom 1. Januar 1909 ab werden 4 Pfg. für das Stück bezahlt. Es werden Prämien von 10, 8 und 5 Mk. für die erfolgreichsten Spatzenjäger ausgesetzt.

Im Geschäftsviertel von New-Aork ist am Donnerstag abend durch drei ' gleichzeitig ausge­brochene Brände ein Schaden angerichtet worden, der auf über eine Million Dollar geschätzt wird.

Württemberg.

Stuttgart, 8. Januar. Der König hat den Zweitältesten Sohn des Herzogs Albrecht, Herzog Albrccht Eugen, der heute seinen 14. Geburtstag begeht, unter die Großkreuze des Ordens der Württembergischen Krone und des Friedrichsordens ausgenommen.

Stuttgart, 8. Jan. Die Zweite Kammer ist heute nachmittag nach zweiwöchiger Weihnachts­pause wieder zusammengetreten und hat die Einzel­beratung der Volksschulnovelle bei Art. 8, der Be­stimmungen über die Zahl der Schüler trifft, fort­gesetzt. Nach dem Antrag der Kommission müssen bei mehr als 60 Schülern (Regierungsentwurf 70) einer Volksschule zwei, bei mehr als 140 (160) Schülern drei Lehrstellen errichtet werden; bei jeder weiteren Steigerung der Schülerzahl um 70 (80) ist die Zahl der Lehrer um einen zu vermehren. Wenn der Unterricht teilweise oder ganz in getrennten Ab­teilungen sowie in mehr als 30 Wochenstunden für die Klasse (Abteilungsunterricht) gegeben wird, kann mit Genehmigung des Ortsschulrats die Höchstschüler­zahl einer Klasse, wo nur eine Lehrstelle ist, auf 70 (80), wo zwei und mehr Lehrstellen sind, auf 80 (90) steigen. Voraussetzung für eine Vermehrung der Lehrstellen ist, daß die Erhöhung der Schülerzahl als dauernd anzusehen ist. Abteilungsunterricht muß eingeführt werden bei einklassigen Volksschulen, wenn die Gesamtschülerzahl über 40, bei mehrklassigen Volksschulen, wenn die Schülerzahl einer Klasse über 60 steigt, ferner, wenn sich das Schulzimmer für den gleichzeitigen Unterricht sämtlicher einer Schul­klasse zugeteilten Kinder nach den bestehenden Vor­schriften als unzureichend erweist. Die Gesamtzahl der Wochenstunden im Fall der Einführung von Abteilungsunterricht darf in der Regel nicht weniger als 34 betragen. Der Berichterstatter Löchner (Vp.) empfahl die Annahme des Kommissionsantrags, während der Mitberichterstatter Schrempf (B.K.) erklärte, über die Vorschläge des Entwurfs aus finanziellen Gründen nicht hinausgehen zu können. Man müsse froh sein, wenn in absehbarer Zeit das erreicht werde, was die Regierung vorschlage. Nach längerer Debatte wurde die Beratung auf Samstag vertagt.

Stuttgart, 31. Dez. Nach einer dreitägigen Sitzung hat die neungliedrigeFibel-Kommission" gestern abend ihre Tätigkeit beendigt. Mit Frühjahr

1909 werden die ersten Exemplare der neuen Fibel hinausgegeben, zunächst einmal nur in die Hände der Lehrer. Im Lauf des Jahres soll sodann die neue Fibel auf den Lehrerkonferenzen zur Diskussion gestellt werden, so daß mit Beginn des Schuljahres

1910 mit der allgemeinen Einführung dieses neuen Lehrbuchs für die evangelischen Volks- und Mittelschulen gerechnet werden darf. Der Preis für die Fibel soll auf 80 Pfennig festgesetzt werden, bringt also eine Erhöhung gegenüber dem bisherigen Preis, die ihren Grund in dem reichenguten" Bilderschmuck, mit dem die Fibel versehen wird, hat.

Stuttgart, 8. Jan. Das vorläufige Verzeich­nis der Nummer und des Namens der Konto­inhaber bei dem K. Postscheckamt Stuttgart führt 173 Orte mit insgesamt 961 Teilnehmern auf. Aus Groß-Stuttgart sind etwa 320 Teilnehmer auf­geführt. Auch die K. Kameralämter, die K. Salinen- verwaltungen und das K. Hüttenwerk haben Post­scheckkontos erhalten.

Stuttgart, 8. Jan. Heute nachmittag gegen 2 Uhr wurde vor der Autenriethschen Kunsthandlung Direktor Ullrich von der Württ. Metallwarenfabrik in Geislingen von der Straßenbahn überfahren und erlitt eine sehr schwere Kopfverletzung. Er wurde ins Katharinenhospital übergeführt.

Stammheim, OA. Ludwigsburg, 8. Januar. Der in Kornwestheim stationierte Landjäger hatte in hiesiger Gemarkung mit einem Wilderer einen Kampf auf Leben und Tod zu bestehen. Er fand auf feiner Tour mehrere Schlingen ausgelegt, die darauf hinwiesen, daß hier ein Wilddieb sein ver­brecherisches Handwerk betrieb. Bald entdeckte er diesen auch. Der Wilderer legte auf den Beamten an und gab Feuer, worauf sich der Landjäger eben­falls zur Wehr setzte. Es wurden mehrere Schüsse gewechselt, ohne daß jedoch einer von beiden verletzt wurde. Schließlich ergriff der Wilddieb die Flucht,

verfolgt von seinem Gegner. Dazwischen stellte sich der Gegner noch einmal und feuerte, ohne jedoch etwas auszurichten. Plötzlich warf sich der Wilderer zu Boden und blieb wie leblos liegen. Als er aber von seinem Verfolger eingeholt war, erhob er sich und verteidigte sich mit seinem Gewehrkolben derart, daß der Landjäger blank ziehen mußte. Es entspann sich ein harter Kampf. Endlich machte der Land­jäger seinen Gegner durch drei heftige Schläge über den rechten Unterarm kampfunfähig, worauf die Verhaftung erfolgte.

Freuden st adt, 6. Jan. Die seit langem er­örterte Automobilverbindung mit Sulz dürfte jetzt durch das Glatttal zustande kommen. Die Kosten belaufen sich zwar auf etwa 50 000 Mk., werden aber wohl aufgebracht werden. Die Gemeinden des Glatttales bringen dem Plan mehr Verständnis ent­gegen als s. Z. Dornhan. Ein unter dem Vorsitz des Stadtfchultheißen Malmsheimer von Sulz gelegentlich einer Versammlung in Bettenhausen ge­bildetes Komitee wird die Vorarbeiten zu Ende führen. Die Wagen sollen von den GaggencAex Werken gestellt werden.

Kris Besil'tr uns Angrdung»

8 Schömberg, 8. Jan. Die Postverwalter­stelle in Pfalzgrafenweiler wurde dem Post­gehilfen Ellwanger in Schömberg übertragen.

Neuenbürg, 8. Jan. (Einges.) An diesem Sonntag, 10. Januar, schließt der hiesige Evang. Arbeiterverein, wie alle Jahre, den Reigen der verschiedenen Weihnachtsfeiern. Wenn wir auch nicht so vermessen sind zu behaupten, daßdas Letzte das Beste ist", so dürfen wir doch mit gutem Gewissen versichern, daß sich unsere Weihnachtsfeier den andern würdig an die Seite stellen darf. Das mit gutem Verständnis zusammengestellte Programm birgt dafür, daß jeder auf seine Rechnung kommt; der Ernst und der Humor, Musik und Gesang, alles ist vertreten. Von wahrhaft ergreifender Wirkung ist das WeihnachtsstückEhre sei Gott in der Höhe", dargestellt von drei Engeln, der Liebe, der Wahr­heit und der Barmherzigkeit. Von köstlichem Humor zeugt das SoldatenstückDie Liebe im Schilder­hause", wo der auf Posten stehende MusketierFritz" fast vergeht vor Sehnsucht nach seiner Jette, und dann als diese, durch Zufall natürlich, kommt und beide vor dem Regen im Schilderhause Schutz suchen, dort vom Major überrascht werden. Und dann die Hauptnummer des Abends:Zeppelin und Leutla vom See", verfaßt von dem in Neuenbürg nicht unbekannten Dr. Fritz Maser in Berlin; wie der Stuttgarter Schriftsteller Brand, der mit seinem Sohne Eberhardt eine Fußtour an den Bodensee macht, dort in der Gartenwirtschaftzum Seehof" einkehrt, von demselben Kräuterkäse und Butter vespert, von dem, der Versicherung der Bärbele zu­folge, sogar Graf Zeppelin vespert. Wie der kleine Eberhard den Michel, der vom Grafen Zeppelin eingeladen ist, mitzufahren, plagt, ihn doch auch mitzunehmen, und wie dann im Hintergrund der Bühne der -tü/s m langeZeppelin x" mit dem lebhaft winkenden kleinen Eberhardt in der Gondel vorüberzieht, das muß man gesehen haben. Ein Besuch der Weihnachtsfeier des Ev. Arbeiter­vereins ist also jedermann zu empfehlen, umsomehr, als der Eintrittspreis ein mäßiger ist (30 Pfg.) und dem Verein in Anbetracht des an Pfingsten l. Js. hier stattfindenden Landesverbandstags evangelischer Arbeitervereine eine gute Einnahme wohl zu gönnen ist.

Neuenbürg, 7. Januar. Die spanischen Schwindelbriefe sind wieder unterwegs; nach unserer Rechnung müssen sie Heuer in das fünfte Dezennium ihrer Verbreitung eintreten, was der Solidität des Brettes, das manche Leute vor dem Hirn tragen, ein imponierendes Zeugnis ausstellt. Wer sein Geld los werden und seine Dummheit bis nach Spanien leuchten lassen will, soll telegraphieren: Gines Zubiria, Bureau telegraphique, Madrid. Bestellung eben übergeben. Junoy." Infolge dieses Telegramms, das der angeblich im Gefängnis schmachtende Oberschwindlersendsuchtsvoll" er­wartet, bekommt man dann später 30 Prozent eines Kapitals von 1200 000 Fr., das in französischen Banknoten irgendwo in Schwindelheim deponiert ist. Wenn man so lange gesund bleibt!

Herrenal b, 6. Januar. Anläßlich des vorige Woche eingetretenen Schneefalls hatten sich im Albtal über Neujahr außer der hiesigen auch in Dobel, Marxzell und Reichenbach Rodelbahnen auf­getan, die sich eifriger Benützung erfreuten. In sehr zweckmäßiger Weise hatte die Direktion der Albtal- bahn am Neujahrstage und letzten Sonntag je einen Sonderzug von und nach Karlsruhe eingelegt und