vermischtes.
Ein interessanter Baum, der sich in Rheinhessen erhebt, ist jetzt unter Denkmalsschutz gestellt worden. Es ist dies die schon mehr als 1000 Jahre alte Ulme zu Schimsheim, die im Volksmunde das Schimsheimer Rathaus genannt wird. Sie hat diesen Namen, weil im Sommer die Väter des Dorfes sich unter ihren Aesten versammeln, um über das Wohl und Wehe des Dörfchens zu beraten. Diese Ulme ist wohl der stärkste Baum in Deutschland. Sie hat einen Umfang von 15,5 Meter, der sich bis zur Höhe von 5 Meter gleich bleibt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts hat der Blitz in den Baum geschlagen, so daß er fast ganz ausbrannte und nach und nach zurückging. Vor noch nicht langer Zeit hat man die Oeffnungen mit 27 Kubikmeter Sand ausgefüllt und sorgfältig vermauert. Nun entwickelte sich der Baum wieder und dürfte noch manches Jährchen, vielleicht auch noch manche Generation überdauern. In der Zeit, da er noch nicht hergestellt war, hat bei einer Kirchweih einmal eine Musikkapelle in der Stärke von fünfzehn Mann sich in dem Baume häuslich niedergelassen und dort ihre frohen Weisen gespielt.
Ein schwerer Einbruchsdiebstahl wurde inSeelze (Hannover) verübt, wo ein sechs Zentner schwerer Geldschrank nachts aus dem Pfarrhause gestohlen wurde. Die Einbrecher beförderten den Schrank durch ein Fenster nach dem Garten, von wo sie ihn auf einem gleichfalls gestohlenen Wagen nach einer Wiese brachten. Dort sprengten sie mit einer Pa- , trone den Geldschrank, in dem sich für 250 000 Mk. ) Hypothekenbriefe und 150000 Mk. Obligationen be- > fanden. Da diese Papiere für sie wertlos waren, ) nahmen sie nur die Zinsscheine mit, aus denen > ihnen aber gleichfalls kaum ein Vorteil erwachsen i dürfte, da die Banken sofort benachrichtigt wurden. ! Der Tat verdächtig scheinen drei Männer, die nachts l in der Nähe des Pfarrhauses gesehen wurden.
Honig statt Speck. Ein Bauer der zugleich Imker war wurde von einem Bekannten gefragt, ob er seinen Honig von 1907 verkauft habe, er antwortete, daß er allen Vorrat für 100—120 Mk. per Zentner los geworden sei und zwar auf folgende Weise: „Als ich denselben nicht für einen guten Preis verkaufen konnte, wie ich wollte, stellte ich meinen Knechten und Mägden zum Neunuhressen täglich statt eines Pfundes Speck, ein Pfund Honig auf. Die Dienstboten waren damit zufrieden. Das Pfundglas wurde nie ganz leer, aber das Pfund Speck hatten sie immer aufgegessen. Meinen Speck verkaufte ich zu 1—1.10 Mk., den Schinken zu 1.20 Mk. Und was die Hauptsache war, von Husten und Heiserkeit wußten wir letzten Winter nichts.
(Erklärliche Frage.) Die kleine Erna hat unterwegs aufmerksam ihre sie spazieren führende Schwester, einen Backfisch, beobachtet. Als sie nach Hause kommt, fragt sie eindringlich die Mama: „Mama, soll ich auch jedesmal rot werden, wenn uns ein Leutnant begegnet?"
(Druckfehler.) Der Hauptmann von Fichtenstein hat sich bei den letzten Manövern eine empfindliche Versetzung zugezogen.
Zahlen.Rittsel.
12345675 eine Stadt in Deutschland.
2 7 3 6 10 7 männlicher Vorname.
3 9 10 Kunstwerk.
4 5 2 10 1 Himmelskörper.
5 6 3 11 2 Vogel.
6 7 8 2 10 Raubtier.
7 12 1 6 3 deutscher Fluß.
5 9 2 10 2 4 2 weiblicher Vorname.
Gin schweres Opfer.
Novelle von H. von Ziegler.
6) - (Nachdruck verboten.)
Ruhelos schritt um dieselbe Zeit Hauptmann Schröder in seinem Zimmer auf und nieder, das Auge starr am Boden, mit der Hand nervös über die Stirn gleitend, die heute finster gefurcht war.
Wenn er allein war, wenn er nicht in das verführerische Antlitz der Gräfin blickte, erkannte er wohl den gähnenden Abgrund, der sich vor ihm auftat, und doch fühlte er sich zu schwach, die Fessel zu sprengen, ehe sie ihn unlöslich umgab.
Schon am Tage nach der Partie war er in der Försterei gewesen und erst spät heimgekehrt. Auch gestern wich er nicht von ihren Fersen, und als sie
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ihm abends mit dem süßverführerischen Lächeln einer Circe die Hand zum Abschiede geboten, da hatte er seine heißen, zuckenden Lippen darauf gepreßt und geflüstert:
„O wäre es erst morgen, daß ich Sie Wiedersehen dürfte, Gräfin!"
Wie oft hatte der Hauptmann früher lächelnd die Achseln gezuckt, wenn von der Liebe beim ersten Blick gesprochen worden, und nun erlag er selbst jenem Zauberbann, ein kraftvoller Simson dem Glutblick der Delila. —
Sein Blick fiel auf die Uhr.
„Bald elf Uhr", rief er erregt, „ich muß zur Gräfin, um sie zum Spaziergange abzuholen."
Vor der Tür seines Zimmers traf Schröder einen Herrn, von dem er wußte, daß er im selben Hause wohnte. Höflich grüßend blieb er stehen.
„Entschuldigen Sie, mein Herr, eine Frage."
„Meine Zeit ist ziemlich knapp", erwiderte der Offizier nicht allzu höflich, „indes, wenn Sie etwas dringendes von mir wünschen —"
„Allerdings, ich wollte Erkundigungen über Gräfin Arloff einziehen."
„Gräfin Arloff?" Schröder ward aufmerksam. „Was wollen Sie damit sagen, mein Herr? Die Dame steht hoch über jeder Beurteilung.
„Hm, mag sein. Ich wollte nur — durch die fatale Einbruchsgeschichte —"
„Was ist vorgefallen?" rief der Hauptmann erschrocken, „ich habe nichts gehört. Wann kann das geschehen sein?"
„Wahrscheinlich heute Nacht", das Gesicht des Fremden sah bei diesen Worten entschieden unangenehm aus; „als die Dienerin der Gräfin heute früh in deren Zimmer trat, sah sie, daß das Geheimfach des Schreibtisches erbrochen war und fand auf der Mappe einen verschlossenen Brief, der wahrscheinlich die Visitenkarte des Diebes enthielt.
„Unerhört! Also selbst hier treibt sich Diebesgesindel umher?"
„Hm, dies scheint ein besonderer Fall zu sein, ebenso für den Psychologen, als auch für den Kriminalisten. Die Gräfin vermißt nämlich nur ein einziges Paar Brillant-Boutons von allerdings un- l geheuerem Werte. Die übrigen Kostbarkeiten, Etuis ! mit Brillanten, Rubinen, Smaragden und echten ! Perlen waren völlig unangetastet und nur in wirrem ! Knäuel durcheinandergeworfen. Die Gräfin scheint ! übrigens selbst eine Untersuchung Niederschlagen zu ( wollen."
? „Das glaube ich gern", rief Schröder unwillkür- ! lich, „sie ist ein Engel."
! Er wollte weitergehen, doch der Fremde vertrat ! ihm scheinbar absichtslos den Weg.
! „Da Sie die Gräfin kennen, mein Herr, so
werden Sie auch wissen, wie sie vor ihrer Vermählung hieß?"
i „Das kann für Sie kaum von Interesse sein, ich glaube, sie ist eine Freiin von Westen."
„Nun, so ganz fremd ist mir die Dame nicht",
! sagte jener schwer betonend, „aber ich bedauere sie.
! So jung, schön und lebenslustig und — schon so , viel Schatten auf ihrem Lebensweg. Empfehle mich - Ihnen, mein Herr!"
! Obwohl der Hauptmann froh war, von dem
) fatalen Schwätzer loszukommen, blieb es doch wie j ein leiser Stachel in seiner Seele zurück, und die
! Worte jenes Mannes klangen fort und fort in ihm: ( „So jung, so schön — und doch!"
( Im Garten der Försterei traf Schröder auf Nina ) und ihre Bonne, diese mit geröteten Augen.
) „Herr Haupttmann", begann sie sogleich mit
z zuckenden Lippen, „Sie haben wohl auch schon von i dieser unseligen Tat vernommen. Denken Sie nur, Gräfin Arloff beschuldigt mich, darum zu wissen."
! „Beruhigen Sie sich, Fräulein", erwiderte der
stattliche Mann, „in der ersten Erregung fallen mitunter Worte, die nicht so schlimm gemeint waren, und bedenken Sie, wie furchtbar erschrocken Ihre Herrin gewesen sein muß."
„Ach, Onkel", frug die kleine Nina dazwischen, „werden wir denn nun nicht nach Brannenburg fahren, um Forellen zu essen? Ich habe mich schon so darauf gefreut."
„Gewiß, mein Herzchen, dabei soll es auch bleiben, das Wetter ist ja wunderschön."
„Dann ist alles gut", jubelte sie nach Kinderart. „Denke nur, Onkel, Großpapa hat geschrieben, daß ich zu ihm kommen und da bleiben soll. Es wird herrlich sein, da bekomme ich einen Ponny- wagen und ein eigenes Boot."
„Und du willst Mama allein lassen?"
„Frau Gräfin haben noch gar nichts bestimmt", unterbrach Fräulein Klara hastig, „denn wenn auch
der alte Herr Graf sich wohl nach der Enkelin sehnt, so würde es ihr doch schwer fallen —"
„O, die Mama macht sich nichts aus mir", unterbrach Nina sie achselzuckend, „besonders jetzt, seit der Onkel so viel kommt ^
Die Bonne zog hastig den kleinen Uebermut mit fort und Schröder trat ins Haus; aber der Mißklang in seiner Seele wuchs und nahm zu.
Gräfin Arloff schritt unruhig in ihrem Wohnzimmer auf und nieder; die Schleppe des eleganten Morgenkleides glitt hinter ihr drein, ein zierliches Negligee-Häubchen saß auf dem blonden Haar, aber das schöne Gesicht der jungen Frau war bleich und die blauen Augen flirrten in wildem Zorn. Zu ihren Füßen lag ein zerknittertes Papier, das sie jetzt plötzlich aufhob.
„Empörend", flüsterte sie, „so hat er mich doch gefunden, und ich muß wieder fort von hier! Aber halt, ich bin ans meiner Hut, und wenn ihm auch jene Geschichte aus der Residenz zugute kommt, so soll er doch einsehen, daß man ein Weib wie mich so bald nicht überlistet!"
Sie lachte schrill auf, wandte sich zum Schreibtische und verbrannte an einer schnell entzündeten Kerze das Briefchen; als sie aber gleich darauf Männerschritte draußen vernahm, fuhr sie mit dem Spitzentuch über die Augen und lächelte dem eintretenden Hauptmann kindlich unbefangen entgegen.
„Willkommen, mein Freund! Sie wollen mich sicherlich trösten über jene fatale Geschichte, von »r wohl Frau Fama Ihnen auch schon berichtet h /"
„Ich war furchtbar erschrocken darüber, Frau Gräfin."
„Es hat nicht viel auf sich. Unangenehm ist mir nur, daß es wahrscheinlich jener Fremde gewesen, mit dem Fräulein Klara neulich sehr lange gesprochen."
„Sie haben einen großen Verlust erlitten, Gräfin?"
„Es ist nichts bedeutendes, nur ein Paar Boutons, der andere Schmuck war verschlossen. Der Dieb wird seinen Lohn eines Tages haben, aber ich will nicht damit behelligt sein. Eine andere Angelegenheit beschäftigt mich viel dringender. Sie sollen mir raten, lieber Hauptmann."
„Nina hat mir schon erzählt —"
„Die Kleine vergißt über die ihr versprochenen Herrlichkeiten völlig die Trennung von der Mutter, die dann ganz einsam und verlassen zurückbleibt."
Der weich-klagende Ton schlug vibrierend an das Ohr des ernsten Mannes. Uebermächtig wallte die Leidenschaft in seiner Seele auf.
„So fühlen Sie auch die Schwere der Einsamkeit, Gräfin?"
„Ja", nickte sie träumerisch, „mein Herz ist noch jung und verlangt nach Liebe. Graf Arloff, mein verstorbener Gatte, der mich liebte wie seinen Abgott, hat mir kein gleiches Empfinden einzuflößen vermocht — und so blieb das Verlangen nach Liebe stets ungestillt."
„Und doch sind Sie glücklicher als ich, denn Sie haben Nina, während ich — doch wozu die unver- narbte Wunde von neuem aufreißen! Da liegt Ihre Harfe, Gräfin, seien Sie gnädig und singen Sie ein Lied."
„Heute?" frug sie zögernd, „ich bin nicht disponiert, denn ich habe geweint."
„Wollen Sie es nicht versuchen — für mich?" bat er weich, „nur ein Lied, dann will ich tot zu Boden sinken."
Sie sah ihn an bei diesen halberstickten Worten, dunkle Röte stieg in ihre Wangen, die seinen Finger griffen nach dem Instrument, und dann erklang voll und weich die wunderbarste Altstimme:
Nur einmal noch laß mich dir sagen,
Wie du unendlich lieb mir bist,
Wie dich, so lang mein Herz wird schlagen,
Auch meine Seele nie vergißt.
Immer heißer, leidenschaftlicher schwoll die Stimme der Gräfin an, sie drang bis in Walpurgas Kämmerlein, welche schluchzend am Boden lag, das Antlitz mit den Händen bedeckend. O, wie sie die Gräfin beneidete um die Liebe jenes schönen Mannes, der so himmelhoch stand über ihr, der schlichten Magd. —
Das Lied war beendet, die Harfe lag am Boden, und zu Füßen der Gräfin kniete Georg Schröder mit dem Bekenntnis seiner Liebe auf den Lippen.
„Seien Sie verständig, Georg", bat sie endlich, „wir wollen wie Freunde zusammen reden."
„Olga", flehte er schmerzlich, „sagen Sie mir, daß Ihre Augen, Ihr Lächeln mich nicht getäuscht, als sie mir gesagt. Sie lieben mich ebenfalls. O, Ihr Glück soll meines Lebens Inhalt sein."
„Sie machen mich sehr glücklich, Georg."-
— Fortsetzung folgt. —
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