fürsorge in Deutschland sehr umfangreich sei (im Etat für 1909 22,7 Millionen, 1908 21,3 Millionen, 1903 8 Millionen), umfangreicher als in allen anderen Staaten, die im Etat vorgesehenen Mittel würden ausreichen, 178 000 Veteranen zu unter­stützen, das ist mehr als ein Drittel aller noch lebenden Veteranen. Unterstützt könnten werden alle Veteranen von weniger als 600 Mk. Einkommen. Der Abg. Liesching erhob gegen den Kommissions­antrag formelle Bedenken und beantragte mit den Abgg. Kraut und Dr. Hieber, die Regierung möge im Bundesrat für die Ausarbeitung einer Vorlage eintreten, durch die die bestehenden Härten beseitigt werden und die Möglichkeit zur Gewährung von Beihilfen erleichtert wird. Demgegenüber betonte der Abg. Rembold-Aalen die Notwendigkeit, eine feste Grundlage für die Beurteilung der Unter­stützungsgesuche zu schaffen und als Grenze das Einkommen unter 900 Mk. festzusetzen. Dieser An­trag wurde mit 41 gegen 38 Stimmen angenommen, desgleichen der Antrag Liesching.

Stuttgart, 11. Dez. Die Zweite Kammer ist heute in die Einzelberatung der Volksschul- noveUe eingetreten und hat sich zunächst mit einem Teil der obligatorischen Unterrichtsfächer be­faßt, nämlich Religions- und Sittenlehre, deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben, Rechnen und Raumlehre, Geschichte, Erd- und Naturkunde, Singen und Zeichnen. Eine Neuerung bringen diese Fächer, über deren gesetzliche Festlegung Kommission und Regierung sich einig sind, nicht. Allein die zentrale Stellung, die dem Religionsunterricht im Lehrplan der Volksschule eingeräumt ist, stößt bei der äußersten Linken auf lebhaften Widerstand, der von dem Be­richterstatter Dr. Hieber (D. P.) kurz skizziert wurde und den Mitberichterstatter Dr. Späth (Ztr.) zu der Erklärung veranlaßte, daß eine rein sittliche Erzieh­ung der Jugend ohne Religion unmöglich sei. Hey mann (Soz.) vertrat dann den Standpunkt seiner Partei in längerer Rede. Er beantragte die Beseitigung des Religionsunterrichts unter Belastung der Sittenlehre oder wenigstens, den Religionsunter­richt als letztes der Unterrichtsfächer zu bezeichnen; auch wollte er der Raumlehre die Bedeutung eines besonderen Faches geben. Der Grundgedanke seiner Ausführungen war der: die Volksschule soll eine reine Staatsanstalt und nur Staatszweck sein. Des­halb kann der Religionsunterricht nicht Gegenstand des Volksschulunterrichts sein, denn er dient nicht staatlichen, sondern, namentlich in seiner jetzigen Form, konfessionell kirchlichen Zwecken. In seiner

christlichen Gesinnung soll das Volk durch die Ent­fernung des Religionsunterrichts aus der Volksschule nicht gehindert werden. Löchner (Vp.) wollte den Religionsunterricht der Schule erhalten wissen, stellte aber einen Antrag, wonach er von den Ortsgeist­lichen erteilt werden soll, in deren Aufgabe er falle. Dem Antrag Heymann bezüglich der Raumlehre stimmte er nicht zu. Auch für die Gesetzes- und Bürgerkunde sei der richtige Platz in der Fortbildungs­schule. Es sprachen noch Schrempf (B.K.), Dr. Mülberger (D. P.), Dr. v. Kiene (Ztr.), Dr. Hieber (D. P.), Jmmendörfer (B.K.), Liesching (Vp.). Alsdann wurde die Weiterberatung nach Zuständiger Verhandlung auf morgen vertagt.

Schramberg, 11. Dez. Wie verlautet, ist die Beschwerde, die der frühere Stadlschultheiß Harrer gegen die Entscheidung der Kreisregierung, die be­kanntlich die Bestätigung der Wiederwahl Harrers versagte, beim Ministerium des Innern vor­gelegt hatte, in den letzten Tagen abgewiesen worden. Die Mitteilung im Mittagsbl. v. 10. Dez., Regierungsassessor Hofmeister in Tuttlingen sei zum Verweser des hiesigen Stadtschultheißenamts bestimmt, ist nicht zutreffend. Eine Entscheidung ist in dieser Hinsicht noch nicht erfolgt. (S. M.)

Ellwangen, 8. Dez. Vorgestern kam zu der Frau des zurzeit hier in Untersuchungshaft sitzenden Waldhornwirts F. in Aalen ein Mann, der sich als Gerichtsschreiber am Landgericht Ellwangen vor­stellte und der Frau die Mitteilung machte, daß ihr Mann aus der Untersuchungshaft entlassen werde, wenn sie für ihn eine Kaution in Höhe von 300 Mk. stelle. Die Frau, die nicht so viel Geld bei sich hatte, wendete sich an einen Bekannten, der Verdacht faßte und ihr riet, die Sache dem Stationskomman- danten anzuzeigen. Die Frau befolgte den Rat und bestellte denGerichtsschreiber" an die Bahn, wo er die 300 Mk. erhalten sollte. Als die Frau nun mit dem Slationskommandanten am Bahnhof Aalen erschien, war der Mann nicht da. Sie fuhr daher nach Ellwangen und erkundigte sich auf dem Amts­gericht nach dem Sachverhalt, worauf ihr die Mit­teilung gemacht wurde, daß das Ganze auf Schwindel beruhe. Als nun die Frau wieder nach Hause fuhr, stieg auf einer Zwischenstation derGerichtsschreiber" ein. Die Frau verständigte die Polizei und in Aalen wurde der Schwindler in sicheren Gewahrsam verbracht.

Malddorf O/A. Tübingen, 11. Dez. Auch eine Wahl! Bei der Bürgerausschußwahl haben von 228 Wahlberechtigten 8 ab gestimmt; es ist

dies eine Wahlbeteiligung von 3,5°/o. Sämtliche 5 Kandidaten, die aufgetreten waren, erhielten 8 Stimmen.

Literarisches.

Ein Tagebuch des deutschen Kaisers, Wilhelm II.

vom Antritt seiner Regierung 1888 bis zum Jahre 1908 erscheint noch vor Weihnachten unter dem Titel20 Jahre Regierungszeit" imVerlag deutscher Zeitschriften, G. m. b. H." in Berlin V. 35. Das Buch kostet fein in Leder gebunden (ca. 800 Seiten stark> 6 Mk.

Voraussichtliche Witterung.

Ein kräftiger Luftmirbel der von Wales gegen West­falen und Ostfriesland vordrang, hat uns einen Barometer­sturz verbunden mit Wind und Niederschlag herbeigeführt. Wir werden nun vorwiegend Nordwestwinde bekommen. Diese Winde werden stark bewölktes, rauhes Wetter und Niederschläge, Regen und bald auch Schneefälle bringen.

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Es ist dem Publikum sicher nicht entgangen, daß des öfteren Waren aller Arten Schuhwaren, Kleiderstoffe, Haushaltungssachen, Nahrungsmittel usw. zu wirklichen Schundpreisen angepriesen werden. Jeder klardenkende Mensch mntz sich sagen, datz zu solchen Preise» keine brauchbaren guten Waren zu liefern find, sondern nur Schundware, die nicht wert ist, nach Hanse getragen zu werden. Es ist daher Aufgabe des reellen Handels, das Publikum im eigenen Interesse vor Ankauf solcher Schundwaren zu warnen, denn Schund bleibt Schund, selbst wenn er auch auf die marktschreiendste Weise angepriesen wird. Lasse sich deshalb niemand beirren und kaufe seine Sache nur bei bekannt reellen Firmen.

DM" Wege« Stoffandrangs mußte« mehrere Artikel für die nächste Nummer zurückgelegt werden.

Mit einer vierseitigen Beilage.

amtliche Bekanntmachungen und privat-anzeigen.

Neuenbürg.

Kekanntmachuug,

betreffend die Bürgerausschußwahl.

Zu wählen find 6 Mitglieder.

Auszutreten haben, bezw. sind schon ausgetreten die Herren: Kranz Bogt, Sensenschmied,

Christian Frautz, Sensenschmied,

Christian Hartmann, Schlosser,

Rudolf Hagmayer, Bäckermeister,

Karl Kübler, Oberamtspfleger,

Christian Bacher, Bierdepositär.

Die Austretenden können, mit Ausnahme der HH. Kübler und Bacher wieder gewählt werden.

Die Neuwahl findet am

Montag den 21. Dezember ds. Js. von nachmittags 4 Uhr bis nachmittags 8 Uhr mittels geheimer Abstimmung aus dem Rathause (Saal) vor dem Wahlvorstaud statt.

Die wahlberechtigten Gemeindebürger werden zu dieser Wahl­handlung hiemit eingeladen. Nur derjenige ist zur Wahl zuge- lasten, welcher in die Wählerliste ausgenommen ist. Die Stimm­zettel müssen von weißem Papier und dürfen mit keinem äußeren Kennzeichen versehen sein. Behufs der Stimmabgabe hat jeder Wähler in eigener Person im Wahllokal zunächst einen amtlich gestempelten Umschlag an sich zu nehmen, sodann an den abge­sonderten Tisch zu treten, dort seinen Stimmzettel in den Um­schlag zu stecken und diesen, sobald sein Name in der Wählerliste vorgemerkt ist, selbst in die Wahlurne zu legen.

Im übrigen wird auf die Bekanntmachung vom 20. Nov. ds. Js. Bezug genommen.

Den 12. Dezbr. 1908. Stadtschultheitzenamt.

Stirn.

K. Forstamt Langenbraud.

Krigh«1j-Vkrliaiis

am Dienstag den 29. Dez. d. I.

vormittags 10 Uhr in Langenbrand imGrünen Baum" aus Staatswald Hint. Eichberg, Ob. Baumplatte, Ob. Brennerberg, Untere und Obere Schwenke, Calmbacherweg, Bord. Dickwald, Brennermiß, Bahn­miß, Bäumlesmiß und Scheid­holz im Hengstberg:

Rm.: 15 Nadelholz-Prügel, 57 Laubholz-, 970 Nadelholz- Anbruch und 30 Rm. Reis­prügel.

Losverzeichniste unentgeltlich vom Forstamt.

Neuenbürg.

Nächsten Montag

Metzel- suM,

wozu sreundl. einladet

Fr. Wolstnger z. Rose.

Neuenbürg.

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35 Stück Tannen II. und III. Klasse mit 38,45 Fm.; aus Abt. 27 Kopf:

666 Stück Tannen II.VI. Klasse mit 455,25 Fm.

6 Eichen V. n. VI. Klasse mit 1,23 Fm.

5 Buchen IV. u. V. Klasse mit 2,99 Fm. Borgfrist bis 15. März 1909.

Den 10. Dezember 1908.

Schnltheitzenamt.

Kircher.

Gewerdebank Neuenbürg

e. G. m. u. H.

Wir nehmen

An Lehen,

welche vom Tage der Einlage ab mit 4°/o verzinst werden, von Nichtmitgliedern wie von Mitgliedern an.

Auf unsere neu eingerichtete

Sparkasse,

in welcher Einlagen von 10. ab angenommen und vom 1. Januar 1909 ab ebenfalls mit 4"/» vom Tage der Einlage ab verzinst werden, machen wir hiemit besonders aufmerksam.