schoß er mitten durch die Brust. Da man nach seinem Entkommen keine Spuren von Loffredo finden konnte, wurde die Bevölkerung organisiert und in mehreren Abteilungen auf die Suche geschickt. Einer dieser Trupps entdeckte den Mörder, der sich hinter einem Gebüsch verborgen hielt. Ein Revolverschuß knallte sogleich aus dem Versteck und eine laute Stimme warnte jeden, näher zu kommen. Als die Verfolger trotzdem herannahten, tötete er einen, erlag aber dann selbst den Revolverschüssen, die in den Busch abgegeben wurden.

Württemberg.

Stuttgart, 17. Septbr. Der Präsident des Staatsministeriums und Minister der Auswärtigen Angelegenheiten Dr. v. Weizsäcker ist zu den Bundesratsverhandlungen nach Berlin gereist.

Die ordentlichen Schwurgerichtssitzungen des IV. Vierteljahrs in Tübingen beginnen am Montag den 26. Oktober ds. Js., vormittags 9 Uhr. Zum Vorsitzenden ist Landgerichtsdirektor Dr. Kap ff ernannt worden.

Friedrichshafen, 16. Sept. Auf dem hiesigen Bahnhof wurde die unangenehme Entdeckung gemacht, daß im Salonwagen der Königin die Polsterung der Möbel böswilligerweise zerstochen bezw. zer­schnitten worden ist. Der Täter konnte noch nicht ermittelt werden.

Friedrichshafen, 16. Sept. Nachdem nun die Stabilitätsflächen, eine Vorrichtung, die ein Seit­wärtsneigen des Luftschiffes verhütet, an 2. I an­gebracht, wird mit der Konstruktion und Anbringung der Steuerungen mit Nachdruck gearbeitet. In wenigen Tagen wird auch wieder Militär zur Ver­fügung stehen, so daß möglicherweise in den ersten Tagen des Oktober mit neuen Aufstiegen zu rechnen ist.

Stuttgart, 17. Sept. Entgegen anderweitigen Nachrichten hört dieWürtt. Ztg." aus Friedrichs­hafen, daß die Fertigstellung des Luftschiffes 2.1 nicht anfangs, sondern frühestens Ende Oktober er­folgen kann, weil es zur Hälfte demontiert werden mußte und durch Einbauen einer weiteren, siebzehnten Zelle um 8 Meter verlängert wird. Demnach wird man sich auf die neuen Flugversuche noch zu gedulden haben.

Von dem BallonWürtttemberg" des Württ. Vereins für Luftschisfahrt, der am Dienstag abend mit 3 Herren zu einer Nachtfahrt aufgestiegen war, war am Mittwoch nachmittag noch keinerlei Nachricht hier eingetroffen. Man befürchtete daher bereits, daß dem Ballon ein Unglück zuge­stoßen sei. Wie man jedoch hört, erhielt die Gattin des Hrn. Fabrikanten Hirth-Cannstatt, eines der Insassen, abends aus Pardubitz (Böhmen) die telegraphische Nachricht, daß der Ballon nachmittags °/t5 Uhr nach 2l stündiger Fahrt dort glücklich ge­landet ist.

Stuttgart, 17. Septbr. Oberbürgermeister v. Gauß besuchte dieser Tage mit Gemeinderat Dr. Mattes das Jllertal, um die Quellwasserver­sorgung Stuttgarts aus dem Jllertal an Ort und

Ruths Geheimnis.

Novelle von Clara Rheinau.

Nach dem Englischen.

8) - (Nachdruck verboten.)

Das Begräbnis war vorüber. Der alte Luke Summers hatte auf dem kleinen Friedhofe von St. Nabb seine letzte Ruhestätte gefunden. Des Totengräbers Arbeit war beendigt, und die weißen Schneeflocken, die geräuschlos vom grauen Winter- Himmel fielen, bedeckten bald den neuen Grabhügel, so daß er von den umgebenden Hügeln sich nicht mehr hervorhob. Luke hatte seine Rolle als Haupt­leidtragender zur Zufriedenheit der Zuschauer ge­spielt, hatte den Trägern und Leichenbittern auf­warten lassen, bis sie sämtlich nicht mehr fest auf ihren Füßen standen, und befand sich selbst im voll­ständig trunkenen Zustande.

Ruth hatte in der Familie Higginbotham einen zeitweiligen Zufluchtsort gefunden und erwartete hier das Resultat ihres Stellengesuches als Gouvernante oder Gesellschafterin. Die Annonce sollte in den Londoner Zeitungen eingerückt werden und flog in Frank Greys Tasche in einem Koupee zweiter Klasse rasch ihrem Bestimmungsorte entgegen.

Armer Frankl Welche Veränderungen haben in diesen wenigen Tagen für ihn stattgefunden, welch dunkle Wolken seine einst so schönen, glänzenden Aussichten verdüstert!

Tausenderlei Gedanken kreuzten sich in Franks Hirn.

Er dachte an seine Braut und fragte sich, wie

Stelle zu studieren und eventl. vorläufige Verhand­lungen anzuknüpfen.

Stuttgart, 17. Sept. In der heutigen Sitz­ung der bürgerlichen Kollegien teilte Gemeinde­rat Rettich mit, daß der kürzlich verstorbene Privatier Schönlein der Stadt Stuttgart 2 Millionen Mark testamentarisch vermacht. Diese Summe soll zur Ehrung der Frau des Verstorbenen unter dem Namen Annastiftung der Verwaltung der Stadt unterliegen. Ueber die Annahme der Stiftung konnte heute noch nicht Beschluß gefaßt werden, da diese sehr detaillierte Bestimmungen enthält.

Stuttgart, 17. Sept. Bei der Ziehung der Weinsberger Lotterie wurden folgende Haupt­gewinne gezogen: Es fielen 35000 auf Nummer 37 706, 6000 auf Nr. 34692, 2000 ^ auf Nr. 35 270, je 1000 auf Nr. 27 095, 64733, je 500 °^ auf Nr. 29054, 12 920, 36077, 44944. (Ohne Gewähr.)

Kirchheim u. T., 15. Sept. Der Postwagen Kirchheim-Weilheim kursierte am Montag zum letzten Male. Schwager Postillon hatte es sich deshalb nicht nehmen lassen, bei der Montag früh erfolgten Ausfahrt die Postkutsche mit Guirlanden zu schmücken und noch zum Schluß des Posthorns Töne hören zu lassen. Die gute alte Zeit: sie ist auch auf diesem Gebiete vorbei, moderne Verkehrs­mittel haben die alten verdrängt. Es ist bei diesem Anlaß interessant, zu erfahren, daß der Postwagen Kirchheim-Weilheim nunmehr annähernd 50 Jahre die Strecke befahren und den postalischen Verkehr vermittelt hat. Am 8. Dezember 1858 traf er als Kariolpost zum ersten Male, mit Spannung erwartet, in Weilheim ein, ein bedeutsames Ereignis für die damalige Zeit. Zwei tägliche Fahrten hin und zurück genügten seinerzeit, doch heute ist es anders geworden. Die Verkehrsbedürfniste und Verhältnisse haben sich auch in unserer Nachbarschaft ganz bedeutend gehoben und so ist es mit Freuden zu begrüßen, daß von heute ab das Dampfroß die herrlichen Gelände des Lindachtales zum Segen der beteiligten Gemeinden durchquert.

ZwischenObertürkheimund Uhlbach wurden vier heimkehrende Musiker aus Hedelfingen plötzlich von vier Burschen mit Dolchmessern überfallen. Auf einen solchen Angriff waren die Ueberfallenen nicht vorbereitet, zwei derselben wurden denn auch übel zugerichtet. Einer soll in Lebensgefahr schweben. Die Täter flüchteten über einen Zaun; sie wurden nicht erkannt.

In Tübingen kam ein 6jähriges Mädchen einem Spiritusapparat zu nahe und erlitt so schwere Brandwunden, daß es bald darauf den Verletzungen erlegen ist.

Rosenfeld OA. Sulz, 16. Septbr. Gestern vormittag ffs8 Uhr brach in dem Gaststalle des Gasthauses zum Schloß Feuer aus, das bald wie­der gelöscht war. Während nun gestern abend der Landjäger auf dem Rathause Vernehmungen über den Brand vornahm, brach das Feuer an der gleichen Stelle von neuem aus und erlangte alsbald eine solche Heftigkeit, daß der ganze Gasthof lichterloh brannte. Das Feuer sprang auf die Nachbarhäuser

sie wohl die Nachricht von seinem Glückswechsel aufnehmen werde. Würde sie ihm treu bleiben? O, ohne allen Zweifel. Hatte sie ihm nicht hundert­mal versichert, daß sie ihn um seiner selbst willen liebe? Und doch konnte der Arme das Gefühl nicht los werden, daß sein Glück an einem dünnen Faden hänge.

Sein Glück! Wäre es denn sein Glück? Mit Gewalt drängte sich ihm diese Frage auf. Noch vor wenigen Tagen würde er die bloße Idee, daß ein Leben ohne Edith für ihn zu ertragen sei, voll Entrüstung zurückgewiesen haben. Aber jetzt kam die Reflexion.

Aber nach allem, was Josiah ihm erzählt hatte von Ruths großmütigem Flehen am Sterbebette seines Onkels, von ihrer Opferwilligkeit, die sie antrieb, dem Reichtum zu entsagen und um seinet­willen das Testament zu zerstören, drängten sich ihm allerlei Fragen auf: würde Edith Hardcastle das­selbe getan haben? Und wenn er frei wäre, würde Ruths edle Hingebung wohl unbelohnt bleiben? Frank grübelte und grübelte, und die Wolke auf seiner Stirn wurde immer schwerer, während der rasselnde, flüchtige Zug ihn der Lösung seiner Probleme mit jeder Minute näher brachte. Endlich war London erreicht, und raschen Schrittes eilte Frank in Mr. Hardcastles Atelier. Er fand ihn eifrig bei der Arbeit, empfing aber trotzdem eine sehr herzliche Begrüßung, denn Mr. Hardcastle hatte den einst so glücklichen, frohherzigen, jungen Mann um seiner selbst willen lieben gelernt, wenn er ihn

über und konnte in seiner Ausbreitung nicht eher aufgehalten werden, als bis ihm acht Wohnhäuser zum Opfer gefallen waren. Erst im Lause der Nacht gelang es den Anstrengungen der zahlreich erschienenen Feuerwehren des Brandes Herr zu werden und den Ort zu retten. Der Schaden ist sehr groß. Die Abgebrannten sind nicht alle aus­reichend versichert.

Heidenheim, 17. Sept. Gestern wurde sämt­lichen Arbeitern der württ. Kattunmanufaktur eröffnet, daß jeder drei Tage Urlaub erhält. Drucker und Graveure erhalten sechs Tage, alle mit Lohn- entschüdigungen.

Schramberg, 17. Sept. In letzter Zeit sind auf dem Güterbahnhof beträchtliche Kohlendieb­stähle festgestellt worden. Die Diebe trieben ihr lichtscheues Geschäft je in der Nacht etwa von 12 bis 1 Uhr und gegen 3 und 4 Uhr in der Frühe an; sie sind ermittelt und der Staatsanwaltschaft angezeigt.

Herrenberg, 17. Sept. Der 24jährige Friedr. Kehrer machte mit seinem Freunde eine Bierreise, die mit einem Ulk auf der Straße endigte. Vor dem verfolgenden Polizeidiener fanden sie in einer Bäckerei Unterschlupf. Dort erlag Kehrer einem Schlaganfall.

Kus ^taSt» Bezirk uns Umgebung

Am 15. September ist von der Evangelischen Oberschulbehörde eine Schulstelle in Weil im Schönbuch, Bezirks Böblingen, dem Unterlehrer Adolf Kochendörfer in Neuenbürg, ferner die Schulstelle in Obergröningen, Bez. Michel­bach (Gaildorf), dem Schulamtsverweser Theodor Nickel in Maisenbach, Bez. Calw, übertragen worden.

Neuenbürg, 17. Septbr. (Korresp.) Letzten Dienstag abend leitete der hiesige Gabelsberger Stenographenverein seine Winterarbeit ein mit einem orientierenden Vortrag über das System seines Meisters von Reallehrer Wid maier. An den diesjährigen Unterrichtskursen beteiligt sich wiederum eine stattliche Anzahl alter und neuer Mitglieder; weitere Freunde unseres Systems, das wir wegen seiner natürlichen Kürze und Leistungsfähigkeit wie auch wegen seiner weiten Verbreitung mit gutem Gewissen und voller Ueberzeugung jedermann em­pfehlen können, sind herzlich willkommen.

Wildbad , 14. Sept. Unsere Frequenz ist trotz der seitherigen ungünstigen Witterung auf 15694 Personen gestiegen. Bis jetzt ist der Besuch aus Württemberg noch um einige Hundert Personen gegen das Vorjahr zurückgeblieben. Auch die Stadt Stutt­gart hat gerade jetzt erst die Ziffer des Vorjahres erreicht, während der Besuch aus Heilbronn um 135,7°/», aus Ulm um 23,58°/» und aus Cannstatt um 21,54°/» gestiegen ist. Aus Preußen verzeichnen wir einen Zuwachs aus der Rheinprovinz, Branden­burg, Pommern und Hannover, insbesondere aus den Städten Berlin (22.31°/»), Erfurt (77,78°/»), Halle (14,29°/»), Hannover (60°/»), Essen a. Ruhr (50°/»), Duisburg (24,32°/»), Bonn (47,32°/»), Köln (24,32°/»). Im übrigen haben uns Bremen, Baden,

auch nebenbei als gut zahlenden Schüler und an­nehmbaren Bewerber um seiner Tochter Hand noch ganz besonders schätzte.

Der Ton, in welchem Frank seine Erkundigungen nach Mr. Summers Befinden mit dem kurzen: Mein Onkel ist tot, Sir", beantwortete, hatte einen ominösen Klang, und er zögerte einige Minuten, ehe er fragte:

Sie haben gewiß der Verlesung des Testa­ments beigewohnt? Ich hoffe. Sie sind gut bedacht worden."

Es ist kein Testament vorhanden, Sir."

Bei diesen Worten stiegen glänzende Visionen von einem enorm reichen Schwiegersohn vor Mr. Hardcastles geistigem Auge auf.

Kein Testament? Dann darf ich Ihnen wohl zu der ganzen reichen Erbschaft gratulieren?"

Im Gegenteil", antwortete Frank niederge­schlagen,ich erbe nichts."

Nichts? Unmöglich! Sie sagten mir stets. Sie seien der nächste, ja tatsächlich der einzige Ver­wandte Ihres Onkels."

Ich war es einst", erwiderte der junge Mann traurig,wenigstens glaubten wir es. Aber mein Onkel hatte einen Sohn, den er für tot hielt. Dieser ist zurückgekehrt und beansprucht alles."

Der arme Mr. Hardcastle sah mit einem Schlage seine Visionen dahinschwinden.

Das ist fatal, sehr fatal. Aber Ihr Cousin wird Ihnen wohl eine jährliche Summe auswerfen? Sie sind hoffentlich gute Freunde?"