-i?Ä s'WßLsrö"'

'-WWW

l -LrWSsL/fS

KLM-.

e^i.r-33.

MK

WM

ZWOMS

KMVt

WU»

'. r ^. ;

^s 100. AwLs- und KnzeigeölaLt für den Wezirk Gakw. 78. Illhrgang.

Erscheirmngstage: Dienstag, Donnerstag, Sams­tag, Sonntag. JnsertionSpreiS 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und vezirk-orte; außer Bezirk 12 Pfg.

Sonntag, den 28. Zuni 1903.

Abonnementspr. in d. Stadt pr. Diertelj. Mk. 1.10 incl. Trägerl. Bierteljährl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachvar- ortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

Kvrtttche Aekanntmachnngen.

Verfügung des Ministeriums des Inner«, detreffend das Verbot des im Umherziehen erfolgenden Handels mit Geflügel.

Vom 22. Juni 1903.

Im Hinblick aus die in letzter Zeit vorge­kommenen zahlreichen Fälle der Verschleppung der Geflügelcholera durch den Hausierhandel mit Ge­flügel wird auf Grund des Z 56d Abs. 3 der Ge­werbeordnung (Reichsgesetzblatt von 1900 S. 871) Nachstehendes verfügt:

§ 1. Der Handel mit Geflügel im Umher­ziehen ist bis zum 31. August ds. Js. einschließlich verboten.

Ausgenommen ist der Aufkauf von Geflügel, welches zur Schlachtung bestimmt ist.

8 2. Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot unterliegen, soferne nach den bestehenden Gesetzen nicht eine höhere Strafe verwirkt ist, der Strafbe­stimmung des 8 148 Ziffer 7s, der Gewerbeordnung.

8 3. Gegenwärtige Verfügung tritt am 1. Juli ds. Js. in Kraft.

Diese Verfügung wolle durch die Oberämter alsbald im Bezirksamtsblatt veröffentlicht und seitens der Ortsvorsteher zur Kenntnis der beteiligten Ge- flügclhändler gebracht werden.

Stuttgart, den 22. Juni 1903.

K. Ministerium des Innern:

Pischek.

Tagesneuigkeiten.

Calw, 26. Juni. Bei der heute auf dem Brühl stattgehabten staatlichen Bezirksrind­viehschau, zu welcher der Präsident der K. Zen­tralstelle für die Landwirtschaft Freiherr v. Ow selbst erschienen war, wurden 6 Farren und 21 Kühe zugeführt. Davon konnten 4 Farren und 13 Kühe

mit Preisen im Gesamtbetrag von 1080 bedacht werden. Als Preisrichter fungierten die Herren Landestierzuchtinspektor Oekonomierat Fecht, Oeko- nomierat Adlung vom Sindlinger Hof, Gutsbesitzer Walther von Aach und Landw.-Jnspcktor Dr. Wacker von Leonberg. Sämtliche Herren sprachen sich sehr befriedigt über die beigeführten Tiere aus und konstatierten eine erfreuliche Besserung in dem Zuchtmaterial gegenüber von früheren Jahren. Preise erhielten: Für Farren III. Preis 100 Friedrich Kopp in Möttltngen, IV. Preise mit je 80 die Gemeinden Althengstett, Liebels- berg und Neubulach. Für Kühe: III. Preise mit je 80 ^ Joh. Georg Kirchherr, Schreiner in Ober- kollbach, Gutspächter Fahrion, Hof Dicke, und Jak. Andreas Lutz, Bauer in Althengstett. IV. Preise mit je 60 Bäuerle, Jakob, Bauer in Unterhaug- stett, Pfrommer, Fritz, Bäckerm. in Calw, Linken­heil, Ludwig, Wegmeister in Simmozheim, Schaible, Joh. David, Bauer in Oberhaugstett, Nüßle, Fritz, Oekonom in Simmozheim. V. Preise mit je 40 ^ Braun, Kath., Witwe in Liebelsberg, Hanselmann, Karl, Bauer in Liebelsberg, Pfrommer, Eduard, Bäckermeister in Calw, Schwarz, Johannes, Hilfs­wärter in Althengstett, Ziegler, Friedrich, Bauer in Liebelsberg.

** Calw. Die naturkundliche Aus­stellung im neuen Schulhause erfreut sich fort­während eines zahlreichen Besuchs. Jedermann ist überrascht von der Fülle des Gebotenen und von der schönen Anordnung. Möge es daher niemand versäumen, sie zu besuchen. Am Sonntag und Mon­tag ist sie von 115 Uhr geöffnet.

Calw. Von schönstem Wetter begünstigt fand am 23. und 24. Juni der 5. Verbands­

tag Württemberg, selbständiger Konditoren in schwäb. Gmünd statt, an welchem sich eine sehr große Anzahl dessüßen Gewerbes" aus allen Gauen Württembergs, worunter auch 4 Calwer Kollegen beteiligten. Auch Vertreter der Konditor­verbände aus Bayern, Baden, der Schweiz, selbst aus Rußland, waren erschienen. Die Verhand­lungen fanden in den großen Saallokalitäten des Gasthofs zumBären" statt, an welchen sich aus Gmünd die Herren Oberamtmann Rau, Ober­bürgerm. Möhler, Kommerzienrat Faber, die Stadt­räte Bihlmayer und Böhm, letzterer in der Eigen­schaft als Vorstand des Kaufmännischen Vereins, sowie der Sekretär der Handwerkerkammer, Herr vr. Schaible aus Stuttgart, beteiligten. Nach den interessanten Verhandlungen und Beratungen wirt­schaftlicher und sozialer Fragen, über gemeinschaft­lichen Einkauf von Waren u. s. f., fand in dem­selben Gasthof das Festessen statt. Als Ort des nächsten Verbandstag (im Juni 1904) wurde fast einstimmig Calw gewählt, worüber ein Calwer Kollege seiner Freude Ausdruck gab und, zu recht zahlreichem Besuch einladend, versicherte, daß die dortigen Kollegen allem aufbieten werden um es ihren Gästen so angenehm als möglich zu machen; wenn auch das kleine Calw nicht das bieten könne, was die größeren vorher­gehenden Verbandstädte wie Schwäb. Gmünd u. s. w., so ersetze cs vieles durch seine herrliche Lage in dem von der Natur so schön geschmückten Nagoldtale. Angenehme Abwechslung boten die vielen Reden und Toaste, sowie ein humoristisches Zwiegespräch zweier Töchter dortiger Kollegen und eine Blumenspende an jeden der Festteil- nehmer. Nachmittags wurde der ausgestellte

D^!<znn» Nachdruck verboten

Isreiwiü'ig arm.

Original-Roman v. Jda John-Arnstadt.

(Fortsetzung.)

Komm heim, komm heim," flüsterte es neben ihm; es war der Nachtwind, die schneegebcugten Tannen zu beiden Seiten des Weges leise "d. Ja

er mußte hin zu den Eltern, heute noch, gleich; und wenn sie ' on ihr wußten, so ging es eben landauf, landab, bis er sie fand. Heins's:Wo magst Du jetzo weilen, mein armes, banges Kind?" zog ihm durch den Gedanken. Schneller schritt er über den knarrenden Schnee hin. Im ersten Gasthause der Stadt bestellte er sich einen Schlitten und trat nach einer halben Stunde schnell­sten Fahrens in das hcllerleuchtete Herrenhaus zu Droyßighof.

Hier lärmten fremde, trinkende Kutscher, hastende Bedienten, geschäftige Zofen; niemand beachtete den seltsamen Gast, obgleich fast jedes ihn sah; man hielt ihn eben für einen Geladenen, der sich verspätet hatte.

Ueber wohlbekannte Gänge und Wendeltreppen kam er unangefochten in das von einer blauen Ampel nur schwach beleuchtete Schlafzimmer seines Schwa­gers, wo er ein wenig Toilette zu machen gedachte; niemand störte ihn dabei.

Tief aufatmend warf er Tasche, Mütze und Pelz auf das Feldbett und blickte sich um, ob er nicht aus irgend einem Fache die reisemüde Wäsche erneuern könne, aber da war nichts zu hoffen, überall waren die Schlüssel von den Schlössern abgezogen, auf Schränken und Kästen schimmerte der Frieden peinlichster Ordnung, welcher seinen Schwager charakterisierte; ein starker Duft vonJokeyklub" Droyßigs Lieblingsparfüm erfüllte die Luft.

Nachdem er vor dem von großen Hirschgeweihen kunstvoll umrahmten Spiegel

seinen äußeren Menschen ein wenig hergestellt hatte, trat seines Vaters greiser Kammerdiener Johann mit einer Kristallkaraffe voll Weißwein über die Schwelle. Maria und Joseph!" stieß der alte Mann erschrocken hervor und brach in die Kniee; in Scherben lag das Glas, die edle Goldflut sprühte in tausend Perlchen über den Teppich hin. Doch Arnold zog den Zitternden empor in seine Arme und bat:Mach keine Geschichten, Johann, Du alte treue Seele! Freue Dich

doch und weine nicht, wie eine verlassene Braut-Wie gehts auf der Brunn-

*shöh'? Ich meine, bist ein wenig schmäler geworden in all der Zeit?"

Ach, mein lieber, junger, gnädiger Herr, vor Kummer und Herzeleid! Vor lauter Angst um Euer Gnaden und die Frau Baronin. Nein, nein! Das hätten uns der Baron nicht antun sollen, das nicht! Und wie bleich sind Euer Gnaden! Aber nun wird alles gut werden, olles! Nein, Du grundgütiger Himmel, so eine Freude! Was werden nur die gnädige Frau Mutter anheben?"

Nur still, guter Johann, daß man mich nicht hört; ich muß mich erst ein wenig orientieren und überlegen, wo ich meine Mutter zuerst allein sprechen kann. Auf der Brunneckshöhs hat mich so ein Schuft von einem neuen Bedienten einfach abgewiesen, wie einen entsprungenen Zuchthäusler."

Das ist der Hans gewesen, der neumodische mit seinem Gaunergesicht! Ich schlag ihm alle Knochen entzwei, wenn ich heim komme!"

Na nu, Alterchen, nur ruhig Blut! Schließlich hat er recht getan; er kennt mich ja nicht, konnte wirklich so ein Einbrecher-Genie sein. Aber sag' nur Also hier ist endlich doch ein kleiner Majoratserbe angekommen?"

Zu dienen, gnädiger Herr. Ein Prachtjunge, und heute ist der junge Herr getauft worden. Er heißtArnold" nach Euer Gnaden. Die junge, bildschöne Gräfin Grüben hat ihn als Taufpatin über das Weihbecken gehalten."

Gräfin Grüben? Wer ist das?"