großen Ankersaal, wo die müden Wanderer Gelegenheit zur Erfrischung fanden. Auch dieser Saal füllte sich mit Freunden unserer Sache zu geselliger Vereinigung. Bezirksvorstand MaußHardt-Birkenfeld sprach Worte der Begrüßung zur Beherzigung im Anschluß an den 126. Psalm. Vorstand Stäbler- Neuenbürg mahnte in feuriger Ansprache, treu zu den Fahnen zu stehen, zu denen er sich selbst hindurchgekämpft und bei Gott, im Kamps für seine Sache den Frieden zu suchen, der im andern Lager nicht zu finden ist. Hierauf ergriff Bundessekretär Köhler das Wort zu seinem Vortrag: „Die Gemeinde und die Jünglingsvereine." Warum wuchsen die Jünglingsvereine ganz naturnotwendig aus den Verhältnissen heraus? Weil diese ganz andere geworden sind gegen früher. Mit der Umwandlung des handwerksmäßigen und ländlichen Betriebs in den großindustriellen ist der junge Mann nur für eine bestimmte Zeit zur Arbeit angehalten und für die übrige Zeit „ledig aller Pflicht" den mannigfaltigsten Einflüssen seiner Umgebung preisgegeben. Bei dieser absoluten persönlichen Freiheit, der die Jugend noch nicht gewachsen ist, muß man sich nur wundern, daß es mit unseren jungen Geschlechtern nicht schon viel mehr bergab gegangen ist. Es geschieht einfach nichts, den herumstehenden und -lehnenden jungen Leuten ihre so kostbare Jugendzeit auszufüllen. Alle, besonders die Gemeinde, haben ein Interesse daran, daß hier abgeholfen wird. Infolge von Freizügigkeit und Heimatlosigleit ist die Aufgabe der Jünglingsvereine noch gewachsen. Dieselben dürfen drum nicht Fremdkörper im Gemeindeleben sein. Die Gemeinde muß selber lebendige Fühlung bekommen mit denen, die an ihrer Jugend arbeiten. Man soll wissen, was man treibt im Verein. So hört! Zur Jugend muß ihr Leiter herabsteigen, muß sich in ihre Seele und ihre Interessen hineinleben. Bildungs-, Wissensdrang hat die Jugend. Ihm muß Rechnung getragen werden durch Vorträge aus Natur- und Geisteswelt und Lektüre. Im Geselligkeitstrieb will die Jugend unter sich fröhlich sein. Drum müssen wir sie in gesunde Geselligkeit führen, sonst sucht sie dieselbe auf eigenen Wegen. Doch vergessen wir nicht: wir wollen unfern jungen Leuten nicht bloß etwas sein für dieses Leben, sondern auch fürs ewige. Die junge Seele ist religiös empfänglicher, als wir meinen, sie hat auch schon ihre schweren Stunden. Manches läuft da mit einem nagenden Wurm im Herzen herum und ist so glücklich, wenn's jemand findet, das sich in liebevollem Verständnis seiner annimmt. Arbeiten an der Jugend kann darum nur der, der auch Verständnis für Vorgänge im jungen Herzen hat. Man kann dasselbe recht ungeschickt anfassen, wie man auch das Bibelbuch recht ungeschickt der Jugend nahe bringen kann. Hier liegen
die kernigen Worte, so manchen frechen Schwätzer aufs Maul zu schlagen; nur wissen so wenige, wo sie kommen. — Eine Hauptsache ist endlich noch die Rückwirkung auf die Familie. So viele Familien sind leider nicht, wie sie sein sollten, und wie sie einst waren. Wer das moderne Familienleben kennt, weiß, daß dieses wichtigste Glied im Volksleben todkrank ist. Ich habe die stille Hoffnung und laß sie mir nicht nehmen, daß durchs Vereinsleben eine gesunde Rückwirkung auf die Familie stattfindet. Drum laßt uns Familienabende im Verein halten, wo Eltern und Gemeinde ihre hohe Pflicht der Jugend gegenüber deutlich wird. Eher schaut man oft darnach, daß jedes Huhn und jede Gans im Stall ist, als daß das junge Mädchen oder der junge Mann zu Hause ist. Ein Segen der Vereinsarbeit aber kann es sein, daß „das Vaterherz zu seinem Kinde bekehrt wird" (Malaachi). Die Familien machen den Zustand der Gemeinde aus. Wir brauchen Leute, die nicht mit dem großen Rad sich wälzen lassen, selbständige Augen, Verantwortlichkeitsgefühl unter den Gemeindegliedern, anstatt Apathie und Gehenlassen! Die Jugend ist noch begeisterungsfähig und zugänglich für Idealismus. Drum muß die Gemeinde mehr und mehr Verständnis bekommen für die Jugendpflege. Man jammert so viel über unsere Jugend. Hör nicht auf die Jammerbasen und arbeite an der Jugend! Unser Volk hat eine große Schuld. Es strecken sich Hände aus nach unserer Jugend und dann wehe mit ihr und unserer Zukunft! — Der große Beifall zeigte, daß Redner vielen aus dem Herzen gesprochen hatte. Stadtvikar Schlipf dankte im Namen der Vereine und gab der frohen Gewißheit Ausdruck, daß der nun scheidende Redner, der zum erstenmal in unserer Stadt geweilt, nicht nur einen sonnigen landschaftlichen Eindruck vom schönen Tannen- und Wiesengrund unseres Tales erhalten hat, sondern auch vom noch tiefer gründenden Interesse, das die imposante Versammlung zweimal seinen markigen, zündenden Ausführungen geschenkt hat. Es entwickelte sich noch eine frohe Geselligkeit, durchwirkt von Posaunen-, Violin- und Singchören und Deklamationen. Ungern suchten die Vereine früher oder später ihre Heimat wieder auf, zu der sie zum Teil ein mehrstündiger Weg führte, still bewegend in den jugendlichen Herzen, was sie gehört. Unsere Stadt hat nun das Festkleid wieder ausgezogen, in uns aber wird die Feststimmung noch lange nachhallen, in die uns nicht zum mindesten die warme Teilnahme ihrer Bewohner an unserer Sache versetzt hat. So sei unser letzt Gefühl herzlicher Dank für die Bewirtung, auch denen, die keinen mehr bekommen konnten, und für die reichen Beitragsspenden! Segne der Höchste unsere Jugendarbeit!
Tein ach, 6. Juli. Das Sammeln der in den ausgedehnten Waldungen unserer Umgegend zahlreich vorkommenden Heidelbeeren hat begonnen. Dank der heißen Witterung der letzten Wochen sind sie rasch gereift. Der Ertrag ist sehr gut. Das Liter wird im Kleinverkauf zu 20 ^ abgesetzt; später werden die Preise noch sinken. Auch die Himberren versprechen eine reiche Ernte.
Nagold, 6. Juli. Auf den heutigen Viehmarkt wurden zugeführt: 17 Paar Ochsen, 96 Kühe, 49 Kälber und 62 Stück Schmalvieh. Verkauft wurden 9 Paar Ochsen mit einem Erlös von 7118 Mk., 35 Kühe mit 9200 Mk., 12 Kälber mit 2300 Mk. und 20 Stück Schmalvieh mit 4655 Mk. — Auf den Schweinemarkt wurden 223 St. Läuferschweine und 307 Saugschweine zugeführt; wovon 100 Läuferschweine mit einem Erlös von 3401 Mk. und 126 Saugschweine mit 2407 Mk. verkauft wurden. Preis pro Paar Läuferschweine 54—101 Mk., Preis pro Paar Saugschweine 32—52 Mk.
Ein gutes Würzmittel soll bei aller Ausgiebigkeit doch insofern mild wirken, als es nicht aufdringlich vorschmeckt. Mit Recht bezeichnen deshalb erste Fach-Autoritäten die altbewährte Maggi- Würze als ideales Geschmacksverbesserungsmittel. Wohl entfaltet sie ihre Würzkraft schon in kleiner Gabe, ist also ökonomisch, und doch verdeckt sie, richtig angewendet, den Eigengeschmack der Speisen nicht, vielmehr hebt sie ihn bis auf den höchsten Grad der Vollmundigkeit. Eben dadurch regt sie Appetit und Verdauung wohltuend an, was auch durch zahlreiche Versuche an Universitäts-Instituten festgestellt worden ist.
Nnsmmte Mmikmnts
auf den „Enztäler" können bei jeder Postanstalt noch immer nachgeholt werden.
Die bereits erschienene« Num- mern des laufende« Monats werden gratis «achgeliefert.
Db" Hiezu zweites Blatt. ME
amtliche Bekanntmachungen und Privat-Knzeigen.
K. Höeramt Hleuenöürg-
Kedau»tm»ch««g.
Die ortsüblichen Taglöhne gewöhnlicher Tagearbeiter sind für sämtliche Gemeinden des Bezirks mit Wirkung vom 1. Januar 1909 ab bis auf weiteres in folgender Weise festgesetzt worden:
1. für erwachsene männliche Arbeiter . 2 »/rl 80
2. für erwachsene weibliche Arbeiter . . 1 „ 80 „
3. für jugendliche männliche Arbeiter . 1 „ 70 „
4. für jugendliche weibliche Arbeiter . . 1 „ 20 „
Den 7. Juli 1908.
Amtmann Gaiser, A.-B.
K. Hberamt Hleuenöürg.
Uirhmiirkte.
Würzbach.
Das KllrensWmlil
in den hiesigen Gemeinde- und Privatwaldungen ist für Auswärtige bei Strafe
Verbote«.
Gemeinderat.
Neuenbürg.
Eine schöne
Mahnung
von 2—3 Zimmern ist auf 1. Oktober zu vermieten.
Wildbaderstraße 375.
Neusatz-Rotensol.
Brennholz-Verkauf.
Am Mittwoch den 15. Juli ds. Js.
nachmittags 2 Uhr
kommen aus verschiedenen Abteilungen der Hut Neusatz, Dobel und Rotensol des Forstamts Neuenbürg und Herrenalb zum Verkauf:
282 Rm. tannene Scheiter,
276 „ tannene Prügel.
Neusatz, den 5. Juli 1908.
SchuttHeißenamt.
Rechimligslorinulutt^
6. Al«oN.
Für den Biehmarkt in Feldrennach am 14. ds. Mts.
Wurden infolge Seuchengefahr folgende Anordnungen getroffen:
1. Der Zutrieb von Vieh aus Bezirken, in welchen die Maul- und Klauenseuche herrscht, ist untersagt.
2. Alles zu Markt gebrachte Vieh ist an den Eingängen zum Marktplatz Stück für'Stück durch den Oberamls- tierarzt zu untersuchen. Tiere, welche sich bei dieser Untersuchung nicht als ganz unverdächtig erweisen, dürfen zu dem Markt nicht zugelasfen werden.
Den 7. Juli 1908. Amtmann Gaiser.
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