Friedrichshafen, 3. Juli. Der König und die Königin, die heute mittag von Bebenhausen hier eingetroffen waren, begaben sich nach dem Diner im Motorboot des Grafen Zeppelin nach Manzell zur Besichtigung des Zeppelinschen Luftschiffes. Das Wetter war geradezu ideal schön. Nachdem das Luftschiff um '/-4 Uhr die Halle verlassen hatte, stieg es gleich darauf in die Höhe und nahm seinen Kurs nach dem Schloß. Auf dem See wurde ein Abstieg unternommen. Kurz nach 4 Uhr fand ein Personenwechsel statt, wobei der König und die Königin, Generaladjutant Frhr. v. Bilfinger und Kammerherr Frhr. v. Raßler den Ballon bestiegen. Gleich darauf hob sich der Ballon bis etwa 40 Meter Höhe und fuhr, bei Langenargen links schwenkend, aus Friedrichshasen zu. Hier fuhr er rechts am Turm der Stadtkirche vorbei aus das Schloß zu. Das Publikum im Schloßhafen brach in begeisterte Hurrahrufe aus und schwenkte Tücher. Das Königspaar erwiderte die Grüße aufs lebhafteste. 4 Uhr 30 Minuten langte der Ballon wiederum in der Nähe der Halle an und ging vor Wasseranker. Ebenso leicht wie ihr Gatte verließ die Königin die Gondel, während das Luftschiff sich sofort zum dritten Aufstieg erhob. Der König sprach sich sehr befriedigt über die Fahrt aus und drückte dem Grafen Zeppelin wiederholt die Hand. Um 5 Uhr erfolgte eine dritte Zwischenlandung bei der Halle, um die Gattin des Neffen des Erfinders, die Gräfin Lola Zeppelin, aufzunehmen. Der Ballon flog über den Ueberlinger See, kehrte dann aber infolge eines heranziehenden Gewitters zurück und landete 6 Uhr 30 Minuten bei der Halle, in der er rasch geborgen wurde. Mit dem heutigen 14. Aufstieg endet die Reihe der Fahrten mit der bisherigen Füllung. Die entscheidende Fernfahrt wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Monats unternommen werden. — Die Tatsache, daß das am Freitag in Friedrichshafen zum Sommeraufenthalt angekommene Königspaar alsbald eine Fahrt mit dem Zeppelinschen Ballon mitgemacht hat, kann nicht verfehlen, überall, bis in die fernsten Teile des Erdballs, das größte Aufsehen zu erregen und das Vertrauen zu der Zeppelinschen Erfindung zu stärken. Es ist das erstemal, daß ein gekröntes Haupt sich einem Luftschiff anvertraut hat, eine Tatsache, die nicht verfehlen kann, dem neuen Verkehrsmittel ganz ungeahnte Impulse zu geben. Nun wird man auch im Ausland nicht mehr daran zweifeln können, daß Deutschland ein wirklich brauchbares Luftschiff besitzt.
Ellwangen, 3. Juli. Der Verein der württ. Körperschaftsbeamten hält seine diesjährige Landesversammlung hier am 25. Juli ab.
Schramberg, 3. Juli. Die Kreisregierung in Reutlingen hat die Bestätigung der Wiederwahl des Stadtschultheißen Harrer versagt. Die Versagung der Bestätigung ist nach gutachtlicher Aeußer- ung des Bezirksrats erfolgt.
Tübingen, 2. Juli. Den Schatzgräber machte die Polizei und hob in drei Taschentücher eingewickelte etwa 100 Nickelmünzen, die der ungetreue Hausbursche der Bahnhofrestauration nach und nach entwendet und der Sicherheit wegen im Hühnerhof
getan? Warum ihm diesen Jahrmarktsschlips verkauft, der nur für die dörfliche Kundschaft, wie sie an Markttagen öfters ins Städtchen kam, gehalten wurde? Warum ihm das? Ihm, der ihr blindlings vertraute und hilflos wie ein Kind in derartigen Angelegenheiten war? Ihm, der ihr nie etwas zuleide getan, ihr im Gegenteil herzliche Freundschaft gezeigt und Teilnahme an ihrem Geschick, das sie nötigte, Kravatten und Handschuhe zu verkaufen. Er, der wie die Freunde früherer Zeiten mit ihr plauderte und ihr erzählte, sie belehrte, ihr Bücher brachte. Und ihr Dank? Warum? — Ach, sie wußte es wohll Aber nun folterten sie Reue und Gewissensangst. Der grüne Schlips ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Er störte ihr jede Arbeit. Er hing in all ihre Gedanken hinein. Er schwebte ihr beständig vor den Augen, bei allem, was sie tat.
So war der Nachmittag in Kümmernis dahingegangen. Nun war der Abend da und seufzend wollte sie den Laden schließen.
Da — erschrocken fuhr sie zurück und hätte beinahe aufgeschrieen. Da war er wieder, der unselige, grüne Schlips und darüber ein blasses Gesicht.
„Sie haben mich schlecht bedient", sagte eine bebende Stimme, „ich bin ausgelacht worden — ausgelacht von dem Mädchen, das ich —"
„Nein!" schrie sie auf, „sprechen Sie das Wort sticht aus, sagen Sie nicht, daß Sie ein Mädchen lieben, das Ihren Wert an einer Kravatte mißt, sagen Sie das nicht?"
vergraben hatte. — Die im Waldhörnle aus der Schaukel gestürzte Buffetdame hat den Halswirbel gebrochen und ist gestorben. Es war eine korpulente Witwe, die mit großer Wucht am Boden aufschlug.
Reutlingen, 30. Juni. Ein 15 jähriger Hausbursche hängte sich in einer Scheuer „spaßhalber" an einer Leiter in ziemlicher Höhe vor seinen Kameraden auf, die die Gefährlichkeit dieser Dummheit erst einsahen, als der Hängende keinen Laut mehr von sich gab. Sie schnitten den Unvorsichtigen nun ab, wobei dieser anderthalb Stock hoch herunterfiel und erst nach längeren Wiederbelebungsversuchen wieder zum Bewußtsein kam; durch den Fall hat er jedoch schwere Verletzungen erlitten.
Feriensonderzug Hamburg-Stuttgart. Zu Beginn der Hamburger Schulferien verkehrt in diesem Jahr ein Feriensonderzug nach Stuttgart. Der Zug verläßt Hamburg in der Nacht vom 8./9. Juli um 8.56 Nm. und trifft über Hildesheim-Bebra-Würz- burg-Heilbronn um 12.12 Nm. am 9. Juli in Stuttgart ein. Für Reisende nach Ulm, Friedrichshafen, Freudenstadt ist ab Stuttgart, für Reisende nach Wildbad ab Bietigheim durch fahrplanmäßige Züge günstige Beförderungsgelegenheit bis zur Zielstation geboten.
Sonderzug nach Friedrichshafen. Wir machen auf den in der Nacht vom 4./5. Juli von Stuttgart nach Friedrichshasen abgehenden Sonderzug aufmerksam. Hinfahrt: Stuttgart Hauptbhs. ab 11.00 Nm. am 4. Juli, Friedrichshafen Stadtbhf. an 4.05 früh am 5. Juli. Rückfahrt: Friedrichshafen Stadtbhf. ab 10.05 Nm. ab 5. Juli, Stuttgart Hauptbhs. an 2.55 früh am 6. Juli. Der Preis einer Fahrkarte von Stuttgart nach Friedrichshafen und zurück beträgt in 2. Klasse 10.40 Mk., in 3. Klasse 7,20 Mk.
Aus ^taSt» Bezirk uns Umgebung
Gruß zm SmmM der WksMtei!
„Zum Maienplatze!" sei die Losung heute, Herbei Ihr Mannen all aus Stadt und Land! Wenn je ein Bürgerfest das Herz erfreute.
So schließe dies um Euch ein festes Band!
Wo über uns die Schwarzwaldtannen rauschen. Bezeug es jeder feste Händedruck,
Daß wir als freie Männer Grüße tauschen Und freies Wort sei unsres Festtags Schmuck.
Ein Mann erstand im Württemberger Lande, Ein ganzer Mann vom Haupte bis zum Fuß, Der stets als Erster vor dem Feind gestanden: Ja unsrem Payer gilt der erste Gruß!
An uns ergeht sein Waffenruf zum Rüsten,
Zwei Fronten sind's mit je besondrem Feind: Das Zentrum ist's mit seinen Herrschgelüsten Und der „Genossen" Geist, der nur verneint.
Und jede große Frage, die im Reiche,
In unsrer Schwabenheimat uns bewegt.
Sie wird zur Lösung oder zum Vergleiche Befruchtend und belebend angeregt.
Sie rang die Hände und Tränen erstickten ihre Stimme.
Was war das? Dr. Aßmuth vergaß vor Erstaunen seinen eigenen Kummer. Betroffen sah er auf das junge Mädchen. Dann trat er plötzlich vor sie hin.
„Sagen Sie mir mal die Wahrheit, Fräulein Hilde, warum haben Sie mir eigentlich diesen grünen Schlips verkauft?"
„Aus Schlechtigkeit", sagte sie.
„Sie wußten, daß er häßlich war?"
Sie nickte.
„Daß er geeignet war, mich lächerlich zu machen?"
„Ich wußte es."
Er sah sie an und wandte sich zum Gehen.
„Gehen Sie", rief sie, „gehen Sie und sehen Sie mich nicht wieder an. Aber sagen Sie nicht, daß ich Sie unglücklich gemacht, weil ich Sie vor einer Frau bewahrte, die Sie nicht liebt, nicht versteht, Ihrer gar nicht würdig ist-"
Er sah mit langem Blick in ihre weinenden, flammenden Augen, dann ging er und ließ sie in strömenden Tränen zurück. . . .
Doch eines Tages kam er wieder.
„Liebes Fräulein Hilde — ich brauche einen neuen Schlips — einen wunderfeinen, schneeigweißen —" Er sah ihr mit leuchtenden Augen in das blasse Gesicht: „So einen, wie man ihn zur Hochzeit trägt. Und es soll der letzte sein, den Sie verkaufen, und" — er ergriff ihre Hände — „und
Wer Frieden will, muß sich zum Krieg bereiten Und wer bereit will sein, der sei zur Stell; Dann wird der Tag für künft'ge Kampfeszeiten Ein kraft- und eintrachtspendender Appell! Den 1. Juli 1908. Ll-r.
Neuenbürg, 1. Jul. Die Gerichtsferien beginnen am 15. Juli und dauern bis 15. September. Während der Ferien werden nur in Feriensachen Termine abgehalten und Entscheidungen erlassen. — Feriensachen sind: 1. Strafsachen, 2. Arrestsachen, 3. Meß- und Markisachen, 4. Streitigkeiten zwischen dem Vermieter und dem Mieter und Untermieter, 5. Streitigkeiten zwischen Dienstherrschaft und Gesinde, zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer hinsichtlich des Dienst- und Arbeitsverhältniffes, 6. Wechselsachen, 7. Baujachen, sofern über die Fortsetzung eines angefangenen Baues gestritten wird. Das Gericht kann auf Antrag auch andere Sachen, soweit sie besonderer Beschleunigung bedürfen, als Feriensachen bezeichnen. Auf das Mahn-, Zwangsvoll- streckungs- und Konkursverfahren sind die Ferien ohne Einfluß.
Neuenbürg, 2. Juli. Wir machen auf die neuen, jetzt ausgegebenen Oberamtsbeschreibungen aufmerksam, die als Sonderdrücke aus der vom K. Statistischen Landesamt herausgegebenen großen Landesbeschreibung im Verlag von W. Kohlhammer in Stuttgart erschienen sind. Jedes Ob er amt ist in besonderem Heft einzeln zu haben und ist mit Bildern und einer prächtigen Karte des betr. Regierungskreises versehen, die sonst einzeln mehr kostet als das ganze Heft, dessen Preis nur 80 Pfg. ist. Die uns vorliegende Beschreibung unseres Oberamts Neuenbürg gibt sowohl über die allgemeinen Verhältnisse des Bezirks, als über die einzelnen Wohnsitze rc. Auskunft. Wir empfehlen dies Heft aufs beste.
Pforzheim, 3. Juli. Es darf jetzt als ziemlich sicher bezeichnet werden, daß Pforzheim, das sich schon das Dorf Brötzingen einverleibte, nun auch binnen kurzem die benachbarte, zum Teil industrielle Landgemeinde Dill-Weißen st ein im Nagoldtale eingemeinden wird. Soeben ist hierüber eine Denkschrift des Oberbürgermeisters erschienen, die sehr überzeugend die Vorteile der Eingemeindung Dill-Weißensteins beleuchtet. Unter anderem könnte die Stadt dann ein neues Wasserkraftwerk von 2500 Pferdekräften einrichten. Da die allgemeine Geschäftslage aber immer noch flau ist und auch mit Rücksicht auf andere Umstünde, dürfte jedoch der Zeitpunkt der Eingemeindung noch etwas hinausgeschoben werden, vermutlich bis Neujahr 1910,
Neuenbürg, 4. Juli. Dem heutigen Schweinemarkt zugeführte 38 Stück Milchschweine wurden zu 28—38 das Paar verkauft.
Auflösung des Palindroms iu Nr. 100.
Lena — Adel.
Voraussichtliche Witterung.
Zunächst noch keine wesentliche Aenderung.
«M- Hiezu zweites Blatt. "MA
, du selbst sollst den Knoten schlingen, auf daß er ewig halte."-
Ueber die Stimme des Kindes liegen eine Reihe von ärztlichen Versuchen vor. Schon der erste Schrei des Kindes, den es in die Welt hinein tut, ist bedeutsam; er läßt bereits Differenzen von Halbtönen erkennen. Nach 6—8 Wochen zeigt sich schon ein Gefühl für die Länge des Tones. Dann kommt das Gefühl für Rhythmus. Im 4.-5. Monat zeigt sich ein Gefühl für Tonhöhe, im 6.—7. Monat macht sich die einfachste Form des Singens bemerkbar, und etwa im 10. Monat lassen die Aeußerungen des Kindes schon Jntervallbildung erkennen. Nach kurzer Zeit kann man bereits ein spielendes Experimentieren mit den Tönen feststellen, sodaß das Kind also schon selbständig produziert. Natürlich zweigen sich hier bei den verschiedenen Kindern viele Verschiedenheiten. Die Tonentwicklung ist dann zwei großen Einflüssen ausgesetzt, einmal etwa im 2. und 3. Lebensjahr, wenn das Kind mit anderen Kindern in Verkehr tritt, wobei dann das reine Singen verschwindet, das andere Mal in der Schulzeit mit einem regelrechten Gesangsunterricht. 80 von Hundert aller Personen, die Gesang treiben, verlieren bald ihre Stimme! Das ist eine deutliche Warnung, die eine Reform des Gesangsunterrichts in den Schulen herbeiführen sollte.
sDer schiefe Mund.j „Ich spreche nämlich, wie mir der Schnabel gewachsen ist." — „„Drum kommt auch so viel schief heraus!"" (Schlußfolgerung.)