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In dem Streben der unteren und mittleren Stände nach Ausbildung in der Gesangskunst erblickt er einen erhebenden Beweis dafür, daß das ideale Streben im Volke fortlebt und nicht zu ertöten ist durch widrige Einflüsse irgend welcher Art. Es sei ein volksbildendes und volksveredelndes Werk von sittlicher und sozialer Bedeutung, den Männergesang mit Rat und Tat zu unterstützen. Ferner führte er aus, daß der Gesang aus dem Leben heraus für das Leben geboren sei und daß eben darum der Ge­sang diejenigeKunstsei,diebeiden meistenAkten unseres geselligen Lebens eine Rolle spielt. Er sei auch mehr die Kunst der Armen, darum möge der Gesang in Staat, Gemeinde und Familie gepflegt werden. In der Tat komme man in deutschen Landen diesem be­rechtigten Wunsche am meisten nach. Es liege dies in der Eigenart, in der tiefen Gemütsanlags der Deutschen. Ganz besonders möchte er das deutsche Lied gepflegt wissen als das heilige Vermächtnis jener Männer, denen in schweren Zeilen ein Herz im Busen geschlagen voll Liebe für des deutschen Volkes Wohl und des deutschen Landes Ehre. Der Mannerchor habe sein gebührend Anteil an den ent­scheidenden Ereignissen der BildungS- und Entwick­lungsperioden Deutschlands und an den gewaltigen Bewegungen, welche im 19. Jahrhundert das soziale Leben zuerst erschütterten und dann umbildeten. Mit einem warmen Appell an die Buudesvereine sowie an die übrigen Fcstgäste, sich der Pflege des Ge­sanges und besonders des deutschen Liedes auch in Zukunft mit Eifer und Treue hinzugeben und dieselben zu einem Hoch auf das deutsche Lied auffordernd, schloß er seine nach Form und Inhalt gleich gediegene Rede. Auch Herr Schultheiß Ernst begrüßte die Fcstgäste namens der Gemeinde Stamm­heim. Eine der Festjungfrauen, Frl. Emilie Binder, entbot den Sängern einen Gruß in poetischem Ge­wände. Während dessen hatte sich der Himmel mit dunklen Gewitterwolken überzogen. Er öffnete seine Schleusen und ein Wolkenbruch ergoß sich über die Menge. In aller Eile wurde noch die Ver­teilung der Preise vorgenommen. Es erhielten einen Preis Ire Freundschaft Neuhausen, Id Lieder­kranz Deckenpfronn, Io Gesangverein Ostels­heim, Ila Eintracht Merklingen, llb Lieder- krarz Gechingen. Dem Liederkranz Srammheim wurde durch Frl. Marie Rühm ein von den Festdamen gestiftetes Fahnenband überreicht, wofür Kassier Joh. Ktrchherr im Namen des Vereins den Dank ausdrückte. Auf den Vortrog der Ge- samtchöre: 1. Wir grüßen dich, du Land der Kraft und Treue v. F. Huber, 2. So sei gegrüßt viel tausendmal v. Schumann, 3. O Maidle, du bist mei' Morgenstern v. Silcher sowie auf die Vorträge der einzelnen Vereine mußte man leider verzichten. Der Festplatz leerte sich schnell. Jedermann suchte unter Dach und Fach zu kommen. Ein Festball im Gasthaus zum Bären bildete den Abschluß des Festes, und wem auf dem Festplatz die Festfreude und das Fcstvcrgnügen zu sehrverwässert" wurde, konnte hier wieder einigermaßen Entschädigung finden. Wir schließen unfern Bericht indem wir das Resume über das 16. Gaufest des Westl. Gäusängerbuudcs dahin zusammensasscn: Das gesanglich Gebotene Hot ge­zeigt, daß in unserem Gau der Männergesang fleißig

gepflegt wird, was den Sängern und gewiß auch den opferwilligen und unermüdlichen Dirigenten zur Ehre gereicht. Mögen sie fortschcsiten auf der Bahn echten schwäbischen und deutschen Singens. Der Bund aber möge auch ferner blühen und gedeihen! ok.

s. Nenbulach, 16. Juni. Der in diesem Blatte schon einmal erwähnte Wanderkochkurs fand gestern im Gasthaus zum Hirsch mit einem Festessen bereitet von den Kochschülerinncn und besucht von über 40 Personen seinen Abschluß. Die Küche machte den Schülerinnen und dadurch besonders der Leiterin des Kochkurses, Frl. Frida Härtner aus Tübingen, alle Ehre. Nicht zu ver­wundern ist es daher, daß bald die Zungen gelöst wurden und sich in lobender Weise über das Ge­botene und über den Wert eines Kochkurses aus­drückten. An das Essen schloß sich eine mündliche Prüfung an, welche Zeugnis davon ablegte, daß mit Fleiß und gutem Willen auch in kurzer Zeit viel erreicht werden kann. Dies war hauptsächlich aus den pünktlich und sehr geordnet geführten Heften der Schülerinnen zu ersehen. Der zweite, gemütliche Teil nahm einen sehr schönen Verlauf. Ein von den in echt Hinterwäldertracht gekleideten Kochfräu­lein in unserer Mundart gehaltener Vortrag über die Leiden und Freuden eines Kochkurses fand all­gemeinen Beifall. Unsre Erwartungen wurden in jeder Hinsicht übertroffen. Es ist daher zu wünschen, daß in unserem Bezirke dieses Vorgehen auch Nach­ahmung finde. Besonderer Dank sei deshalb auch unsrem rührigen Stadtvorstand gesagt, der sich die Mühe nicht verdrießen ließ, diese Wohltat unsrem Kirchspiel zu verschaffen. Der scheidenden Koch­lehrerin, welche es verstanden hat, in dieser kurzen Zeit die Herzen aller zu gewinnen, wünschen wir, daß sie überall freundlich ausgenommen und ihren Leistungen entsprechend geschätzt und gewürdigt werde.

-r. Wildberg, 16. Juni. Am Sonntag morgen fand man den Müller Br. von hier auf der Calwer Straße in der Nähe der Pfrondorfer Mühle in verunglücktem Zustande. Er war Samstag Nacht dort während der Heimfahrt unter seinen geladenen Wagen gekommen, wobei ihm ein Bein und ein Ohr abgefahren wurden. Der Zustand des Unglück­lichen scheint nicht unbedenklich zu sein. .

Von der badischen Grenze, 15. Juni. In letzter Woche wurde in Pforzheim ein an­geblicher Malergeselle Karl Heinerl aus Glücks­burg festgenommen, der stark verdächtig war, kurz zuvor in der Kirche zu Liebcnzell ein Einbruch verübt zu haben. Der Fesigenommene wurde von Pforzheim nach Calw transportiert, ist aber gestern früh wieder entwichen. Er scheint sich sofort wieder nach Pforzheim gewendet zu haben; wenigstens wird ihm ein in vergangener Nacht bei einem dortigen Malermeister verübter Fahrraddiebstahl zur Last gelegt.

Ntaichingen, 14. Juni. Heute abend zog zwischen 45 Uhr ein heftiges Gewitter über den Ort herein. Durch Blitzschlag wurde die große Scheune deS Bauern Johannes Schilling entzündet und brannte in kurzer Zeit gänzlich ab. Tie hart daneben stehenden Gebäude konnten gerettet werden.

Ein Glück war der strömende Regen; denn die vorhandenen Brunnen fingen an zu versiegen.

Biber ach, 13. Juni. Gestern vormittag hat sick der 52 Jahre alte verheiratete Flaschner Franz Bammert hier in seinem Gartenhäuschen erhängt. Die den Fall begleitenden Umstände sind außerordentlich tragisch. Bammert war verheiratet und Vater zweier Kinder, von denen ihm das jüngste, ein 10-jähriger Knabe, besonders am Herzen lag. Gestern früh entfernte er sich von zu Hause und nahm den Knaben mit in den Garten. Dort angekommen, warf er den Knaben in das eingegra­bene Wasserfaß. Wohl in der Annahme, derselbe werde mit ihm sterben, wandte er sich zum Garten­haus und hängte sich auf. Der Knabe konnte sich inzwischen aus dem Faß herausarbeit-n und mußte das Schreckliche mitansehen. Weinend kam derselbe nach Hause gesprungen, um der Mutter zu sagen, was er erlebt. Am Tatort fand man die Leiche des Bedauernswerten, an dem man in letzter Zeit Spuren geistiger Gestörtheit wahrgenommen hat.

Berlin, 16. Juni. Bei einer Felddienst­übung des Regiments Garde du Corps erlitt h^ute Vormittag der Oberleutnant Prinz Wilhelm zu Wied, der als Regiments-Adjutant eine Meldung zu überbringcn hatte, einen Unfall. Sein Pferd ging plötzlich durch und jagte in einen Kiefernwald mit niederen Stämmen. Der Pr nz wurde durch das Geäst vom Pferde geschleudert und ihm das linke Bein gebrochen. Auf dem Pferde eines Ser­geanten wurde der Prinz nach Potsdam gebracht.

Genf, 15. Juni. Der König Peter Karageorgiewitsch empfing heute Nachmittag 3 Depeschen aus Belgrad. Die erste stammte vom Minister Präsidenten, welche Karageorgiewitsch, seine einstimmige Wahl zum Könige anzeigte. Die zweite Depesche meldete ihm den AuSgang der Skoptschina-Sitzung und den Dank der Armee. Die dritte Depesche kündet den Abgang einer Deputation aus Belgrad mit dem Orient-Exprcßzug an, welche dem König persönlich seine Ernennung übermitteln soll und ihn einladet, nach dem Vaterlande zurück- zukehrcn. Der König antwortete mit einer Depesche, worin er den Rcpräsendanten des Volkes dankt und erklärt, den Thron seiner glorreichen Vorfahren im Interesse des Vaterlandes besteigen zu wollen. Es lebe das serbiscke Volk, es leben die treuen Abgeordneten! Am Mittwoch wird die Deputation hier eintreffcn und am Donnerstag wird der König mit derselben nach Belgrad reisen. Er schickte Depeschen an den König von Italien, den Fürsten von Montenegro und an die Kaiser von Rußland und Oesterreich. Das Hotel, in welchem der König wohnt, ist heute Abend von einer großen Volks­menge belagert. Es ist ein eigener Sicherheitsdienst eingerichtet worden. Der König erhält massenhaft Blumen und Glückwunschtelegramme.

Paris, 15. Juni. Santos Dumont machte gestern einen Versuch mit seinem lenkba - ren Luftschiff. Er begab sich mit seinem Ballon bis über den Rennplatz von Longchamp, woselbst er unter dem Beifall der Zuschauer mehrere Manöver ausführte und Zum Aufstiegsort zurückkehrte.

AMiche Md Primtmytigm.

Teirrach.

Aus der Konkursmasse des Georg Ursig, Wagners hier, verkaufe

ich am Mittwoch, Den 24. Juni, von vormittags 11 Uhr an, folgende Gegenstände gegen sofortige Bezahlung:

1 Weitzzeugkasten, 1 Kommode, 1 Nähtischle. 1 Nähmaschine,

2 Tische. 1 Divan, 3 Rohrsessel, Betten und Bettzeug, 3 Bett­laden, 2 Nachttischlen, 1 Waschtisch mit Marmorplatte, 1 großer Spiegel, 1 Kinderwagen, 3 Mostfässer und sonstigen allgemeinen Hausrat;

ferner:

1 Radmaschine, 1 Bandsäge, 1 Cirkelsäge, 1 Charabank, 2 Schlitten, 1 Bernerwäg ele, verschiedene Sorten Wagnerholz und Wagnerhandwerkzeug.

(Das Ursig'sche Wohnhaus, zum Wagnereibetrieb geeignet, kann gegen geringe Anzahlung käuflich erworben werden.)

Konkursverwalter:

_ Bezirksnotar Kurz.

Stadt Herrenberg.

Eichenstämme-Verkauf

Dienstag, den LZ. Juni ö. A,

aus hiesigem Stadt- und Stiftungswald:

105 Eichenstämme bis 12 m lang, bis 80 om Durchmesser, zus. 152.36 Fm. und zwar 38,56 Fm. I., 60,40 Fm. II., 48,40 Fm. III., 5,66 Fm. IV. Klasse. Der Verkauf beginnt vormittags 9 Uhr im Stiftungswald. Abgang in der Stadt vom Marktplatz aus um 8 Uhr. Fahrgelegenheit ist geboten.

Wakdrneisteratnt Aöckke.

K. Amtsgericht Calw.

Der 32 Jahre alte Bauer Johan­nes Reutschler von Unterst augftett

ist durch Beschluß von heute wegen Trunksucht bezw. Verschwendung ent­mündigt worden.

Den 13. Juni 1903.

Oberamtsrichter

Fischer.

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Auf 1. Oktober habe ich die

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