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Anzeiger für das Lnztal und Umgebung.
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^ 83.
Reuenburg, Mittwoch den 27. Mai 1908.
66. Jahrgang.
Mrm Sseh au.
Köln, 25. Mai. Heute abend veranstaltete die Stadt Köln zu Ehren des Kronprinzen und der Kronprinzessin im Gürzenich ein Festbankett zu 280 Gedecken. Dabei hielt Oberbürgermeister Wallraf eine begeistert aufgenommene Begrüßungsansprache, auf die der Kronprinz mit herzlichen Dankesworten erwiderte. — Alsdann wurde eine großartige Beleuchtung des Rheinufers und der auf dem Flusse liegenden Schiffe veranstaltet. Die kronprinz- lichen Herrschaften unternahmen auf dem Salon- dampser „Kaiserin Friedrich" eine Fahrt rheinauf- wärts. Nach der Rückkehr erfolgte ihre Abreise nach Bonn. Das trotz des Regens zahlreich versammelte Publikum brachte dem Kronprinzenpaar lebhafte Kundgebungen dar.
Berlin, 25. Mai. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Heute mittag empfing der Reichskanzler die noch anwesenden Vorstandsmitglieder der Internationalen Vereinigung für Krebsforschung, welche unter Führung des auf Lebenszeit gewählten Ehrenpräsidenten der Vereinigung, v. Leyden, von der Begründung der neuen Organisation Meldung machten. Der Reichskanzler gab seinem Danke für die ihm erwiesene Aufmerksamkeit Ausdruck und betonte sein Interesse und seine hohe Achtung für den ärztlichen Stand.
Prinz Ludwig, der bayerische Thronfolger, wohnte am Sonntag der Jahresversammlung des Bayerischen Kanalvereins in München bei. Er brachte im Verlaufe der sich an die Versammlung anschließenden Tafel einen längeren Trintspruch auf den Bayerischen Kanalverein aus, in dem er eine große Reihe verschiedener Kanalfragen, darunter auch den Staatsvertrag zwischen Bayern und Preußen über die Fortführung der Mainkanalisation berührte. Bezüglich der Schiffahrtsabgaben sagte der Prinz u. a., der Staatsvertrag zwischen Bayern und den beteiligten Nachbarstaaten steht ja fest. Es findet sich nur leider eine Klausel darin, die Sie alle kennen, das ist, daß Binnenschiffahrtsabgaben eingeführt werden sollen. Nun wissen die Herren, daß es mir prinzipiell lieber wäre, daß Wasserstraßen von Abgaben frei wären. Wenn es aber absolut nicht anders geht, so sage ich: lieber Wasserstraßen mit Schiffahrtsabgaben, wenn sie nur nicht zu hoch sind, als gar keine. — Diese Aeußerung des erlauchten Redners läßt erkennen, daß Bayern sich in der Frage der Schiffahrtsabgaben nach anfänglichem Zögern auf die Seite Preußens gestellt hat.
Keine Diskontermäßigung! Der Zentralausschuß der Reichsbank ist auf Freitag einberufen, eine Herabsetzung des Diskonts ist nicht beabsichtigt.
London, 25. Mai. Zu Ehren des Präsidenten Falliores fand gestern abend im Buckinghampalast ein Festmahl statt. Der Präsident saß zwischen dem König und der Königin. Der König hieß in französischer Sprache den Präsidenten in seinem und der Königin Namen willkommen und wünschte, daß der Präsident von seinem ersten Aufenthalt in England eine angenehme Erinnerung behalten werde. Der König wies auf die französisch- englische Ausstellung hin, die einen Beweis für die Latente eoräiale zwischen beiden Völkern bilde. Er wünsche der Entente dauernden Bestand, zum Glück und Wohlergehen beider Nationen und zur Aufrechterhaltung des Friedens. Sein Toast galt dem Präsidenten und dem Wohlergehen Frankreichs. Präsident Fallieres dankte für den glänzenden Empfang, Frankreich betrachte die wechselseitigen Erfolge der Landesoberhäupter als eine Bestätigung des herzlichen Einvernehmens, das seiner Ueberzeug- ung nach die Zukunft immer inniger gestalten werde, zum Wohle beider Länder und für den Weltfrieden. FaMres trank auf den König, seine Familie und die Entwicklung der Freundschaft zwischen den beiden Ländern.
.Hanau, 25. Mai. Im hiesigen Infanterie- i Regiment Nr. 166, das dieser Tage auf dem Uebungsplatz bei Darmstadt sein Bataillonsexerzieren abhielt, sind 43 Mann nach dem Genüsse von Wurst an Vergiftungserscheinungen erkrankt. Die Erkrankungen sind sämtlich leichterer Art, so daß eine Gefahr ausgeschlossen ist.
Freib erg i. S., 25. Mai. Der bei dem Einbruch in der kgl. Muldenhütte gestohlene Platinkessel wurde gestern abend in einer Schleuse in der Nähe der Einbruchsstelle durch einen Schüler aufgefunden. Arbeiter vom Hüttenwerk wurden herbeigeholt und brachten das gestohlene Gut in Sicherheit.
Karlsruhe, 23 Mai. Aus dem Bühler Tal und aus der Gegend von Achern, sowie aus dem Breisgau werden von gestern nachmittag furchtbare Hagelwetter mit Schloßen in der Größe von Walnüssen bis zu der von Hühnereiern gemeldet, die an den Obstbäumen und Reben großen Schaden angerichtet haben. Aus Achern wird gemeldet, daß die Hoffnungen der Landleute auf ein gutes Obstund Weinjahr nahezu vernichtet wurden; eine Viertelstunde lang hagelte es dort Stücke bis zu mittlerer Walnußgröße bei starkem Wind. Das Korn liegt platt auf dem Boden. Besonders wurden die Kirsch- und Zwetschgen-Bäume stark mitgenommen. Ueberall findet man Tausende und Abertausende abgeschlagener Früchte und Blätter. In O belach ern wurden in der Bindfadenfabrik gegen 200 Scheiben eingefchlagen. Besonders fürchterlich hauste das Hagelwetter in Mösbach, Waldulm, dem vorderen Teil von Kappelrodeck, Oberachern, Sasbach- walden und einem Teil von Obersasbach. An den Weinbergen wurde schwerer Schaden angerichtet. Nicht nur wurden die jungen Triebe zerfetzt und abgeschlagen, sondern teilweise auch das alte Holz beschädigt. Doch fiel der Hagel nur strichweise, so daß einzelne Lagen vollständig verschont blieben. In den betroffenen Gebieten sind bis zu 60 Prozent zerstört. In der Ettenheimer Gemarkung dürfte sich der Schaden auf rund 100000 Mk. belaufen.
Heckfeld (bei Lauda), 25. Mai. Ein schweres Unglück hat hier sich gestern ereignet. Ein Maurer hob nach Rückgauerscher Methode ein Haus, wobei, wie man hört, das genaue Zusammenarbeiten außer Acht gelassen wurde. Durch ungleichmäßiges Drehen der Hebegeschirre brach das Haus in sich zusammen und begrub die Bedienenden unter sich: vier davon sind tot, sieben schwer verletzt. Der Maurermeister wurde verhaftet.
London, 26. Mai. Wie einem hiesigen Blatte aus New-Aork gemeldet wird, ist in Philadelphia gestern nacht ein Straßenbahnwagen ins Rollen geraten und einen steilen Abhang hinunter mit voller Kraft auf fünf andere Straßenbahnwagen aufgefahren, die mit Passagieren dicht besetzt waren. Viele Insassen wurden auf die Straße geschleudert, manche unter den Wagentrümmern begraben und schwer verletzt hervorgezogen. Vier Personen wurden bei dem Unglück getötet und 70 schwer verletzt.
New-Aork, 26. Mai. Blättermeldungen aus Dallas zufolge wird der Schaden, den die Ueber- schwemmung in Texas angerichtet hat, auf 2 Mill. Dollars geschätzt. Eine Feuersbrunst brach in Dallas aus und drohte die ganze Stadt zu zerstören. Häuser mußten mit Dynamit gesprengt werden, um ein weiteres Umsichgreifen des Feuers zu verhindern. Viele Straßen wurden unter Wasser gesetzt.
Württemberg.
Stuttgart, 26. Mai. Der Zweiten Kammer ist heute ein Gesetzentwurf betr. die Gewährung eines Darlehens an die durch ein großes Brandunglück im vorigen Jahre schwer heimgesuchte Gemeinde Darmsheim bei Böblingen zugegangen. — In der fortgesetzten Beratung der Bauordnung
wurden zu Art. 3, über den nun schon seit 3 Tagen beraten wird, eine Reihe von Anträgen eingebracht, sodaß die Sache immer verwickelter wurde. Im Mittelpunkt der Erörterungen stand immer noch die Frage, ob Genehmigung oder Vollziehbarkeitserklärung der Ortsbausatzungen durch Ministerium oder Bezirksrat. Nach 5 ^4 ständiger Debatte konnte der Präsident endlich erklären, daß kein weiterer Redner mehr zum Wort gemeldet sei. Die Abstimmung, die sich wegen des Rattenkönigs von Anträgen, es sind deren gegen 30, außerordentlich schwierig gestalten wird, wurde auf morgen verschoben.
Echterdingen, 25. Mai. Am Samstag nachmittag wurde hier eine Frau von einem Automobil überfahren. Sie erlitt einen Schädelbruch und befindet sich in Lebensgefahr.
Sulz, 26. Mai. Einbrecher haben heute nacht dem hiesigen Güterschuppen einen Besuch abgestattet, die Diensträume erbrochen, alles durchwühlt bis aus den Kassenschrank, der ihren Bemühungen widerstand und mitgenommen, was sie an Bargeld auftreiben konnten. Es waren aber nicht einmal ganz zwanzig Mark. Den Dieben ist man auf der Spur.
Vaihingen, a. E., 26. Mai. In Roßwag hat der Wettersturz seine schwere Folgen nicht blos in der Vegetation, sondern auch in der Vogelwelt bemerkbar gemacht. Von den jungen Störchen im dortigen Neste sind bereits drei eingegangen und auch der vierte scheint nicht durchzukommen. Wie die „Landpost" berichtet, legen die alten Störche die Jungen mit ihren Schnäbeln immer hin und her, als ob sie bemüht wären, sie ins Dasein zurückzurufen.
Stuttgart, 25. Mai. Trotz Ungunst der Witterung kam am Sonntag der geplante Ausflug des Familienkranzes nach Höfen und Wildbad zur Ausführung und verlief in der Hauptsache nach dem ausgegebenen Programm. Insbesondere unternahm der größere Teil der Gesellschaft nach dem Frühstück im Ochsen in Höfen den Marsch nach Wildbad und führte denselben auch durch. Der andere Teil der Gesellschaft fuhr mit dem Sonderzug nach Wildbad und besichtigte dort die verschiedenen Bäder und Kuranlagen. Auch nach dem gemeinsamen Mittagessen in den schönen Räumen des Badhotels wurde die Zeit wieder zu größeren und kleineren Wanderungen benützt. Die neue Bergbahn lockte viele zu einer Auffahrt. Die Anlage der Bahn fand einstimmige Anerkennung und von oben gewährte Wildbad und seine nähere Umgebung ein liebliches Bild, dem nur der Glanz der Sonne fehlte. Um 6 Uhr versammelten sich dann die Teilnehmer wieder im Badhotel zum Abendessen und Tanz, welch letzterem insbesondere die Jugend bis zur Abfahrt des Sonderzugs nach Stuttgart lebhaft huldigte.
Kus ^taSt» Besü'l-i uns Umgebung
Die Eröffnung der Bergbahn in Wildbad.
Den 23. Mai 1908.
II.
Bald nach erfolgter Vereinigung der Festgüste im Cafösaal des K. Badhotels bestieg Stadtschultheiß Bätzner, der verdiente Vorsitzende des Auffichtsrats, den Rednerpult, um in trefflicher Ansprache der Festversammlung einen klaren Bericht zu geben über die Verwirklichung des Gedankens einer Bergbahn. Bei der hohen Bedeutung der neuen Bahn und da die Eröffnung derselben gewiß das allgemeine öffentliche Interesse beansprucht, lassen wir die Rede in ihrem ganzen Umfang hienach folgen:
„Hochverehrte Festgesellschaft I Jupiter Pluvius, der bei uns im Enztal immer als ein etwas grober Schwarzwälder auftritt, hat uns heute einen gewaltigen Strich durch unser Festprogramm gemacht, das mit Sonnenschein und mit einem längeren Aufent-