-heilen unseres Schwarzwaldes körperlicher Leiden I wegen nicht genießen, sich dessen herrliche, ozonreiche Lust nur in beschränktem Maße zunutze machen konnten, werden den heutigen Eröffnungstag will­kommen heißen. Die Gründer des ersten Bergbahn­unternehmens in Württemberg hoffen, daß dieser Tag -ein Wendepunkt für Wildbads Entwicklung sein möge, sie sind überzeugt, daß Neu-Wildbad auf Sommerbergs lustigen Höhen bälder oder später in der ersten Reihe der Luftkurorte marschieren werde, indem es die Heilkraft der Quellen des altberühmten Thermalkurorts wirksam unterstütze. In dieser Ueberzeugung haben sich auch viele gemeinsinnige Bürger der Stadt und des Enztals in den Dienst der guten Sache gestellt. Wenn auch manches noch unvollkommen, das der Kritik vielleicht nicht Stand zu halten vermag, die Mitglieder der Verwaltung, welche ehrenamtlich wirken, hätten nur das beste gewollt. Wenn die Festteilnehmer befriedigt von der Fahrt zurückkehren, mögen sie recht viele Freunde zuführen, damit sich der Zweck des Unternehmens in jeder Hinsicht erfülle und sich so auswachse zum Segen von Stadt und Staat. Der neuen Bergbahn, der jüngsten Tochter württembergischer Industrie und schwäbischer Heimatliebe, die ihm ein liebes Kind geworden, rufe er ein frischesGlück auf", den Gästen all ein kräftigesWaldheil" zu. Nun er­klärte Ministerialrat Dr. v. Köhler im besonderen Auftrag des durch die Kammerverhandlungen in Stuttgart zurückgehaltenen Staatsministers des Innern v. Pischek unter wärmsten Glückwünschen die Bahn für eröffnet. Das Werk lege ein glänzendes Zeug­nis ab von der Leistungsfähigkeit deutscher und heimischer Industrie. Möchte ein glücklicher Stern darüber walten.

Nun begann die Fahrt bergan, die Gäste lang­sam aber sicher zwischen üppig blühendem Gelände in einem Zeitraum von 10 Minuten den 300 Meter hohen Berg hinaufbringend. Obwohl dem Walde graue Nebelschwaden entsteigen, bietet sich doch dem staunenden Fahrgaste ein entzückendes, in der Höhe mehr und mehr an Reiz gewinnendes Landschafts- bild. An der Endstation angekommen, betraten die Gäste das Bergplateau und besichtigten hierauf mit lebhaftem Interesse die gesamte technische Anlage, über welche wir noch nähere Mitteilungen folgen lassen wollen. Der nassen Witterung wegen mußte das Programm insoferne eine Aenderung erfahren, als von einem längeren Zusammensein Hieroben ab­gesehen wurde. Doch wollte man auch die Leist­ungsfähigkeit des Sommerbergwirts Wenz erproben; den Festgästen wurden programmgemäß Erfrisch­ungen geboten, wenn auch das naßkalte Wetter und die kurze bequeme Fahrt hierauf noch keine durstigen Kehlen gemacht haben mochte. Was für ein fest­liches Treiben sich aber da oben bei einem heißen Wetter, wie wir es noch die vorhergegangenen Tage hatten, entwickelt hätte, wie gut es sich überhaupt Hieroben rasten läßt, darüber war sich alles einig. Bald nach 4 Uhr wurde die Talfahrt angetreten, welche die Festgäste glücklich wieder hinunterbrachte, um sich im Cafesaal des K. Badhotels zu vereinigen.

(Wir müssen unfern Bericht hier abbrechen, da es heute Raum und Zeit nicht gestatten, über diesen nicht minder wichtigen Teil der Feier, die einen überaus gelungenen Verlauf nahm, des näheren zu berichten.)

Neuenbürg, 25. Mai. Der Vorstand der K. Regierung für den Schwarzwaldkreis in Reut­lingen, Hr. Präsident v. Hof mann, weilt in diesen Tagen hier, um in Begleitung des Hrn. Oberamt­mann mehreren Bezirksorten dienstlichen Besuch ab­zustatten. Es werden verschiedene neue Einrichtungen auf wirtschaftlichem und industriellem Gebiete besich­tigt, eine Aufgabe, die den Präsidenten der Kgl. Kreisregierungen alle 3 Jahre obliegt.

Neuenbürg, 24. Mai. Der plötzliche Wetter­umschlag hat am Freitag, wie schon erwähnt, eine starke Abkühlung mit sich gebracht. Von 22 Grad k ist das Barometer innerhalb weniger Stunden auf 6 Grad ge­fallen. Dieser Wettersturz ist der Einfluß einer Depres­sion, die von Großbritannien und Irland her sich über ganz Deutschland ausgebreitet hat, aber bereits in der Richtung nach Ungarn abzuziehen beginnt, wes­halb auch das Barometer schon wieder im Steigen begriffen ist. Infolgedessen dürfte auch die Wetter­lage schon in den nächsten Tagen wieder unter dem Einfluß eines barometrischen Maximums, das seit mehreren Tagen über dem Golf von Biskaja stand, sich bessern und die Temperatur in der weiteren Folge auch wieder steigen, so daß eine Schädigung der Vegetation angesichts der kurzen Dauer des Wettersturzes nicht zu befürchten sein dürfte.

Calw, 23. Mai. Schon wieder ist ein höchst bedauerlicher Unfall zu melden. Um 9 Uhr gestern abend wurde der 62 Jahre alte Eisenhändler Kübler aus Pforzheim in bewußtlosem Zustande in das hiesige Krankenhaus verbracht, woselbst er eine Stunde später verschied. Kübler war, von Alt- hengstett kommend, auf der Steige in der Nähe des Bahnwarthauses von einem Radfahrer, dem Gipser Stickel aus Althengstett, niedergefahren worden. Die Untersuchung wird festzustellen haben, in welchem Maße letzteren ein Verschulden trifft.

Jselshausen, 23. Mai. Heute vormittag stürzte am Neubau der Deckenfabrik ein Giebel ein und riß 10 daran beschäftigte Maurer mit. Drei wurden ins Bezirkskrankenhaus verbracht.

Nagold, 24. Mai. Zu dem Unfall an dem Neubau der Vereinigten Deckenfabriken Calw ist weiter zu melden: Der Einsturz der Mauer erfolgte vormittags st-9 Uhr. Der von den 4 abgestürzten Maurern am schwersten Verletzte, Maurer Gutekunst aus Schietingen, ist im Krankenhause gestorben. Die Bauleitung soll keine Schuld treffen; vielmehr soll die Ursache des Unglücks in dem Zusammen­treffen verschiedener ungünstiger Momente zu suchen sein. Die Untersuchung ist im Gange.

Oennkschrrs.

Das seltsamste Kaiserdenkmal der Welt wird wohl der kleine Ort Fi schbach in Württemberg besitzen. Ein bei Fischbach aufgefundener Petrefakt aus der antediluvianischen Zeit, ein Riesenfisch von 3^2 Meter Länge und einem Halsumfang von 2 Meter, ist von dem dortigen Kriegerverein aufgestellt und zu einem Denkmal Kaiser Wilhelm I. umge­wandelt worden. Die untere Inschrift ist Volapük.

Weniger sitzen und mehr liegen! Diesen Rat gibt Dr. Gelbke in der Medizinischen Klinik. Bei Besprechung des Hämorrhoidalleidens kommt

er auf dieKulturgeschichte" des Sitzens und führt aus, daß das Dauersitzen, wie es der moderne Mensch übe, in gewissem Sinne eine Erfindung des Mittelalters, eine Folge des Lebens in engen Räumen sei. Wohl kannten auch die alten Kultur­völker den Stuhl, aber dieses Gerät wurde nur ausnahmsweise benutzt, gewöhnlich lag man, beim Mahl, sowie in der Ruhe zu Hause. Auch die barbarischen Völker" lagen, wenn sie nicht körper­lich tätig waren. Noch im frühen Mittelalter kommen Stühle zum Sitzen nur selten vor und dann als Thronsessel für das Familienoberhaupt und für hohe Besuche; das übrige Gesinde lag oder kauerte auf Teppichen, Fellen und dergleichen. Der schädliche Einfluß des habituellen Sitzens (und Stehens) auf die übrigen Organe, insbesondere z. B. auf das Gehirn (Neurasthenie bei stillsitzenden Kopfarbeitern) ist bisher nicht genug betont worden. Die glänzen­den Erfolge der Bett- und Liegekuren hätten sonst zu weiteren therapeutischen Folgerungen führen müssen. Insonderheit muß verlangt werden, daß der Kaufmann, der Gelehrte, nachdem er den ganzen Tag auf seinem Stuhl verbracht, nicht auch noch seinen ganzen Feierabend versitze, sondern sich ent­weder Körperbewegung mache oder liege. Es scheint, daß die Amerikaner durch ihre Liege- und Schaukel­stühle eine recht praktische Ruhegelegenheit geschaffen haben. Dr. Krüche in München bemerkt dazu in der Aerztlichen Rundschau, daß noch heute Natur­völker viel lieber liegen als sitzen, und zwar legen sie sich mit Vorliebe nicht auf den Rücken, sondern auf den Bauch, wie es schon die Alten bei ihren Gastmählern getan haben. Er meint: Sollte nicht hiervon auch die schönere Körperhaltung und Ge­schmeidigkeit der Formen zu jener Zeit herrühren? Es ist doch auffallend, daß erst in der späteren Zeit des Mittelalters die Dickbäuche beider Geschlechter auf Gemälden auftauchen. Wer auf dem Leib liegend ausruht, übt schon dadurch eine gleichmäßige Kompression des Leibes aus, die einer unschönen Fülle vorbeugt. Dr. Krüche empfiehlt zum Schluß der modernen Raumkunst, sie möge praktische Liege- Möbel schaffen.

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müssen um noch Aufnahme z« ^ - 7 7 ?^" finden - längstens morgens S Uhr aufgegeben werden.

Größere Anzeigen mittags zuvor (nicht erst abends.)

Letzte Nachrichten u. Telegramme

Bern, 25. Mai. Das gestern eingetretene Schneetreiben hat die ganze schweizerische Hoch­ebene nördlich der Alpen heimgesucht. Es begann mittags in der Westschweiz, wo Wein- und Obstbau schwer geschädigt wurden, rückte dann ostwärts vor und erreichte abends 8 Uhr den Züricher See. Der Schaden ist überall außerordentlich groß. Der Schneefall, der fast 12 Stunden andauerte, bedeutet für die Landwirtschaft und den Weinbau der Schweiz eine äußerst schwere Katastrophe.

amtlich« Bekanntmachungen unS Privat-Slnseigen.

K. Oöerarnt Hleuenbürg.

Dik Herren Grtsnorsteher

werden veranlaßt, gemäß tz 9 des Bezirksstraßenstatuts die

Liquidationen über die Kosten der nicht in die Unterhaltung der Amtskorporation übernommenen Nachbarschastsstraßen für den Zeirraum vom 1. April 1907 bis 31. März 1908 nach dem heute ausgegebenen Formular in doppelter Ausfertigung zuverlässig bis 10. Juni ds. Js. bei der Oberamtspflege ein­zureichen.

Die Liquidationen sind von dem Ortsvorsteher und dem Gemeindepfleger pünktlich aufzustellen und vom Gemeiuderat anzuerkennen.

Ausdrücklich wird bemerkt, daß der Aufwand für die Etterstrecken der Staats- und Nachbarschaftsstraßen nicht in Anrechnung gebracht werden darf.

Den 23. Mai 1908.

Oberamtmann Hornung.

Neuenbürg.

Milch

hat zu verkaufen

W. Gegenheimer z. Germania.

Neuenbürg.

Ein guterhaltener, größerer

ist zu verkaufen

Gasthaus zumAdler".

Radfahrer-Uvrem

Neuenbürg.

Dienstag den 28. Mai

abends 9 Uhr

Versammlung

bei Kiefer.

Vollzähliges Erscheinen dringend erwünscht.

Der Wor stand.

Dobel.

Einen noch wenig gebrauchten

Wmiöiilkchll

hat auf den Abbruch zu verkaufen

Wilh. König, Säger.

Stadt Nenen-ürg.

Land- miii Mel-Itliilinchlih-, Krennhih- «ad Reifis-Verkans.

Am Samstag den 3V. Mai ds Js. vormittags 9 Uhr

werden auf dem hiesigen Rathause aus dem Stadtwald Distrikt II Abt 5 6 Oberes Eisenriß und 13k Altwasser im öffentlichen Aufstreich verkauft:

15 Stück Nadelholz mit Fm. Langholz: 2 II., 3 III., 0,32 IV., 2 V., 1 VI. Kl. und Fm. Sägholz: 1 I., 1 II. und 0,23 III. Kl.

85 Stück Rotbuchen mit Fm.: 2,25 III., 16,19 IV., 24,05 V. und 0,03 VI. Kl.

15 Stück Ahorn mit Fm.: 1,33 V. und 1,81 VI. Kl' Brennholz: Buchen Rm.: 61 Scheiter, 627 Prügel

und 104 Reisprügel. Ahorn Rm.: 3 Prügel.

Birken Rm.: 1 Prügel und Nadelholz Rm.: 13 Prügel.

Reisig geschätzt zu 300 Wellen.

Den 22 . Mai 1908. Stadtschnltheitzenamt.

Stirn.