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Der Lnztäler.

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82.

Neuenbürg, Montag den 25. Mai 1968.

66. Jahrgang.

MZmSLLhau»

In einem Teile der Presse war jüngst wieder einmal von einer Gefährdung der guten Bezieh­ungen Deutschlands zu den Vereinigten Staaten von Amerika die Rede, da die ameri­kanische Regierung sehr schlecht auf Deutschland zu sprechen sei. weil es sich allein von allen Staaten weigere, mit den Vereinigten Staaten einen Schieds- vertrag abzuschließen. Diese Nachricht aber ist ein­fach böswillig von deutschfeindlicher Seite in die Presse lanziert worden, um das gute Einvernehmen zwischen den beiden Staaten zu stören. Doch recht­zeitig und prompt ist die Widerlegung gekommen, daß die Verhandlungen zwischen den beiden Staaten über den Schiedsgerichtsvertrag nie abgebrochen waren, sondern noch im Gange sind. Die beiden Teilen vorteilhafte Annäherung der zwei großen Nationen ist also in keiner Weise gestört worden.

Düsseldorf, 23. Mai. Heute vormittag nahm der Kronprinz die Parade der ehemaligen Gar­disten aus dem Rheinland und Westfalen ab. Er ließ sich im Anschluß daran die Leute vorstellen, die in seiner Kompagnie gedient hatten, sowie einen alten Herrn, der noch unter Kaiser Wilhelm I. ausgebildet worden war und einen anderen, der zur Geburtsstunde des Kronprinzen vor dem Schlosse Wache gestanden hatte. Nach 11 Uhr reiste das Kronprinzenpaar nach Bonn zum Besuch des Prinzenpaares Adolf von Schaumburg-Lippe.

Leipzig, 23. Mai. In der Revisionsverhand­lung Moltke-Harden, die heute vor dem Reichs­gericht begann, war Harden mit seinem Verteidiger Justizrat Bernstein erschienen. Graf Moltke ist durch Justizrat Sello vertreten. Nach Begründung der Revision durch Justizrat Bernstein, einer Er­widerung des Reichsanwalts, sowie Replik des Ver­teidigers hat das Reichsgericht das Urteil des Land­gerichtes Berlin I vom 3. Januar ds. Js., durch das Harden wegen Beleidigung des Grafen Kuno v. Moltke zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden war, aufgehoben und die Sache an die Vorinstanz zurückverwiesen.

Die stärkere Rückwanderung aus den Ver­einigten Staaten nach Deutschland hat den

Staatssekretär des Innern zu der Verfügung veran­laßt, daß die Reichskommissare für das Auswander­ungswesen den mit Rückwanderern heimkehrenden Schiffen eine vermehrte Aufmerksamkeit zuwenden und durch wiederholte Besichtigungen solcher Schiffe eine beständige Kontrolle über die Rückwanderung ausüben.

Eine Konferenz von Vertretern sämtlicher Rheinufer-Staaten wird am 12. Juni in Bingen zusammentreten, um zur Frage der Rheinregulierung Stellung zu nehmen. Es wird beabsichtigt, das Binger Loch durch einen Seitenkanal für Schiffe gefahrlos passierbar zu machen. Die Kosten werden auf 30 Millionen Mark geschätzt.

Berlin, 23. Mai. Aus West- und Mittel­deutschland liegen Meldungen über schwere Ge­witter vor, die gestern niedergegangen sind und streckenweise schweren Schaden angerichtet haben. In den Distrikten Mülheim, Koblenz und Urmitz ging ein Wolkenbruch nieder, der den Schutzdamm oberhalb Mülheim einriß und den Orr überschwemmte, so daß die Bewohner die Häuser räumen mußten und kaum das nackte Leben retten konnten. In Thüringen und im Thüringer Walde richteten heftige Gewitter, die von schweren Wolkenbrüchen und Hagelschauern begleitet waren, bedeutenden Schaden in Flur und Feld an. Das Saaletal wurde be­sonders stark heimgesucht. Die Verlaufgräben über­fluteten und schwemmten große Erdmassen zu Tal. Auch in Gotha war das Unwetter sehr heftig. Am Klosterplatz stand das Wasser in Wohnungen und Läden 1 Meter hoch. Die Feuerwehr war in fieber­hafter Tätigkeit. In der Augustinerkirche mußte der Gottesdienst ausfallen, weil infolge der Ueber- schwemmung das Innere der Kirche verschlammt und versandet ist. Der Blitz hat an verschiedenen Stellen gezündet. In Dölau schlug der Blitz in den Webesaal der Fabrik von Kahle und zündete. Es gelang aber, des Feuers Herr zu werden. In dem Saaledorf Roßbach wurde ein Landwirt vom Blitz erschlagen. In Torgau wurden viele Hundert Fenster durch hühnereigroße Hagelkörner zerschlagen. Ueber Berlin ging ein Gewitter mit mächtigem Hagelschlag nieder. Allenthalben wurden Keller­überschwemmungen verursacht, so daß die Feuerwehr gegen neunzigmal alarmiert werden mußte.

Aus Baden, 27. Mai. Ein fürchterliches Hagelwetter ging gestern nachmittag 5 Uhr über der Heidelberger Gegend nieder. Betroffen sind die Ortschaften Friedrichsfeld, Seckenheim, Wieblingen, Dossenheim, Handschuhsheim, Heidelberg, Kirchheim, Rohrbach und Leinen. Die Obstbäume und Reben sind zum großen Teil vernichtet. Die Hagelkörner erreichten die Größe von Wallnüssen und Hühner­eiern. Die Heidelberger Anlagen und Alleen sind übel zugerichtet. Die Straßen sind mit Aesten und einer dicken Schichte von Hagelkörnern bedeckt. Seit Menschengedenken hat man hier kein solches Un­wetter erlebt.

Freiberg i. S., 23. Mai. In den K. Mul- dener Hüttenwerken bei Freiberg ist gestern abend ein schwerer Einbruchsdiebstahl zwischen 9 und 12 Uhr verübt worden. Es wurde ein Platinkessel im Gewicht von 27fts Kilogramm und im Werte von 70 000 Mk. gestohlen. Der Täter ist nicht ermittelt.

Chemnitz, 21. Mai. Wie gewonnen, so zerronnen. Der im Jahre 1876 hier geborene Handlungsgehilfe Heinrich Kurt Dietz versuchte sich mit Glück auf dem Gebiete des Börsenspiels. Er hat dabei nachgewiesenermaßen mehr als 180000 Mark gewonnen. Als er im Mai 1907 Deckung in Höhe von 28 000 Mk. schaffen mußte, vergriff er sich an dem Gelds seiner Mündel, der Kinder seiner Schwester im Betrage von 14500 Mk. Als er auch dieses Geld verloren hatte, flüchtete er mit dem kleinen Rest von 700 Mk., der ihm verblieben war, ins Ausland, stellte sich aber im April 1908 freiwillig der heimischen Behörde. Der Angeklagte erhielt wegen Untreue 1 Jahr 9 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrenrechtsverlust zudiktiert.

Brüssel, 23. Mai. DemEtoile Belge" zu­folge sind nach amtlicher Feststellung bei dem Eisen­bahnunglück von Contich 36 Personen getötet und 132 verletzt worden. Die gerichtliche Untersuchung über die Eisenbahnkatastrophe bei Con­tich hat festgestellt, daß die unmittelbare Schuld den Weichensteller van der Wies trifft. Er liegt an Gehirnerschütterung und Lungenentzündung hoffnungs­los darnieder. Schon zweimal hatte van der Wies leichte Eisenbahnunfälle aus ähnlichen Ursachen ver­schuldet. Dieser mit 3 Frks. besoldete Beamte hat 9 Kinder und ist sehr wenig intelligent. Antwerpener

Es ist hart hergegangen, aber sie drängten den Feind zurück."

Mit fieberglänzenden Augen weit vorgebeugt hatte Wolf ihm zugehört.Und Abteilung Heyde, Abteilung Deimling?" forschte er ungeduldig.

Abteilung Heyde ist in der Dunkelheit der Nacht vom 11. August in dem schwierigen Gelände von der Richtung abgekommen und konnte daher erst vormittags 9 Uhr nach Hamakari abmarschieren. Die verhältnismäßig schwächste Abteilung wurde von der größten Uebermacht des Feindes angegriffen. Daß es dem so bei weitem stärkeren Feinde nicht gelungen ist, das kleine Häuflein der deutschen Reiter, die in den ungünstigsten Verhältnissen fochten, zu überwältigen, ist einzig und allein der Hingabe und dem Heldenmuts der Truppe zu danken.

Auch unsere Abteilung, die heute früh einen er­neuten Angriff der Herero abzuweisen hatte und die Abteilung Deimling ist von den großen Anstreng­ungen des gestrigen Tages erschöpft.

Weiter, weiter," drängte Wolf in quälender Ungeduld,Wie ging es mit der Abteilung Deim­ling? Wo ist sie?"

Ohne große Schwierigkeit hat sich die Abteilung den Marsch durch den Paß von Omuweroumne er­zwungen und dort die Wasserstelle erobert," ant­wortete Reckling. Er sprach langsam und zögernd. Ohne den Offizier anzusehen, fuhr er fort:Schwerer war nachher der Kampf um die Wasserstelle bei der Station Waterberg, aber sie haben sie doch genommen

Wir mären unser vier.

Bon A. v. Liliencron.

14) - (Nachdruck verboten.)

- Schluß.

Im Feldlazarett bei Hamakari lag Wolf von Eschen. Seine Verwundung war nicht so schwer, als es am gestrigen Tage den Anschein gehabt hatte. Der Knochen war nicht verletzt, und so konnte er hoffen, bald wieder felddienstfähig zu sein. In den schlaflosen Stunden der Nacht, wo ihn das Wund­fieber schüttelte, war es über ihn gekommen wie eine gewaltige Sehnsucht nach einem Liebeswort aus der Heimat. Er hatte heimlich schon oft Stetten be­neidet und Eckard, die so strahlend gewesen, wenn die sehnsüchtig erwarteten Briefe eintrafen, und er hatte sich dann einen Toren gescholten, der sich eigenwillig um ein Glück gebracht hatte, das ihm hätte werden können. In dieser Nacht, untermischt mit Fieberphantasien hatte Inges Bild ihm in seiner ganzen Lieblichkeit zugelächelt, hatte ihn gegrüßt und ihm gewinkt und dabei die Sehnsucht nach ihr zu heißem Verlangen gesteigert.

Jetzt, ließ er sich Bleistift und Papier geben. Mit fliegenden Pulsen und zitternder Handschrift schrieb er:

Das Gefecht ist vorbei ich bin verwundet, aber werde bald genesen. Inge, teures, geliebtes Mädchen, der Ernst dieser Stunden öffnet mir die Lippen und das Herz, das Ihnen längst ge­hörte. Ich meine es nicht mehr ertragen zu

können, ohne einen Gruß von Ihnen, ohne die Gewißheit, daß Sie mich im Geiste begleiten bei den Gefahren und Entbehrungen dieses Feldzuges, und ohne Ihr Jawort, das mir die beglückende Gewißheit bringt, daß Sie mein sein wollen. Mein fieberndes Hirn und meine zitternde Hand versagen, ich kann heute nicht mehr schreiben, aber dies drückte mir das Herz ab, es mußte gesagt werden. Schreiben Sie mir, schreiben Sie mir bald, ich vergehe vor Sehnsucht und Ungeduld

Ihr

Wolf von Eschen."

Er steckte das Blatt in ein Kuvert, adressierte es und lehnte sich dann müde auf das Lager zurück. Da trat Reckling ein. Er sah auffallend blaß und ernst aus.

Wolf richtete sich aus.Was sind für Nach­richten von den andern Abteilungen?" fragte er hastig.

Der andere hatte sich auf seinen Bettrand gesetzt und schüttelte ihm die Hand.Gott sei Dank, daß es nicht schlimmer mit Ihnen steht. Sie werden bald wieder auf dem Posten sein, und dann halten wir fest zusammen."

Natürlich, wir vier von einer Heimatscholle, das Glückskleeblatt!"

Um Recklings Lippen zuckte es, aber er machte keine Bemerkung, sondern sagte nur:Sie wollten ja Nachrichten über das Gefecht haben. Nun wohl, schon gestern abend traf von der Abteilung Estorff ausführliche Nachricht ein. Sie hatte gestern zur frühen Morgenstunde ein Gefecht bei Otjosongombe.