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Stuttgart, 8. Juni. Wie derSchw. Merk." berichtet, wurde am Samstag Abend, als Prof. Gießler von einer Wahlversammlung in Plieningen heimfuhr, von bübischer Hand auf den Wagen des Kandidaten und seiner Begleiter mit äußerster Heftigkeit ein großer Stein geworfen, durch den Prof. Gicßlcr nicht unerheblich an der Hand verletzt wurde. Am Freitag Abend scheuten an einem Wagen, in dem Prof. Dr. Hieber und seine Wahlbegleiter von einem Ort bei Winnenden heimkehrten, die Pferde. Die Insassen wurden ans dem Wagen geschleudert. Prof. Hieber ist unbe­deutend , die 3 anderen Mitfahrenden sind etwas schwerer, aber ungefährlich verletzt.

G Tie Tübinger Strafkammer ver­urteilte den Gipser Schneider von Deckenpfronn zu 1'/» Jahr Gefängnis und 3 Wochen Haft. Schn, hatte bei einem Wirt und Metzger in Gechingen unter erschwerten Umständen 8 aus der Laden­kasse entwendet und nach seiner Verhafiung die Schei­ben des Ortsarrestes eingeschlagen. Den Diebstahl, den er zuerst bestritt, hat er nachträglich eingestanden.

Ravensburg, 8. Juni. Heuer sind es hundert Jahre, daß der Ob ersch wäbische Anzeiger gegründet wurde. Im Jahre 1803 erschien erstmals das Gemeinnützige Wochenblatt für Ravensburg und die umliegende Gegend, redi­giert von Pfarrer Gradmann. Das Blatt er­schien anfänglich wöchentlich einmal und kostete jährlich 1 Gulden 30 Kreuzer. Um dieselbe Zeit hatte Ravens­burg aufgehört freie Reichsstadt zu sein, und war an Bayern gekommen, 1810 wurde es dann wieder württembergisch. Die Nummer 46 dieses Jahrgangs des Wochenblatts hatte an der Spitze folgendes Prog- nostikon: Verstumm auf ewig Klag' und Aerger Im biedern Staat der Württemberger! Unter König Fr jeder ich Küssen Recht und Friede sich!

Mannheim, 8. Juri. Die 11. Jahres- Versammlung des Verbandes deutscher Elektro­techniker hat gestern begonnen und wird bis zum 10. ds. dauern. Bis jetzt sind 250 Teilnehmer an­wesend und weitere werden heute erwartet. Als Vertreter des Reichsmarineamtcs ist Marinebau­meister Grauert anwesend. DaS Ausland ist ver­treten durch Holland, Schweiz, Rußland, Oesterreich und Norwegen.

Heidelberg. Das große Motorboot Alt-Heidelbergder Neckarschifffahrtsgcsellschaft geriet am Sonntag abend '/»7 Uhr, als es mit 300 Personen an Bord von Hirschhorn nach Heidel­berg fuhr, bei Neckarsteinach auf Grund und wurde l e ck. In der Nähe befindliche Schiffer eilten schleunigst mit ihren Kähnen zu Hilfe und brachten die Passagiere glücklich an Land, während das Schiff an der Unglücksstelle liegen blieb. Menschen kamen nicht zu Schaden.

Berlin, 8. Juni. Der Kaiser hat an­läßlich des Gesang-Wettstreites und des Sieges des Berliner Lehrergesang-Vereins von Frankfurt aus an den Oberbürgerm. Kirschner eine Depesche gerichtet, in welcher er seine Freude über den glänzenden Erfolg und der Stadt Berlin seine Glückwünsche dazu ausspricht. Dem Lehrergesang-Verein sage er seinen Tank für dessen treue Arbeit und er hoffe, daß dieser Sieg ein weiterer Ansporn sein werde, das deutsche Lied dem Volke zu erhalten und dadurch zur Stärkung und Ver­edelung der Vaterlandsliebe beizutragen. Ober­bürgermeister Kirschner hat dem Kaiser für diese Kundgebung seinen Dank ausgesprochen.

Saarbrücken, 8. Juni. Von der hiesigen Strafkammer wurde heute der Kaufmann Hochapfel wegen Steuer-Hinterziehung im Betrage von 8450 zu dem achtfachen Betrage der Steuer- Hinterziehung gleich 67,600 Geldstrafe verurteilt.

Marktbericht-.

Calw, 10. Juni. (Viehmarkt). Ter heutige Markt zeigte geringen Zutrieb, der Handel war un­bedeutend. Abgesetzt wurden im Ganzen 170 Stück Rindvieh, der höchst erlöste Preis für ein Paar Ochsen betrug 1056 Auch auf dem Schweine­markt ging der Absatz schleppend. Milchschweine wurden mit 1828 und Läufer mit 35 bis 80 pro Paar bezahlt. Gesammtzufuhr 347 Stück Rindvieh, 145 Läufer- und 48 Körbe Milchschweine.

Nagold, 4. Juni. Der heutige Viehmarkt war schwach befahren und die Handelslust ließ zu wünschen übrig. Zugeführt wurden 4 Paar Ochsen, welche mit einem Erlös von 2480 ^ verkauft wur­den. Ferner waren zu Markte gebracht: 73 Kühe, 30 Kälber und 35 Stück Schmalvieh. Verkauft wurden 27 Kühe mit einem Erlös von 6826 ^., 15 Kälber mit einem Erlös von 2005 und 11 Stück Schmalvieh mit einem Erlös von 2410 Gesamterlös 11241 Aus dem Schweinemarkt

war die Zufuhr befriedigend und die Handelslust ziemlich rege. Zu Markte wurden gebracht 154 Stück Läuferschweine. Der Preis belief sich auf 4268 pro Paar. Ferner wurden zugeführt 298 Stück Saugschweine. Ter Preis belief sich auf 2028 pro Paar. Gesamterlös für Schweine 6173 -M.

A lt e n st e i g, 5. Juni. Ter Verschleiß von einheimischen Gerberrinden ist gegenwärtig hier in vollem Gang. Bezahlt werden für glatte eichene Schälrinden 4 bis 4 70 A für

rauhere 3 bis 3 20 ^ per Ztr.

Augsburg, 8. Juni. (Wollmar kt.) Heute erfolgten noch zahlreiche Zufuhren, so daß das Heuer zum Markt gebrachte Gcsamtguantum Wolle das des Vorjahres sicher erreichen, wahrschein­lich aber noch übertreffen wird. Es waren bis heute nahezu 2000 Ztr. Wolle zugeführt und mehrere größere Partien sind noch angemeldet. Das Ver- kaufsgcschäft war den ganzen Tag über ein reges; eS wurden bereits über 600 Ztr. verkauft. Tie Preise bewegten sich zwischen 120141 und be­trägt derAufschlag gegenüber dem Vorjahre 25°/°.

Zur Reichstagswahl.

Auf das Eingesandt in Nr. 89 deS Calwer Wochenblattes erlauben wir uns Folgendes zu er­widern :

Es handelt sich nicht um eineVerärgerung einiger Wähler" und nicht um eine Differenz in unwesentlichen Punkien, über die man bei der sonstigen Haltung des Herrn Schrempf hinweg­sehen könnte. Es handelt sich vielmehr um den Protest ruhiger, besonnener Männer gegen die Stellung, die Hr. Schrempf in der wich­tigsten Frage, die den letzten Reichstag beschäftigte, eingenommen hat und noch einnimmt, sowie um die Entwicklung der Tinge.im Bauernbund. Wir sind die letzten, die der Landwirt­schaft einen vernünftigen Schutz ihrer Arbeit mißgönnen, aber wir haben die Ueberzeugung, daß die Regierung in der Zolltarif­vorlage den Wünschen der Landwirtschaft bis an die äußerste Grenze cntgegengekommen ist. Stehen wir doch im Deutschen Reiche nicht erst heute vor­der Tatsache, daß die Industrie ebenso viele Millionen Menschen mit Brot versorgt als die Landwirtschaft. Tie Voraussetzung aber, unter der die deutsche Industrie, in welcher auch Hunderttausende von Söhnen und Töchtern unserer Bauern beschäftigt sind, auch ferner existieren kann, liegt in dem Zu­standekommen von Handelsverträgen. In Anerkennung dieser Sachlage hat sich die Regierung bei der Beratung des Zolltarifs die erdenklichste Mühe gegeben, die landwirtschaftlichen Zölle inner­halb derjenigen Grenzen zu halten, welche für den Abschluß neuer Handelsverträge nicht überschritten werden dürfen. Wenn nun Herr Schrempf in der Schlußabstimmung über den Zolltarif diesen verworfen hat, mit der Begründung, daß derselbe noch keinen ausreichenden Schutz für die deutsche Landwirtschaft gewährleiste, so hat er sich damit rein auf den Standpunkt der oft elbi­schen Großgrundbesitzer und der ex­tremsten Agrarier gestellt. Er hat damit einen Boden betreten, auf dem wir ihm nicht mehr folgen können, und cs dürfte ihm recht schwer werden, zu beweisen, daß er mit solchen Anschauungen der berufene Vertreterder 80 °/° Gewerbetreibenden und der landwirtschaftlichen Wähler deS 7. Wahl­kreises" ist, die sich doch ausschließlich aus kleinen und mittleren Bauern zusammensetzen. Das ist keine Mittelstandspolitik mehr, das ist vielmehr eine Politik, die auf Kosten des Mittelstands aller Be­rufsarten zu Gunsten einiger Wenigen geht. Welcher Mittel sich diese Politik bedienen muß, um sich die Gefolgschaft der Wühlermaffen zu sichern, davon ist erst vor wenigen Tagen eine

Probe aus dem Oberamt Crailsheim in die breite Oeffentlichkeit gedrungen. Hat doch dort der auch in unserem Wahlkreis wohlbekannte Bauernbunds­agitator Körner sich nicht gescheut, die haltlosesten Verdächtigungen und Verleumdungen über die württ. Zentralstelle für Landwirtschaft auszustreuen. Wir dächten, die Bauern Hütten alle Ursache, das Treiben dieser Agitatoren mit Aufmerksamkeit zu verfolgen und den von ihnen ausgehenden Behauptungen und Versprechungen gegenüber mißtrauisch zu sein.

Recht bezeichnend für die Stimmung in den Kreisen des Bauernbundes finden wir auch die in dem Eingesandt enthaltene Drohung gegen den Kandidaten der Deutschen Partei im 2. Wahlkreis, dem die Konservativen und Bauernbündler ihre Unter­stützung zugcsagt haben. Professor Dr. Hieber hat dort als gefährlichsten Gegner die Sozial­demokratie, die doch, wie wir annnehmen dürfen, auch von Konservativen und Bauernbündler» bekämpft wird. Es wäre da für die Letzteren gewiß eine schöne Gelegenheit, sichnicht durch augenblickliche und hereiugctragene Verstimmungen verwirren oder von einer Aergerpoliiik anstccken" zu lassen. Jetzt aber soll Professor Hieber es büßen müssen, weil, man höre und staune, im 7. Wahlkreiseinige Wähler" sich der Wahl enthalten wollen und dadurch viel­leicht Herr Schrempf einer Stichwahl entgegengcht. Wir erlauben uns die Frage, wer treibt Aerger Politik, der Bauernbund oder diejenigen konservativen und liberalen Wähler, die nicht mit Herrn Schrempf durch Dick und Dünn gehen können?

LingchM str Rcichstagsmhl.

Es ist eine schöne Sache, wenn bei einem Wahlkampf alles Persönliche vermieden und nur die eigentliche Hauptfrage behandelt wird. In unserem Wahlkreis herrschte bisher Stille und Ruhe. Die Kandidaten Schrempf und Schweickhardt haben auf dem Lande ihre Wahlreisen gemacht und sich den Wählern persönlich vorgestellt. Unser bisheriger ReichstagSabgeordneter Schrempf hat mit Sachlich­keit gesprochen und nicht die geringsten Ausfälle gegen den Gegner gemacht. Er hat sich vielmehr nach seinem bisherigen guten Brauch hauptsächlich über die gegenwärtig brennendste Frage, die wirt­schaftlichen Interessen des Volkes, gründlich ausge­sprochen. Auch der Gegenkandidat Schweickhardt hat in seinen Wahlreden alles Persönliche weggelaffen. Der Stille in der Wahlbewegung ist nun aber plötz­lich ein Ende gemacht worden. Die Volkspartei verbreitet auf dem Lande im Bezirk Nagold ein Flugblatt, das in Stuttgart fabriziert wurde, das jedenfalls auch seinen Weg zu uns findet und das unsern seitherigen Abgeordneten Schrempf auf schmäh­lichste Weise angreift. Ein solches unnobles Vor­gehen wird sich zwar von selbst richten, aber wir wollen nicht unterlassen, die Wähler im Bezirk Calw darauf aufmerksam zu machen, damit sie mit desto größerem Nachdruck, aber unter Vermeidung aller persönlichen Umstände, auf die Wiederwahl von Schrempf hinarbeiten. Schrempf hat mit großer Gewissenhaftigkeit seine Pflichten erfüllt und in seinen Anschauungen einen festen Standpunkt eingenommen. Er ist der Mann, der das wirkliche Interesse des Volkes vertritt. Hoffen wir daher, daß alle seit­herigen Wähler Schrempfs ihrem Kandidaten treu bleiben und sich durch keine Verdächtigungen der Gegner von ihrer Pflicht abhalten lassen, sondern dagegen Mann für Mann unter Gewinnung neuer Freunde ihre Stimme für Friedrich Schrempf abgeben.

Viele Wähler aus Stadt und Land.

MeLlameteik.

19 IIuMckLiLUs

llurvli 80 K-. LssiSessens veranlasst,

sinä laut einer von unveriessiKer Seils eutKestsllten Ltetistik im äebrs 1962 in veutscblsnä bekennt A6- evoräen; nemiicb 10 loässtelle, von «lenen 6 Xincler betreten, 3 Lsldstmoräs, 2 ßelbstmoräversnebs, 4 sebrvers VerlelrnvAen, äerunler 2 von Liuäeru.

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