Stuttgart, 20. Februar. In der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde eine Interpellation über den Stand der Stuttgarter Wasserversorgungsfrage eingebracht. Gemeinde­rat Dr. Mattes, welcher an der Konferenz, die am Dienstag unter dem Vorsitz des Ministers v. Zeyer stattfand, teilgenommen hatte, erklärte, daß die von einem hiesigen Blatt gemachte Mitteilung, der Staat stehe dem von den bürgerlichen Kollegien beschlösse»» Enztalprojekt, für welches die Stadt schon ganz erhebliche Aufwendungen gemacht hat, ablehnend gegenüber, nicht zutreffend sei. Das Ergebnis der Konferenz, über deren Verhandlungen auf An­ordnung des Finanzministers imStaatsanzeiger" ein Bericht erscheinen werde, sei lediglich gewesen, daß auch die Unterlagen für die noch außerdem in Betracht zu ziehenden Wasserversorgungsmöglich­keiten (Iller- und Bodenseeprojekt) zu Vergleichs­zwecken ausgearbeitet werden sollen und daß man bestellt sein werde, diese Untersuchungen möglichst rasch zum Abschluß zu bringen. Allerdings habe die Stadt ja schon im Juli 1907 ein Gutachten an das Finanzministerium eingereicht, das dann von diesem an das Ministerium des Innern und von dort an die Forstdireklion weitergegeben wurde. Es sei nicht richtig, daß der Staat der Stadt Stuttgart keine Unterstützung in dieser Frage geliehen habe; aber die Beanstandungen der Enztalbevölker- ung haben eine eingehende Untersuchung nötig ge­macht. Die Sachlage ist also zur Zeit die, daß zunächst weitere Erhebungen in der Richtung an­gestrebt werden, ob andere Möglichkeiten vorhanden sind, die Stadt Stuttgart mit Quellwasser zu ver­sorgen, ohne daß dabei das Enztalprojekt gleich fallen gelassen wird. Bürgerausschußmitglied Dr. Milc- zewsky führte aus, die Stadt habe sich im Enztal kolossal engagiert; sie sei gezwungen, die Durch­führung des Projekts zu verlangen, wenn man bedenkt, daß sie möglicherweise Hunderttausende hinausgeschmissen habe. Man brauche sich nicht auf die Veröffentlichung imStaatsanzeiger" vertrösten zu lassen. Gemeinderat Wasner sagte, der Gang dieser ganzen Angelegenheit solle für die Stadt­verwaltung eine Lehre sein. Man soll die Öf­fentlichkeit nicht bei allen Angelegenheiten ausschließen. Wenn immer geheim und vertrau­lich verhandelt werde, so sei es nur erklärlich, daß Befürchtungen laut werden. Er bitte dringend, daß die Erörterung über die jetzt nun aufgetauchten Jllerquellen öffentlich geführt wird. Dagegen sagte Gemeinderat Dr. Reis, daß die Stadtverwalt­ung nach seiner Meinung mit dem ganzen Projekt viel zu früh an die Öffentlichkeit getreten und daß dies der Stadt zum Schaden ausgeschlagen sei. Gemeinderat Dr. Mattes erklärte, daß Bauinspektor Riegel nochmals einen genauen Plan mit allen Einzelheiten ausarbeiten werde.

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Neuenbürg, 21. Febr. Ueber den Verlauf der am 18. ds. bei der Forstdirektion über die Stutt­garter Wasserversorgungsfrage stattgehabten Konferenz berichtet derStaatsanz." von heute zu­nächst kurz folgendes: Es handelte sich hiebei hauptsäch­lich um die Erörterung der Vorzüge und Nachteile

der von der Stadt Stuttgart in Aussicht genommenen Entnahme des Wassers aus dem Quellengebiet des oberen Enztals samt Nebentälern und um die Aussprache über ein neues von Professor Dr. Lueger befürwortetes und vorgelegtes Projekt, wonach die Wasserversorgung aus dem Grundwasserstrom des Jllertals entnommen werden würde. Die Staats­finanzverwaltung anerkannte die Wasserversorgung als eine Lebensfrage für Stuttgart und damit zu­gleich als ein Landesinteresse, erhob aber das Be­denken, ob nicht durch die Entnahme der Quellen oder durch die zur Wasserleitung erforderlichen Ein­richtungen die Thermen Wildbads beeinträchtigt werden könnten, was gleichfalls ein Landesinteresse berühre. Die Vertreter der Stadt Stuttgart hielten zwar an dem Enztalprojekt als dem zweckmäßigsten fest, erklärten aber, daß die Stadt Stuttgart sich auch mit jeder anderen gleichwertigen und nicht allzu kostspieligen Lösung der Frage ein­verstanden erklären könnte. Das Ergebnis der ein­gehenden Besprechung war die Bereitwilligkeits­erklärung der Vertreter der Stadt Stuttgart, auch das Jllertalprojekt in gleicher Weise wie das Enztalprojekt bearbeiten zu lassen und davon die weitere Entschließung abhängig zu machen.

<K> Neuenbürg, 21. Februar. Ein Sanges­genuß seltener Art wurde gestern abend einem musik­liebenden Publikum aus nah und fern hier zu teil und der zahlreiche Besuch wie lebhafte Beifall ließ erfreulicherweise schließen, daß auch edle klassische Musik in der Seele des lebensfrohen Enztälers Widerhall findet, auch ohne ein nachfolgendes Tänz­chen. Man muß sie gehört haben, die melodische Stimmfülle der begabten Kammersängerin, Frau Tester, wie sie ihre Hörer bald hinabzog in wolken­düstere Wehmut, bald fortriß in wilden Launen des Wildfangs", bald emporhob auf sanften Fittichen der Frühlings- und Liebeslust; hier singt die Mutter­liebe über der Wiege des Lieblings ein süßes Gutnacht", dort singt und trillert aus der elastischen, so leicht modulierbaren Stimme der Künstlerin der muntereVogel im Walde". Mit kunstverständiger Anempfindung begleitete Hr. Dr. Wölflinger den Gesang auf dem Schiedmayerschen Konzertflügel. Seine bekannte umfassende Begabung im Reich der Töne bewies aufs Neue auch sein seelenvolles Cello- Spiel. Als neue hochgeschätzte musikalische Kraft dursten wir zum erstenmal Hrn. Hauptmann Eilsberger aus Höfen unter den Musikfreunden begrüßen. Mit virtuosem Feinsinn wußte er seinem prächtigen Instrument den vollen Gehalt des zum Ausdruck zu bringenden Künstlergedankens zu ent­locken. Möchte er nicht wie ein flüchtiger Komet an unserem musikalischen Himmel wieder verschwinden! Auch Hr. Pfarrer Kazmaier von Schwann und Hr. Reallehrer Wid maier erwarben sich als Meister des Klaviers von neuem die Anerkennung ihrer dank­baren Hörer. Der Konzertflügel war durch Ver­mittlung des Hrn. Karl Scheid in Pforzheim von der Schiedmayerschen Hofpianofortefabrik in Stutt­gart in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Einen wertvollen Eindruck hat die Künstlerin gewiß mitgenommen nach ihrer wasserdurstigen Residenz­stadt, daß es nämlich da,wo durch ihr Felsenbette die Enz sich rauschend drängt", auch ein künstlerisch genußfähiges Publikum gibt.

Calw. Das Reichsgericht verwarf die Re­vision des Schreiners Joh. Kirchherr von Stamm­heim, welcher von der Tübinger Strafkammer wegen Jagdvergehens und Widerstand gegen den Forstwart Kazmaier in Stammheim zu 9 Monaten Gefängnis verteilt wurde.

Pforzheim. Es sei hiemit auch an dieser Stelle auf die am morgigen Sonntag, mittags 4 Uhr, stattfindende Vorstellung derLustigen Witwe" im hiesigen Viktoria-Theater aufmerksam gemacht.

Letzte Nachrichten u. Telegramme

Berlin, 21. Februar. Unter außerordentlich starker Beteiligung trat heute vormittag die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft zu ihrer Haupt­versammlung zusammen. Auch der Verein der Spiritusfabrikanten in Deutschland hielt heute hier seine 56. Hauptversammlung ab.

Berlin, 21. Febr. DasBerl. Tagbl." meldet aus Paris: der Chefredakteur des Matin, der sich zur Zeit in New-Aork befindet, telegraphierte seinem Blatte aus angeblich bester Quelle, daß Roosevelt in einer Note an die Großmächte gegen das Vor­gehen der Japaner in der Mandschurei Ein­spruch erheben werde. Die Note solle abgehen, sobald die amerikanische Flotte in San Franziska eingetroffen ist, wenn nicht bis dahin Japan seine Tätigkeit in der Mandschurei eingestellt habe.

Fürstenwalde, 21. Febr. Heute vormittag wurde auf den 75 jährigen Kassenboten Planitz, der bei der Firma Julius Pietsch in Stellung ist, ein Raubanfall verübt. Der Former Franz Schulz überfiel den Kassenboten, verletzte ihn an der Hand mit einem Schlachtmesser und entriß ihm die Geld­tasche mit etwa 1000 Mk. Inhalt. Der Täter wurde festgenommen.

Lissabon, 21. Febr. Die im Umlauf befind­lichen Gerüchte von Unruhen sind falsch. Ganz Portugal ist vollkommen ruhig. Die nationalistischen Blätter und das Organ Francos erklären, daß sie mit den geplanten Kundgebungen gegen, die Liberalen und Republikaner nichts zu tun hätten.

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Virdslteuestür unsere küieilt

die Inserenten auf den soeben stattfindenden Räumungsver­kauf in 8pivr'8

ergebenst auf­merksam zu machen.

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Weuenbüvg

Me Feier des Grbnrtsfejies

findet am

Dierrstag den 25. ds. Mts.

in herkömmlicher Weise statt.

Der Gottesdienst

beginnt vormittags 10 Uhr. Die Teilnehmer an dem ge­meinschaftlichen Kirchgang versammeln sich zuvor im Rathaus.

Dos Festessen

wird im Gasthof zurSonne* um 1 Uhr stattfinden.

Die Unterzeichneten beehren sich, die Einwohner von Stadt und Land zu zahlreicher Beteiligung an der Feier ergebenst ein­zuladen und verbinden damit das Ersuchen, die Anmeldung zum Festessen im Gasthof zur Sonne baldmöglichst machen zu wollen.

Den 18. Februar 1908.

Oberamtmann Hornung. Stadtschultheiß Stirn.

I surSoLLS".

Zur Feier

des Gkbuüssestks Ir. Majestät des Känizs

! find-t Dienstag abend 7 /- Uhr

! unter Mitwirkung

!der Kapelle der Unteroffizierschule Ettlingen

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statt. Zu zahlreichem Besuch ladet ergebenst ein

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