der Gerichtshof Berufung gegen das Urteil erster Instanz eingelegt. Die Verhandlung findet in etwa 14 Tagen vor dem Kieler Oberkriegsgericht statt. Sämmtliche Zeugen der 1. Instanz sind wieder ge­laden.

Berlin, 2. Juni. Im Riesengebirge ist ein Tourist von der Kestelkoppe ab gestürzt. Er war sofort tot.

Berlin, 2. Juni- Die 14jährige Schülerin Lina Ho ff mann aus Brockwitz bet Meissen, die bei ihrem Vormund, einem Monteur in Berlin wohnt, ist am Sonnabend abend bei Haselhorst am Spreeufer als Leiche geländet worden. Eine genaue Besichtigung ergab, daß ein Lustmord vorliegt. Das rechte Bein ist anscheinend mit einem scharfen Messer aus dem Kugelgelenk herausgeschnitten und auch sonst zeigt die Leiche zahlreiche Verstümmelungen. Das Polizeipräsidium hat auf die Entdeckung des Täters eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt. Bis gestern abend hatten sich schon viele Leute mit Bekundungen verschiedener Art gemeldet. Eine Er­mittelung von entscheidender Bedeutung ist aber noch nicht gemacht worden.

Kösen, 30. Mai. (Des Kindes Engel.) Als der Donnerstag von Naumfurt nach Erfurt fahrende Schnellzug10" Groß-Heringen, ohne anzuhalten, durchfuhr, bemerkte, so wird derT. R." geschrieben, der dortige Bahnhofsvorsteher auf dem Dach eines Wagens ein kleines Kind. In Stadt-Sulza, der nächsten Station, wird der Zug angehalten und das Kind wohlerhalten herunterge­holt. Es soll traurig gewesen sein, die Fahrt unter­brechen zu müssen. Es stellte sich heraus, daß das Kind, einem Bahnbeamten in Kösen gehörig, auf einem Ueberführungssteg über der Bahn kurz hinter Kösen gespielt, von dort auf den bereits wieder fahrenden Schn ellzug abgestürzt ist, sich dann aber auf dem Dach des Wagens ganz wohl befand. Bemerkt hatte den Vorfall niemand, und so mußte das Kind mitfahren und hat auf dem Dach bis Sulza eine Fahrt von 8 Kilometern mitgemacht, die der Schnellzug allerdings in 11 Minuten, von 5 Uhr 7 bis 5 Uhr 18 Minuten, zurücklegt. 6 Uhr 39 Min. war das Kind schon wieder in Kösen. Die Eltern hatten es bis dahin gar nicht vermißt.

Brüssel, 2. Juni. Der Fürst von M o - nacco erlitt gestern wieder einen Automobil­unfall. Der Wagen stürzte um und die Insassen wurden herausgeschleudert, erlitten aber nur leichte Hautabschürfungen.

Brest, 2. Juni. Der deutsche KreuzerAma­zone", welcher in der Nähe der englischen Küste an den deutschen Geschwaderübungen teilgenommen hatte, ist bei der Einfahrt in den Hafen von Brest, wo er von einem Courier erwartet wurde, auf einen im Bau befindlichen Damm aufgefahren. Das Schiff wurde zwar nach größerer Anstrengung wieder flott gemacht, wird aber, da es ein Leck erhalten hat, in einen Kriegshafen zurücklaufen müssen.

New York, 2. Juni. Bisher unbestätigten Nachrichten aus Kansas City zufolge sind dort 200 Personen ertrunken. Flüchtlinge, die einen höher gelegenen Stadtteil, genannt die Bluff, er­reichten, berichten, 50 Belgier seien bei dem Versuch, zu dem Bluff zu gelangen, ertrunken. Ein Oeltank, der fortgeschwemmt wurde, zerstörte 4 Brücken, auf denen sich viele Personen befanden, die die Fluten beobachteten. Das Kriegsdepartement entsandte eine große Pontonbrücke, um die Verbindungen mit Kansas City wieder zu eröffnen, ferner eine Anzahl Boote, Lebensmittel u. s. w. Im Kawtale, oberhalb von Kansas City, das auf 200 Meilen überschwemmt ist, sind 50 Menschen ertrunken.

Vermischtes.

Galgenhumor. In demDailny Wostok" hatte sich ein Aufsatz über die Obdachlosen in Wladi­wostok befunden, der sich in nicht gerade schmeichel­hafter Weise über das Lumpengesindel der Stadt aussprach. Von einem Mitglied dieser ehrenwerten Gilde, das einst derGesellschaft" angehört haben soll, erhielt darauf der Redakteur des Blattes fol­genden Brief:Geehrter Herr Redakteur! In Ihrem Blatte erschien ein Artikel unter der Ueberschrift: Die Obdachlosen. Die Wladiwostoker Barfüßler bezogen den Inhalt auf sich und waren im übrigen der Meinung, daß solche Einzelheiten, wie sie der Aufsatz gebracht hatte, nur von einem aus ihrer Mitte stammen könnten. Der Verdacht, den Auf­satz geschrieben zu haben, fiel auf mich, und um mir für die Zukunft die Lust zum Schriftstellern zu nehmen, bedachte man mich mit einer tüchtigen Por­tion Prügel. Mein Gesicht sieht infolge der erhal­tenen Schläge derart aus, daß mich ein tätowierter Neuseeländer darum beneiden würde. Schließlich und das ist am schwersten zu tragen wurde ich von den Kameraden aus ihrer Mitte ausgestoßen. Ich richte daher an Sie die ergebene Bitte, in Ihrem Blatte bekannt zu machen, daß nicht ich der Ver­fasser des Aufsatzes bin, der für mich so verhäng­nisvolle Folgen gehabt hat. Zu großem Danke wäre ich Ihnen ferner verpflichtet, wenn Sie mir den Namen des Artikelschreibers nennen wollten- damit ich ihm das unrechtmäßig einkaffierte Honorar mit Zinsen zurückzahlen kann.

Literarisches.

Ungehobene Schätze. Man sollte nicht glauben, daß es sonderlich schwer halte, den Neben­menschen auf Dinge aufmerksam zu machen, die ihm unmittelbaren Nutzen und Genuß eintragen. Und doch ist dem manchmal so, zumal wo alte, eingefleischte Vorurteile zu überwinden sind. Wie viel Mühe giebt sich eine Hausfrau mit eigenem Garten, um schöne Gemüse darin zu bauen, aber gegen einen Artikel, der in ihr Küchenprogramm viel Abwechslung bringen könnte und der fast mühelos zu gewinnen wäre, ist

sie von einer schwer ausrottbaren Voreingenommen­heit befangen: wir meinen die eßbaren Pilze. Ein­mal wissen in Süddeutschland merkwürdiger Weise viele Leute noch gar nicht, wie delikat die Dinger schmecken und dann graut den meisten vor der Ge­fahr einer Vergiftung. Aber die wirkliche Gefahr steht in gar keinem Verhältnis zu dem Gewinn und Nutzen, den uns in waldreicher Gegend die Ausbeute an diesen köstlichen Kindern des feuchten Waldbodens bietet. Es soll daher angesichts des beginnenden Sommers nicht versäumt werden, die Leser ds. Bl. auch einmal auf diesen Wert, den neben vielem an­deren unsere schönen Tannenwälder bergen, auf­merksam zu machen. Der eßbare Pilz bietet eine ebenso wohlschmeckende, wie nahrhafte und leicht be­kömmliche Speise. Seine Zubereitung ist eine denk­bar einfache, gestattet die mannigfaltigste Auswahl und bereichert die Tafel in äußerst erwünschter Weise. Unsre Wälder aber sind so reich an eßbaren Pilz­arten, daß sich in der Saison Hunderte von Familien daran satt essen könnten, ohne daß der Vorrat im Walde damit erschöpft wäre. Was aber sind die Merkmale, an denen sich mit Sicherheit der eßbare Pilz vom giftigen unterscheiden läßt? In dieser Frage kann nicht nachdrücklich genug vor den im Volksaber­glauben kursierenden Rezepten gewarnt werden, da diese schon oft Anlaß zu Vergiftungen geworden sind. Die Angabe z. B., daß ein giftiger Pilz im Kochen einen beigegebenen Zwiebel oder silbernen Löffel dunkel färbe und ähnliche Merkzeichen sind völlig falsch. Nur eine sichere Kenntnis der baren Arten schützt vor Vergiftung. Diese aber ist viel leichter zu erwerben, als man gemeinhin glaubt. Jedes Kind kann, wenn es ein­mal einem Pilz unter den Hut geschaut hat, den Röhren- oder Löcherpilz von dem Blätter- oder Lamellenpilz unterscheiden. Und um welch simple weitere Unterscheidungsmerkmale es sich dann noch handelt, davon möge nur die eine Generalregel einen Beweis geben, die wir hier beispielsweise vor­führen möchten: Genieße von weißen Blätter­pilzen nur solche, deren Lamellen rötlich gefärbt sind, und von milchenden Blätterpilzen nie solche, deren Milch beim Bruche weiß ausfließt; meide alle roten oder rötlichen Blätterpilze, genieße von Röhrenpilzen nie solche, die beim Aufbrechen an den Bruchflächen blau oder grün anlaufen und du wirst dich niemals ernstlich vergiften können. Wer sich noch näher und sicherer unterrichten will, schaffe sich ein gutes Pilzbuch mit treuen Abbildungen an. Wir können hier in erster Linie Fr. Steudel's Praktische Pilzkunde" empfehlen, die gerade über eine unbedingt sichere und zuverlässige Unterscheidung giftiger und eßbarer Arten an der Hand trefflicher Bilder ausgezeichnet unterrichtet und die auch über Zubereitung, Fundart und Jahres­zeiten der Pilze alles Wünschenswerte enthält. Die­selbe ist in der hiesigen Buchhandlung des Herrn E. Georgii stets vorrätig.

Amtliche und primtaiyeigm.

Calw.

merksam gemacht, daß Erkrankungen und Wiedergenesungen je innerhalb 3 Tagen bei der Ortsbehörde oder der Hauptkasse anzumelden sind; Unter­lassungen müssen aus Kontrolle-Rücksichten von der Kaffe mit Ordnungsstrafen geahndet werden.

Die Kassenverwaltung.

HMMkl r llll IM. MVIMl.

Für die Sommermonate vom 1. Juni ab für je 1 Zentner:

zerkleinert unzerkleinert

a) von 119 Zentner 1 25 A 1 20 ^

b) 2049 1 20 A 1 15 Z.

o) 50100 1 15 K 1 10 A

ä) über 100 Zentner 1 10 I. 1 ^ 05 A

d bis ä je bei gleichzeitiger Abnahme, ab Gaswerk.

Die Beifuhrkosten betragen pro Zentner 10 A

In Quantitäten von 1 Zentner ab erfolgt die Lieferung an jeder­mann und können Bestellungen von jetzt ab bei der Gaswerksverwaltung vor­gemerkt werden.

Die Lieferung wird der Reihenfolge der Bestellungen entsprechend er­folgen.

Stadt. Gaswerksverwaltung.

Schütz.

Bezirkskrankenkaffe Calw.

Die Arbeitgeber werden daran erinnert, daß verspätete Anmeldungen von Arbeitern (spätestens am 3. Tage nach dem Beginn der Beschäftigung) strafbar sind und überdies im Krankheitsfalle zum Ersatz sämtlicher Kosten an die Kaffe verpflichten. Ebenso sind verspätete Abmeldungen neben der Ver­pflichtung zur Fortzahlung der Beiträge mit Strafe bedroht.

Die Kafsenmitglieder und deren Angehörige werden darauf auf­

Krelchch-Nkrklllls

am Montag, den 8. Juni, vormittags 9 Uhr, in der Re- jstauration von M. Haydt hier, aus i verschiedenen Abtei­lungen der Distrikte Altweg, Scheer- wäldle, Mädig und Hardtwald:

105 Rm. Nadelholz, Scheiter, Prü­gel und Anbruch;

aus Rudersberg: 610 Nadelholzwellen.

Gemeinderat.

Hirsau.

Gefunden

ein Geldtäschchen mit Inhalt.

Innerhalb 8 Tagen bei Unterzeichnetem abzuholen.

Den 2. Juni 1903.

Schultheißenamt.

M a j e r.

Vouvoräi» vslv.

Nächsten Freitag abend ist

Singstunde und Abstimmung. Der Vorstand.

Nächsten Freitag gibts warmen

IMklllichkll

bei

Bäcker Lutz, Badgaffe.

RchiMtt,

Schlegel, K«g. Ragnt,

sowie

ganze Wehe

sind fortwährend zu haben bei

bx. Loli», Kürschner,

Marktplatz.