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^ 24.

Neuenbürg, Mittwoch den 12. Februar 1908.

06. Jahrgang.

«rmSschau.

Lissabon, II. Februar. Unter dem Andrang einer immer mehr anwachsenden Menge, die sich zu­letzt auf mehr als 20000 Personen belief, wurden gestern nachmittag die Särge des Königs und des Kronprinzen in die königliche Gruft übergeführt. Nach Blättermeldungen sind in Lissabon drei Sergeanten und ein Gefreiter verhaftet worden, weil sie für einen zukünftigen Aufstand Waffen beiseite schafften.

Paris, 11. Febr. Prinz Eitel Friedrich traf gestern abend von Lissabon hier ein. Botschafter Fürst Radolin und viele Mitglieder der deutschen Kolonie begrüßten den Prinzen auf dem Bahnhof. Der Prinz besichtigte den Jnvalidendom und das im Jnvalidenpalast untergebrachte Heeresmujeum unter Führung des Gouverneurs des Jnvaliden- valastes, General Nior. Der Prinz unternahm so­dann bei prachtvollem Wetter eine längere Rundfahrt durch die Stadt. Mittags fand dem Prinzen zu Ehren ein Frühstück auf der deutschen Botschaft statt, an dem die Herren des Gefolges und der Botschaft teilnahmen. Die Abreise nach Berlin erfolgte um 1 Uhr 50 nachmittags.

Berlin, 9. Februar. Ein besonders großes militärisches Revirement ist, wie dieMilit.- polit. Korrespond." hört, für diesen und den nächsten Monat, den Beginn der eigentlichen feldmäßigen Ausbildungsperiode, zu erwarten. Ueber 30 Gene­räle werden in den Ruhestand treten. Außer dem X. (hannoverischen) Armeekorps, dessen kommandie­render General v. jStüntzner bereits den Abschied eingereicht und erhalten hat, sollen die Gouverne­ments von Straßburg und Mainz eine Neubesetzung erfahren. Auch die Feldzeugmeisterei in Berlin, 3 bis 4 Divisionen, die Kavallerie-Inspektionen in Königsberg i. Pr., Stettin und Saarbrücken und über 25 Brigaden werden zum Teil durch Verab­schiedung, zum Teil durch Beförderung ihrer Inhaber frei werden.

Berlin, 10. Februar. DieNationalzeitung" schreibt: Der Präsident des württembergischen Staats­ministeriums v. Weizsäcker, der auf acht Tage in Berlin weilt, folgte am Samstag einer Einladung des Staatssekretärs v. Bethmann-Hollweg zur Tafel. An der geselligen Zusammenkunft, die einen ange­regten Meinungsaustausch über politische Fragen mit sich brachte, nahmen teil der bayerische Gesandte Gras Lerchenfeld, der württ. Gesandte Frhrn. v. Varn- büler, sowie die Staatsminister Delbrück, Dr. Beseler und Breitenbach.

Hamburg, 10. Febr. Der württembergische Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker ist aus Ber­lin, wo er vom Reichskanzler empfangen wurde, in Hamburg eingetroffen.

Gegen die Geheimmittelreklame. Die Ge­heimmittelreklame wird in dem den Bundesregierungen bereits zugegangenen Entwürfe des Geheimmittel­gesetzes anscheinend recht scharfen Bestimmungen unterworfen. Dem Vernehmen nach verbietet er nicht nur ein öffentliches Ankündigen und Anpreisen der Gegenstände, Mittel und Verfahren, sondern belegt es auch, um das Verbot wirksam zu machen, mit empfindlichen Strafen. Unter" Strafe sollen gestellt werden bestimmte Ankündigungen auf'geschlechtlichem Gebiete, unwahre Angaben, das Erbieten zur Fern­behandlung, desgleichen die Ankündigung der vom Bundesrate dem Verkehr entzogenen oder Verkehrs­beschränkungen unterworfenen Mittel. Gewisse Aus­nahmen gelten für Ankündigungen der Fachzeitschriften. Wie dieRhein.-Wests. Ztg." weiter hört, spricht der Entwurf ausdrücklich aus, daß die Verbreitung von Empfehlungen, Ersolgebestätigungen, gutachtlichen Aeußerungen, Danksagungen und ähnlichen Mitteil­ungen in einem größeren Kreise einer öffentlichen Ankündigung oder Anpreisung gleichgeachtet ist.

Hauptmann v. Goeben wurde bei der irren­ärztlichen Untersuchung für geistig zurechnungs­fähig erklärt.

Berlin, 11. Febr. Nach der neuesten Mit­teilung der Kriminalpolizei sind im Friedberg- Krach jetzt der 40jährige Kassier und Friedbergs Geliebte verhaftet worden. Ein Gläubiger aus Bayern büßt allein eine halbe Million Mark ein. Bilanzen nnd Depotbücher aus den beiden letzten Jahren sind nicht vorhanden und keine Abrechnung entspricht den gesetzlichen Vorschriften. In der Wohnung der Geliebten Friedbergs fand man viel Silber, eine Menge kostbarer Ringe, größere Sum­men in französischem, italienischem und anderem ausländischem Geld. Auf einer hiesigen großen Bank hatte sie HOOOO ML deponiert.

Königsberg i. Pr., 10. Februar. Von zu­ständiger Seite wird mitgeteilt: Heute 3 Uhr 30 Min. vorm, fuhr eine Leermaschine von Baitkowen bei der Einfahrt in den Bahnhof Neuendorf auf den dort im Schnee festgekommenen Zug 361. Die Maschine und sämtliche Wagen sind beschädigt. Zwölf Personen sind verletzt, ein Reisender und ein Heizer schwer. Die Verletzten wurden mit Hilfszug nach Lyck übergeführt. Die Untersuchung ist ein­geleitet.

In München grassiert, wie von dort berichtet wird, gegenwärtig eine heftige Jnfluenzaepidemie. Die Krankenhäuser sind überfüllt. Bei der Orts­krankenkasse in München ist der Krankenstand gegen­wärtig abnorm hoch. Etwa der dritte Teil aller Krankheitsfälle, die dem Vertrauensarzt vorgeführt werden, ist auf Influenza zurückzuführen.

Straß bürg, 10. Februar. Der Heizer einer Kleinkinderbewahranstalt in Mülhaujen, Kleisel, lockte ein siebenjähriges Mädchen in den Keller der Anstalt und verübte an dem Kinde ein schreckliches Verbrechen. Nach der Tat packte der Unhold die wimmernde Kleins, die schrecklich zugerichtet ist, in einen Sack, um sie in den Kanal zu werfen, erregte aber Verdacht, warf den Sack fort und floh. Kleisel konnte jedoch verhaftet werden.

Straßburg, 10. Febr. Auf dem Broglin- platz wurde heute abend ein junger unbekannter Mann dem Anschein nach aus Rache ermordet. Der Mörder konnte noch nicht ausfindig gemacht werden.

In Straßburg wurde eine Kellnerin nachts in einer Wirtschaft von einem früheren Geliebten, einem Schweizer, durch zahlreiche Messerstiche in Brust und Unterleib getötet. Dem Verbrecher gelang es, nach der Schweiz zu flüchten. Das Motiv der Tat ist Eifersucht.

Vi klingen, 8. Febr. Bei einem heute Nacht ausgebrochenen Brande verbrannten in Stockwald- Unterkirnach eine Frau und zwei Kinder.

Ein heftiger Orkan richtete im Regierungsbezirk Stralsund (Provinz Pommern) große Verwüst­ungen an. In dem Dorfe Kirschbaggendorf stürzte der Viehstall ein, sämtliches Vieh unter den Trümmern begrabend. Ueber 100 Stück Vieh sind teils getötet, teils schwer verletzt worden.

Alkoholverbrauch. Im deutschen Reich kommt nach fünfjährigem Durchschnitt auf den Kopf der Bevölkerung jährlich ein Verbrauch von fast 6 Liter Wein, 123'/- Liter Bier und 8^/r Liter Brannt­wein. Das macht jährlich etwa 2800 Millionen Mark. Die ganze Schuld des deutschen Reiches be­trägt 2933 Millionen. Für Heer und Marine gibt man jährlich aus 858 Millionen für Arbeiterver­sicherung 488 Millionen; der Aufwand für die Volsschulen beträgt 419 Millionen. Diese Zahlen geben zu denken! !

Gerichtliches. (Darf ein Arzt seine Praxis verkaufen?) Diese Frage ist vom Reichsgericht jetzt dahin entschieden worden, daß der Verkauf einer ärztlichen Praxis rechtsunwirksam sei, weil er gegen die guten Sitten verstoße. Der Prozeß, der diese Entscheidung veranlaßte, spielt zwischen zwei Zahn­

ärzten, deren einer dem andern seine Praxis für 70 000 Mk. verkauft hatte, zahlbar in monatlichen Raten von 1500 Mk. Der Kaufvertrag war vom Käufer später auf Grund der §§ 134 und des 138 B. G.-Bl. als nichtig angefochten worden. Das Reichsgericht erkannte dahin, daß das vorliegende Verkaufsverhalten die Standessitten der Aerzte verletze und die monatliche hohe Abzahlung zum Nachteil der Hilfesuchenden werden müsse, da der Nachfolger in der Praxis zu sehr auf Einnahmen hinarbeiten müsse. Ueberdies verstoße jeder Verkauf einer ärztlichen Praxis deshalb gegen die guten Sitten, weil der Verkäufer weder die wissenschaft­liche und sittliche Befähigung seines Nachfolgers als vielmehr die Höhe des Kaufpreises berücksichtigen würde.

Paris, 11. Februar. In einer Versammlung französischer Kaufleute wurde gestern die Bildung einer französisch-deutschen Handelsorganisation beschlossen mit der ausdrücklichen Bedingung, ledig­lich für die Verbesserung der kommerziellen Bezieh-- ungen beider Länder zu arbeiten.

Petersburg, 10. Febr. Die Polizei nahm diese Nacht im hiesigen Polytechnikum eine Haus­suchung vor, wobei im Erdgeschoß, woselbst sich das Laboratorium befindet, neun Bomben und eine Menge topographisches Material gesunden wurden. Die Bom­ben befanden sich in einem eisernen Eimer. Die Untersuchungen werden fortgesetzt.

Wien, 11. Febr. Die seit Donnerstag in Ost- galizien herrschenden außergewöhnlich heftigen Schnee­stürme haben eine vollständige Stockung des Bahn­verkehrs zur Folge gehabt. Auf sechzehn Bahnlinien Ostgaliziens ist der Verkehr vollständig eingestellt worden. In Krakau besteht bereits Mangel an Lebensmitteln.

Brüssel, 11. Febr. Die Folgen des gestern gemeldeten Bahnunglücks bei Landen sind erheb­lich ernster, als man bisher annahm. Bis jetzt sind 2 Tote und ca. Verletzte, darunter mehrere Schwer­verletzte, geborgen worden.

Die große englische Schiffsbaufirma Sir Laing and Son in Sunderland und Deptford stellte ihre Zahlungen ein. Die Firma beschäftigte allein in Sunderland 5000 Arbeiter.

Teheran, 11. Februar. Im hiesigen Theater kam es gestern bei Beginn der Vorstellung zu einem furchtbaren Andrang, wobei zehn Personen er­drückt und gegen dreißig verletzt wurden.

Württemberg.

Stuttgart, 10. Febr. Wie in Abgeordneten- Kreisen verlautet, ist die Einberufung des Landtags für die Woche nach Ostern in Aussicht genommen. Als Tag des Zusammentritts hört man den 22. oder 23. April nennen. Graf von Rechberg-Rothen- löwen hat in München, wohin er sich zum Besuch seiner Angehörigen begeben, am 1. Februar einen bedauerlichen Unfall erlitten. Bei einem starken Schneesturm glitt der Graf auf dem Trottoir aus und zog sich durch den Fall außer einer Kopfwunde eine Gehirnerschütterung zu. Glücklicherweise hat er sich jetzt soweit erholt, daß er demnächst die Rück­reise nach Schloß Donzdorf wird antreten können. Der Landtagsabgeordnete Kloß ist in Hamburg, wo er sich in Geschäften des Holzarbeiterverbandes aufhielt, an einer Magenblutung schwer erkrankt und ist in ein dortiges Spital verbracht worden. Das­selbe Leiden hatte Kloß schon im letzten Jahre längere Zeit aufs Krankenlager geworfen.

Das Schwurgericht Stuttgart verhandelte am 7. Febr. die Anklage gegen den schon vielfach vorbestraften 53 Jahre alten Schmied Friedrich Seeger von Loffenau, wegen versuchten Straßen­raubs. Am 19. November, abends gegen 5 Uhr, wurde auf einen 19 Jahre alten Fuhrmann von Weilderstadt, der täglich in die umliegenden Ort­schaften Petroleum fährt, auf der Straße zwischen