Run-schau.
(Feuerversicherung.) Die im Jahre 1821 eröffnete Gothaer Feuerversicherungsbank auf Gegenseitigkeit, deren Geschäftsbereich sich aus das Deutsche Reich und die deutsche Schweiz erstreckt, hat mit dem Jahre 1907 das siebenundachtzigste Jahr ihrer gemeinnützigen Tätigkeit vollendet. Im Jahre 1907 waren für Mk. 6 504330400 - (gegen das Vorjahr mehr Mk. 169 321100.—) Versicherungen in Kraft. Die Prämieneinnahme betrug im Jahre 1907: Mark 21425016.— Pf- (gegen das Vorjahr mehr Mark 567 834.— Pf.). Von der Prämieneinnahme wird in jedem Jahre derjenige Betrag, der nicht zur Bezahlung der Schäden und Verwaltungskosten, sowie für die Prämienreserve erforderlich ist, den Versicherten zurückgewährt. Nach dem jetzt veröffentlichten Rechnungsabschlüsse für das Jahr 1907 beträgt dieser an die Versicherten zurückfließende Ueberschuß Mark 15 685 313.30 Pf. oder 73°/» der eingezahlten Prämie. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre sind alljährlich 73,s°/o der eingezahlten Prämien als Ueberschuß an die Versicherten zurückerstattet worden.
Der Schlächter Adolf Müller aus Weißensee versuchte seine Ehefrau, seine Kinder und sich selbst mit Leuchtgas zu vergiften. Es gelang, die Kleinen zu reiten, während die Eltern in Lebensgefahr schweben. Der Grund ist Arbeitslosigkeit.
Wössingen, 6. Febr. Dem letzthin tobenden Sturm fiel auch die hiesige Riesentanne im Schloßgarten, ein Baum, dessen Alter auf nahezu 400 Jahre geschätzt wird, zum Opfer.
Durch den Gebrauch eines Holzkohlenfußwärmers büßte in Papenburg bei Osnabrück eine Frau ihr Leben ein. Sie hätte ihre Füße auf den Wärmer gesetzt und war eingeschlafen; inzwijchen fingen ihre Kleider Feuer. An den Brandwunden starb die Frau in kurzer Zeit.
Vom Bodensee, 4. Febr. Als Ursache der unter den Schulkindern in St. Gallen ausgebrochenen, sehr gefährlichen Haarkrankheit wurde von den Schulärzten festgestellt, daß in verschiedenen Häusern, in denen die Haarkrankheit aufgetreten war, kranke Katzen beherbergt wurden und bei mehreren dieser Katzen ließ sich als Ursache ihrer Krankheit genau der gleiche Haarpilz Nachweisen, der bei allen Menschen, die von der Haarkrankheit befallen wurden, anzutreffen ist. Nach diesen Feststellungen steht es also außer allem Zweifel, daß der Mensch diesen Haarpilz von der Katze übernommen hat.
Vom Bodensee, 5. Febr. In Rorschach wurde die Gründung eines schweizerischen Verbandes für Schiffahrt Rhein—Bodensee als Sektion der internationalen Vereinigung für Förderung der Schiffbarmachung des Rheins bis zum Bodensee einstimmig beschlossen. Der Versammlung wohnten 500 Personen bei, woraus zu entnehmen ist, daß man großes Interesse diesem Projekte entgegenbringt.
Zürich, 1. Febr. Glück im Unglück hatte eine Alplerfamilie im Jsental (Kanton Uri). Der Besitzer eines einsamen Hofes, Theodul Bissig, war, nach der „Voss. Ztg.", an einem Abend vergangener Woche eben mit der Fütterung seines Viehs beschäftigt, als er durch ein donnerartiges Getöse aufgeschreckt wurde. Er sprang aus dem Stalle gegen das Haus hin und bemerkte nun, daß sich droben am Berge eine gewaltige Felsmasse losgelöst hatte und in mächtigen Blöcken über den steinhart gefrorenen Boden talabwärts donnerte. Ein solcher Felsblock, in der Größe eines Stubenofens, kam in fürchterlichen Sätzen gerade gegen das Haus zu, in dem des Aelplers Familie, die Frau mit 2 kleinen Kindern und einer Pflegerin, sich befand. Mit schrecklichem Gekrach durchschlug der Felsblock gleich einer riesigen Kanonenkugel das ganze Gebäude der Länge nach, so daß es wie ein Kartenhaus zusammenstürzte und im Augenblicke in einen Trümmerhaufen verwandelt war. In der letzten Sekunde hatte Frau Bissig, die eben in der Küche mit der Bereitung des Nachtessens beschäftigt war, noch ins Freie flüchten können. Was aber war aus den beiden Kindern und der Pflegerin geworden, die im Augenblicke des Unheils in der Wohnstube gespielt hatten? Angsterfüllt machten sich die Eltern ans Suchen und Nachgräben, und zu ihrer grenzenlosen Freude fanden sie die drei völlig unversehrt in der einzigen Ecke des Hauses, die noch halb aufrecht geblieben war. Alles andere.samt dem Hausgerät war gänzlich zerschmettert und zum Teil weit über die Wiese zerstreut, nur das Winkelchen, wo die Magd mit den beiden Kindern spielend hinter dem Tische gesessen, war wie durch ein Wunder verschont geblieben. _
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Ein probates Mittel. Daß auf dem Schwarzwald die Originale nicht aussterben, konnte man kürzlich beobachten: Fährt da ein biederer Bauersmann mit seinem alten gemütlichen Schimmel Jauche aufs Feld. Der Zapfen wird gezogen und der ganze Faßinhalt ergießt sich auf einen Platz, denn weder „Hü" noch „Hott", weder Peitsche noch gute Worte, bewegen den Schimmel vom Fleck. — Voll Spannung sah man der zweiten Fuhre entgegen. Aber siehe da, der Zapfen wurde wieder gezogen, allein auf der andern dem Pferde zugekehrten Seite und das ganze edle Naß ergoß sich in Strömen über die Kehrseite der Rosinante und heidi wie der Wind sauste sie mit dem Schlitten ans andere Ende des Ackers. Schöner ward der Schimmel nicht, aber geholfen hals. Probatum est I
Die Unglückszahl 13. Der bei abergläubischen Leuten noch bestehende Aberglaube, der sich an die angebliche „Unglückszahl" 13 knüpft, hat nunmehr auch eine polizeiliche Weihe erhalten. In dem pommerschen Städtchen Treptow a. R. sollten die Häuser zwecks Schaffung einer größeren Ueber- sichtlichkeit andere Nummern erhalten. Ein Hausbesitzer, der die Numme 13 für sein Grundstück erhielt, verweigerte die Anbringung der Unglücksnummer. Die städtische Polizeiverwaltung erkannte, nach der „B. Z. a. M." an, daß der Mann nicht dazu gezwungen werden könne, die Nummer 13 anzunehmen und wandte sich in ihrer Bescheidenheit an den Besitzer des Grundstückes Nr. 14 mit der Anfrage, ob er nicht geneigt wäre, ihr die „13" abzunehmen. Da die Polizei auch dort keine Gegenliebe fand, beschloß die Behörde, in der Straße die Nummer 13 auszulassen. Nach der Hausnummer 12 folgt demnach 14.
Eine Million Ehescheidungen. Die amerikanische Nationalliga für Familienschutz veröffentlicht eine interessante Statistik der amerikanischen Ehescheidungen; nach ihr sind in den letzten 20 Jahren nicht weniger als eine Million Ehen geschieden worden, also mehr als dreimal soviel, als in den vorhergehenden 2 Jahrzehnten. Eine ergänzende Mitteilung, die demnächst erscheinen soll, wird eine genaue Zusammenstellung der Scheidungsgründe und der Dauer der Ehen bringen.
- Die Sängerin. Auf dem Gerichtskorridor sitzt „sie", stolz wie eine Primadonna. Ein Stückchen weiter sitzen einige Männer und Frauen und unterhalten sich ziemlich lebhaft, mit bezeichnenden Seitenblicken auf die Primadonna. „Wo man singt, da darfst Du ruhig harren, harmlos sind die Sängernarren", sagte einer ziemlich laut. „Singe, wem Gesang gegeben; aber mach' die Fenster zu; daß Dein Sang verschönt das Leben, denkst nur Dul" — Die Primadonna rümpfte die Nase. — Gleich darauf wurden die Parteien aufgerufen. Der Vorsitzende mahnt zum Vergleich, vergeblich. „Na, dann schießen Sie los", forderte er den Angeklagten auf. „Also bei uns war die scheenste Ruhe int Haus. Einfach idyllisch. Wenn bei mei'n Nachbar 'n Floh aus't Bette sprang, det war bei mir zu heer'n, so stille war et. Da zieht die da in, un alle is et mit de Ruhe. Morjens quakte se schon los: „Mein Schatz ist ein Reiter." Na, glooben Sie det, det die een Reiter nimmt, det spillrige Ding? Und abends ging et: „All' Abend, bevor ich zur Ruhe geh'", mit dem Refreng: „Gute Nacht, du mein herziget Kind." Wat Wunder, det sich de Leite einbild'ten, se hätt'n Schatz un se hätt'n Kind; der Schatz hätte sie un sie det Kind sitzen lassen. Da jab et denn allerhand Sticheleien. Denn wer aus't Fenster singt, hat viele Kritiker. Wir hätten ja nischt zu det Morjen- un Abendlied je- saacht, aberst et Heerte den janzen Dag nich uff. Mal wußte se nich, wat et „öedeiten" sollte, mal war't im Leben häßlich einjerichtet, mal sollte det deutsche Herz nich verzagen, un dann lag ihr mal wieder einer im Herzen, wodurch sie uns vollends uff de Nerven fiel. Ick sage aber: „Wenn Du singen willst, so jehe in Dein Kämmerlein, mach' Dier un Fenster zu un verstopp die Schlissellöcher." Sie aberst riß die Fenster uff un — na, da ulkten wir, ick an de Spitze." Die Beweisaufnahme ergibt, daß die Sängerin tatsächlich die Mieter mit ihrem Gesang gequält hat. Unter Berücksichtigung dieses Umstandes wird der Angeklagte zu einer geringen Geldstrafe verurteilt. (Nachdr. verboten.)
Gegen Keuchhusten wird reiner Bienenhonig, dreimal täglich einen Kinderlöffel voll, empfohlen. Auch Aufgüsse von Brusttee sowie warme Milch, stark mit Kandiszucker gesüßt, haben gute Wirkung. Indessen besser als all diese Hausmittel sind wohl
Redaktion, vnuk rwd Verlag »n» L. Meetz t« Renen-Üi-,
Emser oder Karlsbader Pastillen, dreimal täglich zwei bis drei Plätzchen in warmer Milch aufgelöst. Das Zimmer muß öfter gelüftet werden, aber immer eine Wärmetemperatur von 15 Grad R. behalten. Zerstäubungen von verdünntem Terpentinöl, am besten mit etwas Lau cka Lologne vermischt, erfrischt und reinigt die Lust. Von anderer Seite wird Inhalation von Karboldämpfen empfohlen, 2 proz. Karbolwafser wird etwa 4—5 Minuten zerstäubt — allein der unangenehme Geruch des Karbols, durch den sogar viele Menschen Ohnmachtsanfälle bekommen, läßt das Mittel nicht überall Anwendung finden. Der Fußboden wird mit Wasser, in das man einige Tropfen Kreolin gegossen, aufgewischt und so wird die Heilung der bösartigen Krankheit rasch und schnell erfolgen.
Jetzt dominieren die Tulpen und Hyazinthen mit ihren lebhaften Farben unter den Zimmerblumen. Zu den Zwiebelgewächsen gehörig, bedürfen sie einer sorgfältigen Behandlung. Nach dem Verblühen werden die aus den Töpfen genommenen Knollen an warmen und trockenen Orten z. B. auf dem Boden aufbewahrt, nachdem man die vertrockneten Schalen entfernt hat. Bringt man sie im Oktober oder November wieder in Töpfe, so ist direkt um die Zwiebel herum und auf dieselbe eine Schicht Sand zu streuen, um sie vor Fäulnis zu schützen. Beide brauchen besonders hohe Töpfe, weil sich ihre Wurzeln weniger nach der Seite richten, wie vielmehr nach unten, ebenso wie die obere Pflanze nach oben strebt. Bis zur Bildung der ersten Triebe, die sich als gelbe Spitzen zeigen, müssen die Pflanzen mit Papier bedeckt oder ins Dunkle gestellt werden.
Die früheren Attentate.
Das schreckliche Ereignis in Lissabon bringt die früheren Attentate in Erinnerung, die auf fürstliche Personen und auf sonstige Staatsoberhäupter ausgeführt wurden. Ihre Zahl ist sehr groß; tödlichen Verlauf haben im Laufe des letzten halben Jahrhunderts die Attentate nur auf die folgenden Personen gehabt:
Karl II., Herzog von Parma, 26. März 1854.
Fürst Danilo von Montenegro, 14. August 1860.
Abraham Lincoln, Präsident der Vereinigten Staaten, 14. April 1865.
Fürst Michael von Serbien, 10. Juni 1868.
Präsident Balta von Peru, im Juli 1872.
Präsident Moreno von Ecuador, 6. August 1872.
Abdul Aziz, türkischer Sultan, 4. Juni 1876.
Kaiser Alexander II. von Rußland, 13. März 1881.
I. A. Garfield, Präsident der Vereinigten Staaten, 2. Juli 1881.
Sadi Carnot, Präsident der französischen Republik, 24. Juni 1894.
Nasr-ed-Din, Schah von Persien, 1. Mai 1896.
Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, 10. Sept. 1898.
König Humbert I. von Italien, 30. Juli 1900.
William Mc Kinley, Präsident der Vereinigten Staaten, am 6. Sept. 1901.
König Alexander I. von Serbien und Königin Draga, am 10. Juni 1903.
sAus der Schule.) „Fritze, warum kommst Du so spät?" — „Mein Vater hat mir jebraucht I" — „Na, da hält' er doch jemand andern jebrauchen können I" — „Nee — er hat mir verhauen!"
(Gutes Mittel.) Geschwätzige Dame (beim Arzt): „Aber, Herr Doktor, nun hatt ich schon wenigstens fünf Minuten meine Zunge herausgestreckt, und Sie haben sie noch nicht einmal angesehen!" — Arzt: „Ganz unnötig — ich wollte nur in Ruhe das Rezept schreiben!"
Charade.
Unheil schafft die Erste freilich viel.
Doch auch Nutzen stiftet sie zu Zeiten,
Auch verwendet wird's zum Kinderspiel, Selt'ner wohl, um Dächer zu bereiten.
In dem Zweiten liegt ein guter Zweck,
Oft wohl so nennt man den kleinen Knaben, Mancher Künstler auch gebraucht sie keck.
Will er schnell sein Opus vor sich haben.
Nimmst von einer Sache Du Notiz,
So gebrauchst Du meistenteils das Ganze. Zwar nicht immer allzugern geschieht's.
Doch erscheint, was Du vollbracht, im Glanze.
Auslösung der dreisilbigen Charade in Nr. 20. „Nebelhorn".