Ein Erlaß des evangelischen Konsistoriums empfiehlt den Kirchengemeinderäten, das Opfer am Erfcheinungsfest des nächsten Jahres für die Heiden­mission zu bestimmen. Es wird dabei nahegelegt, aus dem Erträgnis des Opfers am Erscheinungsfest vor allem die Mission in Kamerun zu bedenken.

Die württembergische Volkspartei hält ihre Landesversammlung am 6. Januar nächsten Jahres in Stuttgart ab.

Nürtingen, 13. Dez. Ein mysteriöser Dieb­stahl, bei dem in einer Gerberei das Bankbuch mit einer größeren Anzahl Hundertmarkscheine ver­schwunden und als der Bestohlene mit dem Land­jäger kam, wieder zur Stelle war, macht von sich reden. Das Dienstmädchen wurde aufs Amtsgericht mitgenommen, ist dort aber sofort wieder entlassen worden.

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Seine Majestät der König hat auf das Forstamt Wildbad den Oberförster Drescher in Nattheim seinem Ansuchen gemäß versetzt.

Neuenbürg, 14. Dez. Wir bringen heute im Anschluß an die Erörterungen des Stuttgarter Wasserversorgungsprojekts aus dem Enztal und als weiteren Beitrag zu unserer Mitteilung in Nr. 194 unsr. Bl. v. 7. ds. über die Talsperren im Rheingebiet folgenden imDüsseldorfer Tagebl." vom 7. ds. enthaltenen Bericht, der gleichfalls be­sonderes Interesse erregen dürfte.Aachen, 6. Dez. Die größte Talsperre Deutschlands, die Urfttal­sperre, ist dem Versagen nahe. Als die Urfttal­sperre gebaut wurde und die industriellen Werke der beteiligten Kreise aufgefordert wurden, ihre Betriebs­kraft von der Kraftstation zu beziehen, da wurden Bedenken laut, ob die Sperre nicht eines Tages versagen und damit die angeschlossenen industriellen Werke zu einem verlustreichen Stillegen zwingen könne. Dieses Bedenken wiesen die beteiligten Kreise weit von sich. Auf die Sperrmauer könne man sich verlassen, sie sei noch fester wie ein Fels selbst; die Furcht, das Sperrbecken könne einmal leer werden, sei erst gar nicht berechtigt, denn einmal fasse es 45'/- Millionen Kubikmeter und dann führten Urft und Regenfälle doch immer Wasser zu. Entgegen aller Berechnung liegt jetzt, so schreibt dasKr. Jül-Korr. u. Wochenbl.", tatsächlich die Gefahr des Versagens der Urfttalsperre vor, und zwar infolge der Trockenheit. Schon in den regenarmen Sommer­monaten stand das Wasser der Sperre 1012 m unter der Krone der Mauer. Die trockenen Herbst­tage und das Ausbleiben der November-Ueber- schwemmungen haben die Wassermenge weiter ver­mindert, einmal von 45 '/r auf nur 6 Millionen Kubikmeter. Dadurch ist die Gefahr eines völ­ligen Versagens der Sperre mit all ihren ver­lustbringenden Folgen bedenklich nahe gerückt. In der letzten Dürener Stadlratssitzung beschäftigte man sich bereits mit der auch für Düren wichtigen An­gelegenheit. Geh. Kommerzienrat Peill teilte mit, daß es, ehe der vorletzte Regen eintraf, bös mit dem Wasservorrat ausgesehen habe; nach dem Regen sei ein Bestand vorhanden gewesen, der für nur noch etwa 12 Tage reichte; wie es augenblicklich stehe, sei ihm nicht bekannt. Er habe angeregt, diejenigen Werke, die eventl. mit Dampf arbeiten können, an­zugehen, bei anhaltendem Wassermangel diese Kraft zu verwenden. Landrat v. Brenning wollte in diesem Sinn Unterhandlungen einleiten. Stadtv. Rudolf Schöller erklärte, er habe auf die Frage, ob nicht durch den Wassermangel in dem Wasser­becken der Urfttalsperre die regelmäßige Lieferung von elektrischem Strom in Frage kommen könne, von Herren der Verwaltung der Urfttalsperre beruhigende Erklärungen erhalten. Bei größerem Mangel an Betriebswasser würden Aachen und Rote Erde aus­geschaltet. Auch sonstiger Ersatz sei gesichert. Aus allem ersieht man, wie nahe die Gefahr eines Ver­sagens der Urfttalsperre gerückt ist. Die größte Gefahr besteht darin, daß ein langandauernder Frost mit Trockenheit das Sperrbecken auf längere Zeit trocken legen könnte.

Neuenbürg. (Zur Weihnachtsfeier des Jünglings Vereins.) Most und Wein sind nun in den Kellern. Wilds auch einenGuten" geben? Das hängt davon ab, ob er gut durchgären wird. Kein Kenner überläßt ihn sich selber. Der Gärungs­prozeß wird sorgfältig geleitet. Sein Aufenthaltsort, das Faß, muß nach allen Regeln der Kunst prä­pariert und für den kommenden Besucher wohnlich eingerichtet sein, und nicht zu warm im Keller, nicht zu kalt, frische Luft, etwas Weinsteinsäure, wenn nötig, den Spanten nicht zu fest! Alles das sind Regeln weiser Vorsicht. Noch köstlicheren gärenden

Wein bergen wir in unseren Jugendvereinen, und die Gemeinde bekommt's später zu kosten, ob's ein guter oder schlechter Tropfen geworden. Ist nicht auch die Leitung und Förderung dieses Gär­ungsprozesses umsichtiger, opferwilliger und kluger Sorgfalt wert? Muß nicht auch hier Aufenthaltsort und Luft, worin man sich bewegt, aufs sorfältigste präpariert werden! Wer Sinn und Interesse für den gärenden Jugendmost u,d seine Veredlung hat, ist herzlich eingeladen, dasselbe morgen Sonntag abend (laut Anzeige) zu bekunden, wo er Gelegenheit hat, die Freuden solch neuen, noch unabgeklärten Weins zu trinken und beizusteuern zu dessen weiterer Abklärung. Singen können wir nicht; dazu sind unsere Stimmen zu räs, aber muntere Weisen deklamieren unddie Bretter, die die Welt bedeuten", mit Jugendlust bevölkern und dem Weihnachts­gedanken der Liebe seine Weihe ablauschen. Da haben sich Hirten unter freiem Himmel zusammen­getan und reden hoffend von der großen kommenden Zeit, bis in strahlend leuchtendem Glanze der Bote aus besserer Welt sie zur Erfüllung führt. Dort bringt der leichtsinnige, heimtückischeFritzle" seinen edlen Buchhalter um Amt und Stellung, bis dieser in der Verkettung der Umstände seinen Verderber nichts ahnend aus der Eltern brennendem Gebäude errettet. Endlich ist es einem behäbigen mittel­alterlichen Patrizier in der Weltstadt Stuttgart mit ihrenVereinen und sonstigen Geschichten" zu kost­spielig geworden. Im schönen Enztal, dem viel- annoncierten Luftkurort Neuenbürg sucht er Ruhe. Aber alleweil kommt wiederso ein Kerl mit einem Buch" und will 'nen Beitrag. Da wird er sackgrob, aber schließlich wieder gut, da sein Sohn in Utrecht im Jünglingsverein guten Anschluß gefunden hat. Möchte allen unfern langjährigen und heurigen Freunden, die der hochherzigen Sache unseres Jüng­lingsvereinswesens ihre mithelfende Gunst gerne zu­wenden, der kommende Abend viel Freude bringen.

Edler Wein erfreuet des Menschen Herz

Ein edler Charakter wohl noch mehr?

Wildbad, 12. Dez. Wenn auch in den letzten Jahren seitens der Stadtverwaltung eine Reihe be­deutende Kosten verursachender Aufgaben gelöst worden sind, so steht dieselbe doch vor neuen, dringenden Aufgaben. An die Erbauung eines neuen Krankenhauses werden die bürgerlichen Kollegien in nicht zu ferner Zeit herantreten müssen, schon um der Kurgäste willen, für die das jetzige, veraltete Krankenhaus, um seiner mangelhaften Einrichtung willen, durchaus ungenügend ist. Sodann handelt es sich um die Erschließung neuer, im Stadtbauplan vorgesehener Straßen, in erster Linie der Bätzner- straße, die vom Bahnhof zur Parkstraße führen soll. Alle diese Projekte erfordern recht beträchtliche Geld­opfer und es ist darum begreiflich, daß deren Aus­führung nicht mit einem Schlag, sondern nur schritt­weise erfolgen kann. Es darf aber mit Sicherheit angenommen werden, daß unser Stadtvorstand die­selben scharf im Auge behält. An der Bergbahn wird mit großer Energie weiter gearbeitet, sogar bis tief in die Nacht hinein bei Beleuchtung. Das Gleis ist gelegt, es handelt sich nun besonders um die Herstellung der Anfangs- und Endstation. Für die Arbeiten ist es in hohem Grad günstig, daß bis jetzt noch keine Schneefälle eingetreten sind. In Fabrikdirektor Schnitzer besitzt die Bergbahngesell­schaft einen sehr tüchtigen Vorstand. Auch sonst wurde hier seit Beendigung der Kurzeit eine ziemlich rege Bautätigkeit seitens Privater entfaltet. Er­wähnen möchten wir besonders die Vergrößerung des Hotels Bellevue, dem ein neuer Stock aufgebaut wird und dessen Fremdenzimmer dadurch nicht un­bedeutend vermehrt werden. (S. M.)

Wildbad, 11. Dez. Die bürgerlichen Kolle­gien haben in der letzten Sitzung den Ankauf der Weber'schen Wiese, unterhalb des alten Friedhofs, um 9000 Mark zur Erbauung eines neuen Real­schulgebäudes beschlossen. Man hofft, daß mit dem Neubau auch die Erweiterung der Realschule zu einer siebenklassigen Anstalt verwirklicht wird.

§. Arnbach, 12. Dez. Bei der gestrigen Ge­meinderatswahl wurden die seitherigen Mitglieder F. Ganzhorn mit 83 und Jakob König, Kübler, mit 72 Stimmen wiedergewählt. Mit unserer geplanten Wasserleitung will es nicht recht vor­wärts gehen, da es den Anschein hat, als ob sich die Verhandlungen mit der Gemeinde Gräfenhausen behufs Abtretung von Wasser zerschlagen wollten. Wie man hört, will nun die hiesige Gemeinde selbst­ständig vorgehen und eine eigene Wasserleitung bauen. Es würde sicher allgemein freudig begrüßt werden, wenn wir der Wohltat einer Hauswasser­leitung bald teilhaftig würden, da unser seit Monaten

andauernder Wassermangel durch die in letzter Zeit niedergegangenen Regengüsse nicht gehoben worden ist.

G Schwarzenherg, 13. Dez. Der 51 Jahre alte Taglöhner Gottlieb Friedrich Wacker und seine Tochter, die 24 Jahre alte ledige Kettenmacherin Rosine Wacker wurden heute wegen Kindstötung verhaftet. Dieselben haben ein von ihnen in Blutschande erzeugtes Kind sofort nach der Geburt getötet und vergraben. Die gerichtliche Sektion der wiederausgegrabenen Leiche findet heute statt. Hier herrscht wegen des Vorfalls begreifliche Aufregung,

Liebenzell, 13. Dez. Junge Burschen von Monakam stellten sich auf dem Heimweg vom Kon­firmandenunterricht am Bahnübergang auf und warfen nach dem vorbeifahrenden Eisenbahnzug mit Steinen. Eine Fensterscheibe wurde zertrümmert, jedoch von den Reisenden niemand verletzt.

Nagold, 12. Dez. Auf den heutigen Vieh­markt waren zugeführt: 45 Paar Ochsen, 185 Kühe, 60 Kälber und 69 Stück Schmalvieh. Ver­kauft wurden 22 Paar Ochsen mit einem Erlös von 20167 Mk.. 80 Kühe mit 13 522 Mk., 22 Kälber mit 2220 Mk. und 30 St. Schmalvieh mit 6870 Mark. Auf den Schweinemarkt wurden 225 St. Läuferschweine und 312 Saugschweine zugeführt, wovon 104 Läuferschweine mit einem Erlös von 4132 Mk. und 75 St. Saugschweine mit 921 Mk. verkauft wurden. Preis pro Paar Läuferschweine 5695 Mk., Preis pro Paar Saugschweine 2036 Mark.

Neuenbürg, 14. Dez. Dem heutigen Schweine­markt zugeführte 21 Stück Milchschweine wurden zu 1218 ^ das Paar verkauft. Handel flau.

Letzte Nachrichten u. Telegramme

Amsterdam, 13. Dez. Um 11 Uhr vormit­tags warfen die deutschen Schiffe an dem Amster­damer Handelskade Anker. Als der Kaiser unter den Klängen vonHeil dir im Siegerkranz" landete, erwies eine Ehrenkompagnie die Honneurs. Die Königin Wilhelmine und Prinz Heinrich empfingen den Kaiser im festlich geschmückten Lager- huis. Die Begrüßung war sehr herzlich und es ent­spann sich alsbald eine lebhafte Unterhaltung zwischen den Fürstlichkeiten. Unter brausenden Hochrufen fuhren die Majestäten in Galakutschen längs der Handelskade vorbei zum Palais, wo sie gegen 12 Uhr eintrafen. Im Verlaufe der Galatafel brachte die Königin einen Trinkspruch in französischer Sprache auf den Kaiser aus, auf den dieser in deutscher Sprache erwiderte.

Berlin, 13. Dez. Die sozialdemokratische Fraktion hat im Reichstage zum Etat des Reichs­amts des Innern fünf Resolutionen eingebracht, die sich auf Arbeitsverhältnisse beziehen.

München, 13. Dez. An der Ausschußsitzung des bayerischen Landesverbandes des Deutschen Flottenvereins, in der die Amtsniederlegung be­schlossen wurde, haben auch die Vorstände und Ver­treter sämtlicher Kreisausschüsse teilgenommen.

Athen, 13. Dezbr. Politische Flücktlinge sind mit einer Anzahl hoher staatlicher Funktionäre in Konstantinopel in ein Komplott zur Entthronung des Sultans verwickelt. Jedoch kurz vor Aus­führung des Schlages wurde die Verschwörung ent­deckt. Es sollen mehrere hohe Würdenträger stark kompromitiert sein, sogar hohe Herren in der nächsten Umgebung des Sultans. Im Aildiz wird vorläufig strengstes Stillschweigen über die Angelegenheit bewahrt.

Rom, 13. Dez. Der BallonFides", in dem gestern Professor Halbig, Graf Bobrinsky und Tscherkow von Rom aus aufgestiegen, wurde bei Arezzo von einem westigen Winde über das Adriatische Meer getragen. 3 Fischerbarken aus Pesaro versuchten auf die Notsignale des Ballons hin, der neun Meilen von der Küste entfernt war, sich ihm zu nähern. Trotz der großen Geschwindig­keit des Ballons infolge des starken Windes er­reichten sie ihn, retteten die drei Luftschiffer und den Ballon und kamen in vorgerückter Nacht­stunde wieder in Pesaro an.

Reklametett.

Mit einer vierseitigen Beilage.

VmiWr 2WiPM.