RunSschau.
Köln, 7. Dez. Zu der Klage, daß nur zwei deutsche Offiziere die Erlaubnis zur Teilnahme an den japanischen Manövern erteilt worden ist, erfährt die Köln. Ztg.". daß über die Zahl der zu den Manövern zuzulassenden Offiziere zwischen Deutschland und Japan auf dem Wege freundschaftlicher Vereinbarung eine auf völliger Gegenseitigkeit beruhende Vereinbarung getroffen ist, deren Aenderung weder von der einen noch von der anderen Seite gewünscht wird. Japan hat sich streng in dem Rahmen der Vereinbarung gehalten.
Ein unglaublich frecher Einbruch ist in Ebers- walde bei Berlin verübt worden. Kurz nach Mitternacht drangen mehrere Diebe in das Amtsgerichtsgefängnis ein und erbrachen den inmitten der Gefängnisabteilung liegenden Geschäftsraum des Gefängnisinspektors. Die Burschen suchten in dem Zimmer alle Behälter nach Geld und Wertsachen ab und erbeuteten eine große Anzahl Uhren, sowie eine größere Summe Geldes. Die Bande hatte so sicher gearbeitet, daß von dem Einbruchsdiebstahl trotz der Bewachung nichts gemerkt worden war. Bis jetzt fehlt von den Tätern jede Spur.
Die Polizei in Duisburg hat sieben Personen, darunter den Kapitän eines größeren Rheinschisfs ermittelt, die im Lause der Zeit 5000 Zentner Kohlen im Wert von mehr als 6000 Mark gestohlen haben, indem sie bei Nacht die Kohlen auf ein anderes Schiff übernahmen und an Land brachten.
Breslau, 9. Dez. In Oberschlesien herrschten starke Schneestürme. Die Telephon- und Telegraphenverbindungen sind an vielen Orten unterbrochen. Die Eisenbahnzüge erleiden stundenlange Verspätung.
Breisach, 9. Dez. Eine gepfefferte Strafe hat das hiesige Schöffengericht gegen eine gewerbsmäßige Milchfälscherin ausgesprochen. Wegen Verkaufs von Milch, die bis zu 40 "/<» gewässert war, wurde die Ehefrau des Landwirts Ernst Huber von Königsschaffhausen zu 3 Wochen Gefängnis und 200 Mk. Geldbuße verurteilt.
In Rätzlingen bei Oebisfelde sind 30 Personen infolge des Genusses frischer Wurst schwer erkrankt. Eine Frau ist bereits gestorben, sieben Personen schweben in Lebensgefahr. Die Wurst war grünspanhallig und in einem Kupferkessel gekocht.
Wie die „Tribuna" aus Tanger meldet, sind von den 50000 Pfund Sterling, die Raisuli bei der Freilassung Mac Leans erhalten soll, 25 000 Pfund Sterling bereits bar ausbezahlt worden, mit der Bedingung, daß Raisuli seine Operationen auf die Provinz Flanz (?) beschränkt. Entgegen den
„Warum verlassen uns die Kreistruppen?" fragte Anna.
„Sie haben den Befehl von der Generalität erhalten", antwortete der Bediente. „Es ist eine ewige Schande, daß die Deutschen nicht den Mut haben, ihr Eigentum gegen die schurkischen Räuber und Mordbrenner zu verteidigen."
Die Mädchen begaben sich jetzt ebenfalls zur Fürstin, wo Anna ihren Bruder Ernst von Schauenburg fand, der gekommen war, der Markgräfin in diesen Bedrängnissen seine Dienste anzubieten, was von der Fürstin mit dankbarer Rührung angenommen wurde. Sie verließ noch denselben Abend mit ihrem kleinen Prinzen Leopold und begleitet von Schauenburg, den Hoffräulein, ihrem Beichtvater und einigen treuen Dienern, das Schloß, und da schon die Schatten der Nacht in die Täler herabsanken, so blieb sie die Nacht in dem Kloster Lichtental und wollte am anderen Morgen den Weg nach Neuebernstein im Murgtale nehmen. Hartmud sollte Zurückbleiben und die Nacht über einpacken . lassen, was fortgeschafft werden konnte. Die Nachricht von der Flucht der geliebten Fürstin verbreitete Schrecken unter den Einwohnern der Stadt; viele verließen augenblicklich ihre Wohnungen und suchten Schutz in den nahen Gebirgen, ein größerer Teil wartete noch den Anbruch des nächsten Morgens ab, einige um Zeit zu gewinnen, ihre Barschaft zu vergraben, andere, weil sie noch Anordnungen zu treffen hatten, ihre Habe fortzubringen. Die ganze Nacht über vernahm man auf den Straßen und von den nahen Wäldern her das Jammergeschrei von Frauen und Kindern, die Verwünschungen der Männer, das Wiehern der Rosse und das schauerliche Gebrüll der Rinder, die der gewohnten Ruhe beraubt und nach den Bergen getrieben wurden.
Nachdem Hartmud die nötigen Befehle im Schlosse gegeben hatte, eilte er in das Nonnenkloster,
englischen Meldungen ist es unwahrscheinlich, daß Mac Lean bereits in den nächsten Tagen aus der Gefangenschaft entlassen wird.
Württemberg.
Stuttgart, 7. Dez. Im Württ. Landesverein des Roten Kreuzes hielt heute Geheimrat Prof. Dr. Czerny-Heidelberg einen Vortrag über krebsartige Erkrankungen und deren Bekämpfung. Er schilderte die verschiedenen Arten von Krebskrankheiten in ihrer Entstehung, Entwickelung und Häufigkeit, und untersuchte die Fragen der Zunahme, Vererblichkeit und Uebertragbarkeit. Eine Zunahme der Krebskrankheiten wird von allen Statistiken behauptet. Eine konstitutionelle Schwäche der ergriffenen Personen und Reizungen der betroffenen Teile scheinen die Krankheit zu begünstigen. Nach vielfachen Beobachtungen blieben von Kranken, die im ersten Stadium operiert wurden, 70 Proz. nach 3 bis 5 Jahren ohne Recidiv, von Kranken,- bei denen Lymphdrüsen ergriffen waren. 20 Proz., wenn die Krankheit über die Lymphdrüsen hinausgriff, war sie unheilbar. Die Hälfte bis drei Viertel der Kranken haben von Operationen keinen Vorteil, weil sie zu spät zur Operation gehen. In Deutschland sterben etwa 40 000 Menschen jährlich an Krebs. In neuerer Zeit werden durch Behandlung mit Röntgenstrahlen, Blitzbüscheln und Radium vielfach eine Verkleinerung der Geschwülste und hie und da auch Heilung erzielt. Sicherheit kann erst durch weitere Forschungen erzielt werden. Vielleicht gewinnen wir unerwartet durch die Chemie ein wirksames Bekämpfungsmittel. Prof. Czerny empfahl die Gründung von Sanatorien für Krebskranke in ähnlicher Weise, wie in Norwegen Leprose behandelt werden. Als Vorbeugungsmittel empfahl der Vortragende eine sorgfältige Reinhaltung der Haut, Vermeidung von Reizungen, scharfen Speisen und Getränken und einfache Lebensweise. Die Krebsforschung, durch private Hilfe unterstützt, arbeitet in verschiedenen Ländern eifrig an der Bekämpfung der Krankheit. In Deutschland bestehen in Berlin, Frankfurt und Heidelberg Institute für Krebsforschung. An den mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag schloß sich eine Vorführung von Krankheitsformen durch Lichtbilder.
Horb, 9. Dez. Die Gründung einer Einkaufsgenossenschaft für Maurer und Bauunternehmer wurde in einer gestern hier abgehaltenen Versammlung von Interessenten beschlossen. Die Leitung der Verhandlungen lag in den Händen von Handwerks- kammersekretär Freyta g-Reutlingen.
Eßlingen, 10. Dez. Eine Erbschaftsangelegenheit, wie sie wohl zu den Seltenheiten gehört, wurde
um mit den Damen, denen er Schutz versprochen, das Nötige zu verabreden. Hier war alles in Bewegung; die Nonnen schickten sich an, mit anbrechendem Morgen ihre friedlichen Zellen zu verlassen, und nach Straßburg auszuwandern, wo sie eine sichere Zuflucht zu finden glaubten. Hartmud fand die Frau von Sparre ruhiger und gefaßter, als er vermuten konnte. Auch Jda zeigte Mut und Entschlossenheit.
„So peinlich die gegenwärtige Lage ist", sagte Hartmud, „so kann sie doch nur schnell vorübergehend sein. In unsere Berge dürfen sich die > Franzosen nicht wagen, die Kreistruppen werden ! wieder Vordringen, wenn sie Verstärkung an sich ge- i zogen haben, und da es die Absicht des Feindes ist, das Land am Rhein in eine Wüste zu verwandeln, so berauben sie sich dadurch der Mittel, länger darin zu verweilen."
„Die Damen werden sich einige Tage lang Unbequemlichkeit und Erbehrungen gefallen lassen müssen, aber dadurch ihre Sicherheit erkaufen." j „Ich will gern mit Brot und Wasser vorlieb j nehmen", sagte Jda mit einem freundlichen Blick auf j den Kavalier.
„Im Walde gibt es doch Erdbeeren und Himbeeren?" fragte Agnes mit kindlicher Einfalt.
„Auch Milch, Honig, Fische und Wildbret gibt es dort", antwortete Hartmud lächelnd. „Ich habe bereits nachgedacht über den schicklichsten Ort zu Ihrer Unterkunft", fuhr er zu Frau von Sparre gewendet fort; „die Burg Neuebernstein hat nicht einmal Raum genug für das Gefolge der Markgräfin, welche die Damen gerne bei sich aufnehmen würde, aber ungefähr eine Stunde herwärts vom Schlosse liegt ein anmutiger Weiler mit einem Jägerhause; der Förster und seine Frau sind wackere Leute und in dem Hause sind einige Zimmer, die gewöhnlich leer stehen, aber doch die nötigsten Ge-
in den letzten Tagen vor dem hiesigen Nachlaßgericht erledigt; es handelte sich um eine „verschollene Amerikanerin", der ein vor 17 Jahren verstorbener Bruder, Bürger eines Filialorts, 75 Mk. hinterließ. Hieran erbte u. a. eine noch lebende Schwester 4 Mk. 36 Pfg., die Erben des nächsten Grads 48 Pfg. und die des übernächsten 14 Pfg.
Schwenningen, 7. Dez. Es ist interessant zu erfahren, wieviel Uhren in der neuen Stadt Schwenningen hergestellt werden. Während anfangs der achtziger Jahre in Schwenningen jährlich kaum mehr als 50 000 Uhren von sämtlichen Fabriken zusammenfabriziert worden fein dürften, wurden im letzten Betriebsjahr 531200 Stück Uhren und Laufwerke gefertigt. Beschäftigt wurden 3488 Arbeiter in den Fabriken 555 Arbeiter außerhalb der Fabriken. An Löhnen wurden ausbezahlt 3144000 Mark. Die jüngste Gründung ist die Jahresuhrenfabrik von Würth u. Comp.
Dürrmenz, 9. Dez. Wie jetzt als ziemlich gewiß feststeht, hat die 12jährige Sofie Hasenauer, die im Oktober auf dem Speicher der elterlichen Wohnung erhängt aufgefunden worden ist, nicht Selbstmord begangen; sie dürfte vielmehr einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein. Die Stiefmutter ist zwar in den letzten Tagen aus der Haft wieder entlassen worden, da sie vermutlich keine direkte Schuld trifft; dagegen befindet sich der Vater, gegen den die Verdachtsgründe sich verdichtet haben, noch im Heilbronner Gefängnis und er wird wohl einer Anklage wegen Mords vor dem nächsten Schwurgericht entgegenzusehen haben.
Stuttgart. kLandesproduktenvörseJ (Bericht vom 9. Dez.) In der abgelauienen Woche waren die Niederschläge bei mäßiger Temperatur häufiger, was insofern etwas schwerer in die Wagschale fällt, als dadurch — trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit — die Rheinschiffahrt ihrem Schluß vorläufig noch nicht entgegen, sondern ihre Verhält, nisse eher etwas gebessert steht. Jenseits des Ozeans ist wider Erwarten eine günstigere Gestaltung der wirtschaftlichen Mißstände nicht eingetreten, vielmehr dauert die Geldknappheit drüben und auch hier fort und Weizenverschiffungen von Nordamerika nach Europa bleiben umfangreich. In Argentinien befindet sich die Weizenernte in vollem Gang und sie soll nach den eingelaufenen Berichten den gehegten Erwartungen entsprechen. Dagegen melden Australien, Indien und das östliche Europa nichts Neues. Das Getreidegeschäft in Süddeutschland bewegte sich unter diesen Ulnständen in abwartender, ruhiger Tendenz und diese Stimmung kam auch auf heutiger Börse zum Ausdruck. — Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 3S Mk. 50 Pfg. bis 36 Mk. 50 Pfg., Nr. 1: 34 Mk. 50 Pfg. bis 35 Mk. 50 Pfg., Nr. 2: 33 Mk. 50 Pfg. bis 34 Mk. 50 Psg„ Nr. 3: 32 Mk. 50 Pfg. ins 33 Mk. 50 Pfg.. Nr. 4: 31 Mk. — Psg. bis 32 Mk. — Pfg. Kleie 1l Mk. — Pfg. (ohne Sack).
j rätschaften enthalten. Sollte die Gefahr näher j kommen, so ist es leicht, von da nach Forbach oder ! der Herrenwiese zu flüchten." z Es wurde nun ausgemacht, daß Frau von Sparre. ihre Tochter und Jda am nächsten Morgen, noch vor dem Abzüge der Truppen, mit ihm Baden verlassen sollten, und zwar zu Pferde, indem die Ge- birgswege nicht ohne Gefahr mit Wagen befahren werden konnten. Der Kavalier brachte einen großen Teil der Nacht damit zu, die für den Augenblick noch erforderlichen Anordnungen zu treffen. Besonders war ihm daran gelegen, die prächtige Gewehrkammer, welche mit Waffen aller Art reichlich versehen war, in Sicherheit zu bringen. Er hatte dabei weniger den Geldwert dieser Gegenstände im Auge, als vielmehr den Vorteil, den er in der gegenwärtigen Lage davon zu ziehen hoffte. Er belud damit einige Wagen, die mit Ochsen bespannt wurden, da auf den teils schroffen und steinigen, teils von Waldwassern tief gefurchten Wegen die Pferde zum Ziehen unbrauchbar waren.
Der Morgen fing kaum zu grauen an, als schon die Trommeln der Kreistruppen zum Abmarsche wirbelten. Hartmud setzte sich nun gleichfalls mit seinem Zuge in Bewegung; er ritt mit den Damen voran, dann folgte eine Reihe mit Ochsen bespannter Wagen, von bewaffneten Dienern begleitet. Die prächtige Allee von Eichen durch welche der Zug ging, lag noch im tiefen Schatten, während glänzende Lichtstreifen den Aufgang der Sonne hinter dem großen Staufen verkündigten. Alle Pfade waren mit Flüchtlingen bedeckt, und die Töne des Jammers, welche von allen Seiten aufstiegen, bildeten einen melancholischen Gegensatz mit der Glocke des nahen Klosters, die eben geläutet wurde und am Fuße des Bußberges im Frieden der Natur sich erhob.
— (Fortsetzung folgt.) —