große Ausräumungsarbeiten verursachten; diese Ge­röllmassen würden nach Erstellung des Stausee's allerdings uns vorerst keinen Schaden mehr bringen, weil sie in dem Stauweiher liegen blieben, von Jahr zuJahr aber würde die Möglichkeit, aus dem Stauweiher das abgeleitete Wasser wieder zu ersetzen, mehr und mehr schwin­den, da nicht nur die größeren Hochwasser Geröll usw. führen, sondern nach jedem starken Regen die Enz Sand und Gerölls dem Stauseegebiet zuführen würde. Die Arbeit des Ausfüllens des Stausees mit Geröll, Sand rc. würde das ganze Jahr über andauern und rasche Fortschritte machen, so daß das projektierte Stauwasserquantum von 5,5 Millionen Kubikmeter sich in nicht ferner Zeit ganz erheblich verminderte, resp. der unseres Erachtens viel zu klein projektierte Stausee sich erst recht als ungenügender Ersatz für das abgeleitete Quellwasser erweisen würde.

Die Schwarzwald - Wasserversorgungskraftstation Kälbermühle würde vermutlich bald in Stauwasser arbeiten, die Geschiebeablagerungen wären dem flotten Abzug des Triebwassers aus dem Unterkanal hinderlich.

Wenn in dem Vortrage auf die Gefahr des Aus­bruchs einer Seuche in der Landeshauptstadt infolge schlechten Trinkwassers hingewiesen wird, so ist dem zu erwidern, daß das Enztal keinerlei Schuld trifft, wenn Stuttgart nicht schon längst für ein gutes Wasser gesorgt hat. Der eigentliche Zweck dieses Hinweises aber dürfte leicht zu erraten sein und wohl nur darin bestehen, das Ministerium des Innern und das Finanzministerium zu bewegen, der Haupt­stadt möglichst bald zu einer billigen Wasserversorg­ung auf Kosten unseres Bezirks zu verhelfen.

Wir vertrauen aber auf die Einsicht der beiden Ministerien, daß dieselben einer Anlage, welche einen großen blühenden Bezirk ganz enorm schädigen und fortwährenden Anlaß zu Prozessen und Erbitterungen geben würde, nicht zustimmen werden, umsomehr, als es keineswegs ausgeschlossen ist, daß die Stadt Stuttgart in der Lage wäre, eine anderweitige, jederzeit ausdehnungsfähige Wasser­versorgung, wenn auch mit etwas Mehraufwand zu erstellen, wenn sie nur ernstlich will.

Neuenbürg, 9. Dez. Der Bezirksverein des Württ. Schwarzwaldvereins hielt gestern in Höfen im Saal des Gasthofs zumOchsen" seine Jahresversammlung ab, mit welcher ein Ausflug zu dem Schmerzenskinds des Vereins, dem Laugenbrander Aussichtsturm, verbunden war. Der von Stadt und Land seit Monaten mit so großer Sehnsucht herbeigewünschte Regen ging nun aber just an diesem Mittag in mehr als ausgiebigem Maße nieder, so daß sich zu dem geplanten Ausflug nur 7 wetterfeste Wanderer finden ließen, welche den Turm nun bei einem Wetter besichtigen konnten, bei dem er gewiß selten besucht wird, bei dem es sich aber desto besser beurteilen ließ, ob die geplanten Ausbesserungen notwendig sind oder nicht. Länger als zur Besichtigung notwendig, hielten sich die 7 wackern Schwaben aber nicht am Turme auf, son­dern strebten mit Macht demOchsen" in Höfen zu, wo sie denn auch schon vor 4 Uhr eintrafen, um durch Anfeuchten des inneren Menschen das Gleich­gewicht gegen die äußere Feuchtigkeit herzustellen. ImOchsen" hatte sich eine stattliche Anzahl Mit­glieder von Neuenbürg und dem Enztal eingefunden. Der Vorsitzende, Hr. Apotheker Bozenhardt, be­grüßte mit Dank die erschienenen Mitglieder herzlich, wies auf die Hauptsache der heutigen Versammlung, die Neuwahl des Vorstands hin und erstattete zuvor noch ausführlichen Bericht über die Tätigkeit des Vereins im bald verflossenen Jahr, wobei er haupt­sächlich Beschlüsse, die bis jetzt noch nicht öffentlich bekannt und nur im Vorstand zur Verhandlung kamen, erwähnte und erläuterte. Er berührte kurz den Austritt der Mitglieder von Calmbach, erwähnte die darauf bezüglichen Beschlüsse, besonders ein Ge­such an den Hauptverein um Bezahlung eines Be­trags an unserer Turmschuld, der in der Höhe von 300 Mk. geleistet wurde, wodurch nun bald die Schuld abgetragen und der Verein wieder anderen wichtigeren Aufgaben sich widmen könne, und brachte dann ein Projekt des Hrn. Direktor Römpler be­treffs Erhöhung des Aussichtsturms bei Langenbrand zur Sprache, über das später debattiert und ab­gestimmt werden sollte. Da bei dem 25 jährigen Jubiläum des Schwarzwaldvereins geplant ist, einen Ertrazug für die Mitglieder von Stuttgart ins Enz­tal zu leiten, bat der Vorsitzende, ihm durch Wühlen junger Herren als Wegkommission schaffensfreudige Kräfte an die Hand zu geben, die im ganzen Bezirk die Wegmarkierungen in tadellosen Zustand setzen sollen, wozu er allein nicht gewachsen sei. In

kurzen Skizzen rekapitulierte er die verschiedenen Veranstaltungen des Vereins, gedachte dabei mit Dank derjenigen Hevre», welche bei denselben durch allerlei erhebliche Opfer dem Verein beigestanden seien, und zwar den HH. Robert Schnepf, Ober­postassistent Lutz mrd Redakteur Meeh, gedachte weiter in warmen Worten der tatkräftigen Unter­stützung der Mitglieder des Vorstands mit der Bitte an dieselben, auch, künftighin ihre Kräfte dem Verein zur Verfügung zu stellen. Bei der nun folgenden Neuwahl des Gesamtvorstands wurde nach einigen mit großem Beifall aufgenommenen Worten von Hrn. Oberamtsrichter Doderer, worin die ersprieß­lichen Verdienste des überaus rührigen Vorstandes verdienten Dank und lobende Anerkennung fanden, Hr. Apotheker Bozenhardt als Vorsitzender wieder gewählt, ebenso Hr. Stadtschultheiß Stirn als Schriftführer, Hr. Schultheiß Feldweg als Rechner des Vereins. Als weitere Mitglieder wurden ge­wählt die HH. Hofapotheker Dr. Metzger-Wildbad zum stellvertr. Vorsitzenden, Oberamtsrichter Doderer, Baron v. Gaisberg, Redakteur Meeh, Fabrikdirektor Loos, Oberamtsarzt Dr. Härlin von Neuenbürg, Schulth. a. D. Häberlen, Obers. Ramm von Calm­bach, Stadtschulth. Bätzner, Obers. Bosch, Ober­förster Hopfengärtner, Oberreallehrer Dr. Pfeffer von Wildbad; ferner wurden neu gewählt die HH. Direktor Römpler-Schömberg, Fabr. Commerell- Höfen und Oberpostassistent Lutz von hier. Als Mitglieder der Wegkommission wurden gewählt die HH. Martin Lutz, Georg Kaufmann, Amtsgerichts­sekretär Knödel, Schullehrer Egger in Neuenbürg, Hofphotograph Blumenthal, Reallehrer Häusler, Postsekretär Heute! in Wildbad. Es folgte nun die Feststellung des Jahresvoranschlags pro 1908 durch den Rechner, Hrn. Schultheiß Feldweg, die ergab, daß dem Verein dadurch, daß die Vereinsgabe in Gestalt einer Karte, welche die Mitglieder auch noch aufgezogen erhielten, die Hauptsache der ver­fügbaren Mittel verschlungen wird. Es wurde des­halb beschlossen, im kommenden Jahr in Anbetracht der großen Kosten im ganzen Gebiet den Mitgliedern die Karten nur aus Leinwand gezogen zu liefern, wenn dafür der Betrag von 50 Pfg. an den Verein abgeliefert wird. Der Bitte des Vorsitzenden, ihm einen Betrag von 2030 Mk. zu einem größeren Ausflug zur Verfügung zu stellen, wurde allseits zugestimmt und von ihm ein am Himmelfahrtsfest nächstes Jahr auszuführender Ausflug ins Bühler­talGertelbachwasserfälleSandBadener-Höhe Baden-Baden vorgeschlagen. Die meiste Zeit der Debatte nahm die Erhöhung des Aussichtsturms bei Langenbrand in Anspruch, und da die Kosten bei einer Erhöhung von 6 m auf 1000 Mk. zu stehen kämen, war die Ansicht allgemein, so viel für den Turm, der noch nicht einmal abbezahlt ist, vorerst nicht zu verwenden, jedoch die durchaus notwendigen Ausbesserungen nach Rücksprache mit Hrn. Architekt Maler vornehmen zu lassen. Von dem Vorsitzenden wurde noch ein Vortrag von Hrn. Lehrer Egger über Touren am Gardasee in Aussicht gestellt, was allgemein mit großer Befriedigung ausgenommen wurde. Die außerordentlich rege Beteiligung an der Versammlung zeigte deutlich das warme Interesse für die gemeinnützige Sache unseres Schwarzwald­vereins, in besonderem Maße aber das rückhaltlose Vertrauen, das man in die Person des bewährten Vorstands setzt. Der Verein, der sich die Erschließ­ung all der Schönheiten unseres Schwarzwalds zur Aufgabe macht, darf aber auch mit Recht das In­teresse aller Kreise in Anspruch nehmen, und dies besonders, da man dessen Leitung in so guten Händen weiß! Waldheil!

):( Neuenbürg, 9. Dezember. Nachdem auf dem letzten Gauturntag des Unteren Schwarzwald­gaues die vorzunehmenden Neuwahlen infolge der vorgeschrittenen Zeit zu keinem Resultat geführt haben, so mußte ein außerordentlicher Gautag anberaumt werden, der gestern hier im Ankersaale stattfand. Die gesamte bisherige bewährte Vorstandschaft hat sich veranlaßt gesehen, eine Wiederwahl mit aller Entschiedenheit abzulehnen und es mußte dieselbe neu konstituiert werden. Dieselbe setzt sich nun folgender­maßen zusammen: A. H aydt-Calmbach, Vorstand, Barth-Höfen, Kassier, Kraft-Höfen, Schriftführer; Ausschußmitglieder: Kain er-Neuenbürg, Kallsaß- Wildbad, Becht-Gräfenhausen; technische Ausschuß­mitglieder: Titelius-Neuenbürg, Kallfaß-Wild- bad, Kaupp-Schwann, Höll-Birkenfeld. Es wurde dann noch der Beschluß gefaßt, daß der Gau sich mit einer Riege beim deutschen Turnfest in Frankfurt im nächsten Jahre beteiligen soll. Erwähnenswert ist noch ein Beschluß, wonach bei künftigen Turnfesten die Sitte, Vereinsführer anzustellen in Wegfall kommen soll.

Neuem bürg, 11- Dez. Im hiesiger-Stadt wird nunmehr-auch ein Unterrichtskurs zur Erlernung dev St e nog ra p h i e nach dem System Stolze-Schrey. gegeben werden. Die Teilnehmer desselben werden aus heute Mittwoch abend in das Nebenzimmer der Restauration Robert Silbereisen eingeladen, um über den Beginn des Unterrichts Rücksprache zu nehmen. Die Leitung des Unterrichts hat Herr Kauf­mann Bauer hier, früherer Vorsitzender des Steno­graphenvereins in Waldkirch, übernommen- (Siehe auch Inserat.)

Herrenalb, 9. Dez. (Korresp.) Am letzten. Samstag versammelte sich im. Hotel Stern der Schwarzwald- und Verschönerungsverein unter Vorsitz von Aufsichtslehrev Fuchs. Auch die Mehrzahl der Mitglieder des Bezirkslehrervereins war erschienen. Stadtpfarrer Stöckle hielt den Zuhörern, unter welchen sich auch viele Damen be­fanden, einen Vortrag über seine Wanderungen im schottischen Hochlande. Reise-Erlebnisse, lebendige und anschauliche Schilderung der Landschaft und ihrer Bewohner, kulturhistorische Betrachtungen zogen in bunten Bildern vorüber und fesselten bis zum Schlüsse. Wärmster Beifall lohnte die trefflichen Ausführungen. Die gesellige Unterhaltung wurde belebt durch flott vorgetragene Männerchöre des Liederkranzes (Dirigent Lehrer Seeg er) und einige stimmungsvolle Duette von Mendelssohn.

? Birkenfeld. Bei der Gemeinderatswahl am 10. ds. Mts. haben von 425 Wahlberechtigten nur 251 abgestimmt und wurden nahezu einstimmig gewählt: die beiden seitherigen Gemeinderäte Chrn. Häußer und Gottlieb Zoll, frühere Goldarbeiter, nun Landwirte. Der Bürgeroerein beteiligte sich nicht an der Wahl, weshalb auch solche ganz ruhig vor sich ging.

Pforzheim, 9. Dezbr. Beim Abbruch eines Stalles gegenüber dem Stadtgarten fand man am Samstag nachmittag etwas über 1 Meter unter der Erdoberfläche das Skelett eines Mannes. Da an dieser Stelle niemals eine Beerdigungsstätte war, hat das Gericht eine Untersuchung eingeleitet. Der Tote dürfte jedoch schon lange an dem Platz gelegen haben, zumal da der Lehmboden dort die Verwesung aufhält.

LstZtL Nachrichten u. Telegramm?

Berlin, 10. Dez. In der Untersuchung gegen die Grafen Hohenau und Lynar finden noch immer umfangreiche Vernehmungen statt. Nicht nur die Unteroffiziere, die im Moltke-Harden-Prozeß ge­nannt worden sind, werden vernommen, sondern alle, die zur Zeit der Regimentsführung Hohenaus bei dem Gardes du Corps gestanden haben.

München, 10. Dez. Im Landtag trat der Verkehrsminister v. Frauendorfer lebhaft für das Postreservatrecht und die bayerische Brief­marke aus finanziellen und politischen Gründen ein. Weiter erklärte der Minister, daß die Aussichten der Güterwagengemeinschaft zur Zeit nicht un­günstig seien.

Schneidemühl, 10. Dez. Heute nachmittag fuhr der ganze Schnellzug Nr. 42 auf der Strecke Posen-Kreuz bei der Durchfahrt durch den Bahn­hof Miala aus bisher unbekannten Gründen die steile Böschung hinab. Schwer verletzt ist nach den bisherigen Meldungen niemand; leicht verletzt wurden 1015 Personen.

Mannheim, 10. Dez. Durch Platzen des Wasserreservoirs auf dem Speicher des hiesigen Hoftheaters wurde das Theater heute nachmittag förmlich überschwemmt. Die Decke ist völlig durch­weicht. Die Vorstellung mußte ausfallen.

Lausanne, 10. Dez. Heute nachmittag stürzte ein im Bau begriffenes Gebäude kurz nach Wiederaufnahme der Arbeit ein. Zahlreiche Ar­beiter, meist Italiener, wurden unter den Trümmern begraben. Bis um 5 Uhr abends wurden 2 Tote und 2 Verletzte geborgen. Man glaubt, daß die Zahl der Toten 7 beträgt.

Paris, 10. Dez. Infolge anhaltender Regen­güsse sind der Doub und die Mosel über ihre Ufer getreten. Zahlreiche Wiesen sind überschwemmt.

Reggio di Calabria, 10. Dez. Heute nach­mittag um 2 Uhr wurde in Reggio ein leichter, in Brancaleone, Bruzzano und Ferruzzano ein heftiger Erdstoß verspürt. Die Bevölkerung, unter der ein heftiger Schrecken herrscht, kampiert unter freiem Himmel.

Mit einer vierseitige« Beilage.