Angeklagte 7 Mk. 50 Pfg. Provision ab. Ein Darlehen hat er, wie auch die übrigen Darlehenssucher nicht erhalten. Die angebliche Bank gab den meisten Darlehenssuchern überhaupt keine Antwort, oder sie teilte mit, sie könne das Darlehen nicht geben. Das Schöffengericht verurteilte Lang wegen Betrugs in 8 Fällen zu 14 Tagen Gefängnis.
Stuttgart, 7. Dez. Von der Brauerei zum „Schlößle" in Gablenberg wurde heute früh 4 Uhr Großfeuer gemeldet. Es wurde sofort die freiwillige Feuerwehr Gablenberg und kurze Zeit nachher die Hauptfeuerwache alarmiert, welch letztere mit der Dampffeuerspritze ausrückte. Das Feuer, welches in der Mälzerei entstand und das ganze Brauereiwesen ergriff, war gegen 6^/e Uhr früh gelöscht. Die Entstehungsursache ist noch nicht festgestellt; doch ist Selbstentzündung anzunehmen. Der Schaden ist bedeutend. (Polizeibericht.)
Stuttgart, 8. Dez. Wie verlautet hat sich der Former Deines, der vor einigen Tagen auf seine von ihm getrennt lebende Ehefrau in der Hasenbergstraße 2 Revolverschüsse abgefeuert hatte, erschossen.
Tübingen, 3. Dez. (Strafkammer.) Samstag, 11. August kamen 4 Pforzheimer Herren nach Bein- berg, übernachteten dort in einer Wirtschaft und begaben sich am Sonntag früh 4 Uhr mit Gewehren ausgerüstet, auf ihr dortiges Jagdgebiet. Fabrikant Georg Fink erlegte einen Hasen, den er im Rucksack mit nach Hause nahm! Agent Albert Fink schoß auf einen Flug Tauben, die er für Wildtauben hielt. Eine dieser Tauben fiel tot zu Boden und wurde als Brieftaube erkannt.. Fink nahm sie mit nach Hause. Diese Sonntagsjäger und deren Begleiter Mechaniker Fink und Versicherungsinspektor Maltzahn wurden wegen der Sache vor das Schöffengericht Neuenbürg verwiesen und dieses stellte fest, die vier Angeklagten haben am Sonntag die Jagd ausgeübt, Georg Fink überdies während der gesetzlichen Schonzeit. Es wurden deshalb verurteilt Georg Fink zu 50 Mk., Albert Fink zu 30 Mark und überdies wegen Unterschlagung der Brieftaube zu 25 Mk. Die beiden weiteren Jäger kamen mit je 20 Mk. Geldstrafe davon; während diese sich bei der Strafe beruhigten, riefen Georg und Albert Fink die Entscheidung der Strafkammer an, worauf die Strafe des Georg Fink auf 25 Mk. und diejenige des Albert Fink aus 45 Mk. ermäßigt wurde.
Tübingen, 6. Dez. In Mähringen benutzte ein arbeitsscheuer Mensch den in der Regel unbesetzten Ortsarrest als Absteigequartier bis die Gemeinde die Türen verriegeln ließ. Nun sprengte er die Schlösser und bezog die ihm vertraut gewordene Pritsche des Arrestes weiterhin.
Waldenbuch, 8. Dez. In der vergangenen Nacht gegen 2 Uhr brach in der dem Paul Waidelich gehörigen, am Ausgange des Reichenbachtales gelegenen Sägemühle, der sogenannten „Burkhardts- Mühle" an der Straße Plattenhardt-Waldenbuch, ein Feuer aus, das so rasch um sich griff, daß die Waldenbucher Feuerwehr machtlos war. Der Abgebrannte, der erst vor kurzer Zeit sich verheiratete und die Mühle übernommen hat, ist nur ungenügend versichert. Der Schaden wird auf 60 000 Mk. angegeben. Das Eichenholzlager blieb von dem Feuer verschont, ebenso das danebenstehende große Wirtschaftsgebäude.
Herrenberg, 6. Dez. Einem Schuhwarenhändler von Reutlingen ist ein Korb mit Schuhen und Stiefeln im Wert von über 200 den er von Haigerloch hierher auf den Markt geschickt hatte, geleert worden. Als er seine Waren auf dem Markt ausbreiien wollte fand er eine alte Schachtel in dem Korb aber keine Schuhe und Stiefel mehr.
Dornhan, 4. Dez. Die Hohnersche Mundharmonikafabrik Trossingen hat letzter Tage hier eine Filiale errichtet, wozu die Stadtverwaltung ein passendes Gebäude zur Verfügung stellte.
Ulm, 3. Dezbr. „Hie gut Württemberg allwege!" So möchten wir den folgenden Rekrutenbrief überschreiben; er ist ein Zeichen davon, daß auch Rekruten noch gut Briefe schreiben können, über die sie sich nicht schämen müssen und die die Resultate der Volksschule nicht beschämen; er zeigt aber auch, daß es noch unverfälschten Patriotismus bei den Rekruten gibt, daß die militärischen Feierlichkeiten, besonders der Fahneneid, einen gewaltigen Eindruck auf die Gemüter machen. Der Brief stammt von einem Rekruten des Oberamts Münsingen, der zur Artillerie nach Ulm kam, er lautet: „Liebe Schwester! Etwas will ich doch auch von mir hören lassen, wie es mir geht, bis jetzt geht es mir ganz gut. Heute haben wir schwören müssen zu dem Geschütz, dann ist man in das Münster und da ist eine Predigt gehalten worden und unser Regiment hatte allein Haarbüsche auf dem Helm und Militärmusik.
Da machst Du Dir keinen Begriff, wie feierlich das war. Der Pfarrer tat eine Predigt und die Militärmusik spielte zum Anfang das Lied Das walte Gott, Vers 1—3 mit Gesang und zum Schluß von Gott ist getreu den letzten Vers. Da ist manchem das Wasser in den Augen gestanden, sogar mir selber, obwohl ich noch nie an die Heimat gedacht habe wegen Heimweh. Aber die Musik und die'Predigt haben mich so angegriffen, daß ich gedacht habe, jetzt will ich Dir schreiben. Und wenn Du uns gesehen hättest mit den weißen Haarbüschen auf dem Helm und die Musik mit roten Haarbüschen durch die ganze Stadt gespielt, dann hättest Du gesagt, da kommt man in den Himmel. Ich sage ja, das hat eim ganz weich gemacht. Aber sonst geht es ganz (außer-) ordentlich ....
Aus ^tcrSt, BeZtrrr uns A'ugedimA
Am 6. Dezember ist von der Evangelischen Oberschulbehörde die 1. Schulstelle in Schwann dem Schullehrer Ulshöfer in Ochsenberg, Bezirks Heidenheim, die 2. Schulstelle in Schwann dem Unterlehrer Heinrich Sindlinger in Tuttlingen, die Schulstelle in Oberholzheim (Biberach), dem Unterlehrer Georg Nießin Birkenfeld übertragen worden.
Neuenbürg, 8. Dezbr. Die lange Zeit der außergewöhnlichen Trockenheit ist mit dem gestrigen Regensonntag zu Ende gegangen. Nachdem es schon am letzten Donnerstag ganz ordentlich geregnet hatte und darauf wieder 2 trockene Tage folgten, setzte gestern in der Frühe ein so ergiebiger Regen ein, der den ganzen Tag über bis in die Nacht hinein andauerte, daß die arg herabgestimmten Hoffnungen wieder merklich gehoben wurden. Die Enz führt heute zum ersten Mal wieder größere schmutzig-gelbe Wassermassen mit sich. Da es scheint, daß wir demnächst weitere Niederschläge erwarten dürfen, dürften die Befürchtungen, es könnte vorzeitig „einwintern", glücklicherweise „zu Wasser werden", sich in allgemeinem Wohlgefallen auslösen.
Neuenbürg, 9. Dez. (Einges.) Auf Veranlassung des Landesverbandes derwürtt. Wagnermeister versammelten sich gestern die Wagner des Oberamtsbezirks Neuenbürg bei Keck zur „Eintracht" hier zur Beratung über die Gründung einer Fachorganisation. Wagnermeister Mauer hier leitete die Verhandlungen ein und erteilte sodann Handwerkskammersekretär Freytag-Reutlingen das Wort zu einem Vortrag über die „Notwendigkeit und die Ziele der Organisation im Handwerk." Den beifällig aufgenommenen Ausführungen des Referenten folgte eine lebhafte Aussprache, die schließlich zur Gründung einer freien Innung führte. Nach Beratung der Statuten erklärten durch ihre Unterschrift sofort 22 Wagnermeister ihren Beitritt zur Innung; weitere Mitglieder werden voraussichtlich in nächster Zeit beitreten. Der Versammlung wohnte auch Gewerbevereinsvorstand und Handwerkskammermitglied Gollmer von hier an, der in einer herzlichen Begrüßungsansprache dem jungen Unternehmen gesundes Gedeihen wünschte.
Neuenbürg, 8. Dez. In Gräfenhausen brannte in der letzten Nacht das Haus der Friedr. Gorgus Wtw. ab. Näheres hierüber bei Schluß ds. Bl. unbekannt.
Calw, 6. Dez. Die Vorarbeiten zum Bau der Stuttgarter Straße werden eifrig betrieben. In den letzten Wochen hat eine Kommission die Einschätzungen der für den Straßenbau in Betracht kommenden Güterstücke vorgenommen. Gegenwärtig werden nun mit den Eigentümern der verschiedenen Parzellen Verhandlungen über den Preis der abzutretenden Güterstücke geführt. Im Interesse des wichtigen Straßenbaues ist ein befriedigender Abschluß der Unterhandlungen zu hoffen.
Vermischtes.
Der Kaiser und die Schuljugend. Ein hübsches Stimmungsbild aus Highcliffe entwirft ein dortiger Korrespondent: „Die Begeisterung der Schuljugend von Highcliffe für den Kaiser scheint ohne Grenzen. Am Samstag hat das große Kuchenessen im Schulhause stattgefunden, zu dem der Kaiser die Kleinen geladen hatte. Ein fröhliches, lustiges Leben herrschte schon vor Beginn der Gesellschaft im Schulsaale. An zwei langen Tischreihen saßen die Kleinen, Knaben und Mädchen, alle in Festschmuck und mit vor Erwartung geröteten Wangen. Sie saßen da und vor ihnen standen schon all die Herrlichkeiten, Kuchen und Apselsinen, Mandeln und Nüsse. Ehe des Kaisers besondere Leckerbissen zur Verteilung kommen, delektieren sich die Kleinen an den Napf
kuchen. Teetassen klirren, ein erregtes Schwatzen beginnt und 170 kleine Kinnladen kauen und kauen... Da ertönen draußen Hochrufe. Man hört die Klänge der Dorfkapelle, der weißhaarige alte Küster hat zur Feier des Tages seine Guitarre hervorgeholt und entlockt den Saiten die Noten der Wacht am Rhein. Durch die Tür tritt schnellen Schrittes ein lebhafter Herr, hinter ihm ein vornehmes Gefolge. Er lächelt, nickt heiter und begrüßt den Vikar und dessen Tochter. Die Kleinen sind mit einem Ruck aufgestanden; 170 verwunderte, neugierige Augenpaare richten sich auf die Gestalt des Eingetretenen; die ersten Augenblicke sind ein wenig zeremoniell. Zwei reizende, kleine Mädel ganz in Weiß, trippeln nervös und verschüchtert auf den Monarchen zu, sie knixen verlegen und bieten dem Kaiser die Blumenkörbe. Der Kaiser nimmt sie lächelnd und gibt sie dann einem Bedienten. Die Tochter des Vikars überreicht ein prachtvolles Blumenbouquet, das die deutschen Damen der Umgegend gestiftet haben. Der Kaiser wendet sich dann zum Vikar und. beginnt ein Gespräch über Erziehungsfragen. Er bemerkt dabei, daß die Kleinen immer noch stehen und bittet den Vikar, die Kinder doch weitertafeln zu lassen. Die lassens sich nicht zweimal sagen. Die Kuchen- und Obstplatten lichten sich in beängstigender Schnelle. Es wird nicht mehr gesprochen, den Worten folgen Taten. Mit vollen Backen kauend sitzen die Kinder da, aber ihre Augen ruhen immer auf dem Herrn in dem großen braunen Ulster. Dann kommt eine kleine Unterbrechung. Alles muß aufstehen, ein Blitzlicht zischt aus: der Photograph ist zu seinem Recht gekommen. .. Nun kommt der weihevollste Augenblick des Festes. Der Kaiser geht zu dem riesigen, sechs Fuß hohen Feierkuchen und mit einem Messer beginnt er zu schneiden. Der knusperige Kuchenriese aber widersteht dem ersten Angriff. Der Kaiser aber läßt sich nicht abschrecken. Er packt das Messer mit festem Griff und mit einem entschlossenen Stoß legt er eine Bresche in die große Kuchenfestung. . . Das Wesen des Kaisers inmitten der Kinderschar ist von einer herzlichen Einfachheit, die gefangen nehmen muß. Bald diesem, bald jenem Kleinen ruft er im Vorübergehen ein aufmunterndes Wort zu und man kann sich ohne weiteres den Stolz der Kinder denken, die ihn „Onkel William" nennen dürfen. Auf der Schwelle wendet sich der Kaiser noch einmal um und winkt lächelnd seinen kleinen Gästen ein Lebewohl.
sVerschnappt.s Ein Knabe kam von der Schule heim und fragte seinen Vater, ob es wahr sei,, was der Lehrer sage: daß der Mensch vom Affen abstamme? Der Vater gab ihm zur Antwort: „Ich net, aber du vielleicht!"
Letzt« Nachrichten u. Telegramme
Highcliffe, 8. Dezbr. Der Kaiser nahm gestern nachmittag den Thee beim Lord Montagul of Beaulieu ein und wohnte heute vormittag dem Gottesdienst in der Kirche von Highcliffe bei. Montag vormittag um 11 Uhr gedenkt der Kaiser sich nach London zu begeben und in der deutschen Botschaft Wohnung zu nehmen.
Stockholm, 8. Dez. Heute morgen um 5ftr Uhr ließ der Kronprinz-Regent den Ministerpräsidenten, den Minister des Auswärtigen und die Hofbeamten rufen. Auch die ganze königliche Familie war im Krankenzimmer des Königs versammelt. König Oskar von Schweden verschied alsdann um Uhr.
Stockholm, 8. Dezbr. Der König hat den Namen Gustav V. und den Wahlspruch: „Mit dem Volk für das Vaterland!" angenommen. Heute mittag fand eine Sitzung des Staatsrates statt, in welcher der König den Eid auf die Verfassung leistete.
New-Aork, 8. Dezbr. Ueber das schreckliche Grubenunglück in West-Virginien wird gemeldet, daß die Zahl der in Fairmont Getöteten annähernd 6 00 betrage. Der Direktor des Bergwerks hat die Zahl der getöteten Bergleute auf 478 berechnet. In dieser Zahl sind aber 100 Knaben, die als Wagenschieber verwendet wurden, nicht inbegriffen. Durch die Nachschwaden werden die Rettungsarbeiten sehr verlangsamt. Zahlreiche Personen, die bei den Rettungsarbeiten beschäftigt sind, erliegen den Gasen.
Briefkasten d. Red.
I^Korr. B. St.1 Wir haben zunächst keine Veranlassung, Ihren so umsangreichen Artitel, welcher Erwiderungen auf die im Schw. M. erschienenen Einsendungen gibt, in unserem Blatte aufzunehmen, da die gen. Ztg. im Verbreitungsbezirk unseres Bl. nur wenige Leser zählt. Jedenfalls ist der gesandte Artikel viel zu umfangreich, um heute noch Aufnahme finden zu können.