und ausstieg entdeckte sie, daß das Würmchen keines Arztes mehr bedurfte und unterwegs gestorben war.
Tübingen, 30. Nov. Ein mehr waghalsiger als gewinnbringender Diebstahl wurde in der Nacht auf das Richtfest des Rathausumbaues ausgeführt. Die auf dem Dachfirst am Tannenbauin hängenden 50—60 bunten Taschentücher sind heruntergeholt worden. Die Diebe müssen an den Balken von Stockwerk zu Stockwerk emporgeklettert sein, um zu der ersehnten Beute zu gelangen. Als Täter sind zwei Italiener, die vom Richtschmaus ausgeschlossen waren, verdächtig.
Rottweil, 30. Nov. Infolge des Milchaufschlages haben die vereinigten Gewerkschaften eine Milchverkaufsanstalt gegründet.
Dornhan, 29. Nov. Reichen Segen im Stall erhielt ein hiesiger Bauer, dem eine Kuh vier Kälber zur Welt brachte. Drei der Tiere sind munter und gesund, das vierte mußte abgetan werden. Bemerkenswert ist, daß diese Kuh in den letzten vier Jahren nicht weniger als zehn Kälber zur Welt gebracht hat.
Ein Köpenicker st reich wurde auch am Bürgermeister von Hartheim (A. Meßkirch) verübt. Kommt da eine mit einem unleserlichen Blindschleichenzirkel Unterzeichnete Postkarte an das Bürgermeisteramt mit der Aufforderung, drei Fuhrwerke nach Hausen i. T. zu entsenden, um 6 höhere Offiziere am Bahnhof abzuholen. Gleichzeitig* solle der Gemeinderat eingeladen und Gemeindeversammlung anberaumt werden. Da das Geschäft der Herren mehrere Tage in Anspruch nehme, möge sich der Sonnenwirt auf eine komfortable Verpflegung einrichten. 6 höhere Offiziere! — das 6fach verstärkte Zauberwort genügte, um der Postkarte Vertrauen zu verschaffen. Mit der Ortsschelle wurde Bürgerversammlung auf vormittags 11 Uhr anberaumt, die Fuhrwerke gingen promptest ab. Das weitere errät der Leser wohl von selber. Die Hartheimer, welche gehofft halten, den schon seit einiger Zeit besprochenen Truppenübungsplatz zu erhalten, müssen sich nun noch weiter gedulden.
Sius ^taSt. ScZtrk uns Umgebung.
Seine Majestät der König hat dem Schultheißen Rentschler in Schömberg die silberne Verdienstmedaille verliehen.
§. Neuenbürg, 30. Nov. Heute vormittag von 10ffs Uhr an tagten im Rathaussaal hier unter dem Vorsitz von Oberamtmann Hornung zwei Amtsversammlungen, die eine nach der alten Ordnung, die andere nach den Bestimmungen der Bezirksordnung. Die erste hatte eine reichhaltige Tagesordnung zu erledigen. Von derselben ist insbesondere hervorzuheben eine Aenderung der Satzungen der Oberamtssparkasse. Für die Einzeleinleger wurde, nachdem die K. Kreisregierung den früher angenommenen Einlagehöchstbetrag von 5000 Mark beanstandet hatte, der Einlagehöchstbetrag auf 3000 </E, für die Mitglieder einer Familie zusammen auf 5000 für Körperschaften des öffentlichen Rechts im Bezirk auf 20 000 festgesetzt. Die Verzinsung der Einlagen erfolgt vom 1. Januar 1908 an halbmonatlich d.h. mit Berechnung des Zinses vom nächsten Halbmonat an. Der Zinsfuß wird von 3,60 °/o auf 3,75°/o erhöht. Der Zinsfuß für die Kapitalien, welche die Sparkasse von jetzt ab ausleiht, wird gleichfalls erhöht und zwar auf 4ff« Prozent, während die Frage der Erhöhung des Zinsfußes der bis jetzt bereits ausgeliehenen Kapitalien der Beschlußfassung der im nächsten Jahr tagenden Amtsversammlung Vorbehalten bleibt. Der Stadtgemeinde Herrenalb wurde nach dem Vorgang in anderen Gemeinden ein Jahresbeitrag zu ihrem Stadtarztgehalt gewährt. Weiterhin wurde der Stadt Herrenalb zum Neubau der Albdrücke an der Körperschaftsstraße nach Kullenmühle eine Beihilfe mit rund ein Viertel des Aufwands bewilligt. Der landw. Bezirksverein beabsichtigt zur Unterstützung der Einführung guter Originalzuchttiere einen Fonds zu gründen. Die Dotierung des Fonds ist in der Weise angenommen, daß die Gemeinden je nach der Zahl der von ihnen zu haltenden Farren einen Jahresbeitrag leisten und daß außerdem die Amtskörperschaft einen namhaften Beitrag gibt. Auf das Ansuchen des landw. Bezirksvereins wird zu dem Fonds ein Beitrag von 500 //k bewilligt. Um den entfernter von der Oberamtsstadt und dem Sitz des Oberamtstierarzts gelegenen Gemeinden eine billigere tierärztliche Versorgung zu ermöglichen, wurde dem Oberamtstierarzt ein Reisekostenbeitrag ausgesetzt gegen Fixierung der Reise- und Ordinationskosten auf bestimmte, niedriger gehaltene Sätze. Dem Obermnl-ffparkassier und dem Oberamtspfleger, welche
bisher zum Teil auf eigene Kosten eine Hilfskraft gehalten hatten, wurde auf ihr Ansuchen ein Beitrag zur Gehilfenhaltung auf 4 Monate bewilligt. Sodann wurde die Organisation des Verwaltungs- aktuariats im Bezirk geregelt. Mit dem 1. Dezember sind bekanntlich für die Gemeinden, welche eines Hilfsbeamten für die Rechnungsgeschäfte bedürfen, Verwaltungsaktuare von Seiten der Amtskörperschaft zu bestellen. Die Gemeinden des Oberamts wurden nun in 5 Bezirke eingeteilt und für dieselben im wesentlichen Verwaltungsaktuare gewühlt, welche schon bisher als von den Gemeinden aufgestellte Hilfsbeamte im Bezirk tätig waren und deren Berücksichtigung bei der Besetzung der Stellung gesetzlich anempfohlen war. — Die zweite Amtsversammlung war nur zusammenberufen, um den mit dem 1. Dezember 1907 in Tätigkeit tretenden Bezirksrat und den Schriftführer zu wählen. Hiebei wurden in den Bezirksrat gewählt: 1) Aus den Mitgliedern der Amtsversammlung: die HH. Stadtschultheiß Stirn-Neuenbürg, Stadtschultheiß Bätzner-Wild- bad, Schultheiß H o l z s ch u H-Birkenfeld; Stellvertreter: Stadtschultheiß Grüb-Herrenalb, Schultheiß Bertsch-Jgelsloch; aus den nicht der Amtsversammlung ungehörigen Personen: die HH. Fabrikant Commerell-Höfen, Schultheiß Knüller-Neusatz, Schultheiß a. D. Häberlen-Calmbach; Stellvertreter: Fabrikdirektor Schnitzer-Wildbad, Rotgerber Metzger-Neuenbürg. Zum Schriftführer des Bezirksrats wurde Hr. Oberamtssekretär Braun bestellt.
DaS Stuttgarter Wasserversorgungsprojekt aus dem Enztal.
1) Neuenbürg, 30. Nov. 1907.
Wie wir diese Woche bereits mitteilen konnten, hat sich die Stadt Stuttgart vor einiger Zeit bereit erklärt, aus Anlaß der heutigen Amtsversammlung ihre Pläne in Bezug auf die Wasserableitung aus dem Enztal darzulegen. Hiezu fanden sich hier ein: Gemeinderat Dr. Mattes mit Bauinspektor Riegel und Gemeinderat Wasner aus Stuttgart.
Die Versammlung fand am heutigen Samstag nachmittag 4 Uhr im Saale des Gasthofs zum „Bären" im Anschluß an das gemeinsame Mittagessen der Amtsversammlungsmitglieder statt. Oberamtmann Hornung eröffnete dieselbe, indem er seine Befriedigung darüber aussprach, daß die Stadt Stuttgart nunmehr über ihre Wasserversorgungspläne den Vertretern der Gemeinden und den beteiligten Werksbesitzern Aufschluß geben wolle.
Erster Redner war hierauf der Landtagsabgeordnete unseres Bezirks, Gemeinderat Wasner. Ihm sei als Landtagsabgeordneter des hies. Bezirks und als Gemeinderat der Stadt Stuttgart viel daran gelegen, die vorhandenen Gegensätze in der Waffer- versorgungssache Stuttgarts möglichst auszugleichen. Als er Ende Juli ds. Js. in Calmbach sich über das Projekt geäußert habe, habe er die Ueberzeug- ung bekommen, daß eine weitere Aufklärung zweckmäßig wäre, und es freue ihn, daß es zu der heutigen Versammlung gekommen sei. ^
Gemeinderat Dr. Mattes ergriff hierauf das Wort, um etwa auszuführen: Es bestehe für Stuttgart kein Grund, seine Wasserversorgungspläne geheim zu halten. Wenn es bis heute an Erklärungen fehlte, so habe dies darin seinen Grund, daß sich eine Gelegenheit hiezu nicht geboten habe. Die Frage der Verbesserung der Stuttgarter Wasserversorgung sei nicht neu. Schon 1^79 habe die Stadtverwaltung sich vor die Aufgabe gestellt gesehen, ihr Wasserwerk zu erweitern, auch habe sie schon damals ihr Augenmerk auf das Enzgebiet und auf den Schurwald gerichtet. Da jedoch damals die finanzielle Leistungsfähigteit der Stadt Stuttgart zu einem solchen Unternehmen nicht reichte und auch die rechtliche Möglichkeit nicht gegeben war, weil erst 1888 ein Zwangsenteignungsgesetz erlassen worden sei, so habe die Stadt sich damals mit der Errichtung des Neckarwasserwerks begnügen müssen. Die Stadt Stuttgart beziehe zur Zeit ihr Quellwasser und ihr Nutzwasser aus dem Neckar- und dem Seewasserwerk und zwar jährlich 0,7 Millionen cbm Quellwasser, 1,2 Millionen cbm Seewasser und 6 Millionen cbm Neckarwasser. Das Neckarwasser werde von Jahr zu Jahr infolge der sich vergrößernden Industrie als Küchenwasser ungeeigneter, weshalb es für Stuttgart dringend notwendig sei, die Wasserversorgung zu verbessern. Stuttgart werde bei Zugrundelegung einer Zunahme von 2 ^ 2 °/» im Jahre 1925 eine Bevölkerung von 325 000 Einwohnern haben. Auf den Kopf nur einen Wasserverbrauch von 125 l gerechnet, ergebe einen Wasserbedarf von 40 600 cbm für den Tag. Hievon werden gedeckt 2000 cbm aus den bisherigen Quellen, 4000 cbm aus dem Seewasserwerk, 9000
cbm aus dem Neckarwasserwerk, zus. 15 000 cbm, jo daß noch 25 600 cbm dem Enztal zu entnehmen wären — 300 Sekundenliter im Tag. Wenn die Leitung trotzdem für 500 Sekundenliter im Tag eingerichtet werde, so sei dies nur für außerordentliche Fälle, und wenn die Stadt Stuttgart ihr Wasser aus einem so großen Gebiet sich hole, so geschehe dies deshalb, weil sie nur das entbehrliche Wasser wegleiten wolle. Der Stadt Stuttgart sei das Enzgebiet nicht sehr lieb. Die Anlage in diesem werde am teuersten. Doch können im Schurwald nur etwa 100 Sekundenliter Wasser aufgebracht werden, auch wäre in diesem die Anlage eines Stausees nicht möglich. Das Wasser des Würm- gebiets sei qualitativ nicht einwandsrei, ebenso das einiger anderer Gegenden. Die Versorgung Stuttgarts mit Neckargrundwasser sei deshalb nicht auszuführen, weil bei Entnahme des Neckargrundwassers es nicht zu vermeiden sei, daß doch gewöhnliches Neckarwasser mit in die Leitungen komme. Die Neckargrundwasserversorgung Stuttgarts würde aus 5,2 Millionen zu stehen kommen, während das Enz- talprojekt 11,1 Mill. erfordere. Die Verbesserung der Wasserversorgung Stuttgarts sei nicht nur für dieses selbst ein dringendes Bedürfnis, sondern das ganze Land sei dabei interessiert. Groß-Stuttgart mit seiner jetzigen Einwohnerzahl von Million werde eben der Mittelpunkt des Landes bleiben, ob man daran eine Freude habe oder nicht. Würde in Stuttgart infolge schlechter Wasserverhältnisse eine Seuche, z. B. der Typhus, ausbrechen, so bestände für das ganze Land infolge der Beziehungen der Stadtbevölkerung zu der des Landes eine hohe Ansteckungsgefahr.
(Der knappen Zeit und des beschränkten Raumes unseres Blattes wegen müssen wir das Weitere in der nächsten Nr. folgen lassen. Die Red.)
Neuenbürg, 2. Dezember. Die letzten Tage versetzten uns zurück in die große Zeit vor 37 Jahren, wo unser jetzt so machtvoll dastehendes Deutsches Reich entstand. Unsere neue Generation kümmert sich wenig mehr um das, was damals der Geburt des Deutschen Reiches voranging. Sie nimmt unser jetziges Deutsches Reich als etwas Selbstverständliches hin, das von jeher so gewesen wäre. Für sie gehört diese Zeit schon der „Geschichte" an. Die Opfer, die dieses große Werk gefordert hat, sind zum Teil längst vergessen, aber noch leben viele, die diese Zeit miterlebt haben, die mit an der Einigung Deutschlands in ihrem kleinen Teil gewirkt haben. Unsere neue Zeit mit ihren neuen Zielen und Gedanken, hat wenig Zeit und Gelegenheit, sich mit den Voraussetzungen zu beschäftigen, auf denen unser Zeitalter aufgebaut ist. Daher war es ein guter, richtiger Gedanke, unserer jetzigen Generation in das Gedächtnis zurückzurufen, wie unser großes deutsches Vaterland entstanden ist und welche Opfer es gekostet hat. Diesem Zweck diente die Vorführung der Lichtbilder mit erläuterndem Vortrag, die Samstag und Sonntag im „Anker" stattfand. Die Lichtbilder entsprachen zwar im allgemeinen nicht dem, was man hier in diesem Genre zu sehen gewohnt ist. Sie sind auch nicht für solche großen Räume, wie der Ankersaal ist, berechnet, und würden wohl in einem kleineren Saal zu günstigerer Wirkung kommen. Zudem sind es keine Naturaufnahmen, wie sie uns schon in diesem Saal vorgeführt wurden, sondern Aufnahmen nach Gemälden und Zeichnungen; aber sie führen uns doch alle wichtigen Episoden aus den Kämpfen der württembergischen Division 1870/71 vor Augen. Die begleitenden Worte sprach unser bekannter Hr. Zustellungsbeamter Allmendinger, dessen Seele, wie uns allen bekannt, in militärischen und patriotischen Gefühlen rastlos aufgeht. Er war hier ganz in seinem Element, wenn er die württem- bergische Division von Wörth bis nach Paris und in die Kämpfe und Waffentaten von Villiers und Champigny, deren Gedenktage wir in diesen Tagen begehen, begleitete. Zum Schluß folgte noch die Tätigkeit württembergischer Abteilungen bei den Belagerungen von Straßburg und Belfort. Den Projektionsapparat bediente, tatkräftig unterstützt durch Hrn. Apotheker Bozenhardt, Hr. Uhrmacher und Elektrotechniker Braunwart in dankenswerter Weise. Die von unserem Krieger- und dem Militärverein veranstalteten drei Vorführungen waren gut besucht, so daß der große Saal jeweils voll besetzt war, was mit besonderer Freude und Genugtuung gesagt sei. Auf Anregung des Württ. Kriegerbundes werden im Bezirk noch mehrere solche Vorführungen stallfinden. Hr. Adolf Lustnauer, der Vorstand des Militärvereins, sprach am gestrigen Abend nach der letzten Vorführung den so zahlreich Erschienenen, dem Kameraden Allmendinger für seine verdienstvolle Leist-