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Neuenbürg, Montag den 2. Dezember 1967.
65. Jahrgang.
NiMSsctzau,
Highcliffe, 1. Dez. Der Kaiser begab sich Heute vormittag mit Gefolge im Automobil mach Christ-Curch und wohnte dort dem Gottesdienste bei.
Der Reichstag, welcher am Donnerstag in die Beratung des Etats und des Flottengesetzes eintrat, setzte am Freitag diese Beratung fort. Der preußische Finanzminister .Freiherr v. Rheinbsben erklärte, die verbündete Regierung würde sich unter keinen Umständen auf direkte Steuern im Reiche einlassen. Dann gab Kriegsminister v. Einem ernst und sachlich volle Aufkläru>N über alles, was die Armee im , Falle Moltke-Harden angeht und stellte dem Grafen ein geradezu glänzendes Zeugnis aus. Nach dem Kriegsminister bereitete Reichskanzler Fürst Bülow dem „Genossen" Bebel auf dessen Etatsrede noch eine glanzende Abfuhr. Kamarillen habe es, das könne er bezeugen, zum Teil aus eigener Erfahrung in fremden ,Ländern, uweit mehr in republikanischen Ländern gegeben als bei uns und was den Byzantinismus betreffe, so seien die Höflinge des Königs Demos in der Kunst des Bauchrutschens und Schweiftvedelns den Höflingen der Fürsten über. Das Haus hat diese AusführLngen des Kanzlers wiederholt durch lebhaften Beifall unterbrochen.
Ber!in, 36. Nov. Durch das Entgegenkommen des preußischen 'Kriegsministeriums ist die amerikanische Heeresverwaltung instand gesetzt, das neue Jnfanterie-Exerzier-Meglement zum Dienstgebrauch auszugeben. Der stellvertretende Chef des 'Generakstabes der amerikanischen Armee, der von seinem vorjährigen KaisermanöverLesuch auch in Deutschland Zekannie Generalmajor Duv all, sagt in dem Vorwort zur Uebersetzung, bie von dem Leutnant der Küstenartillerie Vehr besorgt ist: „Die hohe Tüchtigkeit der deutschen Infanterie ist anerkannt. Ihre Ausbildungsvorschriften werden daher für die Offiziere des Bundesheeres und dsr National- gmÄe (Staatsmikiz), denen amtlicherseits 'Exemplare der Uebersetzung zugehen, von Wert und ^Wichtigkeit fein."
Der französische Marineminister erklärte bei der Beratung des Marinebudgets, Frankreich werde, was die Zahl seiner Panzerschiffe angehe, bald Deutschland gegenüber im Nachteil sein. Und doch müsse Frankreichs FlcMe so stark sein, um den Mächten imponieren zu können, die, weil sie sich in Europa beengt fühlen. Verlangen nach den französischen Kolonien haben.
Der russische Miuisterrat verhandelte am Mittwoch über die Vorlagen des Marineministers, betr. den Bau von Kriegsschiffen. Es wurde beschlossen, eine besondere Kommission einzusetzen, welche die Bedingungen für die beabsichtigten Bauten sestsetzen soll und dann einen Wettbewerb mit der unerläßlichen Bedingung auszuschreiben, daß der Auftrag auf russischen Werften und mit russichem Material ausgeführt werden muß. — Die russische Reichsduma steckt einstweilen eine recht loyale Miene auf, sie hat den Entwurf der Ergebenheitsadresse an den Zaren einstimmig genehmigt, allerdings unter Stimmenthaltung der äußersten Rechten wie Linken. Die Stolypinsche Regierung kann also vorläufig mit der neuen Duma zufrieden sein.
London, 30. Nov. In Finanzkreisen wird versichert, daß die Bank von England am Donnerstag den Diskont um ein volles Prozent herabsetzen wird.
Verdun, 1. Dezbr. Bei den Ausbefferungs- arbeiten an dem Luftballon „Patrie", der infolge der bereits gemeldeten Störung am Motor landen mußte, riß sich der Ballon bei einem heftigen Windstoß nach einer Schleiffahrt von 40 Meter aus den Händen von 200 Leuten, die ihn vergeblich zu halten versuchten und flog in westlicher Richtung davon.
Generalmajor v. Franck vollendete diesen Samstag sein 103. Lebensjahr, Herr v. Franck, der in Charlottenburg wohnt, erfreut sich bis zum
heutigen Tage einer überaus großen und seltenen Frische und Rüstigkeit.
Südwestdeutsche Holz- und Berussge- nossenschaft. An der Internationalen Ausstellung für Unfallverhütung, Gewerbehygiene und Arbeiterwohlfahrt in Budapest hat sich neben dem Reichsversicherungsamt auch eine größere Zahl von Be- rufsgenossenschasten durch Druckschriften, Zeichnungen, Modelle von Unfallverhütungseinrichtungen usw. beteiligt. Wegen hervorragender Leistungen ans dem Gebiete der Unfallverhütung wurden einige Berufsgenossenschaften, darunter die Südwestdeutsche Holz- Berufsgenoffenschaft in Stuttgart mit dem Grand - prix ausgezeichnet. Andere erhielten die silberne Staatsmedaille.
Köln a. Rh., 30. Nov. Pater Schmidt, der Direktor des deutschen Hospizes in Jerusalem, der kürzlich hier, aus der Rückreise nach Jerusalem begriffen, verunglückt ist, ist heute abend gestorben.
Nachdem erst kürzlich in der evangelischen Kirche in Mittweida (Grafschaft Glatz) Ältargeräte gestohlen worden sind, sind in der Pfarrkirche zu Konradwalde fünf Opferstöcke und in der St. Marienkirche zu Landeck ein Opferstack erbrochen und seines Inhalts beraubt worden. Außerdem twurde dort von der Statue des Prager Jesuskindes sine goldene Kette gestohlen.
Aus dem Donaubett wurden zwischen Leip- h,sim und Günzburg gewaltige Eichenstämme von 1^2 Meter Durchmesser und 18—20 Meter Länge in größerer Zahl ausgegraben. Die Stämme dürften schon einige Jahrtausende im Alluvialschlamm begraben gewesen sein. Sie waren trotz ihres Alters noch so vorzüglich erhalten, daß sie zu guten Preisen verkauft werden konnten.
München. 28. Nov. Ein großer Schwindel ist inKaisheim verübt worden. Der dortige Schuhmachermeister Blattner hatte von einer Hamburger Lotterie ein Los genommen und wurde Anfangs der Woche verständigt, daß er den Haupttreffer gemacht „ habe. Bor zwei Tagen erschienen zwei gutgekleidete s Herren bei ihm, stellten sich als Vertreter der Lotterie-Gesellschaft vor und teilten ihm gleichzeitig mit, Baß der auf sein Los entfallene Gewinn 60000 Mk. betrage, welchen sie ihm gegen Aushändigung des Loses und gegen eine Provision von nicht weniger als 10 000 Mk. auszahlten und verschwanden. Nunmehr stellt es sich heraus, daß der Schuhmachermeister nicht 60 000 sondern über 300000 Mk. gewonnen hat und somit also um 250 000 Mk. geprellt wurde. Allem Anschein nach ist aber das freche Schwindel-Manöver mißlungen, da eine behördliche Anfrage in Hamburg ergab, daß der Gewinn an die mit dem Lose abgereisten Schwindler noch nicht ausgezahlt sei und nach der jetzt erfolgten Aufdeckung des Betruges durch gerichtliche Hinterlegung für den Schuhmacher sicher gestellt ist.
MürttLindLi-g.
Stuttgart, 29. Nov. Der König und die Königin sind heute nachmittag 3'/s Uhr von Bebenhausen wieder hier eingetroffen. — Für die Gemeinderatswahl haben sich bis jetzt ca. 1500 Bürgerrechtsgesuche eingestellt. — Ueber den Nachlaß des seinerzeit vielgenannten Bauunternehmers Erasmus Rückgauer ist jetzt der Konkurs eröffnet worden.
Stuttgart, 30. Nov. Die Feier des hundertjährigen Bestehens des württembergischen Landjägerkorps wurde heute mit einem Appell in der Gewerbehalle eingeleitet, wozu etwa 250 Landjäger und über 300 frühere Angehörige des Korps erschienen waren. Anwesend waren außerdem mehrere Generale, Kriegsminister von Marchtaler, Minister v. Pischek. Am Eingang waren 12 Landjäger in den verschiedenen Uniformen des Korps aufgestellt. Um 4 Uhr erschien der König in Begleitung des General- adjutanten General v. Bilfinger. Der Kommandeur
des Landjägerkorps, Oberst von Haag, brachte ein Hurrah auf den König aus, worauf die Kapelle der Königsdragoner die Köuigshymne spielte. Der König schritt sodann die Front ab, wobei er mehrere Landjäger und frühere Angehörige des Königs durch Ansprachen auszeichnete. Der König hielt hierauf eine Ansprache, worin er dem Landjägerkorps, welches in seinem 100 jährigen Bestehen unendlich viel Beweise der Aufopferung an das Vaterland gegeben habe, seinen Dank aussprach. Im bewegten Jahre 1848 habe das Korps stets seine Schuldigkeit getan, kein Mann hübe versagt. Es gereiche ihm zur besonderen Befriedigung und großen Freude, dem Landjägerkorps die innigsten und herzlichsten Glückwünsche auszusprechen. Der König überreichte hierauf mehreren Mitgliedern des Korps persönlich Orden und Ehrenzeichen. Dem Korps selbst verlieh der König die Auszeichnung, daß die Offiziere künftighin Epauletten mit dem Namenszug des Königs und der Krone darüber, die Manschaften Achselstücke mit gleichen Abzeichen an den Uniformen tragen werden. Oberst v. Haag sagte dem König Dank für die huldvollen Gnadenbeweise und Auszeichnungen und gelobte im Namen des Korps unverbrüchliche Treue für alle Zeit. Abends schloß sich ein Festbankett an.
Stuttgart, 26. Nov. Das Gesamtkollegium der Zentralstelle für die Landwirtschaft hielt gestern eine Sitzung, wobei zunächst die kürzlich gepflogenen Beratungen über die Abänderung des Farren- haltungsgesetzes fortgesetzt wurden. Der bedeutsamste Abänderungsvorschlag, der von Landesökonomierat Fecht auf der letzten Landesversammlung württ. Landwirte gemacht worden ist, geht dahin: 1. Alle Gemeinden haben die Farrenhaltung in Selbstverwaltung zu übernehmen. 2. Bei Gemeinden, die weniger als 4 Farren bedürfen, kann das Farren- pflegesyftem oder die Vergebung der Farrenhaltung an einen Gemeindefarrenhalter im Wege der Entbindung von der gesetzlichen Verpflichtung zugelassen werden. — In der gestrigen Sitzung wurde nun darauf hingewiesen, daß es wohl nicht möglich sein werde, derartige weitgehende Abänderungsvorschläge in der Abgeordnetenkammer durchzubringen. Freiherr v. Ow betonte, daß man entschieden den Ständen gegenüber den Standpunkt vertreten müsse, daß das bestehende Farrenhaltungsgesetz nicht geeignet sei, die Viehzucht in wünschenswerter Weise zu fördern. Der Antrag Fecht wurde sodann einstimmig abgelehnt. — Im weiteren Verlauf der Sitzung beschäftigte sich das Gesamtkollegium sodann noch mit dem bekannten Beschluß der Zweiten Kammer, wonach im Interesse der bäuerlichen Bevölkerung auf Antrag der Gemeinden geeigneten Personen Gelegenheit zur Ausbildung in der Geburtshilfe bei Haustieren gegeben werden soll. Die Erste Kammer ist dem Beschluß in viesem Umfang bekanntlich nicht beigetreten. Entgegen den Vorschlägen des Berichterstatters Oekonomie- rat Stieren und des Mitberichterstatters Warmer hat das Gesamtkollegium nun in seiner gestrigen Sitzung das Bedürfnis nach Ausbildung von Laiengeburtshelfern bejaht. Die Regierung wird sich also schlüssig zu machen haben, welche Mittel und Wege sie zur Ausbildung solcher Laiengeburtshelfer einschlagen will. Schließlich wurde noch ein Antrag desOekonomie- rats Farny, auch für Tierärzte vor Erteilung des Approbationszeugniffes eine Praktikantenzeit einzuführen, einstimmig gutgeheißen.
Stuttgart, 30. Nov. Im kommenden März tritt der seitherige Geschäftsführer des Vereins für ländliche Wohlfahrtspflege Schriftsteller Krauß von seinem Amte zurück. Schriftleiter des Vereinsblattes „Schwäbische Heimat" wird Pfarrer Castpar in Unterriexingen. Der Verein beteiligt sich an der Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft im Juni 1908 in Stuttgart.
Tübingen, 1. Dez. Eine Pflegemutter aus dem Oberamt Spaichingen wollte ein krankes, kleines Kind in die Klinik hierher bringen. Als sie ankam