nächsten Tagen ihren Anfang nehmen. Zur Ausgabe gelangen im ganzen 9 Millionen Stück, also 90 Millionen Mark, von denen in der Reichsfchulden- verwaltung etwa 50 000 Stück täglich zur Ausgabe fertiggestellt werden. Die bisherigen Reichskassenscheine zu 20 und 50 Mk. werden nach und nach eingezogen, um durch Reichsbanknoten zu den gleichen Beträgen ersetzt zu werden.
Heilbronn. Wie sehr die Neckarschiffahrt unter dem niederen Wasserstand zu leiden hat, darüber schreibt die „Neckarztg.": Seit Anfang August ist die Schiffahrt zwischen Mannheim und Heilbronn, außer zwei Unterbrechungen von 1—2 Tagen, geschlossen, also über ein Vierteljahr, ein Zustand, der in. dieser Zeitdauer noch nicht da war. Nach den Aufzeichnungen am Heilbronner Pegel war in 67 Jahren des vorigen Jahrhunderts der Pegelstand nur dreimal unter 0,30 w, Heuer aber ist er allein seit August bis jetzt schon mehr als 70 mal unter dieser Höhe zu verzeichnen. Auffallend ist, daß sich schon seit mehreren Jahren von Juli an mehr oder weniger lang andauernde außerordentliche Nieder- wasserstände geltend machen, die zum Teil wohl auch auf den größeren Bedarf an Wasser für die Landwirtschaft und für die Industrien wie auch für die Gemeindewasserversorgungen zurückzuführen sind. Die langanhaltende Störung bringt für Handel und Industrie durch die entstehenden Unkosten (höhere Bahnfrachten, Umschlags-, Platz- und Lagerspesen, Anstände infolge verzögerter Lieferung rc.) große Verluste. Auch im Versand und Export sind eine Anzahl Fabriken, so vor allem auch die beiden Neckarsteinsalzwerke sehr benachteiligt. In der schlimmsten Lage sind die zahlreichen Neckarschiffer. Manche von ihnen, namentlich von den Steinschiffern,' sind in bitterer Not. Dem größten Teil der Warenschiffer läßt der Heilbronner Handelsstand in solchen Fällen dadurch eine Unterstützung zukommen, daß er bei geschlossener Neckarschiffahrt die Schiffe in Mannheim mit Gütern beladen läßt und dafür eine tägliche Bewachungsgebühr von 3 Mk. an den Schiffer bezahlt. In diesem Jahr fordert aber dieses Entgegenkommen von den Beteiligten ganz empfindliche Leistungen, die jetzt schon viele Tausend Mark betragen.
Tübingen, 13. Nov. Professor Forel hielt über „Alkohol und sexuelle Frage" einen Vortrag im großen Museumssaal, der von Studenten, Professoren, Offizieren und Beamten dicht gefüllt war. Der Gelehrte verbreitete sich über geschlechtliche Fortpflanzung, den Wert der Rassenhpgiene und über den Unterschied des weiblichen und männlichen Gehirns, elfterem gehe die Erfindungsgabe ab, wenn es auch an Willenskraft oft das männliche übertreffe. Die Trunksucht sei erblich, während bei Geisteskrankheiten nur die Prädisposition sich erblich übertrage. Bisher missioniere der Missionar mit der Bibel, der Kaufmann mit der Schnapsflasche. Den Neger auf europäische Kulturstufe heraufzuziehen sei unmöglich. Dies bestätigte der indische Missionar Schoffart. Zum Schluß forderte der Redner zum Eintritt in die Tübinger Ortsgruppe der Vereinigung abstinenter Studenten auf. Der Redner wurde durch langanhaltenden Beifall für seine anschaulichen Ausführungen belohnt.
Tübingen, 15. Nov. Oberhalb der Station Dußlingen geriet gestern früh eine Schafherde, wohl infolge des herrschenden Nebels, auf die Eisenbahnlinie. 31 Schafe sind dabei überfahren und getötet worden. Der Zugführer hat, wie es heißt, nichts von diesem Hindernis gemerkt.
Freudenstadt, 14. Nov. Nach stürmischem Wetter, das auch den mancherseits langersehnten Regen brachte, schickt sich heute der Winter an, seine Herrschaft mit leichtem Schneefall anzutreten. Damit werden wohl die heurigen ungewöhnlich schönen Spätherbsttage ihr Ende erreicht haben.
aus ^taSt» SeZtr« uns Umgebung
Neuenbürg. (Amtl. Mitteilung.) Anläßlich der Kirchweihe in Birkenfeld-Gräfenhausen rc. werden wie im vorigen Jahre am Sonntag den 17. d. M. wieder Sonderzüge ausgeführt:
1) Pforzheim—Neuenbürg:
Vorzug 663: Pforzheim ab 12.50 nachmitt.
Neuenbürg an 1.14 „
und
Vorzug 665: Pforzheim ab 2.20 nachmitt.
Neuenbürg an 2.50 „
2) Neuenbürg—Pforzheim:
Vorzug 670: Neuenbürg ab 6.20 abends
Pforzheim an 6.40 „
und
Vorzug 672: Neuenbürg ab 8.30 abends
Pforzheim an 8.51 „
Diese Züge halten auf sämtlichen Unterwegsstationen.
? Neuenbürg, 14. Nov. In der städtischen Turnhalle wurde gestern die diesjährige Bezirksschuloersammlung unter dem Vorsitz von Bezirksschulinspektor Pfarrer Schneider abgehalten. Anwesend waren sämtliche Lehrer und Lehrerinnen des Bezirks und mehrere Ortsschulinspektoren, außerdem Oberamtmann Hornung, Dekan Uhl und Oberamts- arzt Dr. Härlin als Gäste. Zum Beginn sang der Lehrerchor den Choral: Sollt ich meinem Gott nicht singen. Sodann hielt Oberlehrer Vollmer mit einigen Knaben des 4. Schuljahrs eine Lehrprobe über das Reformzeichnen und Schullehrer Wieland- Birkenfeld eine zweite mit Schülern des 7. Schuljahrs aus demselben Gebiet. Beide Lehrprobegeber zeigten als Vertreter verschiedener methodischer Richtungen in geschickter Weise die Vorzüge des Reformzeichenunterrichts überhaupt und diejenigen ihrer Methode, wie sie in den beiden Zeichenkursen im Lauf des Sommers vermittelt wurden, insbesondere. In kurzer Zeit wurde von sämtlichen Schülern eine Skizze und Reinzeichnung des vorgezeigten und besprochenen Gegenstandes, eines Spiegels bezw. Papierdrachens gefertigt. Bei der vorausgehenden Besprechung des Gegenstandes mußten sich die Schüler über Gebrauch, Form, Arten, Maßverhältnisse und Farbe desselben äußern und waren daher genötigt, denselben genau zu betrachten und ihre Augen im richtigen und scharfen Sehen zu üben. Von den erwarteten Gegensätzen zwischen den von Pforzheim bezw. Nagold importierten Methoden war wenig zu bemerken; vielmehr ist eine gegenseitige Befruchtung und allmähliche Verschmelzung zur Förderung dieses jüngsten Unterrichtszweiges zu erhoffen. Der vom Vorsitzenden vorgetragene Ueber- sichtsbericht über das Schulwesen im Berichtsjahr 1906/07 brachte zunächst einige statistische Angaben. Der Schulbezirk umfaßt in 35 Schulgemeinden 56 ständige und 19 unständige, zusammen 75 Schulstellen. Neu hinzugekommen ist die 3. Schulstelle in Höfen. Weitere Stellen werden demnächst in Loffenau und Schwann errichtet. Im Personalstand ist ein starker Wechsel zu verzeichnen. Neue Schulgebäude erhielten Jgelsloch, Höfen und Pfinzweiler. In 9 Gemeinden sind Neubauten in Aussicht genommen. Mehrere Stellen sind wegen andauernden Lehrermangels unbesetzt, doch hatte der Schulbezirk Neuenbürg im Vergleich mit anderen Bezirken unter diesem Uebelstand nicht sonderlich zu leiden. Die Schülerzahl betrug 5200 gegen 4888 im Vorjahr, darunter 2380 Knaben und 2820 Mädchen. Es ist eine stetige Zunahme zu verzeichnen. Der Klassendurchschnitt ist 66,69 Schüler, der Landesdurchschnitt dagegen 60,53. In 41 Klassen wird Abteilungsunterricht erteilt. Die größten Schulklassen haben Loffenau und Birkenfeld mit 110 bis 120 Schülern; beide werden in nächster Zeit geteilt. Der 2. Teil des Berichts befaßte sich mit den Schulgesetzen und deren Durchführung. Die Maßregeln bei ansteckenden Krankheiten wurden als unzulänglich bezeichnet, weil dem Lehrer die nötige Kontrolle und die Möglichkeit zur Feststellung der Krankheiten fehlt. Diese Tatsachen wurden an verschiedenen Beispielen nachgewiesen. Es wird daher kostenfreie Untersuchung seitens des Ortsarztes und Mitteilung des Befunds mittelst gedruckter Zettel an die Organe der Schule gewünscht. Von den anwesenden Vertretern der zuständigen Behörden wird wenig Hoffnung auf Erfüllung dieses Wunsches gemacht, weil die gesetzliche Grundlage fehlt und Widerwärtigkeiten zu befürchten sind. Im weiteren wurde auf die einzelnen Verpflichtungen der Lehrer als Organisten aufmerksam gemacht und zur Vermeidung von Reibungen mehr Studium der Schulgesetze gefordert, wozu jetzt besonders das neue Gesetz vom 8. Aug. d. I. Anlaß gibt. Im Anschluß an die neu ausgearbeiteten Stoff- und Stundenpläne wurden noch verschiedene Fragen über die Methode und die Ziele in einzelnen Fächern wie Heimatkunde und Sprache eingehend besprochen und zum Schluß auch noch die neue Prüfungsordnung gestreift. Das übliche Konferenz-Essen vereinigte noch einmal die Konferenzteilnehmer auf einige Stunden im Saal des Gasthofs zum Bären.
):( Neuenbürg, 15. Novbr. Zu dem letzten Brand in Dobel von Dienstag auf Mittwoch ist noch zu berichten, daß der Steinhauer Burkhardt, in dessen Gebäude das Feuer ausbrach, gestern als der Brandstiftung verdächtig, an das hiesige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert wurde.
Neuenbürg, 12. Nov. Ein strenger Winter wird von einem schwäbischen Ornithologen vorausgesagt auf Grund der Beobachtung, daß sich Heuer die Taucher insbesondere der kleine zappelige Nergus serrator sehr zahlreich auf dem Neckar sich zeigen. Im Vorherbst des Jahres 1879 waren diese
lebhaften Wasservögel ebenfalls in zahlreichen Exemplaren auf dem Neckar zu bemerken. Und richtig, es folgte der Winter, und was für einer! Es ist damals, wie der Volksmund sagt, „Stein und Bein zusammengefroren." Im Oktober erstarrte dem Kindsmädchen das Wasser in der Badewanne, ehe es heulend vor Kälte vom Rinnstein vor dem Haus zurückkehrte, denn innerhalb des Hauses konnten oder durften die Wasserabläufe nicht mehr benützt werden. Im Dezember waren die Kohlen sündhaft teuer, wenn man sie überhaupt noch erhalten konnte und im April liefen die Buben noch auf dem Neckar Schlittschuh bis zum Rhein hinunter! — So arg wirds hoffentlich Heuer nicht werden.
Nagold, 13. Nov. Die Deckenfabrik Calw, Zöppritz u. Wagner, beabsichtigt, ihre hiesige Filiale mit einem Aufwand von mehreren 100000 Mk. zu erweitern.
Nagold, 13. Novbr. Fast sämtliche Milchproduzenten haben den Milchpreis wieder von 18 auf 16 Pfg. herabgesetzt, weil sonst viele Familien ihren Bedarf von auswärts bezogen hätten.
Pforzheim, 16. Nov. Das ammorg. Sonntag im Saalbau abends 8 Uhr stattfindende, von Hrn. Hermann Sonnet veranstaltete Konzert zählt eine Reihe Mitwirkender. Als solche werden genannt: Frl. Hermance Techow, Konzertsängerin aus Köln, die Münnergesangvereine „Freundschaft" und „Liedere kranz" von hier (Gesamtchor 150 Sänger), sowie di- vollständige Kapelle des Infanterieregiments Nr. 113 aus Freiburg.
Pforzheim, 15. Nov. Der hiesige Platz mit seiner weltumspannenden Edelmetall-Industrie hat bis jetzt unter der allgemeinen wirtschaftlichen Abflaue nicht zu leiden gehabt. Gegenwärtig ist es nach der Erledigung der meisten Weihnachtsaufträge etwas ruhig, vielleicht ruhiger als letztes Jahr, doch ist der Geschäftsgang verhältnismäßig immernoch gut, und es werden auch stets noch Arbeiter gesucht. — Die riesige Grundstücksspekulation, die im vorigen Jahr ihren Höhepunkt erreicht hatte, hat etwas nachgelassen, die Preise sind jedoch nicht gesunken und werden gehalten in der Erwartung, daß mit dem Nachlassen des teueren Geldstandes auch der Liegenschaftsverkehr sich wieder lebhafter gestalten wird. — Es ist wieder von der Eingemeindung des etwa 2 Kilometer entfernten, ungefähr 4000 Einwohner zählenden Nachbarorts Dill-Weißenstein die Rede, doch gestalten sich die Verhandlungen wegen der beiderseitigen Bedingungen langwierig. Beide Gemeinden brauchen sich gegenseitig. Die Eingemeindung ist daher nur eine Frage der Zeit.
Pforzheim, 15. Okt. In der Wirtschaft zur „Viktoria" hier gab es gestern Abend große Aufregung. Der 27 Jahre alte Gelegenheitsarbeiter Christian Ploch er von Hirsau erbrach sich, nachdem er einige Schoppen Most und ^/g Liter Branntwein getrunken, sowie ein Stück Fleisch gegessen hatte. Man legte den Mann sodann in den Stall, wo er bald darauf starb.
Dill-Weißenstein, 14. Nov. Als heute mittag der Personenzug von Calw gerade in die Station einlaufen wollte, fiel ein Baumstamm, der oberhalb der Bahnlinie gefällt worden war, quer auf die Bahnlinie und versperrte das Einfahrtsgleis. Es gelang, den Zug noch kurz vor dem Hindernis zum Stehen zu bringen und ebenso nach kurzer Zeit den Baumstamm wieder zu entfernen, so daß die Sache noch glimpflich ablief.
** Feld renn ach, 15. Novbr. Am nächsten Dienstag findet hier der letzte diesjährige Viehmarkt statt, zu welchem erg. Einladung hiemit ergeht.
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müssen — um noch finden — längstens Uhr aufgegeben werden.
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