die Japaner, um ihn zu sperren, in dem Hafen­eingang versenkten. Japanische Unternehmer hatten geglaubt, diese Dampfer wieder flottmachen zu können, und deshalb die Aufgabe unternommen, sie zu heben. Ihre Bemühungen waren jedoch voll­ständig ergebnislos, so daß die Behörden sich ge­nötigt sahen, die Arbeit selbst in die Hand zu nehmen. Trotzdem jetzt mit größtem Eifer an der Freimachung der Fahrstraße gearbeitet wird, wird der Hafen kaum vor Ende des Jahres wieder zu­gänglich werden.

Tokio, 4. Okt. Unter Leitung der städtischen Berwaltungsbehörden und der Handelskammer fand hier gestern ein großes Festessen zur Feier des Abschlusses der russisch-japanischen Entente und der russisch-japanischen Verträge statt.

London, 4. Oktbr. Gestern wurden in Jo­hannesburg 2 Buren in den gesetzgebenden Rat gewählt, und damit ist die Majorität der Buren auch in der Politik Transvaals gesichert.

Brüssel, 2. Okt. Der Kajsierer Loyson der Banque de Bruxelles", der unlängst 320 000 Frk. entwandte, hat sich heute Nacht der Brüsseler Polizei gestellt. Er erklärte, er habe die Bank absichtlich um den Betrag geschädigt, weil sein Sohn wegen eines kleinen Diebstahls auf Betreiben derselben Bank drei Monate Gefängnis erhalten habe. Er gab zu verstehen, aus Rache die 320 Tausend-Franken­scheine verbrannt zu haben. In seinen Taschen wurden nur einige Zehrpfennige vorgefunden.

Innsbruck, 3. Okt. Der gestern abend von Ala abgegangene Schnellzug der Südbahn stieß bei Mori mit einem rangierenden Güterzug zusammen, wobei 2 Reisende, der Zugführer, sowie 2 Schaffner verletzt wurden.

Berlin, 4. Oktbr. In Erlach (Erzgebirge) wurde der Kassenbote einer Fabrik, der von der Post 1300 Mk. abgehoben harte, von zwei Männern überfallen, niedergeschlagen und beraubt.

Die neue Woche in der Mannheimer Aus­stellung (6.13. Oktober) wird in ihrer ganzen Ausstellung von der Großen Obst-Ausstellung eingenommen, die in eine Internationale Obst-Aus­stellung und in eine Deutsche Handelsobstausstellung zerfällt. Am 10. Oktober (Donnerstag) wird die bis 20. Oktober dauernde Fischerei-Ausstellung eröffnet. Sonntag, 6. Oktober, an dem ein abessi- nisches Hochzeitsfest stattfindet, und Mittwoch, 9. Ok­tober sind billige Tage.

Mit dem Bau der Murgtalbahn Weisenbach- Schönmünzach ist begonnen worden. Als erste Arbeiten werden die Tunnelschluchtbrücke, sowie der große Talübergang bei Langenbrand und der große Tunnel oberhalb von Weisenbach in Angriff genom­men werden. Man rechnet mit einer Bauzeit von etwa 23 Jahren.

Württemberg.

Stuttgart, 2. Okt. Der Verband der Amts­korporationsstraßenwärter hat eine Eingabe an das Ministerium des Innern gerichtet, in welcher auf die ungenügende Altersversorgung dieser Wärter und auch darauf hingewiesen wurde, daß eine Ver­sorgung der Witwen und Waisen überhaupt nicht vorhanden sei. In dieser Eingabe wird das Mini­sterium des Innern gebeten, dem Gedanken der Schaffung einer Pensionskasse für die Amts- ' korporationsstraßenwärter und einer Hinterbliebenen- versorgung näher zu treten. Der Verband beab­sichtigt außerdem, in nächster Zeit sämtlichen Ober­ämtern eine größere Eingabe vorzulegen, welche die sozialen und dienstlichen Verhältnisse der Amts­korporationsstraßenwärter schildern soll. Auch dem Landtag soll später eine ähnliche Eingabe vorgelegt werden.

Stuttgart, 3. Okt. Der Vorstand der Landes­produktenbörse bezeichnet auf Grund der Fragebogen, die von den Vorständen der landw. Bezirksvereine ausgefüllt worden sind, die heurige Ernte in Württemberg als eine, namentlich qualitativ, aber auch quantitativ sehr befriedigende, wenig verspätete Ernte, die bei prachtvollem Wetter eingeheimst werden konnte. Die Einzelberichte lauten: Winterweizen: rein, hell, schwer, vollkommen. Dinkel: wenig Brand, hell, schwer (72/75°/«). Roggen: rein, hell, schwer, vollkommen. Gerste: hell, schwer, vollkommen, durch­weg braumäßig. Haber: hell, schwer, ziemlich voll­körnig. Sommerweizen: rein, hell, schwer, voll­kommen. Heu: sehr ergiebig', gute Qualität. Oehmd: wenig ergiebig, sehr gute Qualität. Rotklee, Luzerne: 1. Schnitt sehr gut, 2. Schnitt befriedigend, usw. Nach diesen Feststellungen ist die württemb. Ernte seit Jahren nicht so gut ausgefallen wie Heuer; ja sie hat wohl das beste Erträgnis im Deutschen

Reich zu verzeichnen. Die Verwertung ihrer Erzeug­nisse können die Produzenten zu angemessenen Preisen mit Leichtigkeit bewerkstelligen.

Vom 1. Oktober ist mit der Frühstücks- abgabe in sämtlichen Volksschulen Groß- Stuttgarts begonnen worden. Teilnehmen können nur diejenigen Kinder, welche von der eingesetzten Kommission zugelassen worden sind. Das Frühstück besteht aus '/. Liter Milch und 1 Brot und wird eine halbe Stunde vor Beginn des Vormittags­unterrichts in den verschiedenen Schulhäusern ver­abfolgt, entweder unentgeltlich oder gegen 45 Pfg. wöchentlich, je nach Bedürftigkeit der betreffenden Familien.

Stuttgart, 4. Okt. Ein Rochen von 2^/2 Meter Länge und 2 Meter Breite ist in der Ham­burger Fischhalle, Calwerstraße 64, ausgestellt. Der Riesenfisch, der ein Gewicht von 2 ','2 Zentnern hat, wird am Samstag und Sonntag im Restaurant Katz (Alter Postplatz) verspeist werden.

Stuttgart, 1. Okt. Gestern nachmittag be­sichtigte der Bauer Zer; er aus Schnait den Obst­markt Nordbahnhof. Er stieg hierbei auf ein an einem Wagen angelehntes Leiterchen, als plötzlich weitere Wagen auf das Gleise einrangiert wurden und dem Wagen, aus dem sich Zeyer befand, einen starken Stoß versetzten; Zeyer wurde unter die Räder geschleudert und überfahren. In wenigen Mi­nuten trat der Tod ein.

Tübingen, 2. Okt. Auszug aus der Spruch­liste der Geschworenen für die am Montag den 21. Oktober beginnenden Schwurgerichts-Ver­handlungen: Karl Burkhart, Fabrikant in Reut­lingen; Hubert Schaible, Holzhauerobmann in Dennach; Jakob Schmid, Kaufmann in Ofter­dingen; Johannes Roller, Gemeindepfleger in Alt­burg; Jakob Kapp, sen., Kirchenpfleger in Gültlingen; Michael Volk, Bauer in Monakam; Fritz Kostenbader, Kaufmann in Pfullingen; EugenRehfueß, Säge­werksbesitzer in Höfen; Gottlieb Traub, Gemeinde­rat in Effringen; Karl Mönch, Hotelbesitzer in Herrenal b; August Ritter, Fabrikant in Urach; Christian Keppler, Gutsbesitzer in Lengenloch, O.A. Nagold; Karl Speiser, früherer Bierbrauereibesitzer in Reutlingen; Karl Schäfer, Hopfenhündler in Ergenzingen; Dr. Paul Siebeck, Verlagsbuchhändler in Tübingen.

Tübingen, 4. Okt. Ein betrübendes, für die Jugend wieder abschreckendes Beispiel wiederfuhr gestern einem hiesigen Knaben, dem Sohne eines Lehrers. Nach Genuß von Aepfeln trank derselbe Wasser, was seinen jähen Tod herbeiführte.

Friedrichshasen, 1. Okt. Mit der erfolg­reichen fünften Fahrt des Zeppelin'schen Luft­schiffes, über die schon eingehend berichtet wurde, ist die erste Auffahrtsserie des Grafen beendet. Die gewonnenen Erfahrungen werden sofort benutzt werden, um einige Verbesserungen an dem Steuer­mechanismus vorzuuehmen. Die unternommenen fünf Aufstiege haben besonders folgendes gelehrt: Durch die fast horizontalen Schwanzflossen ist die Stabilität des Luftschiffes ausgezeichnet. Die Seiten­steuern waren genügend, um das Luftschiff in jeden Kurs zu zwingen, dieselben wurden mit gutem Er­folg auch in böigem Wind benutzt. Um sie schneller wirksam zu machen, wird es sich empfehlen, sie etwas zu vergrößern. Von ganz besonderem Wert waren die Höhensteuern; vermittelst dieser ist man imstande, ohne Gas auszugeben, das Luftschiff in jede gewollte Höhe zu bringen. So wurde bei­spielsweise beim fünften Aufstieg das Fahrzeug ge­zwungen, von 30 Meter über 300 Meter zu steigen, .und dann wieder auf 50 Meter heruntergebracht. Die ganze Manipulation war in 20 Minuten voll­endet. Die größte Fahrtdauer des Luftschiffers bei diesen letzten Aufstiegen betrug 8'/» Stunden, doch war nach dem Urteil aller Sachverständigen das Luftschiff nach dem vorhandenen Benzin- und Ballastvorrat durchaus imstande, noch die doppelte Zeit in der Luft zu bleiben. Das Auf- und Niedergehen des Luftschiffes erfolgte auf die ein­fachste Weise. Ohne jeden Ballastauswurf stieg es mit seinen Höhensteuern empor und fuhr aus dieselbe Weise nieder. Es unterliegt keinem Zweifel, daß, wenn die nötigen Anlagen auf dem festen Erdboden gemacht sind, das Luftschiff auch hier ohne Schwierigkeit zum Abstieg gebracht wird. Die eigene Geschwindigkeit des Luftschiffes ist bei den verschiedenen Fahrten auf das genaueste nach ver­schiedenen Methoden ermittelt worden. Alle ergaben übereinstimmend das Resultat, daß das Fahrzeug mit den beiden Motoren 50 Kilometer und mit einem Motor 35 Kilometer in der Stunde zurück­legen kann. Die Zeppelin'schen Versuche haben mit Sicherheit erwiesen, daß jetzt ein wirkliches

Luftschiff, das die Atmosphäre beherrscht, vor­handen ist.

Mit dem Zeppelinschen Luftschiff ist der Sieg des starren Systems erfochten und Deutsch­land in der Konstruktion lenkbarer Luftschiffe an der Spitze aller Nationen. Der Bau eines zweiten Fahrzeugs ist unverzüglich in Angriff genommen worden. Das Zeppelinsche Luftschiff wird in nicht gar langer Zeit das ausschlaggebende Kriegsschiff werden, gegen die sogar die englischen Riesenpanzer­schiffe wieDreadnought" nicht werden aufkommen können.

Eine wunderbare Erscheinung so äußert sich der bekannte Prof. Slaby, der Ausgestalter der drahtlosen Telegraphie ist dieser Graf Zeppe­lin in unserer Zeit. Gegen eine ganze Welt von Vorurteilen hat er sich durchgesetzt. Sein Vermögen hat er aufgeopfert, und nun haben sein kühner Mut, seine unbeugsame Kraft endlich alle Widerstände be­siegt, die ihm entgegengestellt wurden. Nun fliegt er mit Herrscherruhe durch die Lüfte, während alle Kleinmütigen und Zweifler tief unten stehen und sein Werk wie ein Märchen bestaunen. Alles Wich­tige hat er schon erreicht, was er gewollt hat. Sein Plan war, ein Luftschiff sicher mehrere Stunden lang zu lenken, um eventuell im Kriegsfälle die Stell­ungen der Feinde aus der Höhe zu erspähen. Nun ist er soweit. Er hat elf Menschen in seine Gondel ausgenommen, sie stundenlang durch die Lüfte ge­führt. Er hat mit bewunderungswerter Präzision den Abstieg bewerkstelligt, die Passagiere ausgebootet und neue wieder mit sich fortgeführt. Wenn im Kriegsfall nur ein einzigesmal ein solcher Ballon seinen Zweck erfüllt, dann sind alle Kosten reichlich hereingebracht.

Am 8. Oktober, vormittags 10 Uhr findet in Horb im Gasth. z.Bären" und am 9. Oktober, vormittags 10 Uhr in Freudenstadt im Gasthof z.Lamm" eine Detailistenversammlung statt, in welcher der Vorsitzende des Süddeutschen Land­krämer- und Detailistenverbandes über die Not­wendigkeit und Vorteile der Organisation, sowie über die Schäden des Detailgewerbes referieren wird. Der Verband, der, obwohl erst am 6. Dez. 1906 gegründet schon 2000 Mitglieder zählt, bezweckt voll­ständige Organisation der Landkrümer und Detailisten; gemeinsame Eingaben um Einschränkung der Waren­häuser und Ramschbazare; Bekämpfung des für das Landkrämergewerbe so schädlichen Hausierhandels; Abstellung der gegenseitigen Konkurrenz unter den Kollegen selbst; sofortige Namhaftmachung der sogen. Schwindelreisenden beim Verbandsorgan; jeweilige Veröffentlichung der Einkaufspreise für die Haupt- Verkaufsartikel der Branche usw.

Ellwangen, 4. Oktbr. Am letzten Montag abend '/2 9 Uhr explodierte mit gewaltigem Knall der Acetylen-Apparat in der Wirtschaft z.Adler", während der Wirt den Apparat in Stand setzte, wobei ihm eine Dienstmagd behilflich war. Beide erlitten sehr schwere Brandwunden.

Biberach, 4 Okt. Bei einer scharfen Kurve am Marktplatze glitt am Mittwoch das Rad eines Motorfahrers auf dem vom Regen schlüpfrig ge­wordenen Boden aus und sauste in den Stand einer Obsthändlerin hinein. Zwetschgen-, Trauben- rc.- Körbe und der Radfahrer mit seinem Motor bildeten einen wirren Knäuel. Der Verunglückte scheint sich seiner Schuld nicht ganz unbewußt gewesen zu sein, denn er war zur eiligen Bezahlung des Schadens gerne bereit.

Neuenbürg, 5. Okt. Dem heutigen Schweine­markt zugeführte 60 Stück Milchschweine wurden zu 1018 das Paar verkauft. Handel flau.

Herbstnachrichten.

Hohenhaslach, 3. Okt. Gestern wurde hier für den Stuttgarter Ratskeller ein größerer Verkauf von neuem Wein aus den besten Berglagen abgeschlossen. Es wurden dabei für 40 Eimer 175 pro Eimer bezahlt.

Vorort Wangen, 4. Okt. Hier hat man bereits mit dem Lesen der früheren Traubensorten, wie Portugieser re. begonnen. Es liefern die Weinberge Heuer einen reichen Ertrag. Die Güte ist eine vorzügliche, der Wein wird pro Liter zu 90 n ausgeschenkt. Auch die übrigen, späteren Traubensorten stehen prächtig und gesund, so daß aus einen vollen Herbst zu rechnen ist.

Neckarsulm, 4. Oktober. In dem weingesegneten Erlenbach ist seil langer Zeit kein so guter Herbst mehr erwartet worden, wie Heuer. Die Stöcke sind nicht nur dicht belaubt, sondern auch mit einer sehr guten Frucht behängen. Die Stöcke sind durchweg gesund zmd die Trauben vollreif. Von dem zu erwartenden Neuen, etwa Herbst, erwartet man einen Ausstichwein. Einige Käufe sind bereits abge­schlossen.

Karlsruhe, 4. Okt. Mit wenigen Ausnahmen hat in den begünstigteren Lagen der Herbst in Breisgau und am Kaiserstuhl, sowie anderen Orts im badischen Lande be­gonnen. Die Menge bleibt hinter dem Durchschnitt zurück, während die Güte besonders gerühmt wird.