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^ 158.

Neuenbürg', Samstag den 5. Oktober 1907.

65. Jahrgang.

ZGunSschau.

Der Kaiser soll beabsichtigen, nach den Bei­setzungsfeierlichkeiten mit dem König von Würt­temberg an den Bodensee zu fahren, um dort einem Aufstieg des Zeppelinschen Luftballons beizuwohnen.

Karlsruhe, 3. Okt. DieKarlsr. Ztg." ver­öffentlicht die Trauerordnung für Montag, den 7. Oktober. Darnach findet in der Schloßkirche ein Gottesdienst statt. Darauf setzt sich der Trauerzug unter dem Geläute der Glocken und Kanonendonner in folgender Ordnung in Bewegung: Der Zug wird eröffnet durch Truppen. Es folgen die Geistlichkeit, die Flügeladjutanten des Großherzogs, die Träger der Insignien, dann der 6spännige Leichenwagen, zu beiden Seiten je zwei Kammerherrn, an den Ecken die vier das Bahrtuch tragenden Generale. Das Leibpferd des Großherzogs wird dem Sarg nach­geführt. Der Großherzog mit den Fürstlichkeiten wird dem Sarg folgen, das Gefolge schließt sich an. Es folgen die Angehörigen der Hofgesellschaft, die Abgesandten fürstlicher Personen, das diplomatische Korps und Vertreter fremder Staatsregierungen und Armeen, die behandelnden Aerzte, die Hofbeamten, das Präsidium des Reichstags und die Präsidenten und Mitglieder der Ständekammeru, die Staats­beamten, die kommandierenden Generale des 14., 15. und 16. Armeekorps, die militärischen Abord­nungen, die Bürgermeister und die Deputierten der Stadt Karlsruhe. Die sonstigen Abordnungen und die Dienerschaft, sowie eine Eskadron des Leib- Dragonerregiments beschließen den Zug. Sobald der Trauerzug an der Grabkapelle eingetroffen ist, wird der Sarg unter Vortritt des Oberkirchenrats Helbing vor den Altar gestellt. Die evangelische und die katholische Geistlichkeit folgt unmittelbar dem Sarg und nimmt in der Kapelle links Aufstellung. Der Großherzog mit den Fürstlichkeiten nimmt die Plätze rechts und links vom Sarge ein.

Berlin, 3. Okt. Dem Vernehmen nach wird dem Reichstag in seiner nächsten Session auch die Gesetzesvorlage der betr. die Abänderung des Z 833 des Bürgerlichen Gesetzbuches, betr. Tierhalter­pflicht, zugehen. Die Vorlage hatte bereits im vorigen Reichstag aufgelegen, ist aber infolge der Auflösung desselben nur bis zur ersten Lesung ge­kommen.

Berlin, 2. Okt. 'Wegen der Neugestaltung des Weingesetzes finden zur Zeit, wie dieVoss. Ztg." hört, kommissarische Verhandlungen zwischen dem Reichsamt des Innern, dem Reichsgesundheits­amt und den zuständigen preußischen Ministerien des Handels, der Landwirtschaft und des Kultus statt. Auch mit den an der Weinfrage besonders interessierten Bundesstaaten hat ein Meinungsaus­tausch stattgefunden. Es verlautet, daß diesmal im Gegensatz zu früheren Reformen von Grund aus eine Neugestaltung der ganzen Frage zu erwarten ist, die allen berechtigen Wünschen des Weinhandels gerecht werden soll. Man hofft den Entwurf noch vor Weihnachten dem Bundesrat vorlegen zu können.

Berlin, 2. Okt. Dem Berliner Tagblatt wird vom Reichspostamt bestätigt, daß die Reichspostver- waliung in Gemeinschaft mit der württembergischen und bayerischen Postverwaltung eine Aenderung des Telephontarifs dahin zu treffen beabsichtigt, daß die Paufchalgebühren gänzlich ausge­hoben und nur eine Gebühr für jedes Gespräch festgesetzt wird. Die Einführung der Neuerung ist zum Herbst nächsten Jahres zu erwarten.

Zur Durchführung des Gesetzes gegen die Verunstaltung von Ortschaften und landschaft­lich hervorragenden Gegenden sind die preußischen Regierungspräsidenten angewiesen worden, für die­jenigen Ortschaften, in denen dies angezeigt erscheint, Ortsstatute im Sinne des Gesetzes zu erlassen. Ferner ist von den beteiligten Ministerien des

Innern, der öffentlichen Arbeiten und der geistlichen Angelegenheiten eine sehr eingehende Anweisung zur Ausführung des Gesetzes ergangen.

Berlin, 4. Okt. Die Rücktransports aus Deutsch-Südwestafrika haben nunmehr wieder begonnen. Mit dem am 1. Oktober von Swakop- mund abgefahrenen Dampfer kehren 5 Offiziere, 1 Sanitätsoffizier, 1 Oberbeamter 71 Unteroffiziere und 349 Mannschaften in die Heimat zurück.

Baden, 4. Oktbr. Der Oberkommandierende der südwestafrikanischen Schutztruppe, Generalmajor v. Deimling, ist hier eingetroffen und hat im HotelDrei Könige" Wohnung genommen. Der General wird den Beisetzungsfeierlichkeiten in Karls­ruhe anwohnen.

Berlin, 3. Oktober. Der den Staatssekretär Dernburg auf seiner Reise durch Deutsch-Ostafrika begleitende Kommerzienrat Otto hat in der Gegend von Kilossa ungefähr 200000 Hektar Land be­legt, auf dem vorzugsweise Baumwolle, dann aber auch Sisal und Kautschuk gebaut werden soll. Bei dem gesamten Unternehmen sollen keine Ausländer Beschäftigung finden, sondern nur Deutsche angestellt werden. Herr Otto geht derDeutsch-Ostafrika-Ztg." zufolge mit dem Plan um, 100 bis 150 Ackerbauer und Spinnereiarbeiter-Familien hinauszubringen, um dieselben anzusiedeln.

Berlin, 3. Oktbr. Der Papst empfing, wie aus Rom gemeldet wird, gestern die Kapitel der Missionare vom heiligen Kreuz. Dabei hielt er eine neue Philippika gegen den Modernismus im Klerus, der ohne Nachsicht zu bekämpfen sei, da er die Re­ligion nicht minder gefährde als die Freimauerei und der Atheismus.

Berlin, 2. Oktbr. Der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie hat, wie er in seiner Korre­spondenz mitteilt, fliegende Rednerschulen in Verbindung mit den Organisationen des Reichsver­bands ins Leben zu rufen beschlossen, um den Be­darf an Rednern zu decken.

Die mit so viel Geräusch eröffnete Friedens­konferenz im Haag, für die das Interesse in der Oeffentlichkeit schon seit langem erloschen war, geht ihrem Ende entgegen. Die Kreise, die in ihr ein Mittel erblickten, einen bedauerlichen Zwiespalt zwischen dem Deutschen Reiche und anderen Staaten womöglich zu erweitern, sahen sich getäuscht, seit eine tiefgreifende erfreuliche Besserung in den deutsch­englischen wie in den deutsch-französischen Beziehungen sich bemerkbar machte. Die Friedensschwärmer aber, die von den Beratungen im Haag sich wirklich die allgemeine Abrüstung und den ewigen Frieden ver­sprachen, hatten angesichts der Haltung der Haupt­staaten längst alle auf die Konferenz gesetzten Hoff­nungen aufgegeben. Das Ergebnis der großen Veranstaltung sind einige dankenswerten Beschlüsse, die an sich durchaus geeignet sind, der Sache der Menschlichkeit und Gesittung zu dienen. Es hängt aber alles davon ab, wie sie von den verschiedenen Staaten im Ernstfälle durchgeführt werden. Im übrigen bleibt alles, wie vorauszusehen war, beim alten.

In Oesterreich-Ungarn stand die ablaufende Woche unter dem Zeichen eines Diplomaten­besuchs. Das Erscheinen des Großfürsten Wla­dimir ist jedenfalls weit weniger hoch einzuschätzen, als der Besuch seines Begleiters Jswolski, des russischen Ministers des Auswärtigen. Die offiziösen Verlautbarungen, die mit österreichischer Behendigkeit und Weitschweifigkeit an diesen Besuch geknüpft wurden, lassen erkennen, daß die zwischen Jswolski und dem österreich-ungarischen Minister des Aus­wärtigen, Frhr. v. Aehrenthal, gepflogenen Verhand­lungen hauptsächlich sich um die fernere Durchführ­ung des Mürzsteger Vertrags handelten, der bekanntlich die gegenseitigen Machtverhältnisse Ruß­lands und Oesterreich-Ungarns auf dem Balkan und dem weiteren Orient regelt. ' Die friedlichere Ge­

staltung der Weltlage dürfte demnach auch nach Osten hin Fortschritte erzielt haben, ebenso wie sie in unseren Beziehungen zu Frankreich eine eigen­artige, aber umso interessantere Blüte getrieben haben, nämlich den Vorschlag, deutsche Rente an der Pariser Börse einzuführen und zu handeln. Geld ist noch bindender als Blut, das bekanntlich dicker sein soll als Wasser. Wenn es den beteiligten Finanzgrößen, deren Einfluß auf die auswärtige Politik dadurch zu einem neuen Aufschwung kommen könnte, gelingt, den Plan durchzuführen, so würde das in der Tat eine wertvolle Bürgschaft für die ferneren guten Be­ziehungen zwischen den beiden Nachbarländern bedeuten.

Diepassive Resistenz" auf den öster­reichischen Eisenbahnen hat jetzt auch auf die Staatsbahnen hinübergegriffen. Es beteiligen sich gegenwärtig 70 000 Eisenbahnbeamte an der Be­wegung. Die Folgen machten sich sofort in Ver­spätungen der aus Deutschland kommenden Schnell­züge bemerkbar.

In Rußland beschäftigt sich die politische Welt mit den Dum «wählen. Bis jetzt kann man sich selbstverständlich kein Bild davon machen, wie die nach dem neuen Wahlsystem gewählte dritte Duma beschaffen sein wird. Gleichwohl hat es den An­schein, als ob in der neuen Volksvertretung die Linke in ziemlicher Stärke zurückkehren wird. Rußland aber wird nicht eher in eine gedeihliche Entwicklung kommen, als bis in die Duma Männer gesandt werden, die nicht bloß zu reden verstehen, sondern auch fähig und bereit sind, mit dem Monarchen zu­sammenzuarbeiten und positive Arbeit zu leisten.

Das Räuberunwesen in Rußland hat wieder einmal ein großartiges Stückchen gezeitigt. Ein von Odessa nach Kiew verkehrender Kurierzug wurde unterwegs von Räubern überfallen. Die­selben schossen einen Gendarmen nieder, verletzten zwei Passagiere durch Schüsse und sprengten die im Gepäckwagen befindliche Kasse. Aus letzterer ent­wendeten die Banditen 4900 Rubel in bar und Quittungen der Odeffaer Filiale der Reichsbank über einen Gesamtbetrag von 100000 Rubel. Die Banditen entkamen dann auf der losgekoppelten Maschine. Von Odessa aus wurden Kosaken zur Verfolgung der frechen Gauner ausgesendet. Unter­dessen sind bei Odessa sechs der Mitschuld an dem Eisenbahnüberfall verdächtige Personen verhaftet worden.

Lodz, 3. Okt. Nach den Bestimmungen des Generalgouverneurs sind aus der Zahl der im Zu­sammenhang mit der Ermordung des Fabrikanten Silberstein verhafteten Personen 127, darunter 13 Frauen, zur Verschickung in entfernte Gouver­nements verurteilt worden.

Präsident Roosevelt befindet sich auf einer politischen Rundreise durch einen Teil der West­staaten der Union, wobei er es natürlich nicht an öffentlichen Ansprachen fehlen läßt. Eine längere Rede hielt der Präsident in St. Louis, in ihr verbreitete er sich über die Notwendigkeit einer Ver­besserung des Wasserweges des Mississippi, über die amerikanische Flottensrage und über das Problem der obersten Kontrolle der großen Korporationen, namentlich der Eisenbahngesellschaften. Ferner haben zwei hervorragende Mitglieder des Washingtoner Kabinetts Auslandsreisen unternommen. ^Der Minister des Auswärtigen, Root, weilt in Mexiko und der Kriegsminister Taft hat auf seiner Welt­reise soeben Tokio besucht, wo er mit allen Aus­zeichnungen ausgenommen wurde. Vor seiner Wieder­abreise aus Tokio erklärte der Kriegsminister, der ihm gewordene großartige Empfang sei das positivste Zeichen, daß zwischen Japan und Amerika die besten Beziehungen beständen. Er hege die Zuversicht, daß die Beziehungen auch in Zukunft so bleiben werden.

Der Hafen von Port Arthur ist heute immer noch unzugänglich wegen der Dampfer, die