Dürrmenz-Mühlacker, 27. Sept. Das Ge­such der Kgl. Eisenbahnverwaltung, täglich bis 700 Kubikmeter Betriebswasser aus der Enz zu ent­nehmen, wurde genehmigt. Die auf Grund der neuen Gemeindeordnung, welche die Zahl der Ge­meinderatsmitglieder in Gemeinden I. Klasse auf 816 festsetzt, neu zu bestimmende Zahl derselben, wurde auf 12 belassen. Das Kassendefizit im Darlehenskassenverein hier soll 20000 Mk. be­tragen, die von Verwandten des Kassiers gedeckt sind.

Geislingen, 28. Septbr. Stadtschultheiß Häule in Weißenstein wurde gestern seines Amtes entsetzt. Unredlichkeiten im Amt sollen den Grund für seine Festnahme bilden.

Friedrichshafen, 29. Sept. Heute mittag */-12 Uhr unternahm Graf Zeppelin den vierten Aufstieg. An der Fahrt beteiligte sich Reichskom­missär Geh. Oberregierungsrat v. Lewald und Major Groß von der Militärluftschifferabteilung in Berlin. Trotz des stärkeren Windes (bis zu 9 m in der Sekunde) manövrierte das Luftschiff ohne Tadel. Die Fahrt wurde etwa nach einer Stunde unterbrochen, weil an der Kühlvorrichtung des Hin­teren Motors durch Lockerung einer Schraube eine kleine Störung entstanden war. Als es nicht gelang, den Defekt zu beheben, beschloß Graf Zeppelin den Abstieg. Da die herbeigerufene Dampfbarkasse Buchhorn das Luftschiff nicht schleppen konnte, wurde ein vorüberfahrender badischer Kursdampser zur Hilfeleistung signalisiert, welcher denn auch den Ballon in die Halle bugsierte. Von der beabsich­tigten zweiten Auffahrt wurde abgesehen, weil durch Havarie des SchleppdampfersBuchhorn" die Rück­kehr des Flugschiffes in die Halle verzögert wurde. Der nächste Aufstieg wird bestimmt am Montag erfolgen. Neu angekommen ist Fregattenkapitän Mischke aus Berlin.

Die Uebernahme der Zeppelinsche» Ballon» Halle durch das Reich.

Friedrichshafen, 27. September. Ein denk­würdiger Tag in der Geschichte des Graf v. Zeppe- linschen Unternehmens bildete der heutige Freitag, fand doch nachmittags 3 Uhr die offizielle Ueber­nahme der neuen schwimmenden Ballonhalle durch den Geh. Oberregierungsrat vom Reichsamt des Innern, Dr.. Lewald aus Berlin, im Auftrag des Deutschen Reiches statt. Dieses ungemein bedeut­ungsvolle Ereignis ist dem greisen, nimmermüden Erfinder ein wohlverdienter Lohn seiner rastlosen Tätigkeit, gepaart mit unerschütterlichem Vertrauen trotz der unsäglichen Schwierigkeiten, die sich ihm seit langer Zeit entgegengestemmt haben. Wir alle freuen uns mit ihm und gönnen ihm seine Erfolge von Herzen. Nachmittags ^/-3 Uhr fanden sich die zur Feier geladenen Gäste im Garten des Hotels zumDeutschen Haus" ein und wurden durch das Zeppelinsche Motorboot nach der neuen Luftschiffhalle gefahren. Dr. Lewald sprach im Auftrag des Staatssekretärs des Innern, Bethmann-Hollweg, und übernahm im Namen der Reichsverwaltung die neue Halle. Er bezeichnete dieselbe als großes

harmloser Naturfreunde, die es mit dem Altmeister hielten:

Röslein, Röslein, Röslein rot,

Röslein auf der Heiden

heute aber lugen verführerisch rotstrotzende Beeren hervor, als wollten sie zum Genüsse einladen Hagebutten. Ein Hollunderstrauch daneben beut in verschwenderischer Fülle seine schweren, blauschwarzen Trauben dar, ein sprechendes Sinnbild des Ueber- fluffes, und uns zu Füßen leuchtets wie Aeuglein hervor: die purpurnen Träublein der Preiselbeeren sind's, die hier menschenfern ein beschauliches Da­sein träumen. Und als wolle er zeigen, was er vermag, hat Maler Herbst sich noch einen letzten Trumpf aufgespart: die ganze weite Hochfläche jen­seits des Waldes hat er in ein einziges Rosameer verwandelt, das wunderbar absticht gegen das dunkle Grün der Tannen zur Seite und das lichte Blau des Himmels darüber: Erika, Heidekraut, des großen Kanzlers bescheidene Lieblingsblume! So mag es verstanden werden, wenn der Dichter, ergriffen vom Zauber der Herbstpracht, ausruft:

Sprüht der Herbst in tausend Farben,

Frisches Leben würzt die Luft,

Ob auch Frühlingsblüten starben,

Doch noch Blumen, doch noch Duft!

Wohl der Mai hat seine Wonne,

Stiller Knospen Seligkeit,

Doch der Herbst ist meine Sonne,

Und der Herbst ist meine Zeit!

'Ein anderer Dichter aber meint sinnig:

Licht und golden glänzt der Himmel,

Wenn die Welt zur Rüste geht,

Werk der deutschen Konstruktionskunst und entbot der Firma Buß u. Comp., namentlich aber auch dem Regierungsbaumeister Schaal, den das würt- tembergische Ministerium des Innern an das Reichs­amt des Innern zur Führung der Bauleitung ab­gegeben hatte, den besten Dank. Das Zeppelinsche Unternehmen sei eine Tat. welches jedes deutsche Herz mit Freude erfülle. Es sei ein Werk des Friedens. Ueber hundert deutsche Professoren hätten demselben ihr Interesse entgegengebracht und vor allem Staatssekretär Bethmann-Hollweg bringe ihm die wärmste Sympathie entgegen. In der deutschen Geschichte und Legende ist derReiter über den Bodensee" eine bekannte Persönlichkeit, Graf Zep­pelin, ein deutscher Reitersmann, hat ihm nun durch sein gelungenes WerkFlügel" gegeben. Redner schloß seine mit großem Beifall aufgenommene Rede durch einen Toast auf den deutschen Kaiser und den König von Württemberg. Hierauf wurde die schwarz-weiß-rote Reichsflagge mit der goldenen Kaiserkrone gehißt als Zeichen, daß die Halle von nun ab Reichseigentum ist. Graf Zeppelin und Reg.-Baum. Schaal übernahmen die Führung der Gäste durch die Halle und gaben die wünschens­werten Erklärungen über diese und. über das neue Luftschiff. Elftere hat eine Gesamtlänge von 150 Meter, eine Breite von 25 Meter und eine Höhe von 23 Meter. Sie ruht auf 38 eisernen Pontons, welche durch Querversteifungen fest zusammengefügt sind. Von der Halle unabhängig ist ein auszieh­barer eiserner Floß, 112 Meter lang und 7 Meter breit, bestehend ebenfalls aus 28 einzelnen Pontons. Die Gesamtkosten der Halle, welche durch Reichs­mittel gedeckt werden, belaufen sich auf rund 400 000 Mark. In der Halle ist auch eine Kraststation für elektrisches Licht aufgestellt. Die Halle selbst ist an einem 90 Meter langen, armdicken Drahtseil befe­stigt und dieses ist in einen auf dem Seegrund liegenden Betonklotz eingelassen.

Aus ^taSt. Bestrir uns U-ugedung,

Am 27. September ist von der Evang. Ober­schulbehörde eine Schulstelle in Asperg, Bezirks Ludwigsburg, dem Schullehrer Maier in Schwann übertragen worden.

Nagold, 27. Sept. Am 28. Oktober kommt vor der Zivilkammer des Landgerichts Stuttgart der Prozeß der Württ. Baugewerksberufs­genossenschaft gegen die Stadt Nagold zur Verhandlung. Die Baugewerks-Berufsgenossenschaft klagt auf Ersatz der von ihr an die Opfer der Hirschkatastrophe zu zahlenden Renten. Die Stadt, die gegen Haftpflicht versichert ist, überläßt den Prozeß dem Allgemeinen Deutschen Versicher­ungs-Verein. Auf den Ausgang des Prozeßes, der leider kaum vernarbte Wunden wieder aufreißt, ist man hier sehr gespannt. Zurzeit herrscht hier Mangel an Arbeitskräften, so daß sich die städtische Forstverwaltung genötigt sieht, für ihre Wald­arbeiten auswärtige Kräfte herbeizuziehen.

Nagold, 27. Sept. In unserem Nachbarort Rohrdorf wurden heute einige Partien Hopfen

Wenn der Wälder Laubgewölbe Hell in gold'nem Glanze steht:

Licht und golden sei dein Jnn'res,

Wenn dein Lebenstag sich neigt,

Und dein Geist, dem Staub entflohen,

Auf zur lichten Heimat steigt!

In der Tat ein treffendes Bild! Wohl zaubert uns Maler Herbst die farbenprächtigsten Gemälde auf Goldgrund vor die Augen. Aber sind es nicht die Züge eines Sterbenden, die aus all dem bunten Flitter, der uns umgibt, hervorlugen? Wie sehr auch die Pietät der Hinterbliebenen die sterblichen Reste eines teuren Familiengliedes in ansprechende Gewänder hüllen mag über die ernste Tatsache, daß das Leben aus der Hülle entweicht, vermag kein Flitterstaat hinwegzutäuschen. Auch dessen ist sich der Maler Herbst wohl bewußt. Als Nsmento mori, d. h. Mahnung an den Tod, setzte er eine Blume daneben aufs Gemälde, von der ein Dichter singt: Auf frischgemähtem Weideplatz Steht einsam die Zeitlose,

Den Leib von einer Lilie,

Die Farbe von einer Rose!

Und es ist Gift, was aus dem Kelch.

Dem reinen, blinkt sie rötlich

Die letzte Blume, die letzte Lieb'

Sind beide schön, doch tödlich!

Und ein anderer meint:

Deutlicher trägt keine Zeit Als der Herbst in seiner Schöne Dein Gepräg', Vergänglichkeit;

Farben, Strahlen, Düste, Töne,

Alles Echo nur und Hauch,

Und verschwindet von den Pfaden

von einem einheimischen Bierbrauer aufgekauft, der Ztr. zu 65 Mk. nebst Trinkgeld. Es sind nun alle Hopfen bis auf einige kleine Reste verkauft.

Deckenpfronn, 26. Sept. Seit ca. 3 Jahren wird der zweite Sohn des Schneiders und Mesmers K. hier vermißt. Letzten Freitag gerieten 2 Brüder des Vermißten, die in Stuttgart in Arbeit stehen, dort in einer Wirtschaft in Streit, in dessen Verlauf der jüngere den älteren des verbrecherischen Beiseite­schaffens beschuldigte. Untersuchung ist eingeleitet.

Pforzheim, 28. Sept. Der heutige Schweine­markt war mit 106 Stück Milchschweinen befahren, von denen 80 Stück das Paar zu 18 bis 29 ^ verkauft wurden.

vermischres.

Tatareneier. Man kocht ein Glas Rotwein, ein Viertel-Liter Wasser, in dem man fünf Gramm Fleischertrakt aufgelöst hat, mit feinen Kräutern und Gewürzkörnern eine Viertelstunde, gibt die Brühe durch ein Sieb und schlägt vorsichtig frische Eier in die Brühe, läßt sie erstarren, hebt sie heraus und legt sie, zierlich zurechtgeschnitten, auf eine Schüssel mit gerösteten Brotscheiben. Die Brühe verdickt man mit 50 Gramm mit Mehl durchkneteter Butter und gießt sie über die Eier.

Eingetrocknete Tintenflecke sind durch ein Chlorkalklösung zu entfernen. Diese Lösung greift übrigens die Leinwandfaser nicht an, wenn man die Sachen sofort nach Anwendung der Lösung durch eine Antichlorlösung zieht. Unterschwefligsaures Natron und Weinsteinsäure in Wasser aufgelöst, und die Leinwand alsdann tüchtig in lauwarmem Wasser ausspült.

Letzte Nachrichten u. Telegramm«

Berlin, 29. Sept. Der kaiserliche Hof legt von heute auf 4 Wochen Hoftrauer für den ver­storbenen Großherzog von Baden an.

London, 30. Sept. Der K. Hof legt für den verstorbenen Großherzog von Baden auf eine Woche Trauer an.

Antwerpen, 29. Septbr. Auf der Schelde fand zwischen einem Regierungsdampfer, der 700 Personen an Bord hatte, und einem Rheindampfer ein Zusammenstoß statt. Beide Schiffe sind gescheitert. Verunglückt ist niemand.

Brüssel, 29. Sept. Der Kassenbote Loyson aus Heer in Holland, der bei der Brüsseler Bank beschäftigt war, ist unter Mitnahme von 3 00000 Francs verschwunden. Sein Sohn, ein An­gestellter derselben Bank, war im letzten Jahr eben­falls wegen Veruntreuung mit 3 Jahren Gefängnis bestraft worden.

Paris, 29. Septbr. Die Regengüsse im Süden, besonders im Horaulte-Tal, dauern an. Die Ueberschwemmung nimmt zu. Es wird ge­meldet, daß die Rhone und Ardoche bei ihrem Zu­sammenfluß über die Ufer getreten sind.

Wie der leichte Sommerfaden Wie das letzte Blatt am Strauch.

Und es ist gut, daß Maler Herbst auch dieser Seite des Daseins Rechnung trug. Denn im Welken und Sterben liegt zugleich die Bürgschaft künftigen Auferstehens und Lebens. Darum mahnt unser Künstler zu frohem Genießen der lichten Gegenwart im Hinblick auf die ewig unveränderlichen Grund­gesetze im Natur- wie im Menschenleben, die im steten Wechsel von Vergehen und Werden das Walten der Vorsehung erkennen lehren:

Wohl ist es Herbst; doch warte nur,

Doch warte nur ein Weilchen!

Der Frühling kommt, der Himmel lacht,

Es steht die Welt m Veilchen!

Die blauen Tage brechen an;

Und ehe sie zerfließen,

Wir wollen sie, mein wack'rer Freund,

Genießen, ja, genießen!

Lieder-Rätsel.

Suche aus jeder der nachstehenden Liederzeilen ein Wort, und du findest den Anfang eines bekannten Liedes.

1. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten.

2. Was kann schöner sein.

3. Denn es hält ja so schwer, auseinandergeh'n.

4. Deutsches Herz, verzage nicht.

5. Ueb' immer Treu und Redlichkeit.

6. Nachtigall, Nachtigall, wie sangst du so schön.

7. Die Sterne, sie bleiben am Himmel nicht steh'nl