erfolgt. Das Gesetz bestimmt:Wer selbst oder in der Person seiner Angehörigen aus öffentlichen Armenmitteln unterstützt wird, kann, soweit dieses zur Beseitigung oder Verminderung der bestehenden Hilfsbedürftigkeit erforderlich ist, durch Beschluß der Kommission für das Armenarbeitswesen zur Ver­richtung einer seinen Kräften angemessenen Arbeit ungehalten werden. Weigert sich der Unterstützte, die ihm von der Kommission überwiesene Arbeit zu verrichten, so kann der Beschluß der Kommission durch Anwendung unmittelbaren Zwanges vollstreckt werden. Zu diesem Zwecke kann der Unterstützte auch gegen seinen Willen in einer Armenarbeits­anstalt untergebracht werden." Das Gesetz tritt am 1. Januar 1908 in Kraft.

Feuerbestattung auch in Preußen zu­gelassen! Der Hagener Feuerbestattungsverein erzielte am 25. September vor dem Bezirksausschuß Hagen ein obsiegendes Urteil. Die die Bestattung im Krematorium verbietende Polizeiverfügung wurde aufgehoben.

Der über Hamburg nach Uebersee gehende Auswanderer- und Passagierverkehr scheint in diesem Jahr einen außergewöhnlich großen Um­fang annehmen zu wollen. Wie die kürzlich ver­öffentlichte Halbjahrsstatistik dieses Verkehrs er­kennen läßt, haben in der Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni ds. Js. insgesamt nicht weniger als 112 000 Personen von Hamburg aus ihre Fahrt nach überseeischen Reisezielen angetreten. Diese Ziffer jerhebt sich weit über sämtliche bisherigen Ergebnisse. Sie läßt auch die im gleichen Zeit­räume der Jahre 1903 und 1906 erzielten, bis­herigen Höchstziffern der Auswandererstatistik (86 000 bezw. 85000 Personen) ein gutes Stück hinter sich zurück. Erfreulich ist es, daß die Zahl der Aus­wanderer deutscher Nationalität diese starke Auf- würtsbewegung nicht nur nicht mitmacht, sondern relativ sogar zurückgegangen ist. Sie machte im ersten Halbjahr 1906 ca. 11 v. H. (9500 Personen), im ersten Halbjahr 1907 dagegen nur 9 v. H. (10100 Personen) der gesamten Auswanderung über Hamburg aus.

Köln, 28. Septbr. Das heute nachmittag im Prozeß Roeren-Schmidt verkündete Urteil des Schöffengerichts lautet gegen Schmidt wegen öffent­licher Beleidigung des Privatklägers Roeren 100 Geldstrafe event. 10 Tage Gefängnis. Die bezüg­liche Nummer derNat.-Ztg." und derTägl. Rundschau", sowie die zur Herstellung des Artikels Offener Brief an Hrn. Landgerichtsrat Roeren" benutzten Platten und Formen sind unbrauchbar zu machen.

Die neue Woche (29. September bis 6. Ok­tober) in der Mannheimer Ausstellung beginnt am Sonntag mit dem Schlußtage der Hausindustrie- Ausstellung für Obst- und Gemüse-Verwertung. Am Freitag, 4. Oktober, ist große Illumination des Friedrichsplatzes und der Augusta-Anlage, und am Samstag wird zugleich mit der Großen Deutschen Handelsobst-Ausstellung die Große Internationale Obst-Ausstellung eröffnet, für die der Rosengarten

Maler Herbst.

Skizze von Dr. W. Eisell.

- (Nachdruck verboten.

Bunt sind schon die Wälder,

Gelb die Stoppelfelder,

Und der Herbst beginnt;

Rote Blätter fallen,

Graue Nebel wallen,

Kühler weht der Wind

bezeichnet mit diesen stimmungsvollen Versen der Dichter Salis-Seewis, der zu den sogen,poetischen Landschaftsmalern" gerechnet wird, den Herbst nicht unzutreffend als einen genialen Maler? Als solcher hat er nicht nur einen unerschöpflichen Reichtum von Farben auf seiner Palette, sondern was noch mehr besagen will, er weiß sie auch zweckentsprechend zu verwenden. Da sehen wir das Gold der Stoppel­felder, das in allen Abtönungen leuchtende Rot ersterbender Blätter, das graue Gemisch wallender Nebel und das wundersam bunte Kolorit sich leise entfärbender Haine! In der Tat, unter allen Jahreszeiten trägt keine eine so ausgeprägte Maler­physiognomie wie der Herbst, und nie während des ganzen Jahreslaufes gleicht die Natur so täuschend einem farbensatten Gemälde oder genauer einer leibhaftigen Gemäldeausstellung, wie im Herbste. Das beste aber dabei ist, daß wir hier alle un­entgeltlich Eintritt haben und uns nach Herzenslust an - den farbenprächtigen Bildern weiden können. Gleich beim Eintritt fällt uns ein entzückendes Ge­mälde in die Augen. Ein in Rosettenform gehal-

reserviert ist. Vom 5. bis 9. Oktober findet dann auch noch eine Wochen-Ausstellung statt. Billige Tage sind Mittwoch, 2. und Sonntag, 6. Oktober. Am letztgenannten Tage findet im abessynischen Dorfe eine Hochzeitsfeier zwischen zwei Eingeborenen und im Vergnügungspark großes Schlachtenpotpourri statt.

Einbrecher drangen nachts in die Landeskasse in Werdau in Sachsen ein. Die Geldschränke wurden gesprengt und 18000 Mark geraubt.

Villingen, 27. Sept. Der Weinhündler und Gemeinderat Bechert hier wurde heute vom Schöffen­gericht wegen Weinfälschung und Betrugs zu 450 -/A Geldstrafe verurteilt. Er hatte im Vor­jahre den Bedarf an Wein für das Spital zu ver­mitteln; der Wein fiel aber dermaßenversüßt" aus, daß er den hochangesehenen Mann unter Anklage brachte. Der Verurteilte wird Berufung einlegen. Der Wein wird gerichtlich eingezogen.

Florenz, 28. Sept. Die frühere Gräfin Mon- tignoso, jetzige Frau Toselli, und ihr Gemahl sind mit der kleinen Prinzessin Monika heute früh aus Mailand hier eingetroffen und nach Fifololo weiler­gereist.

Die Ueberschwemmungen, die das Depar­tement Hsrault in Südfrankreich und die Provinz Malaga in Südspanien heimgesucht haben, stellen sich nach den neuesten Nachrichten als ganz entsetzliche Katastrophen heraus.

Paris, 27. Sept. Die Umgegend von Beziers wurde durch den gestrigen Wolkenbruch furchtbar heimgesucht. In Servian ist Verlust von Men­schenleben zu beklagen. Der Schaden im gesamten Departement Hsrault beträgt mehrere Millionen. Es wurden mehrere Brücken zerstört, unter anderen auch die Metallbrücke zwischen Montagnac und Pözenas. Aus Montpelier wird gemeldet, daß der Austritt des Lezflusses in Montferrier und anderen Dörfern schweren Schaden angerichtet haben.

Malaga, 28. Septbr., Infolge der Ueber­schwemmungen sind 2000 in Erdgeschossen gelegenen Wohnungen nicht bewohnbar, wodurch 12 000 Per­sonen obdachlos sind; im allgemeinen hat sich jedoch die Lage gebessert. Im Stadtviertel Perchel und Trinidad dauern die Einstürze fort. In einer Stall­ung wurden 40 Pferdeleichen gefunden. Die Gen­darmeriekaserne verlor sämtliche Möbel, die Tabak­fabrik ist überschwemmt. In Calle San Julian riß die Flut sämtliche Särge eines Sargladens weg. Auch ein Juwelierladen wurde gänzlich verwüstet. Die Dörfer Velez, Malaga, Cartanea, Campillos, Pinanco, Alora, Almogia, Alameda, Colmenar, Tavaradinos, Casa Beneja, Benamargosa und Pe- riana sind größtenteils zerstört. Die Badeanstalt in Periana ist eingestürzt und die gesamten Insassen kamen um. Ein Güterzug wurde unter dem Schlamm vergraben. Die Eisenbahn Bobadilla-Algeciras ist an acht Stellen unterspült. Die Landstraße Malaga- Granada ist ungangbar, die Eisenbahnbrücke bei Campillo zwei Meter weit fortgeschwemmt. In Barcelona steht ein Teil der unteren Stadt unter Wasser.

tenes, mit Spätastern, Levkoyen und Dahlien be­pflanztes Beet ist es, das in seiner Farbenzusammen­stellung geradezu berückend wirkt. Der Künstler hat es hier verstanden, die scheinbar einander wider- streitenden Farbentöne zu einer harmonischen Sym­phonie zu vereinen. Rot in allen Abstufungen, vom grellsten Ziegelrot bis zum dunkelsten Purpur, daneben Blau im lichtesten, himmelblauen Glanze bis zum tiefsten, dem unergründlichen Gebirgssee eigenen Kolorit, dann Gelb, schillernd wie gleißendes Gold, strahlend wie blinkende Sterne, ins Rötliche spielend wie die aus dunklem Laube hervorleuchtende Orange, zwischenhinein im Weiß der Unschuld ge­badete Blütensterne, alles übersponnen von einem grünen Blätternetz, das in seiner Vielgestaltigkeit den wahren Architekten im Maler verrät. Aber dies Gemälde ist nicht einmal das Meisterwerk unseres Künstlers, wir möchten es eher als ein Ge­sellenstück bezeichnen. Wer den Maler Herbst in seiner ganzen Meisterschaft bewundern will, der ver­lasse den Vorraum seines Ateliers, die kunstgerechten Gärten unserer Städte, und wandere hinaus in den stillen, schweigsamen Hain, wenn leise Blatt um Blatt vom Baume sich zu lösen beginnt und es wie heimliche Wehmut in den Wipfeln flüstert hier ist des Malers intimste Werkstätte, sein eigentliches Arbeitszimmer, das Heiligtum seines Schaffens. Seine ganze Genialität offenbart er hier darin, daß er nach dem Vorbilde alter Meister, deren Gemälde noch in ehrwürdigen Kirchen unsere Be­wunderung erregen, auf Goldgrund malt. Golden

Württemberg.

Stuttgart, 28. Sept. Finanzminister Dr. v. Zeyer ist aus dem Urlaub zurückgekehrt und hat seine Amtsgeschäfte wieder übernommen.

Stuttgart, 29. Sept. (Vom Volksfest.) Dank dem schönen Wetter war der Besuch am 2. Volksfesttag ein sehr starker. In den Wirtschaften ging es hoch her, auch die Schaubuden- und Karussel- besitzer machten glänzende Geschäfte. Im Hausier­handel florierte das Geschäft mit Ansichtskarten, doch zeigte sich wenig Originelles, auch an Scherzartikeln wurde nichts besonderes feilgeboten. Die Sanitäts­wache mußte mehrfach eingreifen, doch waren es meistens nur unbedeutende Unfälle, die hauptsächlich durch die große Hitze veranlaßt wurden. Am 1. Volksfesttag wurde ein Italiener von einem Lands­mann nach vorausgegangenem Wortwechsel durch Messerstiche schwer verletzt. Der Täter ist verhaftet. Nachmittags fanden im Kreis die Heuer zum erstenmal veranstalteten Turnübungen und Jugend­spiele statt, wobei etwa 2000 Schüler der verschie­denen Lehranstalten mitwirkten. Erschienen waren Kultusminister v. Fleischhauer, Präsident v. Sand­berger, mehrere Oberstudienräte und verschiedene Offiziere, sowie die bürgerlichen Kollegien. Zunächst wurden von etwa 1000 Schülern Freiübungen aus­geführt, die pünktlich und glatt von statten gingen. Dann folgten verschiedene Spiele wie Tauziehen mit Wettlauf, Barlauf, Fußballwettspiel. Dann reihte sich ein Preiswettlauf und ein Eilbotenlauf an. Die ganze Schuljugend lief in Abteilungen von 15 und die zwei ersten von jeder Abteilung erhielten als Preis die einbändige Ausgabe von Schillers Werken. An alle Teilnehmer wurden zum Schluß Denk­münzen verteilt, auch wurde ihnen ein Vesperbrot gereicht.

Ulm, 28. Sept. Im Barakenlager Mün- sittgen ist Farbstoff in das Abwasser verbracht worden und es zeigte sich einige Tage darauf das Wasser der Schmiech dunkelgrün gefärbt, womit der Beweis erbracht ist, daß die Münsinger Ab­wasser in die Schmiech durchsickern. Die Schmiech- tal-Bewohner, die bisher ihr Trink- und Kochwasser aus der Schmiech schöpften, werden nach dieser Ent­deckung wohl für eine andere Trinkwasserbeschaffung Sorge tragen müssen.

Ulm, 26. Septbr. Heute ist mit dem Bezug der neuen Arbeiterwohnhäuser droben am Römerweg begonnen worden. Die neue Kolonie, die dritte, die die Stadt erbaute, besteht meistens aus hübschen Doppelwohnhäusern, deren Aeußeres abwechslungsreich gestaltet wurde. Sie enthalten zwei Zimmer und Küche im Wohnstock und zwei Zimmer im Dachstock. Zwei Häuser haben vier Wohnungen, die mit den Rückwänden und einer Seitenwand zusammenstoßen. Im ganzen sind in vier Häuserreihen 48 Wohnungen eingerichtet. Der Preis eines Hausteils betrügt etwa 7000 Mk., von denen ein Zehntel anbezahlt, der Rest mit 4 ^/ 4 °/» verzinst werden muß. Die gesund gelegenen, von Gärtchen umgebenen Häuschen fanden zahlreiche Liebhaber, namentlich unter den Eisenbahnangestellten.

klar über uns das lichte Himmelsgewölbe, das hier und dort durch das im Schimmer der Abendsonne goldverklärte Laubdach der Bäume lugt, und um uns her ein wogendes Blättermeer von purem Golde. Der Dichter hat recht:

Das Grün des Frühlings mühte Sich mit vergeb'nem Müh'n,

Ganz aufzugeh'n in Blüte,

In Gold und Purpurglüh'n.

Was nicht dem Lenz gelungen Am grünen Lebensstrauch,

Das hat der Herbst errungen Mit seinem Todeshauch.

Nicht einz'le Purpurdolden,

Nicht gold'ne Sternlein matt:

Die ganze Welt ist golden,

Und Purpur jedes Blatt.

Und auf diesem Goldgründe zaubert unser Künst­ler die entzückendsten Gemälde hervor. Die alte knorrige Eiche hält noch eigensinnig ihr grünes Sommerkleid fest., als wolle sie sagen: Mir, der stolzen Königin der Wälder, geziemt das Kleid der Mächtigen, die Farbe der nie ersterbenden Hoffnung, die nichts vom Welken und Wanken, von Tod und Verwesung weiß! Der Spitzahorn ist im Begriffe, sein lichtgrünes Gewand mindern ernsten braunen zu vertauschen, und die Buche neben ihm prangt bereits im rotgoldenen Herbstkleide, das ihr ganz vortrefflich zu Gesicht steht, während die Birke, die es offenbar sehr eilig hattte, sich über und über be­reits in ihren goldenen Schleier gehüllt hat. Sieh da zur Linken jenen in Gold und Rot gekleideten Strauch! Einst trug er wilde Rosen, das Entzücken